The Murder of Roger Ackroyd
304 Seiten

Ich hab mich in der Reihenfolge vertan und versehentlich erst das furchtbare The Big Four gelesen, aber was für ein Glück: Umso mehr konnte dieses grandiose Buch reinhauen. Was für ein Banger von einer Detektivgeschichte, perfekt für den Urlaub und perfekt allgemein. Kommt für mich gefühlt ziemlich nah an And Then There Were None ran, ich fand es echt richtig gut.

Man's Search for Meaning
165 Seiten

Must-read für jeden. Viktor Frankl war ein Überlebender der Konzentrationslager Auschwitz und Dachau und zusätzlich ein Psychologe. Das Buch ist geteilt in zwei Hälften, die erste ist der Bericht aus den KZ, die zweite handelt von seinen psychologischen Erkenntnissen und seiner Form der Therapie, die er danach angewendet und erweitert hat, der Logotherapie (von logos = Sinn). Im Grunde ist es also ein Buch über Existentialismus und zeigt uns, wie wir selbst in den schlimmsten Situationen einen Sinn im Leben finden können.

The Almanack of Naval Ravikant
242 Seiten

Nachdem ich die Naval-Episode im Podcast von Tim Ferriss gehört hatte, ging ich mit großen Hoffnungen hinein, da ich von diesem erfolgreichen und hochgelobten Mann einige Wahrheitsbomben erwartete, die mir helfen würden, die Herausforderungen des Lebens klarer zu sehen. Aber ich kam auf der anderen Seite mit nicht viel zum Vorzeigen heraus. Der Aufbau des Buches ist insofern ungewöhnlich, als dass es von einer anderen Person, Eric Jorgenson, geschrieben wurde, der eine Reihe von Tweets von Naval zusammengestellt und sich auch mit ihm zu einem Interview zusammengesetzt hat, sowie Teile aus fremden Interviews mit Naval übernommen hat. Große Teile des Buches sind nur eine niedergeschriebene Version dieser Interviews, nicht wirklich ein "Almanach", zumindest nicht das, woran ich denke wenn ich an einen Almanach denke.

Das Ergebnis dieser Methode ist ein echtes Kuriosum. Die Sätze sind kurz und leicht zu lesen, was in manchen Fällen sogar ein Vorteil wäre. Aber in diesem Fall ist das nicht der richtige Grund. Sie sind kurz, weil sie in direkter Rede niedergeschrieben sind, nicht viel bearbeitet. Ein großer Teil der Sätze sind direkte Wiederholungen, was keine stilistische Entscheidung ist. Die Ratschläge oder zitierfähigen Stücke sind leider zu achtzig Prozent Plattitüden. Oft spricht Naval über einflussreiche Menschen oder Bücher, auf die er gestoßen ist, und daran ist nichts auszusetzen, aber wenn die zitierfähigsten Teile des Buches Zitate sind, die man von anderen übernommen hat, bin ich mir nicht so sicher, ob es die beste Idee war, ein Buch zu schreiben.

Es gibt einige Perlen, und er ist eindeutig ein fähiger Mann, der eine Menge wertvoller Ideen zu teilen hat, wie er es auf Twitter tut. Aber dieses Buch ist einfach nicht das, was es hätte sein können. Vielleicht ist das der Grund, warum sie es kostenlos verschenken.

Mehr Informationen über meine Meinung zum Buch sowie viele Highlights und Take-Aways im Bookshelf auf teesche.com.

Man vergisst nicht, wie man schwimmt
400 Seiten

Dieses Buch ist ja schon fast viral im Lesetagebuch, darum habe ich – ich kann es kaum glauben – das eBook vom VÖBB ausgeliehen.

Ich bin hin- und hergerissen, wie ich es fand. Es gab Stellen, die mich richtig abgeholt haben. Die Beschreibung der süddeutschen Kleinstadt, in der das Buch spielt, deckt sich unglaublich mit der süddeutschen Kleinstadt, in der ich selbst aufgewachsen bin. (Inklusive großer Müller-Filiale mit Spielekonsole!)

In den besten Momenten quetschte die Teenage Lovestory mein Herz aus wie eine Zitrone (Immer gut!), und am Ende war ich dann doch ganz aufgeregt.

Ich mochte auch das Konzept, dass alles an einem einzigen Tag im Sommer 1999 stattfindet, und mochte sogar den Gedanken „Der letzte Tag des Sommers … vielleicht der letzte Tag des letztes Sommers überhaupt.“

Aber: An manchen Stellen fragte ich mich, wie sehr man Leser:innen eigentlich mit der Nase auf den Punkt drücken kann, den sie gerade verstehen sollen. Habt ihr es im Deutschunterricht gehasst, eine Interpretation zu machen oder auch nur Eins und Eins zusammenzuzählen? Gute Nachrichten, hier gibt es nichts davon! Alles wird komplett ohne Spielraum erklärt.

An einer Stelle „leiht“ sich die Hauptfigur unerlaubt eine Angel vom Vater seines Freundes und hat danach Angst, ob der Vater es wohl herausgefunden hat.

„Na, Petri heil“ begrüßte mich [sein Vater] in süffisantem Tonfall, und meine Befürchtung bestätigte sich in dem Moment, in dem er diesen für Angler typischen Satz ausgesprochen hatte.

Jaaaaah Christian, I get it, der Vater ist ihm auf der Spur. Ich weiß nicht, ob das die Schuld eines extrem pessimistischen Lektorats war, aber die Fakten werden einem so unablässig aufs Brot geschmiert, als wäre ich in einem Sandwichshop der Hölle gelandet.

(Und da habe ich noch gar nicht die Stelle erwähnt, an der das Konzept von Snake erklärt wird! Snake!!!)

Alle_Zeit
400 Seiten

Teresa Bücker war mir bereits vor diesem Buch ein Begriff. In ihrer journalistischen Arbeit betrachtet sie aus einer feministischen Perspektive gesamtgesellschaftliche Themen. Das geschieht auch in diesem Buch.

Das Kernthema, dem sie sich annimmt, ist Zeit. Beginnend bei unserem in der Kindheit geprägten Verständnis von Zeit führt Bücker uns durch die unterschiedlichen Lebensphasen. Dabei zentral ist der Zustand, zu wenig Zeit zu haben. Es sei kein individuelles, sondern ein gesamtgesellschaftliches (gewolltes) Problem, das sich allerdings in unterschiedlichen Schichten unterschiedlich äußert.

Das Plädoyer, was Bücker für eine gerechte Verteilung von Zeit hält, ist gut strukturiert und klärt sowohl Fragen, die im private(re)n Bereich liegen als auch solche, die unserer Gesellschaft entwachsen. Die Vision, die sie anstrebt, verliert sie dabei zu keiner Zeit außer Augen und kommt immer wieder zu ihrer Kernthese zurück. Auch, wenn es im Kontext des Aufbaus strukturell nachvollziehbar ist, wirkten ihre Ausführungen auf mich so in einigen Punkten redundant. Was mir am Schluss etwas fehlte, war ein konkreteres Bild, wie wir ihre Vision - abseits der einzelnen Aspekte - erreichen können.

Bücker hat mit ihrem Buch ein gut recherchiertes und strukturiertes Plädoyer für eine Neuausrichtung der vorherrschenden Zeitkultur geschrieben, aus dem ich einige wichtige Punkte mitnehmen konnte.