Vergissmeinnicht – Was man bei Licht nicht sehen kann
478 Seiten

Nach einem schweren Unfall, in dem ein Hutmann und ein Mädchen mit blauen Haaren involviert sind, fängt Quinn an, seltsame Dinge wahrzunehmen – Gesichter, wo keine sein sollten; Tattoos, die sich bewegen; Wesen, die nur in der Fantasie existieren. Er beginnt schon halb, an seinem Verstand zu zweifeln, doch schnell wird klar, dass die Welt, die er kannte, ganz anders ist, als er ursprünglich annahm. Zusammen mit Matilda, der Tochter der äußerst religiösen Nachbarfamilie, beginnt er, dem Rätsel der Wesenheiten und seiner eigenen Fähigkeiten auf den Grund zu gehen …

Es hat mich selbst überrascht, festzustellen, wie viel Spaß es mir machte, diesen Jugendroman zu lesen. Die Rubinrot-Reihe von Kerstin Gier habe ich, als sie damals vor zehn Jahren erschien, zwar auch sehr genossen, aber aufgrund der Zeit, die seitdem vergangen ist, nicht erwartet, dass es mir auch mit „Vergissmeinnicht“ so gehen würde. Zu meiner Freude gelingt es Kerstin Gier jedoch problemlos, den Flair der Jugend in ihrem Buch einzufangen und gleichzeitig sowohl sympathische Hauptcharaktere als auch eine packende Handlung zu beschreiben.

Ihr Schreibstil liest sich wunderbar flüssig, sodass ich das Buch bereits in zwei Tagen durch hatte, weil es mir so eine Freude bereitete, Quinns und Matildas aufblühende Beziehung als auch ihre Nachforschungen zu den geheimnisvollen Vorkommnissen zu verfolgen. Ihre Liebe ist wie die Jugend selbst: Schnell entflammt, lange brennend und letztendlich herzerwärmend. Es ist keine Romanze, von der ich annehmen würde, dass sie zehn Jahre später noch hält (wobei ich das den Hauptcharakteren nach der Lektüre des ersten Bandes mehr als gönne), aber dafür eine Romanze, die mich daran erinnert hat, wie leicht es als Jugendliche war, intensive Gefühle für etwas zu entwickeln. Insofern ist dieser Roman nicht nur für Jugendliche, sondern auch für diejenigen, die sich nach dieser Zeit sehnen.

Ein paar kleinere Kritikpunkte gibt es durchaus – so wünsche ich mir für die nächsten Bände zum Beispiel, dass keine klare Linie zwischen „gut“ und „böse“ gezogen, sondern eine tiefere Interpretation bevorzugt wird, die klar macht, dass es ein striktes „Gut und Böse“ gar nicht gibt. Auch, was die Wesen in diesem Roman betrifft, hätte ich mir gewünscht, dass speziell bei Halbwesen nicht nur auf die Vorteile, die ihnen ihre Existenz bringt, eingegangen worden wäre, sondern auch mögliche Nachteile (die zugegeben in den meisten Fantasyromanen gerne ignoriert werden). Zudem passt der Titel des Buches meiner Meinung nach nicht allzu gut zum Inhalt.

Doch im Vergleich zu den Dingen, die mir gefallen haben, sind diese Punkte Kleinigkeiten; ich bin immer noch beeindruckt davon, wie gut es Kerstin Gier gelang, eine Geschichte für Jugendliche zu schreiben, die mich auch als Erwachsene fesselte – sogar so sehr, dass ich auch die restlichen Bände dieser Trilogie lesen werde, weil ich das komfortable Gefühl, dass Kerstin Gier ihren Lesern hinterlässt, um nichts in der Welt missen möchte!

Into the Dying Light
512 Seiten

Weil ich so unbedingt wissen wollte, wie die Geschichte von Anton, Jude, Hassan, Ephyra und Beru endet, beschloss ich, nicht bis zum Erscheinen der deutschen Übersetzung im Dezember zu warten, sondern bereits jetzt das englische Original zu lesen (wobei ich aber natürlich auch die Übersetzung lesen werde, sobald sie herauskommt).

Für unsere Protagonisten sieht es schlecht aus: Anton ist seit zwei Monaten verschwunden und laut Kopfgeldjägern, die Jude anheuert, um ihn zu finden, sogar tot. Hassan hat sich entschieden, sein Zuhause – und seine Freundin Khepri – hinter sich zu lassen und Jude und Hector dabei zu helfen, Beru aus den Händen Pallas' zu befreien. Sie wird gezwungen, die Gaben der Menschen auf die Zeugen zu übertragen; wehrt sie sich, wird ihre Schwester Ephyra dafür bestraft. Doch ausgerechnet in Antons Bruder Illya finden beide einen potentiellen Verbündeten, der sie befreien könnte …

Es hat mich unglaublich gefreut, über die neuen und alten Beziehungen der Charaktere zu lesen, weil viele von ihnen nur Kontakt zu einer oder zwei Personen in den vorigen zwei Bänden hatten, hier jetzt aber tatsächlich die Dynamik zwischen allen Protagonisten und Deuteragonisten beleuchtet wird. Natürlich wird auf manche Beziehungen mehr Fokus gelegt als auf andere, aber insgesamt bekommt so ziemlich jedes mögliche Paar zwischen den Charakteren mindestens eine wichtige Szene.

Die Beziehung zwischen Anton und Jude war hierbei natürlich ein Highlight, aber ich mochte es auch, wie beide eine Freundschaft mit Hector geschlossen bzw. erneuert haben, während Hector selbst eine Freundschaft mit Hassan schließt; die Chemie zwischen den beiden Charakteren hat mich positiv überrascht. Auch Ephyra und Hectors Beziehung war aufgrund ihrer Feindschaft und ihrer schwesterlichen bzw. romantischen Liebe zu Beru sehr interessant zu lesen. Zuletzt war Illyas komplizierte Beziehung zu Ephyra und Anton eine, die ich ebenfalls hervorragend umgesetzt fand.

Die Handlung bleibt durchgehend spannend und Katy Rose Pool schafft es hervorragend, den Charakteren Steine in den Weg zu legen. Kein Plan, den sie beschließen, läuft glatt, weil immer etwas Unerwartetes passiert, das sie zwingt, eine andere Lösung zu finden. Das hat sehr zur Spannung beigetragen, weil man nie sicher sein konnte, dass alles problemlos vonstatten geht. Die Enden, die die Autorin letztendlich für die fünf Sichtcharaktere findet, fand ich sehr zufriedenstellend, nur für Hector und Illya hätte ich mir gerne ein anderes Ende gewünscht.

Insgesamt gehört diese Trilogie zu den besten Jugendfantasy-Büchern, die ich je gelesen habe, weil speziell die Charaktere hervorragend umgesetzt sind. Die „Age of Darkness“-Trilogie war Katy Rose Pools Debüt und lässt mich schon jetzt auf ihr nächstes Werk freuen!

Das Leben der Heiligen
144 Seiten

"Das Leben der Heiligen" ist nach "Die Sprache der Dornen" bereits der zweite Sonderband, der die Welt des Grishaverse expandiert. Das fragliche Buch wurde von Alina Starkov sowohl in ihrer Trilogie als auch in der Netflix-Verfilmung "Shadow and Bone - Legenden der Grisha" gelesen. Nun bekommen auch wir seinen Inhalt zu Gesicht.

Beim Blick auf den Preis musste ich erst mal schlucken - das Buch hat unter 150 Seiten, kostet aber mehr als ein fast 600 Seiten langer Band der Krähen-Duologie. Glücklicherweise erklärt sich diese Diskrepanz schnell, sobald man das Buch aufschlägt, den neben den kurz beschriebenen Leben der Heiligen gibt es jeweils ein wunderschönes, farbiges Bild dazu, das den Heiligen bzw. die Heilige in einem wichtigen Moment seines/ihres Lebens darstellt. Jedes einzelne dieser 28 Illustrationen war ein kleines Kunstwerk für sich und nach dem Lesen habe ich sie mir alle noch mal angeschaut. Sie entschuldigen den teuren Preis vielleicht nicht vollkommen, machen ihn aber verständlicher.

Und dann sind da natürlich die Erzählungen über die Heiligen selbst. In der Regel schildert Leigh Bardugo, wie jemand zu einer Heiligen bzw. einem Heiligen wurde, erzählt aber auch ab und an die Geschichte der Person(en), die sich in ihrer Not an sie oder ihn wandten. Natürlich sind auch bekannte Namen wie Alina oder Yuri dabei, die ihren Auftritt in der "Shadow and Bone"-Trilogie hatten.

Müsste ich meine Lieblingsheiligen auswählen, fiele meine Wahl - nach einigem Überlegen - auf Sankta Anastasia (die ihr Blut zur Heilung spendete), Sankt Nikolai (der einzige Überlebende eines Schiffes), Sankt Emerens (der Ratten vom Getreide fernhielt), Sankt Valentin (der half, den Mord an einer Braut aufzudecken), Sankt Petyr (der sich opferte, um einen Dämon zu besiegen), Sankt Lukin (der selbst nach seinem Tod unermüdlich Ratschläge gab) und Sankt Dimitri (der bis zu seinem Tod treu an die Heiligen betete).

Das soll natürlich nicht heißen, dass die anderen Heiligen schlechter waren, mich haben schlicht die jeweiligen Erzählungen meiner Lieblingsheiligen am meisten beeindruckt. Das Schöne hierbei ist, dass wohl jeder seine eigene Liste von Lieblingsheiligen hat, weil sie alle ein abenteuerliches Leben und vor allem einen abenteuerlichen Tod hatten. Würde man mich nächste Woche fragen, sähe meine Liste vermutlich leicht anders aus, so schwer fiel es mir, mich für nur sieben Heilige zu entscheiden.

Insgesamt würde ich das Buch trotzdem nur Hardcore-Fans des Grishaverse empfehlen, die gerne noch mehr Infos dazu bekommen wollen. Ohne das Wissen, das in den Hauptbüchern gesammelt wurde, stelle ich mir die Lektüre recht schwer vor; ist man aber wie ich ein großer Fan von der Welt, die Leigh Bardugo geschaffen hat, darf man sich auf eine kurzweilige Lektüre freuen, die das Lesen der Hauptbücher sicher bereichern wird!

Vardari - Eisenwolf (Bd. 1)
544 Seiten

Juva gehört zur Familie der Blutleserinnen - Frauen, die Menschen weissagen können, wie lange diese noch zu leben haben. Juva, die weiß, dass diese Gabe in Wirklichkeit auf Betrug basiert, will damit nichts zu tun haben - bis ihre Mutter unerwartet in ihren Armen stirbt und sie zum nächsten Oberhaupt der Familie erklärt. Während Juva die Geheimnisse ihrer Familie herauszufinden versucht, muss sie sich zusätzlich mit ihrem ehemaligen Liebhaber Rugen herumschlagen. Dieser ist an der Wolfsseuche erkrankt und nimmt im Austausch gegen Heilung die Aufgabe an, Juva zu beschatten ...

"Eisenwolf" ist ein sehr fesselndes Fantasybuch, das sich nicht davor scheut, grausame Szenen zu zeigen und vulgäre Sprache zu benutzen. Juva und Rugen sind alles Andere als Helden, was gleich zu Beginn der Geschichte deutlich wird und während ihres Verlaufs bestätigt wird. Das gefiel mir sehr gut - beide sind realistische Charaktere mit ihren eigenen Zielen und ihren eigenen Schwächen, die einfach versuchen, ein angenehmes Leben zu führen und dann in Ereignisse verwickelt werden, die sie zwingen, ihren Standpunkt zu ändern. Sehr schön übrigens war auch, dass sie mal Liebhaber waren, das für die Gegenwart des Romans jedoch keine Relevanz hat und sie auf ganz andere Dinge fokussiert sind.

Die Handlung war ebenfalls spannend und spielt in einer gut ausgebauten Welt, ohne zu kompliziert zu werden. Nur die ab und an umgangssprachliche und vulgäre Sprache entsprach nicht meinem persönlichen Geschmack; zwar passte sie durchaus zum Roman und trug zu seinem Realismus bei, aber ich persönlich habe eine Geschichte lieber, wenn nicht so viel herumgeflucht wird. Ist jedoch eindeutig meine subjektive Meinung, da ich es auch gar nicht gewöhnt bin, Kraftausdrücke in Fantasyromanen zu lesen.

Insgesamt gefiel mir die Geschichte auf jeden Fall so gut, dass ich jetzt schon gespannt auf den zweiten und dritten Teil bin!

Ein Schwur so mutig und schwer
512 Seiten

Im dritten und finalen Band der Emberfall-Trilogie stehen Rhen, Harper, Grey und Lia Mara vor dem Scheideweg. Rhen hat sechzig Tage, um seine Herrschaft Grey zu übergeben, während er ohne das Wissen der anderen von Lilith gequält wird. Harper zweifelt an ihrem Entschluss, bei ihm zu bleiben, weil sie nicht gegen ihre eigene Familie und Freunde kämpfen möchte. Grey wird aufgrund seiner Magie nicht von der Armee Syhl Shallows akzeptiert, obwohl sie der einzige Weg sein könnte, Emberfall einzunehmen. Und Lia Mara hat Schwierigkeiten, sich bei ihrem Volk durchzusetzen, weil sie als schwach angesehen wird und aus jeder Ecke ein Attentat befürchten muss.

Der dritte Band bestätigt, was ich bereits seit dem ersten gehofft habe: Dass diese Trilogie für mich zu den besten Jugendbüchern gehört, die ich je gelesen habe. Nicht viele Jugendromane haben es geschafft, mich so zu beeindrucken, aber Brigid Kemmerer ist es gelungen, eine Geschichte zu erschaffen, deren Charaktere, Handlung, Schreibstil und Welt mich rundherum gefesselt haben. Ich war sehr zufrieden damit, wie sie die Geschichte um Rhen, Harper, Grey und Lia Mara zu einem gelungenen Ende führt. Ein paar offene Fragen gibt es dabei durchaus, aber von der positiven Sorte - man fragt sich, wie die Charaktere nun, da ihre Haupthandlung um ist, wohl ihr Leben weiterleben werden, während man gleichzeitig froh ist, dass das der eigenen Fantasie überlassen bleibt.

Insgesamt habe ich nur einen Kritikpunkt: Die recht eindimensionale Antagonistin Lilith, die hervorragend darin ist, die Charaktere leiden zu lassen, sonst aber keine Tiefe zeigt. Im Anbetracht der Tatsache, dass Brigid Kemmerer alle anderen Charaktere so menschlich beschrieben hat, überraschte es mich, dass Lilith die einzige war, die keine Grauschattierungen zeigte, sondern einfach böse war. Hier hätte ich es begrüßt, wäre sie dreidimensionaler charakterisiert worden.

Doch sonst? Eine absolut hervorragende Fantasytrilogie mit realistischen Romanzen, liebevollen Charakteren und einer packenden Handlung, die ich jedem ans Herz legen möchte!

Bestickt mit den Tränen des Mondes (Ein Kleid aus Seide und Sternen 2)
400 Seiten

Im zweiten Band der Duologie muss sich Maia wortwörtlichen ihren Dämonen stellen: Ihr Pakt mit dem Dämon Bandur verwandelt sie selbst nach und nach in eine Dämonin und Maia vergisst immer häufiger, was es heißt, ein Mensch zu sein. Keiner ahnt etwas von ihren Qualen - bis Maia schließlich einsieht, dass sie Edans Hilfe braucht, um zu verhindern, dass sie selbst es ist, die die Welt auslöschen wird. Im Gegensatz zu ihr glaubt Edan jedoch fest daran, dass es einen Weg gibt, sie zu retten ...

Maias innerer Kampf in diesem Buch war hervorragend beschrieben; ich konnte regelrecht fühlen, wie sie immer dämonischer wurde. Der graduelle Prozess ist Elizabeth Lim hervorragend gelungen und ich konnte mich fantastisch in Maia hineinversetzen.

Edan spielt erst ab der zweiten Hälfte des Buches eine Rolle, aber ab da ist er ein unverzichtbarer Teil der Handlung und zeigt wie schon im ersten Band seine Liebe zu Maia.

Von den Nebencharakteren hat mir vor allem Ammi sehr gefallen, aber auch Lady Sarnai habe ich auf ihre Weise bewundert. Die restlichen Charaktere bleiben relativ blass und die Handlung besteht hauptsächlich aus Maias inneren statt aus irgendwelchen äußeren Kämpfen, aber mir persönlich gefiel das sehr.

Insgesamt ein schöner Abschluss der Duologie und für alle, die gute Romantasy lesen wollen :)

Das Reich der Asche - Realm Breaker 1
608 Seiten

Nachdem Cortael, ein sogenannter Spindelberührter, durch die Hand seines Zwillingsbruders Taristan stirbt, ist die ganze Welt Allwacht in Gefahr, denn Taristan gedenkt, eine "Spindel", ein Portal zu einer anderen Welt, aufzureißen, auf diese Weise Allwacht zu schwächen und seine eigene Macht zu stärken.

Sieben Gefährten obliegt es, einen Weg zu finden, die Spindel wieder zu verschließen: Corayne, Tochter von Cortael, in deren Blut es liegt, genau das zu bewerkstelligen; Andry, ein Knappe, der vor seinem Tod Cortaels Spindelklinge in Sicherheit bringen konnte; Domacridhan, genannt Dom, ein Unsterblicher, der der beste Freund Cortaels war; Sorasa, eine Meuchelmörderin, die ihre eigenen Wege hat, ans Ziel zu gelangen; Valtik, eine Hexe, die in Reimen spricht und die Zukunft vorhersehen kann; Charlon, ein Fälscher mit einer geheimnisvollen Vergangenheit; und Siegel, eine Kopfgeldjägerin, die selbst in ihrem Gefilde gefürchtet ist.

Tatsächlich dauert es den Großteil des Buches, bis alle Protagonisten sich zusammengefunden haben, sodass es auch nicht verwundert, dass aus dieser Gruppe nur Corayne, Andry, Dom und Sorasa Sichtcharaktere sind. Die anderen drei lernt man hier im ersten Band nur grob kennen, weshalb ich mich jetzt schon freue, in Zukunft mehr zu ihnen zu erfahren.

Dafür haben wir zwei andere Sichtcharaktere: Erida, eine Königin, die die notwendige Macht hat, um die Protagonisten bei ihrer Aufgabe zu unterstützen, sowie Ridha, eine Prinzessin und Cousine Domacridhans, die im Norden weitere Verbündete schaffen will. Was unsere Protagonisten (zuerst) allerdings nicht wissen: Eine*r von ihnen ist mit Taristan verbündet ...

Ich habe es sehr genossen, diese charakterfokussierte Fantasy zu lesen, die sich perfekt für Fans von Leigh Bardugo and Game of Thrones eignet, aber auch für Fans von Fantasy ohne Romanzen - zwar gibt es durchaus Andeutungen, was spezielle Charakterpaare betrifft, aber die meiste Anziehungskraft verspürt man tatsächlich bei den Antagonisten. Es war sehr erfrischend, eine Handlung zu verfolgen, die sich auf Beziehungen im Allgemeinen fokussiert.

Die Handlung selbst war spannend und bot einige Überraschungen, wird größtenteils jedoch nicht zwingend von den Ereignissen getragen, sondern von den gut durchdachten Charakteren. Mein persönlicher Liebling war die Meuchelmörderin Sorasa, doch so gut, wie die Charaktere ausgebaut sind, fällt es leicht, so ziemlich jeden der Sichtcharaktere zu seinem persönlichen Liebling zu erklären.

Ein weiteres Highlight ist der Schreibstil, in dem Victoria Aveyard kreative Vergleiche und Metaphern findet. Auf diese Weise schaffte sie es, dass die Handlung sich nicht nur auf dem Papier, sondern auch in meinem Kopf abspielte - ich war sehr beeindruckt davon, was für einprägsame Bilder sie findet, um ihre Charaktere, Orte und Geschichte im Allgemeinen zu beschreiben.

Insgesamt ein wundervoller Fantasyroman, bei dem ich schon jetzt auf die Fortsetzung brenne!

Die Stadt ohne Wind – Arkas Reise
500 Seiten

Arka reist nach Hyperborea, die Stadt ohne Wind, um dort nach ihrem Vater, einem mächtigen Magier, zu suchen. Lastyanax, der in Hyperborea lebt und frisch zum Magier ernannt wurde, sucht dort derweil nach dem Mörder seines Mentoren, der unter verdächtigen Umständen verstarb. Durch eine Verkettung von Ereignissen wird Arka schließlich Lastyanax' Elevin - sodass beide sich nicht nur mit ihren eigenen Problemen, sondern auch mit Arkas Ausbildung beschäftigen müssen ...

Arka und Lastyanax waren beide tolle Charaktere, die durch ihren Realismus positiv hervorgestochen sind. Gerade bei der dreizehnjährigen Arka war das beeindruckend, aber auch der erst neunzehnjährige Lastyanax wurde hervorragend charakterisiert. Ihre Beziehung, die an Geschwister erinnert, ist ebenfalls schön beschrieben.

Was die Nebencharaktere angeht, sind alle bis auf Pyrrha (eine der wenigen Magierinnen) recht eindimensional; sie erfüllen ihren Zweck, aber nicht viel mehr. Tatsächlich hat mich die Existenz mancher Charaktere sehr verwirrt - z.B. Kazik, dem Arka hilft, die Magierprüfung zu bestehen, der dann aber nur ein Klassenkamerad wird, von dem Arka ihre Hausaufgaben abschreibt und für die Handlung ansonsten irrelevant ist. Ich würde ihn nicht mal als ihren Freund bezeichnen, weil sie ausschließlich daran denkt, wie nützlich er für sie ist.

Phreton ist ein weiterer verwirrender Nebencharakter. Für die Handlung ist er wichtiger als Kazik, aber was seine Beziehung zu Arka angeht, hat mich Eléonore Devillepoix leider enttäuscht. Ich verstehe einfach nicht, warum Autor*innen es für eine gute Idee halten, unsympathische Charaktere, die die Protagonistin beleidigen, schikanieren und sogar im wichtigsten Moment im Stich lassen, als potentielle Love Interests einbauen. Zum Glück spielen Romanzen in diesem Buch eine untergeordnete Rolle, sodass Phretons Darstellung die Geschichte ein wenig versalzt, aber glücklicherweise nicht ruiniert.

Ein wenig mehr hat mich gestört, dass Arkas Plan, ihren Vater zu finden, in dem Moment an Relevanz verliert, in dem sie Lastyanax' Elevin wird. Der Mord an Lastyanax' Mentor spielt das ganze Buch über eine wichtige Rolle, aber Arkas Suche nach ihrem Vater wird für den Großteil des Buches vollkommen ignoriert, bis er am Ende schließlich offenbart wird.

Dafür gibt es währenddessen einen anderen positiven Aspekt: Das Magie-System! Ich hätte gerne noch mehr davon gesehen, weil es mich sehr begeistert hat. Es gab klare Regeln, klare Grenzen und logische Erklärungen für magische Ausnahmen. Vor allem, wie die Magie mit dem Fakt, dass Hyperborea die Stadt ohne Wind ist, verbunden ist, war genial; hier hat die Autorin sehr gute Arbeit geleistet!

Insgesamt hat das Buch also viele Stärken und Schwächen, was es schwierig macht, es richtig beurteilen. Hier kommt es wohl darauf an, was einem selbst bei einem Jugendfantasyroman wichtig ist - ich selbst fand ihn ganz gut. :)

Ein Herz so dunkel und schön
544 Seiten

Nachdem Grey herausgefunden hat, dass er als Rhens Halbbruder der wahre König von Emberfall ist, befindet er sich auf der Flucht, entschlossen, Rhen die Herrschaft zu überlassen. Nur ist das leichter gesagt als getan, denn der wahre Erbe wird nicht nur von Rhen, sondern auch von der skrupellosen Königin Karis Luran und ihren Töchtern gesucht. Als sowohl Grey als auch Karis Lurans Tochter Lia Mara in Rhens Gefangenschaft geraten, weigert Grey sich, Rhen die Wahrheit zu sagen - während Lia Mara sie herausfindet ...

Bereits der erste Teil der Trilogie, "Ein Fluch so ewig und kalt", gehörte zu den besten Jugendbüchern, die ich im letzten Jahr gelesen habe. Glücklicherweise finde ich auch den zweiten Teil sehr gelungen und habe ihn innerhalb kürzester Zeit gelesen!

Brigid Kemmerers große Stärke ist es, ihre Hauptcharaktere sympathisch und ihre Romanzen realistisch zu beschreiben. Sowohl Grey als auch Lia Mara sind mir unglaublich ans Herz gewachsen und ihre aufblühende Romanze fühlte sich wunderbar real an. Doch auch die Nebencharaktere verdienen eine Erwähnung - ich war positiv überrascht, wie schnell es Brigid Kemmerer gelang, dass mir selbst Charaktere mit wenig Screentime (z.B. Parrish, einer von Lia Maras Wachen) ans Herz wuchsen.

Trotzdem hätte ich mir gerne noch mehr Screentime für bestimmte Charaktere und Beziehungen gewünscht - hervorzuheben ist Lia Maras Schwester Nolla Verin, zu der sie eine komplizierte Beziehung hat, von der ich gerne noch mehr gelesen hätte. Es gibt durchaus ein paar wichtige Momente mit ihnen, aber da mich ihre Beziehung besonders faszinierte, hätte ich nichts gegen noch mehr Szenen gehabt!

Wer noch mehr Szenen tatsächlich gebraucht hätte, ist Rhen. Er war ein unglaublich sympathischer und vielschichtiger Charakter im ersten Teil, aber dadurch, dass man hier seine Sicht der Dinge nicht mehr liest, kam er mir stellenweise äußerst kalt und grausam vor. Deshalb hoffe ich, dass sowohl er als auch Harper im dritten Teil wieder Sichtcharaktere sein werden, damit man seine Beweggründe besser versteht.

Das sind jedoch alles keine Kritikpunkte, sondern einfach Dinge, die ich zusätzlich noch gerne gehabt hätte. Die Charaktere, die Romanze und die eigentliche Handlung haben mich rundherum begeistert und ich freue mich deshalb umso mehr auf den dritten Teil!

Rule of Wolves
574 Seiten

Nach den Ereignissen in "King of Scars" müssen Nikolai, Nina und Zoya neue Probleme überwinden. Nikolais Legitimität als Zar wird angezweifelt und ein Krieg mit den Fjerdan und den Shu scheint unausweichlich, wenn er nicht die richtigen Entscheidungen trifft. Zoya unterstützt ihn dabei, kämpft aber auch mit ihren Gefühlen für Nikolai, die angesichts seiner kommenden Heirat mit der Shu-Prinzessin zum Scheitern verurteilt sind. Nina derweil versucht zusammen mit Hanne, dem Prinz von Fjerdan nahe zu kommen, um ihn auf ihre Seite zu ziehen und so endlich Frieden für die Grisha zu bringen, wobei sowohl Nina als auch Hanne aufpassen müssen, dass ihre eigenen Geheimnisse nicht herauskommen. Und dann gibt es da noch den Dunklen, dessen Rückkehr alles niederzumähen droht, was die Charaktere bisher aufgebaut haben ...

Obwohl sich diese Duologie um Nikolai dreht, war seine Geschichte "nur" die Zweitinteressanteste für mich. Ninas Geschichte und Probleme haben mich hier mehr gefesselt und ich habe mich immer am meisten gefreut, ihre Kapitel zu lesen. Nikolais Geschichte war wie gesagt am zweitinteressantesten, während die übrigen Sichtweisen - hauptsächlich Mayu und der Mönch, die in der zweiten Hälfte zur Sprache kommen, aber teils auch Zoya - mich nicht ganz so sehr packten.

Was das Ende betrifft, gefielen mir die Enden für Nina und Nikolai sehr gut, aber Zoya erhielt meiner Meinung nach zu viele positive Attribute - am Ende hätte sie genauso gut eine Superheldin sein können, so übermäßig mächtig kam sie mir vor. Das Ende an sich lässt zudem Raum für mehr; es ist relativ klar, dass es danach noch weitergehen wird. Worauf ich mich persönlich freue, weil ich gerade im Bezug auf Ninas Storyline darauf brenne, zu erfahren, wie sie mit ihrer neuen Situation umgeht.

Insgesamt ein guter Abschluss der Nikolai-Duologie, der zwar ein paar Macken hat, aber Lust auf mehr macht. Meine einzige Sorge besteht darin, dass Leigh Bardugo zu viel Vorwissen verlangen könnte - bereits für diesen Roman ist es zwingend notwendig, neben "King of Scars" die Alina-Trilogie und die Krähen-Duologie zu lesen, weshalb ich hoffe, dass sie es schafft, eine Fortsetzung auch für Neulinge verständlich zu machen.

Scholomance – Tödliche Lektion
480 Seiten

Galadriel, genannt El, geht auf die Scholomance, eine Schule für Jugendliche mit magischen Fähigkeiten, die täglich von sogenannten Maleficaria heimgesucht wird. Hier gibt es nur eine Regel: Töten oder getötet werden. El selbst hat eine starke Affinität zu zerstörerischer Magie, weigert sich jedoch, sie einzusetzen, weil ihre Großmutter einst weissagte, dass sie Zerstörung über alles bringen wird. Orion dagegen hat das Problem nicht: Täglich rettet er zahlreichen Schülern das Leben, darunter auch das von El. Da jedoch eine Rettung als Schwäche angesehen wird und es schwierig macht, nach dem Abschluss in eine schützende Enklave aufgenommen zu werden, geraten El und Orion bald aneinander ...

Dieses Buch hat mich äußerst überrascht, und zwar im positiven Sinne. Bevor ich es las, erwartete ich einen gewöhnlichen Jugendroman, den ich schon bald wieder vergessen würde. Aber dann verzauberte mich Naomi Novik mit ihren Charakteren und dem Worldbuilding und im Nu war es um mich geschehen.

Orion ist ein äußerst sympathischer Charakter, aber mein Lob möchte ich trotzdem an die eigentlich unsympathische El aussprechen: Eigentlich mag ich zickige Protagonistinnen wie sie überhaupt nicht, doch war ihr Charakter so gut, realistisch und relatable umgesetzt, dass ich sie trotzdem ins Herz geschlossen habe, weil ich verstand, warum sie so ist, wie sie ist; zumal sie durchaus freundlich sein kann, aber nur, wenn man auch bei ihr über den ersten Eindruck hinwegsieht und freundlich zu ihr ist.

Was die Nebencharaktere betrifft, sind mir Aadhya und Chloe positiv ins Auge gefallen, weil sie sympathisch sind bzw. eine gute Entwicklung durchmachen, aber ich muss zugeben, dass mir davon abgesehen nicht viele Nebencharaktere in Erinnerung geblieben sind.

Das wird durch das Worldbuilding jedoch wieder wettgemacht. Zwar gab es hier durchaus mehrere Stellen, bei denen mir das Infodumping bzw. die inneren Monologe dann doch zu viel wurden, aber gleichzeitig fand ich es unglaublich faszinierend, etwas über die verschiedenen Maleficaria und das Magiesystem zu erfahren. Man merkt einfach, dass sich Naomi Novik hier besonders viele Gedanken gemacht hat und es zahlt sich wirklich aus, weil mir dieser Aspekt der Geschichte sehr gut gefiel.

Trotz der Schwächen wie dem Ausmaß des Infodumpings und Nachdenkens würde ich deshalb eine Empfehlung aussprechen, weil die Charaktere, die Welt und die Geschichte mich so begeistert haben :)

The Age of Darkness - Schatten über Behesda
576 Seiten

Nach dem Finale des letztes Bandes haben alle Protagonisten etwas verloren: Ephyra ihre Schwester, Beru die Möglichkeit eines Todes ohne Reue, Anton seine Freiheit, Jude sein Schwert und seine Gabe und Hassan seine Heimat. Hier im zweiten Band suchen sie nach einem Weg, alles zurückzubekommen.

So schließt sich Ephyra einer Diebesbande an, um den Eleasarkelch zu finden, mit dem sie ihre Schwester ein für alle Mal retten könnte. Hassan wird ein Mitglied der Rebellen, stellt aber schnell fest, dass ihre Ansichten nicht immer übereinstimmen. Beru sucht nach einem Weg, ihre Schuld zu sühnen. Und Anton und Jude suchen nach Judes verlorenem Schwert, wobei ihre wachsenden Gefühle zueinander eine zusätzliche Hürde bilden ...

Schon der erste Band begeisterte mich sehr und dem zweiten gelang es ebenfalls mühelos. Besonders gefiel mir zum einen Judes und Antons aufblühende Beziehung, zum anderen Ephyras abenteuerliche Suche nach dem Kelch. Berus und Hassans Storylines haben mir auch sehr gut gefallen, vor allem, weil beide eine schockierende Überraschung bereithielten, bei der ich erst mal fassungslos auf die Seite gestarrt habe, ehe ich sie vollkommen begriff.

Die Romanzen der jeweiligen Charaktere nehmen dieses Mal mehr Raum ein, was mir persönlich sehr gut gefallen hat, weil sie den eigentlichen Plot bereicherten, statt ihm im Wege zu stehen.

Besonders großes Lob möchte ich an das Finale aussprechen - sobald ich den letzten Akt der Geschichte begann, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil sich alles immer weiter hochgeschaukelt hat!

Twists gibt es in diesem Roman natürlich auch. Einige habe mich wirklich sehr erschüttert, manche erriet ich dank der eingestreuten Hinweise schon vorher - aber so oder so gefielen sie mir sehr und ich bin schon gespannt, welche uns im nächsten Band erwarten, der leider erst Januar 2022 erscheint.

Das einzige, was ich zu bemängeln habe, ist der sehr eindimensionale Antagonist, der zumindest hier im zweiten Band nicht viel Gelegenheit hatte, Tiefe zu zeigen. Da die restlichen Haupt- und Nebenfiguren sehr gut charakterisiert sind, war es ein wenig irritierend, dass der Antagonist eine Ausnahme darstellte. Aufgrund einiger eingestreuter Hinweise ist es aber durchaus möglich, dass sich das im dritten Band noch ändern wird.

Insgesamt ein fantastischer Nachfolger des ersten Bandes, der diesen sogar noch übertrumpft!

The Age of Darkness - Feuer über Nasira
576 Seiten

Eigentlich bin ich kein Hörbuch-Fan, aber da mir "The Age of Darkness - Feuer über Nasira" so gut gefiel, in Kürze der zweite Teil erscheint und mir die Hörproben sehr gefallen haben, habe ich mir den Hörbuch-Download einfach mal gegönnt und bin ein weiteres Mal in diese wundervolle Jugendfantasy-Geschichte eingetaucht.

Cornelia Dörr hat mir gezeigt, dass ich bei den bisherigen Hörbüchern, die ich ausprobierte, wohl einfach Pech hatte, denn dieses hier gefiel mir ausgesprochen gut. Sie liest die Geschichte je nach Anlass mal ruhiger und mal emotionaler vor und schafft es hervorragend, jedem Charakter die richtige Stimme und Stimmlage zu geben. Insgesamt habe ich pro Tag je einen der drei Akte gehört und musste mich zwingen, nicht einfach weiterzuhören, weil ich unbedingt wissen wollte, wie sie kommende Kapitel spricht.

Ihre Stimme im Allgemeinen ist sehr angenehm, sodass ich auch die "Infodump"-Absätze, die es stellenweise gab, gerne gehört habe; am meisten haben mir jedoch die Dialoge und Actionszenen gefallen, weil sie immer den richtigen Tonfall fand und die Charaktere und die Handlung so allein durch ihre Stimme lebendig werden ließ.

Pluspunkte gibt es auch dafür, dass es sich um eine ungekürzte Lesung handelt, was bei einem Buch mit fast 600 Seiten nicht selbstverständlich ist. Schade insofern, dass es vom zweiten Teil anscheinend kein Hörbuch geben wird; diesem hätte ich nämlich auch sehr gerne gelauscht!

Emanio - Der Schöne und das Biest
496 Seiten

Als Herzogssohn bemüht sich Emanio, das Beste für seine Untertanen zu tun und ihnen, wo immer es geht, zu helfen. Manchmal trinkt er jedoch einen über den Durst und kann sich anschließend nicht erinnern, was er getan hat. Als eine Hexe behauptet, er hätte seinem Land großes Unrecht getan und ihn in einen Panther verwandelt, gibt es für Emanio zwei Ziele: Seine große Liebe zu finden, um sich zurückzuverwandeln und herauszufinden, warum er im gesamten Land als schlechter Mensch wahrgenommen wird. Zunächst einmal muss er sich allerdings mit seiner Situation zurechtfinden, wobei ihm Wildhüter und Gestaltwandler Lerio hilft - der ursprünglich vorhatte, sich an Emanio für die Verführung seiner Schwester zu rächen, aber langsam einsieht, dass der Herzogssohn ganz anders ist, als er ursprünglich annahm ...

Insgesamt handelt es sich bei dieser Geschichte um eine etwas andere Adaption von "Die Schöne und das Biest", die Emanio und Lerio viel Zeit lässt, sich kennen- und liebenzulernen, während die beiden zusammen mit dem herzoglichen Gefolge nach einem Weg suchen, den Fluch rückgängig zu machen. Etwas zu viel Zeit, meiner Meinung nach. Manchmal streckt sich die Geschichte ein wenig, auch wenn sie sich insgesamt flüssig liest und es mir gefiel, die sich langsam entwickelnde Freundschaft und Liebe der beiden zu verfolgen.

Emanio und Lerio sind im Allgemeinen sehr sympathische Charaktere und bekommen eine Menge Gelegenheit, das zu zeigen. Dafür kommen die Nebencharaktere etwas kurz - obwohl es mir erstaunlich leicht fiel, trotz ihrer Anzahl den Überblick zu bewahren, gingen viele nicht über zwei, drei Eigenschaften hinaus.

Gegen Ende gibt es ein paar Überraschungen, von denen ich zumindest eine (die Identität des Drahtziehers) bereits von Anfang an sehr offensichtlich fand. Die anderen kleinen Twists sind da schon subtiler und fügen sich gut in die Handlung ein.

Wer gerne eine süße, sich langsam entwickelnde LGBTQ-Story lesen möchte, ist hier an der richtigen Adresse :)

Falcon Peak - Wächter der Lüfte
272 Seiten

Nach Jahren, in denen er in London lebte, kehrt der dreizehnjährige Kendrick nach Avelston, die Heimat seiner Eltern, zurück, um dort auf das dortige Internat zu gehen. Sehr bald bemerkt er, dass die Schülerinnen und Lehrerinnen ein Geheimnis zu hüten scheinen - ein Geheimnis, in das er unerwartet hineingezogen wird, als sich herausstellt, dass auch er schon immer Teil davon war ...

"Falcon Peak" ist eine insgesamt schöne Geschichte für zehn- bis zwölfjährige Jungen und Mädchen, in der sowohl Kendricks Umgang mit seinen Klassenkameraden als auch seine Rolle als Aves eine wichtige Rolle spielen. Sehr schön fand ich dabei, dass Ivy und Sienna, Kendricks Mitschülerinnen und angedeutete Love Interests, von der Handlung gleichberechtigt behandelt wurden - das liest man bei weitem nicht so oft, wie es imho der Fall sein sollte.

Dafür bleiben leider alle anderen Nebencharaktere sehr blass und weder die Namen noch die Persönlichkeiten sind mir groß in Erinnerung geblieben. Bei einem Kinderbuch kann ich das aber durchaus entschuldigen.

Ebenfalls schön war, dass Kendrick, wie abzusehen, "der Besondere" war, aber in realistischen Maßstäben - der Autor hat es hier glücklicherweise nicht zu weit getrieben und ihm eine nette Charakterentwicklung gegeben.

Die Handlung war recht vorhersehbar, aber trotzdem ein schönes Abenteuer für Kinder, die gerne ähnliche Fantasyromane lesen. Insgesamt empfehlenswert für die Zielgruppe!