Hin und her auch in der Nacht: Wenn das Kissen nie so liegt, wie es liegen soll. Die Unruhe, die Ängste, die Ungewissheit. Und dazu die Träume, in denen alle vorkamen, die nicht eingeweiht waren, aber dennoch betroffen sein würden, Mutter, Freundinnen, Freunde. Träume, in denen sich die Bilder von hüben und drüben vermischten, Träume, in denen wiederkehrte, was noch gar nicht geschehen war. (S.34)
1965 lernen sich die Mutter des Autoren (eine Studentin aus der DDR) und sein Vater (Student aus der Schweiz) in der DDR kennen. Sie verlieben sich und entscheiden schon bald, dass sie ihr Leben gemeinsam in der Schweiz verbringen wollen. Als klar ist, dass es keinen legalen Weg gibt, wie sie ihm in die Schweiz folgen könnte, schmieden sie einen filmreifen Fluchtplan.
Völlig gebannt habe ich die Geschichte regelrecht verschlungen. Es ist sowohl Krimi als auch Liebesgeschichte, unglaublich berührend, wie Strässle die Geschichte seiner Eltern erzählt. Eine Fluchtgeschichte, die sich auch auf der Kinoleinwand gut machen würde! Fasziniert und beeindruckt zugleich bin ich von dieser Geschichte, von diesem Mut und Einfallsreichtum, die die beiden jungen Verliebten an den Tag legten. Wie schön, dass alles gut ging! Und das ist kein Spoiler, denn von einem Happy-End war ja auszugehen, immerhin war es ja der Sohn, der dieses Buch schrieb! :) Sehr zu empfehlen! Sehr interessant natürlich auch den historischen Aspekt.
Eine ungarische Adels-Familiengeschichte, die sich über ein halbes Jahrhundert erstreckt und drei Generationen begleitet. Die Geschichte beginnt 1900 mit der Geburt von Lajos von Lázár. Seinem Vater Sándor ist der Junge von Beginn an nicht geheuer, unbewusst scheint er zu ahnen, dass er nicht von ihm ist. Lajos' Mutter ist depressiv, sein Onkel geisteskrank, seine Schwester erfährt im Wald Traumatisches. Sein Vater verfällt dem Alkohol, die einst adlige Familie verliert an Glanz. Auch Lajos's Sohn Pista fällt es schwer, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden. Die Geschichte führt durch beide Weltkriege und den Volksauftand in Ungarn, sie beginnt im Budapester Waldschloss als wohlhabende Adelsfamilie und endet mittellos auf der Flucht in die Schweiz.
Ein Generationenroman einer ungarischen Adelsfamilie, der mich ab der ersten Seite gefesselt hatte. Nelio Biedermann ist ein sehr spannender und dichter Roman gelungen (auf der eigenen Familiengeschichte beruhend), in einer grossartigen Sprache geschrieben. Was mir besonders gefiel: Es geht auch sehr viel um die Frage nach Männlichkeit, um Feminismus, um psychische Krankheiten. Die Geschichte mag vielleicht nach der Hälfte etwas abflachen. Und das Ende fand ich jetzt ein wenig zu kitschig und platt. Aber nichtsdestotrotz ein tolles Buch, welches ich ratzfatz durchgelesen hatte.