An verschiedenen Orten in Bayreuth brechen plötzlich Feuer aus, die die Stadt und ihre Bewohner bedrohen. Hauptkommissar Georg Vandendaele startet zwar die Ermittlungen, kommt aber nicht wirklich weiter. Dafür fallen Emma Schiller, einer Journalistin und ehemaligen Polizistin, auf, dass sich an den Tatorten Noten finden, die sie jedoch nicht entschlüsseln kann. Sie nimmt die Hilfe von Professorin Azar Alt an und entdeckt, dass die Morde in Zusammenhang mit Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ stehen …
Ich wollte mal ein neues Genre ausprobieren und las auf Empfehlung hin deshalb diesen (inzwischen vergriffenen) Kriminalroman. Insgesamt fand ich ihn ganz nett, habe aber gleichzeitig festgestellt, dass ich Krimis im visuellen Medium lieber mag als Krimis im schriftlichen Medium. Gerade die Teile mit Vandendaele, die sich mit den Ermittlungen beschäftigten, fand ich teils sehr langatmig, während mir die Szenen mit Emma Schiller und Azar Alt sehr gut gefielen, auch wenn letztendlich alle Charaktere recht blass blieben.
Die historischen Bezüge zu Wagner und seinem Opernzyklus waren gut umgesetzt und für mich interessant zu lesen, während die Untersuchungen in Bayreuth aufgrund der Tatsache, dass ich diesen Ort noch nie besucht habe, ihre Wirkung nicht vollständig entfalten konnten – was aber natürlich nicht die Schuld der Autorin ist.
Ich bin letztendlich froh, diesen kleinen Exkurs unternommen zu haben, bin mir aber nicht sicher, ob ich mich ein weiteres Mal auf die pure Krimi-Schiene begeben werde. Diesen Krimi würde ich ohnehin nur Menschen empfehlen, die Fan von Wagner sind und/oder einen Bezug zu Bayreuth haben; für alle anderen ist er insgesamt ganz nett zu lesen, aber definitiv kein Muss.
Faye hat nur zwei physische Erinnerungen an ihre verstorbene Mutter: Einen alten Karton, und ein Bild davon, wie sie als Kind hineinstieg. Als sie den Karton eines Tages auf ihrem Dachboden entdeckt, steigt sie spontan hinein – und fällt hindurch in die Vergangenheit, als sie selbst sechs Jahre alt und ihre Mutter noch am Leben war. Plötzlich bietet sich ihr nicht nur die Möglichkeit, ihre Mutter als Mensch kennenzulernen, sondern auch, herauszufinden, wie sie damals ums Leben kam …
Helen Fisher hat einen sehr flüssigen, hübschen Stil, der es leicht macht, die Geschichte in kurzer Zeit zu lesen. Die Beziehung zwischen Faye und ihrer Mutter ist dabei natürlich ein besonderes Highlight; ihre Interaktionen sind sehr intensiv beschrieben und haben ein melancholisches Gefühl in mir geweckt, weil die Autorin es wunderbar schafft, Fayes Gefühle den Lesern nahe zu bringen. Aus diesem Grund gehörten die Kapitel, die während der Vergangenheit spielten, zu meinen liebsten.
Aber auch die Gegenwart wartet mit sympathischen Figuren auf, speziell Fayes Ehemann Eddie und ihr bester Freund Louis. Beide sind mir im Lauf der Geschichte sehr ans Herz gewachsen. Zwar gibt es noch andere Charaktere, die durch ihre Liebenswürdigkeit hervorgestochen sind, aber Eddie und Louis waren durch ihre Screentime noch mal etwas Besonderes.
Die Regeln der Zeitreise folgen hierbei interessanterweise der „Stable Time Loop“, also der Annahme, das man nichts ändern kann, sondern alles, was man in der Vergangenheit tut, längst geschehen ist. Das Ende des Romans hat die Geschichte in diesem Sinne perfekt abgeschlossen, aber dafür ihre Botschaft (Loslassen und die Vergangenheit akzeptieren) nicht so gut umgesetzt, wie ich es gehofft hatte. Ich kann hier nicht mehr verraten, ohne zu spoilern, aber ein melancholischeres Ende hätte mir persönlich besser gefallen.
Zuletzt ist es erwähnenswert, dass es auch viele Diskussionen über Gott und seine Existenz gibt, weil Eddie, Fayes Ehemann, angehender Pfarrer ist, sie selbst aber nicht an Gott glaubt. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie Atheisten diese Diskussionen bewerten würden; mich persönlich haben sie nicht gestört, doch kann ich nicht beurteilen, ob das anderen Lesern genauso ginge.
Letztendlich hat mir die Geschichte trotz ein, zwei kleinerer Schwächen sehr gut gefallen; wer Zeitreisen und vor allem eine gute Mutter-Tochter-Beziehung mag, findet hier eine wunderschön geschriebene Geschichte, die davon abgesehen noch ein wenig mehr zu bieten hat. :)
In „Die Kunst des digitalen Lebens“ listet Rolf Dobelli mehrere Argumente dafür auf, warum man auf News verzichten sollte. Als jemand, der selbst kaum News konsumiert, bestärkte er mich damit in meinem Entschluss, das weiter so zu halten (und allgemein den Konsum Sozialer Medien einzuschränken).
Einige der Argumente, die er anbrachte, nutzte ich bereits selbst (vor allem, dass News im Grunde Zeitverschwendung sind, die für das eigene Leben nichts nützen), aber davon abgesehen gab es noch viele, viele weitere gute Gründe, auf News zu verzichten, die mir bisher gar nicht so bewusst waren und die nur umso mehr verdeutlichten, wie schädlich News und wie viel besser lange, ausführliche Artikel zu einem Thema sind.
Insofern war die Lektüre für mich vielleicht nicht unbedingt notwendig, aber dennoch sehr bereichernd, wenn es darum geht, meinen News-Verzicht vor anderen zu verteidigen. Ob News-Junkies sich von Dobellis Argumenten überzeugen lassen, ist dagegen schwerer zu sagen – schließlich gehört es zu unseren Denkfehlern, konsequent alles auszublenden, was gegen die eigene Meinung spricht.
An der Qualität seiner Argumente ändert das natürlich nichts, weshalb ich letztendlich eine Leseempfehlung ausspreche – sowohl an diejenigen, die bereits auf News verzichten (weil es gut ist, sich regelmäßig in Erinnerung zu rufen, warum man es tut) als auch an diejenigen, die diesen Weg erst noch beschreiten müssen. Ich hoffe, es funktioniert.
„Die sechs Kraniche“ ist ein Fantasyroman, der selbstverständlich auf „Die sechs Schwäne“ basiert und die verschiedenen Elemente des Märchens auf eigene Weise interpretiert. Referenzen sind natürlich vorhanden, aber letztendlich verleiht Elizabeth Lim dem Märchen einen eigenen Anstrich, der mir insgesamt sehr gut gefallen hat.
Shiori war eine recht gute Protagonistin, aber am meisten hat mir eindeutig Takkan, ihr Zukünftiger, gefallen. Es ist einfach schön, einen Love Interest in einem Romantasy-Roman zu sehen, der freundlich, zuvorkommend und liebenswürdig ist, was einen schönen Kontrast zu all den „Bad Boys“ darstellt, die sonst das Genre bevölkern. Die Chemie zwischen ihnen und der Weg, wie sich ihre Beziehung entwickelt, fühlte sich ebenfalls natürlich an und gehörte zu den Highlights des Romans.
Was die anderen Charaktere angeht, gefielen mir auch Takkans Schwester Megari und Shioris Bruder Hasho, aber damit kommen wir zu einem von zwei Kritikpunkten, die meine Lesefreude ein wenig trübten: Shioris andere Brüder bekommen wenig Screentime, vor allem, sobald Shiori an Takkans Hof kommt. Das fand ich sehr, sehr schade, weil ich so nur marginal mit ihrem Wunsch, ihre Brüder zurückzuverwandeln, mitfiebern konnte. Weil das Shioris Hauptziel ist, hätte ich es besser gefunden, hätte man ihre Brüder besser kennengelernt, denn bis auf Hasho bleiben alle recht blass. Shioris Beziehung mit Takkan steht im Vordergrund, doch so gut sie auch umgesetzt war, wäre es imho besser gewesen, hätte man Shioris Beziehung zu ihren Brüdern priorisiert.
Mein zweiter Kritikpunkt gilt dem Grund, aus dem Shiori stumm bleiben muss: Für jeden Laut, der ihre Lippen verlässt, wird einer ihrer Brüder sterben. Das schließt auch Schreie und Lachen mit ein, und während letzteres auch Teil des Märchens war, kam es mir äußerst unrealistisch vor, dass es Shiori selbst bei plötzlichem Schmerz gelang, stumm zu bleiben. Hier hätte ich es besser gefunden, wäre nicht jeder Laut, sondern jedes Wort verboten gewesen, damit es nicht so unglaubwürdig wirkt, dass Shiori selbst Reflexlaute für sich behält. Mag nach einer kleinlichen Kritik klingen, aber dadurch, dass es der Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist, finde ich, dass Elizabeth Lim das besser hätte umsetzen können.
Letztendlich würde ich den Roman Fans von Jugendliteratur empfehlen, die gerne eine gute Romantasy-Geschichte lesen wollen.
Was wäre, wenn Hitler nie gelebt hätte?
Diese Frage stellt sich auch Geschichtsstudent Michael Young, als er auf den Physikprofessor Leo Zuckermann trifft und herausfindet, dass dieser eine Maschine entwickelt hat, mit der man kleine Gegenstände in die Vergangenheit schicken kann. Kurzerhand beschließen die beiden, den Brunnen, mit dem sich Hitlers Eltern versorgen, mit Sterilisationspillen zu verseuchen, sodass Hitler nie gezeugt wird. Allerdings ist die Zukunft, die daraufhin entsteht, nicht die perfekte Utopie, die Michael sich erhofft hatte …
Die Umsetzung dieser alternativen Zukunft hat mir definitiv am besten gefallen, weil es sehr faszinierend war, zu erfahren, wie sich sowohl die Welt als auch Michaels Leben verändert hat. Allerdings geschieht das erst in der zweiten Hälfte des Romans – die erste Hälfte enthält zwar ebenfalls ein paar sowohl notwendige als auch interessante Informationen, aber auch sehr viel Filler, der mich nicht besonders packen konnte. Von daher muss man, bevor man zur „eigentlichen“ Handlung kommt, einiges lesen, was leider nur teilweise genauso interessant ist (z.B. Leos Zuckermanns Vorgeschichte). Und obwohl die zweite Hälfte es meiner Meinung nach wert ist, möchte ich als kleine Warnung anmerken, dass die erste Hälfte durchaus langatmig sein kann.
Positiv zu erwähnen sind sämtliche Kapitel, die sowohl in unserer als auch in der alternativen Vergangenheit spielen. Am Anfang fand ich sie nicht allzu besonders, aber je mehr ich las, desto mehr gefielen sie mir. Stephen Fry hat die faktische Vergangenheit gut mit seiner Fiktion verknüpft!
Zusammengefasst kann man sagen, dass die Geschichte besser wird, je mehr sie vorankommt, weshalb ich jedem, der interessiert ist, empfehlen würde, den Anfang einfach durchzuziehen. Es lohnt sich!
Ariadne gehörte bisher zu den Figuren der griechischen Mythologie, über die ich so gut wie nichts wusste, weshalb ich gespannt war, in "Ich, Ariadne" mehr von ihr zu erfahren.
Den Mythos um sie fängt Jennifer Saint gut und akkurat ein, wobei sie sich an Stellen, wo er dank Überlieferungen nicht eindeutig ist, für die meiner Meinung nach beste Variante entscheidet. Auch der Mythos von Ariadnes Schwester Phädra wird geschildert, der mir sogar noch unbekannter war als der Ariadnes.
Am besten hat mir bei Ariadne selbst der Anfang gefallen, in dem sie auf Theseus trifft und ihm hilft, den Minotaurus zu besiegen; auch Ariadnes wachsende Beziehung zu Dionysos wurde gut umgesetzt, doch muss ich zugeben, dass ich ab dem Zeitpunkt, an dem Ariadne auf ihn traf, am meisten interessiert in Dionysos' Geschichte und Phädras Leben war. Diese wird nach Ariadnes Verschwinden nämlich als Braut zu Theseus geschickt und ich fieberte sehr mit ihrer tragischen Geschichte mit.
Bei Ariadne selbst ging es ab ihrer Ankunft in Naxos sehr ruhig zu, erst später entstand Dramatik durch ihre bröckelnde Beziehung zu Dionysos. Tatsächlich würde ich deshalb dem Klappentext, der behauptet, Ariadnes eigene Geschichte würde erst in Naxos beginnen, widersprechen - denn sie selbst tut nicht mehr allzu viel, sobald sie da ist, während es im Gegenteil Phädras Gechichte ist, die ab diesem Zeitpunkt aufblüht.
Insgesamt handelte es sich um eine gute Umsetzung der griechischen Mythologie; mir gefiel nicht sonderlich, wie sehr Ariadnes und Phädras Leben letztendlich an einem Mann hing, aber dafür kann die Schriftstellerin natürlich nichts - sie hat es nichtsdestotrotz geschafft, ein paar wunderbare Frauenfiguren zu entwerfen.
Auch "Die Kunst des klugen Handelns" hat eine Neuausgabe mit einem Workbook bekommen, das es einem erlaubt, sich tiefergehend mit den genannten Denkfehlern zu beschäftigen und die zu finden, auf die man am öftesten hereinfällt.
Besonders betroffen bin ich persönlich bei Schwarzen Schwänen (mit denen ich nie rechne), was in Verbindung mit dem Default-Effekt, unter dem ich ebenfalls sehr stark leide, eine ungute Kombination ist, die ich ohne Rolf Dobelli zum ersten Mal bewusst als meinen größten Denkfehler wahrnahm.
Eine weitere gefährliche Kombination bei mir war der House Money Effect in Verbindung mit der Angst vor Reue - obwohl Geld Geld ist, tendiere ich dazu, geschenktes Geld schnell und gedankenlos für Dinge auszugeben, die ich eigentlich nicht brauche.
Das waren nur vier erwähnte Denkfehler aus der Top-Ten-Liste, die ich mir anhand des Workbooks erstellt habe, aber sie haben mir einen guten Einblick in mein Denken gewährt, das ich zuvor, was meine Denkfehler angeht, falsch einschätzte, jetzt aber das Gefühl habe, besser an ihnen arbeiten zu können. (Wobei es erwähnenswert ist, dass Affektheuristik ebenfalls zu meinen Top-Denkfehlern gehört.)
Es war wie schon in "Die Kunst des klaren Denkens" schwierig, einzuschätzen, welche Denkfehler denn nun am gravierendsten sind, doch trotz der Tatsache, dass ich mich sehr viel besser bewertet habe, als ich bin, habe ich einen guten Eindruck davon gewonnen, auf welche Denkfehler ich besonders häufig hereinfalle.
Von daher kann ich sowohl die eigentliche Lektüre als auch das Workbook sehr empfehlen; selbst, wenn man es nur teilweise durcharbeitet, gewinnt man viel für sein Leben!
In der Neuausgabe von "Die Kunst des klaren Denkens" kam ein Workbook-Teil dazu, mit dem man seine eigenen häufigsten Denkfehler identifizieren kann. Die eigentlichen Kapitel über die Denkfehler blieben gleich, aber zusätzliche Beispiele und eine Bewertungsskala fand man dafür im Workbook.
Ironischerweise wurde ich beim Bearbeiten des Workbooks Opfer eines Denkfehlers: die Häufigkeit, mit der ich einen Denkfehler beging, verband ich mit der Stärke der Konsequenzen, den er trug, obwohl beides nicht zwingend miteinander zusammenhängt. Es war schwer, auf einer Skala von 1-10 beides zu bewerten, weil ich mir nicht immer sicher war, welche Zahl nun denn angebracht ist. Aber natürlich half es mir trotzdem, meine häufigsten Denkfehler zu finden.
Mein eindeutig größter Denkfehler ist das Framing, das ich zwar auch zu meinem Vorteil nutze, auf das ich aber ebenso oft hereinfalle. Auch der Confirmation Bias und die Sunk Cost Fallacy erzielten bei mir hohe Werte. Und natürlich war auch der Anker (den ich für die Bewertung der Denkfehler nicht außer acht lassen konnte) unter den Top 5.
Das Buch war bereits ohne den Workbook-Teil eine wertvolle Lektüre, die mir half, meine Denkfehler besser wahrzunehmen, wobei der Workbook-Teil selbst letztendlich ganz praktisch, aber auch verzichtbar ist. Das liegt größtenteils daran, dass viele der zusätzlichen Beispiele, die Rolf Dobelli anführte, für mich nicht von Relevanz waren (ganz besonders die Beispiele zu Aktien) und ich fand, dass die eigentlichen Kapitel die Denkfehler bereits gut genug zusammenfassen. Es half durchaus, sich tiefergehender mit den Denkfehlern auseinander zu setzen, doch um eine klare Bewertung abzugeben, ist die Zeitspanne noch zu kurz - wer ernsthaft an sich arbeiten will, wird das Workbook nicht nur einmal, sondern zumindest Teile davon mehrmals durchgehen müssen.
Insgesamt also ein sehr lesenswertes Sachbuch, das hilft, seinen eigenen Blickwinkel zu schärfen - unabhängig davon, ob man den Workbook-Teil nun mitmacht oder nicht.
- You will be
- the death of me
- Karen M. McManus
- Jugendthriller
- Twists
- Spannung
- Romanze
- Geheimnisse
- Freundschaft
Früher waren Ivy, Mateo und Cal beste Freunde, die sich irgendwann auseinander gelebt haben. Doch als sie sich zufällig vor der Schule begegnen, beschließen sie, eine alte Tradition aufleben zu lassen und gemeinsam blau zu machen. Auf dem Weg begegnet ihnen ihr Mitschüler Brian "Boney" Mahoney, dem sie neugierig folgen - und kurz darauf tot auffinden. Schnell flüchten sie, denn sie alle drei haben ein Geheimnis, von dem sie auf keinen Fall wollen, dass es herauskommt - während sie gleichzeitig riskieren müssen, dass es auffliegt, weil sie nur in Zusammenarbeit herausfinden können, wer Boney umgebracht hat ...
In ihrem neuesten Jugendthriller ist es Karen McManus hervorragend gelungen, mich komplett in die Irre zu führen. Relativ früh bildete ich mir eine Theorie, die ich für hieb- und stichfest hielt, weil sie nie von den Charakteren aufgestellt wurde, obwohl sie mir offensichtlich schien. Tatsächlich war ich so überzeugt davon, richtig zu liegen, dass ich schon halb enttäuscht war, weil die Autorin es uns Lesern so leicht macht ... nur, um von ihr den Boden unter den Füßen weggerissen zu bekommen, als schließlich die Wahrheit herauskommt. Absolut genial gemacht!
Immerhin hatte ich, was die einzelnen Geheimnisse der Charaktere anging, einen besseren Riecher, auch wenn sich dort ebenfalls ein, zwei Überraschungen versteckten. Die Charaktere selbst waren allesamt sympathisch, wobei ich vor allem Ivy sehr mochte, aber auch in Mateo und Cal Figuren fand, mit denen ich gern mitfieberte. Ebenfalls Respekt für die Nebenfiguren wie Ivys Freundin Emily, die zwar nie direkt auftritt, mir aber durch ihre Treue Ivy gegenüber sehr ans Herz gewachsen ist.
Natürlich gibt es auch wieder eine süße Liebesbeziehung, die ich gut umgesetzt fand, vor allem, wie die beiden Figuren mit den Fehlern und Missverständnissen ihrer Vergangenheit umgehen.
Qualitativ finde ich dieses Buch etwa so gut wie "The Cousins", was nach "One of us is lying" mein liebster Roman von Karen McManus war. Noch kann ich nicht richtig einschätzen, ob mir "The Cousins" oder "You will be the death of me" besser gefällt, aber so oder so haben wir hier einen Jugendthriller, der sich perfekt für die Altersgruppe eignet!
- The Age of Darkness
- Das Ende der Welt
- Katy Rose Pool
- cbj
- Jugendbuch
- Fantasy
- Prophezeiung
- Gottheit
- Quest
- Opfer
- Charaktere
- Übersetzung
- Modernisierung
"The Age of Darkness - Das Ende der Welt" ist der dritte und letzte Band der Age-of-Darkness-Trilogie, den ich bereits auf Englisch las, aber natürlich wissen wollte, wie gut er übersetzt worden ist.
Was die Handlung und die Charaktere angeht, war beides sogar noch besser, als ich es in Erinnerung hatte! Die Tatsache, dass ich bereits wusste, was passieren und wie es enden würde, hat meine Freude am Lesen keinesfalls geschmälert, weil es einfach Spaß machte, die Charaktere ein weiteres Mal auf ihrer Mission, die Welt zu retten, zu verfolgen. Die Charakter-Interaktionen, die uns in den vorigen zwei Bänden größtenteils verwehrt blieben, bilden zusammen mit Antons und Judes Beziehung das Highlight.
Was die Übersetzung angeht, bestand schnell ein Anlass zur Sorge: Im Gegenteil zu Band 1 und 2 wurde der dritte Band nicht von Anja Galić übersetzt, sondern von Heide Horn und Christa Prummer-Lehmair. Diesen Wechsel hat man ziemlich deutlich gemerkt, weil vor allem in Dialogen, aber auch im Text plötzlich umgangssprachliche Formulierungen verwendet wurden, die Anja Galić bewusst mied und durch archaischere Ausdrücke ersetzte. Deshalb mochte ich ihre Übersetzung der ersten zwei Bände auch so sehr - die Charaktere drückten sich nie modern aus, sondern für ihre Zeitperiode angemessen.
Im dritten Band ist dem nicht mehr der Fall. Das war vor allem am Anfang recht abschreckend und ich stolperte immer wieder über Sätze, die sich nicht richtig anhörten. Im Lauf des Buches wurde das zum Glück besser, aber ein paar besonders grenzwertige Ausdrücke sind mir dennoch negativ aufgefallen: "Peanuts", "Inselhopping", "Torschlusspanik", "Insider-Informationen" oder auch Sätze wie "allmählich machte es Klick bei ihr", die meinen Lesefluss sehr störten, weil es solche modernen Wörter in den ersten zwei Bänden schlichtweg nicht gab und die Übersetzung selbst davon abgesehen mir stellenweise zu umgangssprachlich war.
Letzten Endes handelt es sich um verhältnismäßig wenige Stellen, aber gerade deshalb fielen sie mir umso mehr auf. Tatsächlich würde ich mir am liebsten eine zweite Übersetzung von Anja Galić wünschen, obwohl ein Großteil des Buches immer noch neutral übersetzt worden ist. Wem es missfällt, in seinen Fantasybüchern moderne Ausdrücke zu lesen, sei hier gewarnt, da diese das eigentlich wunderbare Finale der Trilogie ein wenig schmälern.
- Serenade für Nadja
- Zülfü Livaneli
- btb
- Belletristik
- Türkei
- Istanbul
- Zweiter Weltkrieg
- Juden
- Schiff
- Musik
- Liebe
- Familie
Eigentlich soll Maya nur Professor Maximilian Wagner während eines Kongresses betreuen, doch schnell fällt ihr auf, dass mehr hinter dem Professor steckt, als sie ursprünglich annahm. Als er sie bittet, ans Schwarze Meer zu fahren, damit er dort Geige spielen kann, stellt Maya Nachforschungen an - und erfährt von Nadja, der Frau, die er verloren hat ...
"Serenade für Nadja" ist keine Liebesgeschichte. Zwar fokussiert sich ein Kapitel speziell auf Maximilian und Nadja und bildet meiner Meinung nach auch das Highlight des Buches, aber viel mehr geht es um Maya und ihr Leben sowie um die historischen Hintergründe, die schließlich zu Nadjas Tod führten.
Ich muss zugeben, dass ich deswegen zunächst enttäuscht war - aufgrund der Kurzbeschreibung las ich das Buch mit der Erwartung, die Liebesgeschichte würde, ähnlich wie in anderen Büchern, regelmäßig in Rückblenden erzählt werden, weshalb ich in der ersten Hälfte der Geschichte recht ungeduldig wurde, weil das nicht geschah. Dabei ist Mayas Leben und speziell ihre Beziehung zu ihrem Sohn Kerem sehr eindringlich beschrieben worden, was ich aber erst im Nachhinein wertzuschätzen wusste. Hier wünschte ich wirklich, die Kurzbeschreibung hätte es nicht so klingen lassen, als würde Maximilians und Nadjas Liebe eine Hauptrolle spielen. (Sie ist natürlich wichtig, wird aber recht spät erzählt.)
Was die historischen Bezüge angeht, sind sie vor allem im Hinblick auf das Rückblende-Kapitel bemerkenswert: In der ersten Hälfte las ich all die Informationen mit mildem Interesse, doch als ich begriff, wie sie mit der persönlichen Geschichte von Maximilian und Nadja zusammenhingen, nahmen sie sofort eine andere Bedeutung an.
Stilistisch gibt es einen kleinen Kritikpunkt: Oft gibt es ganze Dialog-Batzen, in denen die Sprecher nicht erwähnt werden. Ich bin mehrmals durcheinander gekommen, weil ich während des anhaltenden Dialogs vergaß, wer nun mit Sprechen an der Reihe ist.
Ansonsten handelt es sich um eine schöne Geschichte, die alleinig von der Erwartungshaltung, die man ihr entgegen bringt, gemildert werden könnte. Wer sich für Geschichte interessiert und eine kleine Liebesgeschichte als bittersüßen Zusatz möchte, wird zufrieden sein; wer Fokus auf Liebesgeschichten legt und nicht viel mit historischen Ereignissen anfangen kann, sollte besser zu einem anderen Buch greifen. Ich fing an, die Geschichte zu genießen, sobald mir klar wurde, worum es eigentlich ging: Maya und ihre Konfrontation mit ihrer eigenen und Maximilians Vergangenheit.
- Offene See
- Benjamin Myers
- Dumont
- Belletristik
- Meer
- Reise
- Gedichte
- Atmosphäre
- Schreibstil
- Melancholie
- Highlight
Nachdem seine Eltern ihm verkünden, den Familienbetrieb des Bergbaus weiterzuführen, möchte der naturliebende Robert noch ein letztes Mal die Freiheit seines Lebens genießen und die offene See sehen. Auf dem Weg dorthin begegnet er Dulcie, einer älteren, unkonventionellen Frau, die Roberts Weltbild auf den Kopf stellt. Zuerst will er nur einen Tag bei ihr bleiben, doch ist er so verzaubert von ihr und der Gegend, dass er immer länger und länger bleibt. Und schließlich in Dulcies Geschichte hineingezogen wird ...
In dieser traumhaft schönen Geschichte sticht vor allem der Schreibstil hervor, der einem mühelos Bilder in den Kopf pflanzt und eine ganz besondere Atmosphäre heraufbeschwört. Die Geschichte fing die Ruhe und Melancholie von Roberts Situation fantastisch ein; sie ist recht ruhig erzählt, aber gerade das macht ihre Magie aus.
Dulcies Geschichte ging mir sehr ans Herz und auch ihr Charakter an sich war mir sehr sympathisch. Sie ist der einzige Charakter, der den wunderschönen Stil ab und an durch vulgäre Ausdrucksweisen unterbricht, was wunderbar unterstrichen hat, wie sehr sie sich von anderen Charakteren abhebt. Obwohl auch Robert letztendlich seinen Weg fand, ist das hier definitiv Dulcies Geschichte, eine atemberaubende Erzählung, die an einen wunderschönen Traum erinnert.
Die einzige Kritik, die ich habe, ist, dass die Geschichte für die eine oder andere Person ZU ruhig erzählt sein könnte - weil Beschreibungen eine so wichtige Rolle spielen, ist die Geschichte für niemanden, dem eine packende Handlung wichtiger ist, weil hier vor allem die Atmosphäre ins Zentrum rückt. Wer dagegen eine ruhige Geschichte lesen will, die voller Emotionen ist, wird hier sehr zufrieden sein!
Nach dem Tod von Blake Nelson werden seine drei Ehefrauen Rachel, Tina und Emily verdächtigt, ihn ermordet zu haben. Rachel stammt wie Blake aus einer Mormonenfamilie und nimmt deren Praktiken sehr ernst; Tina ist eine Ex-Prostituierte, die die Regeln etwas freier interpretiert; und die schüchterne Emily wurde komplett von Blake abhängig, nachdem ihre eigene Familie sie verstoßen hat.
Rachel agiert hierbei als eine Art Hauptfigur, weil es ihre Vergangenheit ist, mit der sie sich im Lauf des Thrillers konfrontieren muss. Ihre Geschichte hat mich am meisten interessiert und gerne habe ich die Flashback-Häppchen aufgesogen.
Tina ist dafür die sympathischste. Ich mochte ihre rebellische Ader und ihre Freundschaft zu Rachel und Emily war ebenfalls gut umgesetzt - speziell erstere Beziehung habe ich sehr gemocht!
Emily wirkte im Vergleich zu den beiden etwas blass, obwohl man ebenfalls sehr viel zu ihrer Vergangenheit, speziell ihrer Beziehung zu Blake, erfährt, sie in der Gegenwart jedoch nicht ganz so heraussticht wie die anderen beiden.
Bezüglich des Mörders formte ich recht schnell eine Theorie, wobei meine Erwartungen am Ende nicht erfüllt wurden - und das meine ich auf positive Weise. Ich war sehr, sehr zufrieden mit dem Ende, gerade weil es nicht auf das hinauslief, was ich unumgänglich fand.
Natürlich müssen auch die Themen Polygamie und die Mormonen-Kultur angesprochen werden. Ersteres wurde zu meiner Freude insgesamt positiv dargestellt, was ich erfrischend fand; letzteres hingegen war, so weit ich es beurteilen kann, realistisch beschrieben, doch kann ich mir nicht vorstellen, dass Mormonen von der letztendlich kritischen Darstellung begeistert wären.
Ein weiterer Pluspunkt ist Catherine Quinns flüssiger Schreibstil, der sich locker wegliest. So überwindet man selbst Passagen, in denen eventuell gerade nicht viel passiert, mühelos, ganz zu schweigen von den spannenden Stellen.
Nur eine nicht ganz so kleine Kritik zum Cover: Die drei Ehefrauen wurden imho nicht gut repräsentiert. Rachel und Emily haben im Buch lange respektive kurze blonde Haare, Tina dagegen dunkle Haare und dunkle Haut. Die drei Damen auf dem Cover haben allerdings allesamt helle Haut und braune Haare in verschiedenen Schattierungen. Hier hätte man sich deutlich mehr Mühe bei der Auswahl geben können; nur der Hintergrund passt gut zum Buch.
Insgesamt haben wir hier einen sehr schönen Thriller, der vor allem die drei Hauptcharaktere in den Vordergrund rückt und die manchmal spannende, manchmal gemächliche Handlung vor allem durch den flüssigen Schreibstil leicht lesbar macht.
"L change the WorLd" basiert auf dem gleichnamigen Film, den ich zwar vor mehreren Jahren gesehen, aber nicht mehr so gut in Erinnerung habe, weshalb ich das Buch ohne Bezug auf Adaptionsänderungen rezensiere.
Es spielt nach einem alternativen Ende, in dem L, um Light/Kira zu besiegen, seinen eigenen Namen ins Death Note schreibt, wodurch ihm noch 23 Tage zu leben bleiben. Nach Lights Tod verbringt L diese 23 Tage damit, eine Bio-Terroristen-Organisation zu untersuchen, die mithilfe eines Virus die Weltbevölkerung drastisch reduzieren will. Zusammen mit Maki, der zehnjährigen Tochter eines Immunologen, und Suruga, einem FBI-Agenten, ist er fest entschlossen, diesen letzten Fall vor seinem Tod zu lösen ...
Der anonyme Author M. hat hier eine gute Fortsetzung des alternativen Endes geschrieben, die speziell die Charaktere wunderbar einfängt. Besonders L sticht positiv hervor: Er wurde nicht nur hervorragend getroffen, sondern bekam sogar noch ein wenig Tiefe, die im Original-Manga eher fehlte, hier aber hervorragend zu seinem Charakter passt. Aber auch die anderen Charaktere glänzen durch Sympathie und/oder Tiefe, die aufgrund der Kürze des Romans natürlich nicht vollkommen erkundet werden konnte, aber die Figuren dennoch real anfühlen lässt.
Was die Handlung angeht, gab es ein paar sehr coole und unvergessliche Momente, doch gibt es hier durchaus Stellen, an denen sie sich ein wenig zieht; zum Glück gibt es nicht viele davon, aber erwähnenswert sind sie trotzdem, weil sie deutlich machen, dass die Charaktere etwas wichtiger als die Handlung sind.
Die Kritik des Romans an die Menschheit und ihren Umgang mit der Erde und einander ist immer noch topaktuell, wobei die fehlende Subtilität mich persönlich nicht störte, aber anderen Lesern eventuell missfallen könnte.
Wer L in Death Note gemocht hat und gerne mehr von ihm lesen möchte, kann auch ohne Vorwissen getrost zugreifen!
„Der Hund, der Eier legt“ hat mich durch seinen Titel und seinen Untertitel („Erkennen von Fehlinformationen durch Querdenken“) schnell angesprochen, doch während ich das Sachbuch letztendlich sehr interessant fand, entsprach es nicht ganz den Erwartungen, die ich an es gesetzt hatte.
Titel und Untertitel suggerieren, dass es sich um ein locker zu lesendes Sachbuch handelt, das einen über Irrtümer aufklärt und Wege anbietet, sie zu erkennen. Und während es technisch gesehen genau das tut, ist es um einiges naturwissenschaftlicher und mathematischer aufgebaut, als es den Anschein hat. Statistiken spielen eine zentrale Rolle und werden von den Autoren fleißig berechnet und erklärt. Das war teilweise sehr mühsam zu lesen, weil mich die genauen Zahlen weit weniger interessiert haben als Strategien, ihre Fehlinformationen anhand anderer Kriterien zu erkennen. Allein deshalb würde ich dieses Sachbuch wirklich nur denjenigen empfehlen, die ein wenig in die Tiefe gehen wollen, was verschiedene Beispiele der manipulativen Zahlenverdrehung betrifft.
Darunter gibt es auch viele bekannte Beispiele, die Rolf Dobelli später in „Die Kunst des klaren Denkens/klugen Handelns/guten Lebens“ ebenfalls aufgeführt hat. Es war interessant, hier eine der Ursprungsquellen zu sehen, weil hier nicht nur die Beispiele selbst, sondern auch Grafiken und Tabellen zum näheren Verständnis abgebildet sind.
Das einzige Thema, das ich mit kritischen Augen betrachtete, war die Aussage der Autoren, globale Erwärmung würde nicht existieren und der Treibhauseffekt unterläge fälschlichen Annahmen. Natürlich gibt es auch dazu Grafiken, die das belegen sollen, doch ausgerechnet diese waren nicht besonders überzeugend. Von den Thesen, die die Autoren aufstellen, ist diese hier definitiv die gewagteste, alle anderen bewegen sich im Rahmen des Nachvollziehbaren.
Positiv zu erwähnen, sind die vielen praktischen Übungen, die man selbst als Leser durchführen kann, um zu überprüfen, ob die Autoren mit ihren Hypothesen richtig liegen. Hier sollte man am besten ein paar Würfel griffbereit haben.
Insgesamt ist mir dieses Sachbuch zu mathematisch geworden, was allerdings nichts daran ändert, dass es trotzdem wertvolle Erkenntnisse lieferte, die sich zu einem bemerkenswerten Teil direkt praktisch testen ließen.