Bücherregal lädt …
The Midnight Library
304 Seiten

"Between life and death there is a library", she said. "And within that library, the shelves go on for ever. Every book provides a chance to try another life you could have lived. To see how things would be if you had made other choices... Would you have done anything different, if you had the chance to undo your regrets?" (S.29)

"Librarians have knowledge. They guide you to the right books. The right worlds. They find the best places. Like soul-enhanced search engines." (S.84)

She didn't want to be confronted with that long interminable list of mistakes and wrong turns again. She was depressed enough. And besides, she knew her regrets. Regrets don't leave. They weren't mosquito bites. They itch for ever. (S.85)

[Live] isn't simply made of the things we do, but the things we don't do too. (S.111)

Nora Seed, findet sich nach einem Suizidversuch in einer magischen Bibliothek wieder. In der Mitternachtsbibliothek steht jedes Buch für eine andere Versions ihres Lebens, basierend auf verschiedene Entscheidungen, die sie hätte treffen können. So versucht sie diverse ihrer Parallelleben aus, bleibt mal kürzer mal länger in diesen, auf der Suche nach dem für sie passenden Leben, nach ihrem Glück und ihrem Sinn des Lebens.

Ein sehr schönes, sanftes und warmes Buch. In der Geschichte liegt sehr viel Verzweiflung, aber auch Hoffnung. Vorallem hat mir gefallen, dass sie selbst dazu anregt, über das eigene Leben und die möglichen Abzweigungen nachzudenken. Wie wäre mein Leben verlaufen, hätte ich damals xy anstelle von yz gemacht? So spannend, diese Überlegungen! Das Ende fand ich persönlich ein wenig zu cheesy.

Die scheusslichsten Länder der Welt - Mrs. Mortimers übellauniger Reiseführer
243 Seiten

Favell Lee Mortimer war eine englische, streng gläubige Autorin von Kindersachbüchern und lebte von 1802-1878. Zwischen 1849 und 1854 veröffentlichte sie übellaunige Reiseberichte, die voller Fremdenfeindlichkeit sind - und damals kaum Beachtung fand. Todd Pruzan stiess per Zufall auf diese und stellte sie zu einem Buch zusammen, welches 2005 herauskam.

Mortimer kommentiert die Essgewohnheiten, die Wohnsituationen, das Aussehen und die kulturellen Unterschiede der Bevölkerung verschiedener Länder. Alle, die nicht protestantisch leben, verurteilt sie als gottlos. An kaum einem Land und seiner Bevölkerung findet sie wirklich Gefallen. Das Besondere: Mortimer hat England nur zweimal verlassen, einmal als sie Schottland besuchte (und einmal, da bin ich mir nicht mehr ganz sicher, Belgien?). Die Länder, von denen sie schrieb, kannte sie daher nur aus anderen Erzählungen. Ihre Beschreibungen stecken voller Vorurteile und politischer Inkorrektheit.

Besonders interessiert hat mich natürlich ihren Bericht über die Schweiz. Sie kommt in ihrem Buch sehr gut weg, so positiv schreibt sie über kaum ein anderes Land. Über die Schweiz schreibt sie u.a. folgendes:

Es gibt in Europa kein so schönes Land wie die Schweiz; es ist ein Land der hohen Berge und tiefen Täler, der reissenden Flüsse und rauschenden Wasserfälle. [... ] Wenn man durch die Dörfer wandert, wird man oft arme Kinder erblicken, die mit gesenkten Köpfen, rollenden Augen und offenem Mund am Strassenrand sitzen. Was ist los mit ihnen? Das sind Dorftrottel. Sie haben kaum ein Fünkchen Verstand. [...] Man sollte sie nicht verhöhnen oder verachten, denn auch sie haben eine unsterbliche Seele, und manche von ihnen können zu Gott beten, auch wenn sie nicht arbeiten oder lesen können. [...] Die Protestanten haben eine der schlechten Angewohnheiten der Katholiken übernommen; sie amüsieren sich am Sonntag. Sogar die armen Leute aus den Bergen gehen am Sonntagabend zu den Gaststätten hinunter und trinken Wein; und auch wenn sie sich nicht betrinken, so sollten sie überhaupt nicht dort sein. (S.95-97)

Zu Beginn fand ich es sehr spannend, über verschiedene Länder zu lesen, wie sie Mitte des 19. Jahrhunderts von der Autorin beschrieben werden, wie über die einzelnen Nationen geurteilt wird. An Fremdenfeindlichkeit sind die Texte nicht zu überbieten. Ungläubig, dass sowas früher nicht nur gedacht, sondern auch ohne Konsequenzen vertextet werden konnte, las ich die einzelnen Reiseberichte. Es ist irgendwie so absurd, dass ich nur darüber lachen konnte - das Lachen blieb mir aber oft beinahe im Hals stecken. Mit der Zeit wurde das Buch aber ziemlich langatmig. Ihre Verurteilungen wiederholen sich, überall die Bettler und Gottlosen, die Taugenichten und Faulen. Frau Mortimer war sicherlich eine sehr verbitterte Frau. :)

Orbital
144 Seiten

The thoughts you have in orbit are so grandious and old. Think a new one, a completely fresh unthought one. But there are no new thoughts. They‘re just old thoughts born into new moments - and in these moments is the thought: without that earth we are all finished. We couldn’t survive a second without its grace, we are sailors on a ship on a deep, dark unswimmable sea. (S. 8-9)

Up here, "nice" feels such an alien word. It's brutal, inhuman, overwhelming, lonely, extraordinary and magnificent. There isn't one single thing that is nice. (S.17)

Our lives here are inexpressibly trivial and momentous at once [...]. Both repetitice and unprecedented. We matter greatly and not at all. To reach some pinnacle of human achievement only to discover that your achievements are next to nothing and that to understand this is the greatest achievement of any life, which itself is nothing, and also much more than everything. Some metal separates us from the void; death is so close. Life is everywhere, everywhere. (S.121)

Zwei Austronautinnen und vier Astronauten schweben in einer Raumstation durchs All und umkreisen in 24 Stunden die Erde sechzehnmal, alle 90 Minuten. Das Buch dauert genau 16 Umlaufbahnen, 24 Stunden. Die Autorin lässt die Lesenden in diesen 24 Stunden teilhaben am Alltag dieser Astronaut:innen. Wie sie auf engstem Raum schlafen, essen, arbeiten - und immer wieder die Erde von oben beobachten. Im Laufe der Geschichte wird auch immer wieder ein bisschen aus dem "erdischen" Leben von den Astronaut:innen erwähnt. Doch meist bleibt die Autorin in der Raumstation, bei den sechs Astronaut:innen, die sich für uns in einem absolut unvorstellbaren Alltag bewegen, fernab ihrem Zuhause und fernab jeglichem Zeitgefühl - und sich kleinen und grossen Fragen stellen, mit einer ganz speziellen Sichtweise auf unseren Planeten.

Wie unglaublich poetisch dieser Roman ist! Ich war ganz fasziniert davon, wie Samantha Harvey es schafft, mich als Leserin ins All mitzunehmen, mich ganz nah bei ihren Protagonist:innen zu lassen. Und wie sie ihre philosophischen Gedanken in wunderschöne Sätze bettet. Wie faszinierend der Blick von oben auf unseren Planeten ist - und das nur anhand ihren Beschreibungen. Der Roman lässt einem wieder ganz bewusst werden, wie wir unserem Planeten unbedingt Sorge tragen müssen. Das Buch hat mich ganz verzaubert, und das, obwohl mich die Raumfahrt bislang nicht begeistern konnte.

When God was a rabbit
341 Seiten

" 'Nothing stays forgotten for long, Elly. Sometimes we simply have to remind the world that we're special and that we're still here.' " (S. 115)

"I looked at my body in the mirror, a body I'd once disowned with the currency of scorn. It had never been good enough - not for me, not for others - but that night, it looked beautiful, it looked strong, and that was enough." (S.214)

Winman erzählt die Geschichte von Elly aus der Ich-Perspektive, vom Zeitpunkt ihrer Geburt bis weit ins Erwachsenenalter. Sie erzählt die Geschichte von der Beziehung zwischen Elly und ihrem Bruder (die mich zutiefst berührte). Sie schreibt über den liebevollen und berührenden Umgang ihrer Familie untereinander, über tiefe Freundschaften und Verluste, über tragische Ereignisse, die ihr oder nahestehenden Personen widerfahren. Vor allem aber geht es um die Liebe verschiedenster Art.

Ein hochberührendes, wunderschön erzähltes, oft sehr trauriges, aber auch hoffnungsvolles Buch, ich durchlebte eine Achterbahnfahrt der Gefühle, lachte und vergoss Tränen. Sehr zu empfehlen!

Abbitte
533 Seiten

"War eine Geschichte zu Papier gebracht, schienen die Blätter vor lauter Leben in ihrer Hand zu beben. Selbst ihrer Ordnungsliebe konnte sie frönen, liess sich mit Worten doch jedes Chaos in geregelte Bahnen lenken." (S.15)

"Diesmal hielt sie kurz inne, schaute aus dem Fenster in die Dämmerung hinaus und fragte sich, wo ihre Schwester sein mochte. Im See ertrunken, von Zigeunern vergewaltigt, von einem Auto angefahren, dachte sie ganz routiniert, war es doch ein verlässlicher Grundsatz, dass nichts je so geschah, wie man es sich vorstellte, weshalb ihr dies als wirksame Methode galt, das Allerschlimmste schon einmal auszuschliessen." (S.146)

Den Film bereits länger her gesehen, nun endlich das Buch gelesen. Ein grandioses Buch, ich konnte es kaum auf die Seite legen.

Die Mauer
320 Seiten

"Was auch immer es war, Möwen sind noch viel widerlicher. Glaub mir. Sie schmecken ranzig und bitter. So ekelhaft, wie man es sich nur vorstellen kann. Eine Mischung aus Wildvogel und Fisch. Und dann sind sie auch noch schrecklich zäh. Und wenn man seine Zähne hineingräbt, fliesst der Saft heraus. Blut, Salz, Ente, Fischöl. Man bekommt es kaum hinunter. Und ich rede gerade davon, wie es schmeckt, wenn man sie kocht. Aber wir können hier kein Feuer benutzen und müssen sie daher roh essen. Das ist noch viel schlimmer."

Sehr dünne Sprache, die Charakteren blieben mir egal, die Geschichte fand ich flach. Das Buch hat mich gar nicht überzeugt, dabei hätte der Plot durchaus Potenzial.