This Woven Kingdom
528 Seiten

Bei ihrer ersten Begegnung wissen weder Alizeh noch Kamran, dass Alizeh eine Dschinn und Kamran der Kronprinz ist. Sie treffen sich, als ein Junge Alizeh angreift und sie es mühelos schafft, ihn zu überwältigen und ihm danach gut zuzureden. Kamran beobachtet das und ist sofort fasziniert von Alizehs ungewöhnlichen Handlungen. Doch nachdem er dem Jungen das Leben rettet, woraufhin er vom Volk gefeiert wird, erfährt er von seinem Großvater, dass eine Prophezeiung Alizeh als Bedrohung für den König ansieht …

Dieser Fantasyroman bietet zwei großartige Hauptfiguren, eine interessante Welt und eine passable Handlung, schafft es aber nicht ganz, seine Elemente zu einem einwandfreien Roman zu verweben.

Das liegt zum einen daran, dass die beiden Hauptcharaktere nur wenige Szenen miteinander haben. Es dauert etwa hundertfünfzig Seiten, bis sie überhaupt zum ersten Mal miteinander reden, doch selbst danach sind sie nur so selten zusammen, dass ihre Romanze sehr unrealistisch auf mich wirkte. Obwohl ich sie selbst als Charaktere durchaus mochte, haben mir Szenen mit beiden zusammen sehr stark gefehlt, weil sie es schwer machten, sich um die individuellen Handlungsstränge zu sorgen.

Dabei sind die individuellen Handlungsstränge durchaus gut, wobei es hier zugegeben einen weiteren Punkt gibt, der zumindest andere Leserinnen und Leser stören könnte: Das langsame Pacing. Nach dem relativ zügigen Anfang geht es bis auf einzelne Ausnahmen recht langsam weiter, was zusammen mit dem Schreibstil, der sich nicht immer einfach lesen lässt, zu einem eher ruhigen Leseerlebnis führte. Mir machte das nicht allzu viel aus, weil ich so fasziniert von der Welt und den Geschehnissen an sich war, aber im Nachhinein ist die Geschichte dann doch etwas zu langsam verlaufen.

Vom Prinzip her finde ich die Geschichte durchaus gut, weil sie eine interessante Welt mit zwei sehr guten Hauptcharakteren zu bieten hat, doch der Mangel an Interaktionen zwischen den beiden verbunden mit dem im Nachhinein zu langsamen Pacing macht es mir schwer, diesen Fantasyroman vollauf weiterzuempfehlen; ich selbst habe zum Beispiel nicht den Drang, den zweiten und dritten Band zu lesen – während ich gleichzeitig hoffe, dass andere Leserinnen und Leser das anders empfinden werden. Meinem Geschmack entsprach er letztendlich nicht genug, aber gerade deshalb hoffe ich, dass andere ihn umso mehr mögen werden!

Sepia 1: Sepia und das Erwachen der Tintenmagie
384 Seiten

Als Sepia von Silbersilbe, dem Meister des Buchdrucks, dazu eingeladen wird, sein Lehrling zu werden, ist sie sicher, dass es sich um ein Missverständnis handeln muss. Vor allem, weil sie sich nicht allzu geschickt anstellt, viele selbstverständliche Sachen über ihr Land Flohall nicht weiß und Dinge sieht, die sonst niemand wahrnimmt. Zumindest findet sie in Niki, der Tochter der Buchmalerin, und Sanzio, dem Lehrling des Buchbinders, neue Freunde, die ihr zur Seite stehen. Und als die drei großen Meister plötzlich verschwinden, weiß Sepia, dass sie die Hilfe ihrer Freunde brauchen wird, um sie wieder zu finden – und herauszufinden, was es mit ihren einzigartigen Fähigkeiten auf sich hat …

Dieses märchenhafte Kinderbuch hat mich auf vielerlei Arten positiv überrascht – und das, obwohl ich bereits ein gutes Gefühl vor dem Lesen hatte! Mit anderen Worten: Es ist noch besser, als ich ohnehin schon dachte, dass es sein würde. Theresa Bell hat hier ein wunderbares Debüt geschrieben, dass nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene sehr begeistern wird.

Als erstes möchte ich die erschaffene Welt und deren Charaktere hervorheben, weil hier bereits bekannte Plot Points mit neuen, unverbrauchten Ideen verbunden werden. So fühlen sich die Welt, die Charaktere und die Handlungsstränge durchaus vertraut an, doch schafft Theresa Bell es, hier mit eigenen Ideen frisches Lesefutter zu servieren. Gerade die verschiedenen Charaktertypen haben mich sehr begeistert, weil man sie in Kinderbüchern leider viel zu selten findet!

Damit zusammenhängend fand ich es großartig, dass die Twists im Nachhinein logisch, doch beim ersten Lesen unvorhersehbar waren. Sobald klar wird, dass Sepia sich von den anderen Lehrlingen unterscheidet, hatte ich natürlich meine eigenen Theorien, was den Grund dafür betrifft … und zu meiner Freude lag ich nicht nur sehr falsch, sondern wurde von zusätzlichen Twists noch weiter überrascht!

Zusammen mit dem bildhaften Schreibstil und Eva Schöffmann-Davidovs wunderbaren Zeichnungen fiel es mir leicht, die Handlung zu visualisieren, was ein weiterer Pluspunkt ist.

Gibt es also überhaupt Kritik? Ja, eine schon: Bis die Meister überhaupt verschwinden, dauert es ein ganzes Weilchen, etwa hundertfünfzig Seiten. Und während mir das persönlich nichts ausmachte, weil bis dahin genug andere interessante Dinge passierten, hätte ich mir doch gewünscht, dass es ein wenig schneller passiert wäre, um dafür mehr Fokus auf die Charaktere, die danach auftauchen, zu legen.

Doch natürlich ist dieses Kinderbuch trotz dieser Kritik ein wundervoller Roman für alle, die gern Fantasy lesen!

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel
384 Seiten

Kristina und Jan Vianello verbringen die Weihnachtsferien bei ihrer Urgroßmutter in Venedig, wo schon bald merkwürdige Dinge geschehen. Ein geisterhafter Junge stiehlt ihnen ihre Besitztümer, ihre Tante Sara fühlt sich immer stärker vom Meer angezogen und eine mysteriöse Gondel weckt zusätzlich ihre Aufmerksamkeit. Zusammen mit Luca und Pippa Pezzi, die eigentlich mit Kristinas und Jans Familie verfeindet sind, erforschen sie die magischen Wege Venedigs und stellen Nachforschungen zu ihrer Vorfahrin Violetta Aquana an, um das Geheimnis ihrer Familie zu lüften …

Dieses Kinderbuch habe ich bereits 2012 bei seinem Erscheinen gelesen, war jedoch sehr erfreut, so viele Jahre später eine Neuauflage davon zu bekommen. Nina Blazon hat hier ein halb gruseliges, halb fantastisches Abenteuer geschrieben, das mir sehr viel Spaß gemacht hat. Die Mysterien sind auf eine Art und Weise aufbereitet, die es leicht macht, mit den Charakteren mitzufiebern, wobei das Foreshadowing positiv hervorsticht. Für ältere Leser könnte es wohl etwas zu deutlich sein, doch ich fand es schön, beim Lesen über die Hinweise auf bestimmte Offenbarungen zu stolpern.

Neben der Handlung fand ich auch die Charaktere großartig, vor allem Luca, Sara und Fedele, die ich allesamt sehr sympathisch fand. Hier muss ich auch unbedingt die langsam eingebaute und süß umgesetzte Romanze zwischen Sara und Fedele erwähnen, die mein persönliches Highlight war. Am Anfang ahnt man noch nichts von einer möglichen Beziehung, aber im Verlauf des Romans wird sie immer deutlicher, bis sie einen zufriedenstellenden Abschluss findet. Diese langsame Herangehensweise hat mir außerordentlich gut gefallen!

Andere Beziehungen kommen ebenfalls nicht zu kurz, wobei speziell Kristinas und Jans Geschwisterbeziehung und ihre Freundschaft mit Luca positiv hervorzuheben ist. Ich fand es sehr schön, dass Nina Blazon jeder wichtigen Beziehung genug Platz einräumte!

Was mögliche Kritik angeht, fand ich, dass sowohl der Anfang als auch das Ende des Romans etwas zu schnell verlief bzw. etwas zu schnell aufgelöst wurde. Speziell die Art und Weise, wie ein gewisses Problem am Ende angegangen wurde, kam mir äußerst unwahrscheinlich und etwas zu deus-ex-machina-mäßig vor.

Doch natürlich hat das meinem Vergnügen letztendlich keinen Abbruch getan, weshalb ich dieses Kinderbuch nicht nur Kindern, sondern auch älteren Leserinnen und Lesern vollauf empfehlen kann!

Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe
512 Seiten

Die Vampirin Misery Lark hat lange unter Menschen gelebt, doch nur ihre beste Freundin Serena war ihr je wichtig. Als Serena spurlos verschwindet, ist Miserys einziger Hinweis ein Name, den sich ihre Freundin kurz vor ihrem Verschwinden notiert hat: L. E. Moreland. Als Miserys Vater verkündet, dass ein Bündnis zwischen Vampiren und Werwölfen in Form einer Heirat geschmiedet werden soll, hat Misery zunächst kein Interesse – bis sie erfährt, dass der Werwolf Lowe Moreland heißt. Daraufhin lässt sie sich auf die Ehe mit ihm ein, entschlossen, herauszufinden, ob Lowe etwas mit Serenas Verschwinden zu tun hat. Allerdings hat sie nicht erwartet, dass sie sich währenddessen in ihn verlieben könnte …

Vor dem Lesen war ich zugegeben recht zögerlich, weil ich gegenüber Vampir- bzw. Werwolf-Romanen bestenfalls neutral eingestellt bin. Da ich Ali Hazelwood insgesamt recht mag, beschloss ich, dem Roman trotzdem eine Chance zu geben – und zu meiner Freude hat er mir überraschend gut gefallen!

So fand ich die Vampir-/Werwolf-Thematik interessant umgesetzt und speziell die beiden Hauptcharaktere haben mir sehr gut gefallen. Ali Hazelwood schafft es mühelos, sie durch ihren locker-leichten Schreibstil sympathisch zu machen, auch wenn mir Lowe gegen Ende zugegeben etwas zu besitzergreifend war. Doch letztendlich waren sowohl Misery als auch Lark großartige Figuren und ihre langsam wachsende Beziehung war gut umgesetzt.

Die Nebenfiguren bleiben größtenteils recht blass, mit zwei großen Ausnahmen: Serena, Miserys Freundin, und Ana, Lowes kleine Schwester. Obwohl Serena bereits zu Anfang des Romans verschwunden ist, bekommt man durch Miserys Erzählungen über sie einen erstaunlich guten Einblick in ihren Charakter. Ich war sehr beeindruckt davon, wie sympathisch mir Serena allein durch Miserys Ausführungen wurde; tatsächlich mochte ich sie mindestens so sehr wie die wunderbare kleine Ana, deren Beziehung zu Misery und Lowe einfach entzückend war.

Es gibt auch ein paar unerwartete Twists gegen Ende, die mir sehr gefallen haben, auch wenn die Handlung bis dahin zugegeben wie erwartet verläuft. Dafür mochte ich es, wie viele „bekannte“ Szenen durch die Grundidee der Geschichte einen neuen Anstrich bekamen.

Die einzige Kritik, die ich habe, ist die Art und Weise, wie Miserys und Lowes Romanze sich gegen Ende entwickelt, weil die manchmal obszöne Ausdrucksweise verbunden mit Lowes besitzergreifendem Benehmen nicht meinem Geschmack entsprach. Doch insgesamt betrachtet hat mir der Roman trotzdem sehr gut gefallen, weshalb ich hoffe, dass auch andere Leserinnen und Leser hier eine schöne Romanze zum Wohlfühlen finden werden!

Nic Blake - Die Prophezeiung der leuchtenden Welt
400 Seiten

Nichole "Nic" Blake gehört zusammen mit ihrem Vater zu den Ungewöhnlichen, Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Seit Jahren flüchten sie von Ort zu Ort, wenn Gefahr läuft, dass ihr Geheimnis auffliegt. Bis Nic durch eine unglückliche Verkettung von Ereignissen erfährt, was der wahre Grund für ihre regelmäßige Flucht ist: Als Kleinkind hat ihr Vater sie entführt und so vor ihrer Mutter und ihrem Zwillingsbruder ferngehalten. Jetzt wird er angeklagt, ein sagenumwobenes Artefakt, das Msaidizi, gestohlen zu haben. Zusammen mit ihrem besten Freund JP und ihrem Bruder Alex muss Nic das Msaidizi finden, um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen ...

In diesem wunderbaren Kinderbuch bekommen wir eine schöne Mischung aus altbekannten Handlungssträngen und neuen Ideen, die dem Buch vor allem durch den kulturellen Aspekt einen frischen Anstrich gaben. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, Nics, JPs und Alex' Abenteuer zu verfolgen, weil ihre Geschichte eine angenehme Geschwindigkeit (nicht zu schnell, nicht zu langsam) und die Charaktere selbst äußerst sympathisch waren.

Angie Thomas schafft es gut, die Spannung zu halten und neben spannenden Ereignissen auch wichtige Charaktermomente zu schreiben. Vor allem Nic ist eine wunderbare Protagonistin, wobei man Lieblingscharakter allerdings ihr bester Freund JP war.

Was die Twists angeht, habe ich den Haupttwist schon relativ früh vorhergesehen, doch alle anderen Twists, die wir am Anfang und in der Mitte des Romans bekommen, waren dafür umso überraschender.

Sehr schön fand ich auch, wie die Magie mit der Kultur der Charaktere verbunden wurde. Es wird sowohl auf die Sklaverei der Schwarzen Bevölkerung als auch auf verschiedene ihrer Geschichten Bezug genommen. Ich fand ihre Implementierung großartig umgesetzt, weil sie dem Roman auf diese Weise eine Tiefe verliehen, die vielen anderen Kinderbüchern fehlt.

Insgesamt ein hervorragendes Abenteuer, das sich nicht nur für Kinder, sondern auch wunderbar für fantasybegeisterte Erwachsene eignet!

Iron Flame – Flammengeküsst
960 Seiten

Für Violet und ihre Klassenkameraden beginnt das zweite Jahr ihrer Ausbildung als Drachenreiter, doch während das erste Jahr bereits herausfordernd war, bringt das zweite Jahr sie an ihre Grenzen. Denn Xaden, der seine Ausbildung beendet hat, wird an die Front abkommandiert, sodass Violet und er sich nur einmal in der Woche sehen dürfen. Und dann ist da noch Varrish, der neue Vize-Kommandeur, der es auf Violet abgesehen zu haben scheint – fast so, als wüsste er genau, dass sie hinter das Geheimnis der Veneni gekommen ist …

„Iron Flame“ ist der zweite Teil der „Flammengeküsst“-Reihe und setzt diese erfolgreich fort. Besonders positiv überrascht hat es mich, dass es so gut wie keine Längen in der Handlung gibt, sondern dass fast immer etwas passiert, das einen auf Trab hält. Nur in der zweiten Hälfte sind mir zwei, drei Stellen aufgefallen, die sich ein bisschen zogen, aber selbst diese gingen vergleichsweise schnell vorüber. Insofern verdient „Iron Flame“ allein deshalb einen Bonuspunkt, weil es nicht leicht ist, auf über 950 Seiten die Spannung zu halten.

Insofern fand ich die eigentliche Handlung genial (vor allem die coolen Twists und das fiese Ende), doch bei den Charakteren und deren Beziehungen ging es mir dafür nicht immer so. Violet, Xaden und ihre engsten Freunde stachen durchaus positiv hervor und sind alle Charaktere, deren Überleben mir am meisten am Herz lag; doch für die vielen Nebencharaktere galt das nicht. Mal davon abgesehen, dass mir keiner der Tode so richtig ans Herz ging, machte es ihre pure Anzahl schwer bis unmöglich, sich überhaupt um sie zu sorgen. Da hätte ich mir gerne einen größeren Fokus auf Violets Freundesgruppe gewünscht, weil ich diese mit Abstand am meisten mochte. Eine Erwähnung verdient allerdings Varrish, den ich zu hassen geliebt habe – er war einfach ein hervorragender Bösewicht, weil er eine richtige Gefahr für Violet und (auf positive Weise) zum Haare ausraufen war. Rebecca Yarros versteht es wirklich, hassenswerte Gegner zu erschaffen!

Während mir jedoch die Charaktere insgesamt gefielen, war ich überrascht davon, dass ich mit Violets und Xadens Romanze nicht sooo stark mitgefiebert habe. Da sie so viel streiten und relativ wenige Szenen haben, in denen sie über ihre emotionale Anziehung zueinander reden, kam mir ihre Beziehung hauptsächlich körperlicher Natur vor. Was natürlich okay ist, es aber schwer gemacht hat, ihre Liebesschwüre immer ernst zu nehmen; es gab sogar eine recht irritierende Stelle, in der Xaden Violets Angst, nur jemand zum Vögeln für ihn zu sein, beseitigt hat … indem er sie vögelte. Die Argumente, die er danach ausführte, halfen mir ebenfalls nicht, die Logik hinter dieser Handlung zu verstehen. Gegen Ende wird die emotionale Komponente ihrer Beziehung zwar deutlich stärker, aber so ganz fiebere ich noch nicht mit den beiden mit.

Umso mehr nahm mich da das Worldbuildung gefangen. Rebecca Yarros hat eine Welt erschaffen, die sich so real und lebendig anfühlt, dass ich aus dem Staunen gar nicht mehr herauskam. Es war einfach so faszinierend für mich, die Informationen über diese Welt in mich aufzusaugen, weil man so gut merkt, wie viele Gedanken sich die Autorin selbst darum gemacht hat; wahrscheinlich würde ich sogar ein ganzes Sachbuch über den Kontinent lesen, weil er bereits im Roman so gut ausgebaut war!

Von daher war der zweite Teil der Reihe für mich eine insgesamt gelungene Fortsetzung, die mich schon gespannt auf den dritten Teil macht!

A Spark of Time - Rendezvous auf der Titanic
450 Seiten

Lilly deGray gehört zu einer Familie, die mithilfe ihres magischen Zahnrads durch die Zeit reisen kann. Zusammen mit ihrem Vater benutzt sie diese Fähigkeit, um verloren geglaubte Gegenstände aus der Vergangenheit wiederzufinden und sich so ihren Lebensunterhalt zu sichern. Doch ihr neuester Auftrag ist besonders gefährlich, denn er führt Lilly ganz allein auf die Titanic, wo sie als Dienstmädchen einer Gräfin eine Kette beschaffen muss, bevor diese zusammen mit der Titanic versinkt. Ebenfalls an Bord ist der charmante Ray Andrews, zu dem Lilly sich hingezogen fühlt. Was sie nicht weiß: Ray ist in Wirklichkeit Damien Belmont, ebenfalls Spross einer Zeitreise-Familie, und hat den Auftrag, Lilly ihr Zahnrad abzunehmen, weil seiner Schwester sonst ein schlimmeres Schicksal als der Tod blüht ...

Ich war vor dem Lesen zugegeben etwas unsicher, weil ich die Autorin nicht kannte und halb erwartet habe, einen von unzähligen austauschbaren Fantasy-Romanzen zu lesen. Und technisch gesehen erzählt dieser Jugendroman keine neue Geschichte, sondern bedient sich bereits bekannter Tropen; doch die Art und Weise, wie er erzählt wurde, hat ihn zu einem fantastischen und fesselnden Leseerlebnis gemacht!

Hier hat es besonders geholfen, dass wir nicht nur Lillys Sichtweise erleben, sondern auch Damiens. Beide Charaktere sind so ausgesprochen sympathisch, dass sie mir unglaublich schnell ans Herz wuchsen. So ist Damien von Anfang an gegen seinen Auftrag und möchte lieber das Richtige tun, was ihn sehr liebenswert gemacht hat. Und Lilly ist eine entschlossene, kluge Protagonistin, die nicht immer alles richtig macht, aber umso mehr darum kämpft, ihr Ziel zu erreichen. Wie gesagt habe ich beide sehr gemocht!

Ihre Romanze ist recht süß erzählt, verlief aber für meinen Geschmack ein wenig zu schnell. Bereits von der ersten Begegnung an fühlen sie sich zueinander hingezogen und entwickeln bereits nach wenigen Szenen zusammen Gefühle füreinander. Zwar ist es klar, dass ihrer Romanze nur so viel Zeit bleibt, zu erblühen, doch trotzdem hätte ich eine leicht langsamere Entwicklung bevorzugt. Dafür haben die beiden Charakteren eine gute Chemie zueinander, sodass es nicht vollkommen unglaubhaft schien, dass sie sich schnell mögen würden – nur im Bezug auf die romantische Anziehung hätten ihre Gefühle imho ein wenig später aufflammen sollen.

Was die Nebencharaktere angeht, möchte ich besonders Adèle, die andere Dienerin der Gräfin, hervorheben. Sie war unter den Nebencharakteren mein Lieblingscharakter, weil sie so eine gute Freundin für Lilly war!

Was ich ebenfalls anmerken möchte, ist, dass es ein Weilchen dauert, bis Lilly und Damien überhaupt auf die Titanic kommen. Weil die Handlung insgesamt spannend erzählt war, machte mir das nichts aus, aber trotzdem gibt es einige Stellen, die die Geschichte ein wenig in die Länge zogen.

Insgesamt handelt es sich um eine Fantasy-Romanze, die zwar nicht perfekt ist, mich aber in vielen Aspekten positiv überrascht hat, weshalb ich auf jeden Fall den zweiten Teil lesen werde!

Hüte den Morgen
496 Seiten

Tessa und Corrick haben für Kandala acht Wochen Mondflorlieferungen ausgehandelt, doch die Vorräte gehen langsam zur Neige und sie haben keine Ahnung, was sie danach tun sollen. Bis Kapitän Rian Blakmer, der aus Ostria stammt, in Kandala auftaucht und Corrick und Harristan ein Angebot macht: Ostrias Mondflorblüten gegen Kandalas Stahl zu tauschen. Die beiden Brüder, die ihm nicht trauen, beschließen, dass Corrick zusammen mit Tessa und dem Rebellenführer Lochlan auf die Reise nach Ostria geschickt werden soll. Corrick traut Rian nicht über den Weg, während Tessa überlegt, ob Rians Zweifel an Corrick eventuell der Wahrheit entsprechen könnten …

Im zweiten Teil der Mondflor-Trilogie machen Tessa und Corrick sich auf eine Seereise, die sich über den Großteil des Romans erstreckt – so groß sogar, dass sie kaum Zeit haben, ihre Zeit in Ostria zu genießen, weil dieser nur die letzten paar Seiten einnimmt. Das erwähne ich deshalb, weil ich ursprünglich erwartet habe, dass ein Teil des Buches aus der Seereise und ein anderer Teil aus einem Ostria-Aufenthalt bestehen wird – aber dem ist nicht der Fall. In Wirklichkeit besteht etwa ein Drittel aus den anfänglichen Konflikten und etwa zwei Drittel aus der Schifffahrt. Das ist jedoch keine Kritik, sondern eine schlichte Feststellung; ich habe den Inhalt trotzdem genossen, weil Brigid Kemmerer es hervorragend schafft, die verschiedenen Charaktere und Konflikte auszuführen.

Ein großes Lob möchte ich der Sichtweise des „Gesetzlosen“ aussprechen, weil dessen Perspektive so faszinierend war, dass ich gerne noch mehr von ihm gelesen hätte. Besonders nachdem man erfährt, um wen es sich handelt (was zwar nicht allzu schwer zu erraten, aber dennoch ein cooler Twist war), habe ich regelrecht darauf hingefiebert, das nächste Kapitel aus seiner Sichtweise zu lesen.

Und dann ist da noch Rian. Oh mein Gott. Brigid Kemmerer hat sämtliche Befürchtungen, die ich bezüglich seines Charakters hatte, erfolgreich zerstreut – zum Beispiel, dass er, Tessa und Corrick sich in einem Liebesdreieck wiederfinden könnten oder dass er sich am Ende als eindimensionaler Bösewicht entpuppt. Zwar gibt es definitiv Szenen, in denen Corrick ihm gegenüber eifersüchtig wird und Tessa sich ihm annähert, aber dadurch, dass Rian selbst so ein hervorragender Charakter ist und eben kein unnötiger Liebesrivale, war es mir letztendlich eine Freude, die Szenen zwischen diesen dreien (und Lochlan!) zu lesen. Es war einfach großartig, wie die verschiedenen Feindschaften, Freundschaften und die Romanze sich über den Roman hinweg entwickelten!

Was mögliche Kritik angeht, zieht die Schifffahrt sich zugegeben ein bisschen – teilweise wohl deshalb, weil ich wie gesagt erwartet habe, dass sie nur einen Teil des Romans einnehmen wird. Dadurch, dass ich immer noch interessiert an der Handlung und den Charakteren war, fand ich das zwar nicht außerordentlich schlimm, aber erwähnenswert genug, um klarzustellen, dass die Schifffahrt, nun ja, der Hauptteil der Handlung ist. ;)

Für mich ein sehr guter zweiter Teil, der vor allem durch seine Charaktere glänzt und mir schon Lust auf den dritten Teil macht!

Das Geheimnis der Spinnenhexe
366 Seiten

Jährlicher Re-Read :)

Fast immer, wenn ich dieses Buch meiner Jugend lese, fällt mir etwas Anderes auf, das ich bisher nicht zu schätzen gewusst habe. Dieses Mal ist es der bildgewaltige, fast schon cineastische Schreibstil – die Handlung spielt sich wie ein Film in meinem Kopf ab, weil die Autorin es sehr einfach macht, sich alles vorzustellen. Auch die Stimmen der Charaktere höre ich recht gut beim Lesen, was nicht bei jedem Roman der Fall ist.

Zugegeben könnte das zumindest teilweise daran liegen, dass ich das Buch so unverhältnismäßig oft gelesen habe, aber das ändert trotzdem nichts daran, dass Henny Fortuins Schreibstil einfach schön zu lesen ist.

Ich freue mich jetzt schon darauf, welche alten oder neuen Erkenntnisse mir dieses Buch nächstes Jahr bescheren wird!

Murtagh - Eine dunkle Bedrohung
782 Seiten

Nach Galbatorix’ Tod ist größtenteils Frieden in Alagaësia eingekehrt, doch für Murtagh und seinen Drachen Dorn hören die Probleme nicht auf. Verhasst von jedem Volk, ist es schwierig für sie, ihr Leben so friedlich wie der Rest Alagaësias zu leben. Doch als Murtagh auf Menschen mit einem Vogelschädelamulett trifft, das selbst die mächtigste Magie abweist, und schwarz verbrannte Steine mit einer unheimlichen Aura sich nach und nach im Land ausbreiten, ahnt er, dass eine weitere dunkle Macht Alagaësia bedroht …

Es ist schon eine Weile her, seit ich die Eragon-Reihe gelesen habe, doch glücklicherweise hat mich das nicht davon abgehalten, schnell in „Murtagh“ einzufinden. Ich war tatsächlich angenehm überrascht, wie leicht es der Schreibstil mir gemacht hat, wieder in die Welt Alagaësias – und in Murtaghs Sichtweise – zu versinken. Speziell sein Bund mit Dorn und seine Abenteuer im Allgemeinen waren fantastisch beschrieben, was noch dadurch gewürzt wurde, dass Alagaësia sich wie eine richtige, lebende Welt angefühlt hat. Durch viele liebevolle Details hat Christopher Paolini es geschafft, Alagaësia zu einem Ort zu machen, der mir tatsächlich echt und durchdacht vorkam. Ein großes Lob hierfür!

Was die eigentliche Handlung betrifft, mochte ich vor allem Murtaghs Erlebnisse am Anfang – speziell seinen nicht ganz so kleinen Kampf in Ceunon und seine Abenteuer in Gil’ead, wo er sich einer komplexen Aufgabe für eine Werkatze widmet, die erfordert, den berühmten Fisch Schlammschlund zu erledigen und sich der Stadtwache anzuschließen. Das hat schlicht ergreifend Spaß gemacht und ist für mich auch nach Abschluss der Geschichte ein wahres Highlight gewesen.

Denn ich muss zugeben, dass der Hauptteil der Geschichte, der sich um die Hexe Bachel dreht, etwas lang gezogen ist und teils schwierig zu lesen war, weil Murtagh so unendlich viel Leid ertragen muss. Dafür fanden sich in diesem Teil der Geschichte zwei meiner Lieblingscharaktere (Uvek und Alín) und er endete in einem wahrhaft epischen Kampf und einem sehr zufriedenstellenden Ende, das noch mehr Abenteuer verspricht.

Neben der Langsamkeit des Hauptteils habe ich ansonsten nur den Mangel an Nasuada zu bemängeln – zwar wird angedeutet, dass ein zweiter Murtagh-Teil mehr von ihr zeigen wird, doch wünschte ich wirklich, schon hier im ersten Teil mehr von ihr gesehen zu haben.

Nichtsdestotrotz war dieser Fantasyroman für mich ein würdiger Teil der „World of Eragon“-Romane und ich hoffe, dass er anderen Eragon-Fans ebenso gefallen wird!

Die Tochter der Mondgöttin 1: Die Tochter der Mondgöttin
512 Seiten

Xingyin ist die Tochter der Mondgöttin und lebt zusammen mit ihrer Mutter und einer Dienerin ein beschauliches Leben auf dem Mond. Doch als sie erfährt, dass ihre Mutter in Wirklichkeit eine Gefangene ist, die den Mond niemals verlassen kann, beschließt sie, nach unten ins Himmlische Königreich zu gehen und dort nach einem Weg zu suchen, sie zu befreien. Sehr bald schon trifft sie auf den Kronprinzen Liwei, mit dem sie sich besonders verbunden fühlt. Doch um das sogenannte Karmesinrote Löwenamulett und dadurch einen Wunsch beim Kaiser frei zu bekommen, schließt sie sich der Armee an, wo sie auch eine Verbindung zu ihrem Hauptmann Wenzhi spürt ...

Das Grundgerüst dieser Geschichte finde ich echt gut – eine Protagonistin, die sich die Freiheit ihrer Mutter damit erkämpfen will, in der Armee desjenigen zu dienen, der sie überhaupt auf den Mond verbannte. Die verschiedenen Missionen, die Xingyin bewältigt, waren allesamt großartig beschrieben. Auch die Beziehung zu Liwei war sehr passend, weil sie für zusätzlichen Konflikt sorgt.

Doch durch das Liebesdreieck, das dann zusätzlich entsteht, wird die Geschichte meiner Meinung nach ganz schön heruntergezogen. Es ist einfach so ... unnötig. Liwei und Wenzhi selbst waren großartige Charaktere, aber die Tatsache, dass Xingyin sich so hin und her gerissen fühlt, obwohl im Grunde von Anfang an klar ist, wen sie wählen wird, ist mir ehrlich gesagt ganz schön auf die Nerven gegangen.

Zugegeben bin ich allgemein kein Fan von Liebesdreiecken, was ein Grund dafür sein könnte, dass es für mich so frustrierend zu lesen war. Das ewige Hin und Her hat mir keinen Spaß gemacht und wurde noch dadurch verschlimmert, dass ihre beiden Love Interests nicht gleichwertig behandelt werden – wie gesagt ist es schon recht früh klar, wer der Richtige für sie sein wird, was durch einen Twist gegen Ende noch zusätzlich zementiert wird. Wenn es schon ein Liebesdreieck geben muss, hätte ich gerne eins gehabt, bei dem beide Auserwählten auch tatsächlich gleiche Chancen gehabt hätten.

Und deshalb fällt es mir schwer, dieses Buch zu empfehlen – weil ich von der Geschichte selbst (speziell Xingyins Missionen) sehr begeistert war, sie aber sehr viel besser gefunden hätte, hätte die Autorin auf das Liebesdreieck verzichtet (oder wenigstens auf andere Weise gelöst). Wer sich selbst nicht daran stört und Fantasy und Mythen mag, wird hier etwas Schönes finden, aber für mich war das Buch leider nicht das richtige.

Für den Wolf
608 Seiten

„Die Erste Tochter gehört dem Thron. Die Zweite Tochter gehört dem Wolf.“ Dieses Gesetz aus Valleyda hat bereits drei Generationen an Zweiten Töchtern getötet, um dafür die Sicherheit des Landes vor den Monstern zu gewährleisten. Neve und Red sind das nächste Schwesternpaar, das ihr jeweiliges Schicksal nur mit schwerem Herzen annimmt. Als Red den Wilden Wald betritt, tut sie dies in der Annahme, dass sie hier den Tod finden wird – doch sie entkommt und findet sich im Schloss des Wolfs wider. Eammon, als Wolf bekannt, hält den Wald mit seinem Blut am Leben, doch spürt er, dass er nicht ewig so weitermachen kann. Red dagegen fürchtet, ihm zu helfen, weil sie dadurch gezwungen wäre, die Magie einzusetzen, mit der sie fast ihre Schwester getötet hätte …

Das Buch hat einen wirklich starken Start, der in eine recht solide Mitte übergeht und auch in der zweiten Hälfte Szenen enthält, die mir sehr gefallen haben. Red und Eammons Beziehung ist sehr süß beschrieben und es war interessant, ab und an zu erfahren, was genau bei Neve vorgeht, die ihre Schwester aus dem Wilden Wald befreien will. Ich mochte es auch, dass der allgemeine Cast an Charakteren recht klein war, sodass man genug Zeit hatte, alle kennenzulernen.

Doch leider reichen diese positiven Aspekte nicht, um von den Pacing-Problemen abzulenken, die das Buch vor allem ab der zweiten Hälfte plagen. Es gab eine Phase, durch die ich mich ganz schön quälen musste, weil ich das Gefühl hatte, sie würde nur aus „Eammon rettet Bäume, die daraufhin wieder verfaulen“-Szenen bestehen. Selbst die Beziehung von Red und Eammon legte hier eine Pause ein, die für mich definitiv zu lange dauerte. Im Nachhinein war diese Pause wahrscheinlich noch nicht einmal SO lang, aber sie hat sich auf jeden Fall lang angefühlt.

Ein bisschen schade fand ich es auch, dass die Charaktere mir letztendlich nicht so ans Herz wachsen konnten, wie ich es gerne gewollt hätte, weil man sie nie richtig kennengelernt hat. Eammon war als aufopfernder Mensch zwar sehr sympathisch, aber ich habe nicht das Gefühl, ihn als Person mit Vorlieben und Abneigungen richtig kennengelernt zu haben (oder überhaupt einen der anderen Charaktere).

Aus diesem Grund tue ich mich trotz der Tatsache, dass mir ein paar wichtige Dinge gefielen, schwer, eine Empfehlung auszusprechen, weil vor allem das Pacing zu langsam für meinen Geschmack war und die guten Aspekte der Geschichte leider ganz schön gedimmt hat.

Sense of Winter
208 Seiten

Charlotte und Desmond wollen Henrika Hyde endlich schnappen, weshalb sie sich bei einer Weihnachtsfeier in der Burg Tannenbaum einschleichen, wo Henrika fast jährlich teilnehmen soll. Bei der Feier wird auch der Nussknacker-Rubin präsentiert, dessen Wert ebenfalls für viele Teilnehmer interessant ist. Und plötzlich wird die Gesellschaft angegriffen, sodass sowohl Charlotte als auch Desmond ihren Plan über den Haufen werfen und um ihr Leben kämpfen müssen …

Der zweite Band der „Section 47“-Reihe ist recht kurz, doch dafür umso spannender gestaltet. Das Pacing ist hervorragend und die Geschichte schafft es problemlos, einen von Anfang bis Ende am Ball zu halten. Charlotte und Desmond befinden sich fast konstant in Gefahr und man fiebert richtig mit ihnen mit, während sie versuchen, zu kämpfen, sich zu verstecken und im Allgemeinen am Leben zu bleiben. Das war wirklich großartig umgesetzt!

Aus diesem Grund finde ich auch nicht, dass die Kürze des Romans eine Kritik ist, weil sie meiner Meinung nach genau richtig war, um ein spannendes Leseerlebnis zu garantieren. Aufgrund der Kürze können Charaktere und Szenen zwar nicht unbedingt Tiefe entfalten, aber wie gesagt fand ich das nicht schlimm, weil es mir Spaß machte, stattdessen die packende Handlung zu verfolgen. Nur bezüglich der Gesamthandlung finde ich, dass der Roman ein wenig mehr Inhalt hätte haben können, weil im Grunde nur das Ende relevant für Charlottes und Desmonds Suche nach Henrika Hyde war. Aus diesem Grund ähnelte der Roman mehr einer (sehr guten) Bonusgeschichte und war nicht unbedingt eine Fortsetzung der Geschehnisse aus dem ersten Teil.

Nichtsdestotrotz – ich freue mich auf den dritten Teil und hoffe, nicht allzu lange auf ihn warten zu müssen ;)

Tintenwelt 4. Die Farbe der Rache
346 Seiten

Fünf Jahre sind seit den Ereignissen von „Tintentod“ vergangen und die Protagonisten leben glücklich in der Stadt Ombra. Doch Orpheus, ihr Erzfeind, ist noch am Leben und sinnt auf Rache – speziell an Staubfinger, der einst seine Lieblingsfigur war und jetzt dafür büßen soll, ihn verraten zu haben. Mit der Macht der Bilder sperrt Orpheus alle Menschen, die Staubfinger wichtig sind, in ein Buch, bis nur noch Staubfinger und sein bester Freund Nyame, der Schwarze Prinz, übrig bleiben. Zusammen suchen die beiden nach einem Weg, ihre Freunde zurückzuholen, bevor es für sie alle zu spät ist …

Ich habe die Tintenwelt-Reihe damals mit Begeisterung in meiner Jugend gelesen und war sowohl skeptisch als auch erfreut, dass ein zusätzliches Abenteuer mit Staubfinger im Zentrum erschienen ist. Zu meiner Erleichterung gab es sowohl ein Charakterregister als auch ein „Was bisher geschah“, was es leicht machte, wieder in die Welt hineinzufinden. Und obwohl ich den Roman nicht so gut wie die Tintenwelt-Trilogie finde, hatte er dennoch eine gewisse Magie, die mich verzaubern konnte.

Das liegt zu einem großen Teil sicher daran, dass der nach wie vor schöne Schreibstil Cornelia Funkes die Welt lebendig macht, aber auch daran, dass Staubfinger und Nyame die Protagonisten sind. Natürlich lesen wir auch andere Sichtweisen (speziell Orpheus und seine Handlanger kommen nicht zu kurz), aber im Herzen der Geschichte sind es diese beiden Charaktere, die den Roman so besonders für mich gemacht haben.

Das soll jedoch nicht heißen, dass er ohne Schwächen ist. Speziell das Ende war für mich ein gehöriger Deus ex Machina und auch die Geschichte an sich leidet ein wenig an dem „Bonusstory-Problem“, wodurch sie sich nicht immer relevant im Bezug auf die Gesamthandlung anfühlt. Trotzdem hat es mir Spaß gemacht, ein letztes Mal in die Tintenwelt einzutauchen; es war wie gesagt nicht perfekt, aber trotzdem ein schönes letztes Abenteuer :)

Ink Blood Mirror Magic
560 Seiten

Seit Joannas Vater durch ein magischen Blutbuch umgekommen ist, hütet sie allein die Familiensammlung weiterer Bücher dieser Art, in der Hoffnung, mit ihrer Hilfe irgendwie herauszufinden, wie genau ihr Vater ums Leben kam. Währenddessen geht ihre Halbschwester Esther am Südpol ihrer Arbeit nach, muss jedoch bald feststellen, dass es jemand auf sie abgesehen hat. Und Nicholas, der diese Blutbücher für seinen Onkel herstellt und nicht ahnt, welche Geheimnisse ihm vorenthalten werden, flieht zusammen mit seinem Leibwächter, um die Wahrheit hinter den Büchern und ihren Schreibern herauszufinden …

Dieser Roman erzählt ultimativ von der Liebe zu Büchern – und von den Qualen, die auf sich genommen werden, um sie zu beschützen. Die drei Hauptcharaktere haben alle eine ganz bestimmte Beziehung zu Büchern im Allgemeinen und Blutbüchern im Speziellen, wodurch wir unterschiedliche Sichtweisen erleben, in die man sich alle gut hineinversetzen kann. Wobei das Beste an diesen Sichtweisen nicht einmal die verschiedenen Meinungen der Charaktere waren, sondern vielmehr die Informationen, über die jeder von ihnen verfügt – und auf welche Weise diese zusammenspielen. Hier zeigt sich die große Stärke des Romans: Dadurch, dass jeder Charakter nur über limitiertes Wissen verfügt, wir aber die Sichtweise von allen drei Charakteren lesen, können wir als Leserinnen und Leser die Puzzlestücke selbst zusammenfügen und so das große Ganze verstehen. Es hat sehr viel Spaß gemacht, die Verbindungen zwischen den Sichtweisen zu untersuchen, weil die drei Leben auf faszinierende Weise miteinander zusammenhängen.

Doch perfekt ist der Roman natürlich nicht: So braucht er zum Beispiel einige Zeit, um in Fahrt zu kommen, wobei die drei Charaktere sich erst spät in der Handlung treffen. Zudem sind die einzelnen Beziehungen zwischen verschiedenen Charakterpaaren nicht unbedingt ausgebaut – ich mochte zum Beispiel die Freundschaft zwischen Nicholas und seinem Leibwächter Collins sehr, sowie die Romanze zwischen Esther und Pearl, aber da alle Beziehungen relativ oberflächlich bleiben, fieberte ich nicht so stark mit den Charakteren mit, wie ich es mir gerne gewünscht hätte. Das ist für mich definitiv eine Kritik, die sicher nicht nur mir als solche auffällt, sondern auch andere stören könnte.

Dabei sind die Charaktere an sich sehr gut umgesetzt, sodass jeder für sich ein sympathischer Sichtcharakter ist, den man sehr gerne kennenlernt. Auch das Worldbuilding (speziell die Art und Weise, wie das Schreiben der Bücher mit Blut umgesetzt wurde) war großartig und ich saugte jede Information über die einzelnen Charaktere und die Magie gierig in mich auf. Aber sobald es um tiefergreifende Interaktionen ging, merkte ich, dass diese mir schlicht fehlten; darunter leiden teils auch die Twists, weil man sich z.B. bei dem Verrat eines Charakters gar nicht richtig betrogen fühlt (schließlich hat man nicht das Gefühl, die Hauptcharaktere hätten eine besonders starke Verbindung zu diesem oder jenem Charakter gehabt).

Insofern gefiel mir dieses Buch durchaus, weil sowohl der Fantasy-Aspekt als auch das Zusammenspiel der drei Sichtweisen großartig umgesetzt wurde; doch als sehr gut würde ich es nicht bezeichnen, weil ihm dafür die Beziehungen fehlen, in die ich gerne mehr investiert gewesen wäre. Ein guter Lesestoff für alle, die Bücher, Geheimnisse und Magie lieben, aber nicht unbedingt etwas für diejenigen, die hauptsächlich mit den Charakteren mitfiebern.