Zauberhaftes Aschenputtel
208 Seiten

Anna hat einen Traum: Den Prinzen heiraten. Doch nach dem Tod ihrer Mutter gestaltet sich das als schwieriger als erwartet, weil ihr Vater noch einmal neu heiratet. Ihre Stiefmutter hasst Anna und tut alles, um ihr das Leben zur Hölle zu machen. Die einzigen Lichtblicke sind ihre Treffen mit dem Jäger Leo, mit dem sie eine tiefe Verbindung spürt. Doch nach Jahren, in denen Anna kein anderes Ziel im Kopf hatte, als den Prinzen zu heiraten, fällt es ihr schwer, zu sehen, was - oder wen - sie wirklich will ...

"Zauberhaftes Aschenputtel" ist die "typische" Cinderella-Story, traumhaft erzählt wie ein Märchen. Jaqueline Vellguth schafft es hervorragend, trotz der bekannten Prämisse eine Geschichte zu schreiben, mit der man mitfühlt und mitfiebert. Ihr Schreibstil hat die Gefühle Annas wundervoll hervorgehoben, uns aber auch Einblick in die anderen Charaktere verschafft.

Anna und Leo stechen natürlich positiv hervor, während die Nebencharaktere größtenteils zweidimensional sind, dafür aber die märchenhafte Atmosphäre des Romans unterstreichen. Annas Stiefmutter ist hierbei "nur" böse, während die Stiefschwestern ein klein wenig mehr Tiefe bekommen, aber letztendlich fokussiert sich Jaqueline Vellguth auf Annas Leben und Träume.

Bei Leo war mir schon bei seinem und Annas ersten Aufeinandertreffen klar, um wen es sich handelt, sodass ich nur darauf gewartet habe, dass auch Anna es begreift. Denn das ist für mich die eigentliche Handlung des Romans gewesen: Annas Weg, die Wahrheit, die sie nicht sehen wollte, endlich zu akzeptieren. Letztendlich dauerte mir dieser Weg ein bisschen zu lang, fand dafür aber ein zufriedenstellendes Ende.

Insgesamt ist dieser Roman ein wunderschönes Märchen, das sich perfekt dafür eignet, für ein paar Stündchen in eine andere Welt einzutauchen :)

Vergissmeinnicht – Was man bei Licht nicht sehen kann
478 Seiten

Nach einem schweren Unfall, in dem ein Hutmann und ein Mädchen mit blauen Haaren involviert sind, fängt Quinn an, seltsame Dinge wahrzunehmen – Gesichter, wo keine sein sollten; Tattoos, die sich bewegen; Wesen, die nur in der Fantasie existieren. Er beginnt schon halb, an seinem Verstand zu zweifeln, doch schnell wird klar, dass die Welt, die er kannte, ganz anders ist, als er ursprünglich annahm. Zusammen mit Matilda, der Tochter der äußerst religiösen Nachbarfamilie, beginnt er, dem Rätsel der Wesenheiten und seiner eigenen Fähigkeiten auf den Grund zu gehen …

Es hat mich selbst überrascht, festzustellen, wie viel Spaß es mir machte, diesen Jugendroman zu lesen. Die Rubinrot-Reihe von Kerstin Gier habe ich, als sie damals vor zehn Jahren erschien, zwar auch sehr genossen, aber aufgrund der Zeit, die seitdem vergangen ist, nicht erwartet, dass es mir auch mit „Vergissmeinnicht“ so gehen würde. Zu meiner Freude gelingt es Kerstin Gier jedoch problemlos, den Flair der Jugend in ihrem Buch einzufangen und gleichzeitig sowohl sympathische Hauptcharaktere als auch eine packende Handlung zu beschreiben.

Ihr Schreibstil liest sich wunderbar flüssig, sodass ich das Buch bereits in zwei Tagen durch hatte, weil es mir so eine Freude bereitete, Quinns und Matildas aufblühende Beziehung als auch ihre Nachforschungen zu den geheimnisvollen Vorkommnissen zu verfolgen. Ihre Liebe ist wie die Jugend selbst: Schnell entflammt, lange brennend und letztendlich herzerwärmend. Es ist keine Romanze, von der ich annehmen würde, dass sie zehn Jahre später noch hält (wobei ich das den Hauptcharakteren nach der Lektüre des ersten Bandes mehr als gönne), aber dafür eine Romanze, die mich daran erinnert hat, wie leicht es als Jugendliche war, intensive Gefühle für etwas zu entwickeln. Insofern ist dieser Roman nicht nur für Jugendliche, sondern auch für diejenigen, die sich nach dieser Zeit sehnen.

Ein paar kleinere Kritikpunkte gibt es durchaus – so wünsche ich mir für die nächsten Bände zum Beispiel, dass keine klare Linie zwischen „gut“ und „böse“ gezogen, sondern eine tiefere Interpretation bevorzugt wird, die klar macht, dass es ein striktes „Gut und Böse“ gar nicht gibt. Auch, was die Wesen in diesem Roman betrifft, hätte ich mir gewünscht, dass speziell bei Halbwesen nicht nur auf die Vorteile, die ihnen ihre Existenz bringt, eingegangen worden wäre, sondern auch mögliche Nachteile (die zugegeben in den meisten Fantasyromanen gerne ignoriert werden). Zudem passt der Titel des Buches meiner Meinung nach nicht allzu gut zum Inhalt.

Doch im Vergleich zu den Dingen, die mir gefallen haben, sind diese Punkte Kleinigkeiten; ich bin immer noch beeindruckt davon, wie gut es Kerstin Gier gelang, eine Geschichte für Jugendliche zu schreiben, die mich auch als Erwachsene fesselte – sogar so sehr, dass ich auch die restlichen Bände dieser Trilogie lesen werde, weil ich das komfortable Gefühl, dass Kerstin Gier ihren Lesern hinterlässt, um nichts in der Welt missen möchte!

Ein Schwur so mutig und schwer
512 Seiten

Im dritten und finalen Band der Emberfall-Trilogie stehen Rhen, Harper, Grey und Lia Mara vor dem Scheideweg. Rhen hat sechzig Tage, um seine Herrschaft Grey zu übergeben, während er ohne das Wissen der anderen von Lilith gequält wird. Harper zweifelt an ihrem Entschluss, bei ihm zu bleiben, weil sie nicht gegen ihre eigene Familie und Freunde kämpfen möchte. Grey wird aufgrund seiner Magie nicht von der Armee Syhl Shallows akzeptiert, obwohl sie der einzige Weg sein könnte, Emberfall einzunehmen. Und Lia Mara hat Schwierigkeiten, sich bei ihrem Volk durchzusetzen, weil sie als schwach angesehen wird und aus jeder Ecke ein Attentat befürchten muss.

Der dritte Band bestätigt, was ich bereits seit dem ersten gehofft habe: Dass diese Trilogie für mich zu den besten Jugendbüchern gehört, die ich je gelesen habe. Nicht viele Jugendromane haben es geschafft, mich so zu beeindrucken, aber Brigid Kemmerer ist es gelungen, eine Geschichte zu erschaffen, deren Charaktere, Handlung, Schreibstil und Welt mich rundherum gefesselt haben. Ich war sehr zufrieden damit, wie sie die Geschichte um Rhen, Harper, Grey und Lia Mara zu einem gelungenen Ende führt. Ein paar offene Fragen gibt es dabei durchaus, aber von der positiven Sorte - man fragt sich, wie die Charaktere nun, da ihre Haupthandlung um ist, wohl ihr Leben weiterleben werden, während man gleichzeitig froh ist, dass das der eigenen Fantasie überlassen bleibt.

Insgesamt habe ich nur einen Kritikpunkt: Die recht eindimensionale Antagonistin Lilith, die hervorragend darin ist, die Charaktere leiden zu lassen, sonst aber keine Tiefe zeigt. Im Anbetracht der Tatsache, dass Brigid Kemmerer alle anderen Charaktere so menschlich beschrieben hat, überraschte es mich, dass Lilith die einzige war, die keine Grauschattierungen zeigte, sondern einfach böse war. Hier hätte ich es begrüßt, wäre sie dreidimensionaler charakterisiert worden.

Doch sonst? Eine absolut hervorragende Fantasytrilogie mit realistischen Romanzen, liebevollen Charakteren und einer packenden Handlung, die ich jedem ans Herz legen möchte!

Die Stadt ohne Wind – Arkas Reise
500 Seiten

Arka reist nach Hyperborea, die Stadt ohne Wind, um dort nach ihrem Vater, einem mächtigen Magier, zu suchen. Lastyanax, der in Hyperborea lebt und frisch zum Magier ernannt wurde, sucht dort derweil nach dem Mörder seines Mentoren, der unter verdächtigen Umständen verstarb. Durch eine Verkettung von Ereignissen wird Arka schließlich Lastyanax' Elevin - sodass beide sich nicht nur mit ihren eigenen Problemen, sondern auch mit Arkas Ausbildung beschäftigen müssen ...

Arka und Lastyanax waren beide tolle Charaktere, die durch ihren Realismus positiv hervorgestochen sind. Gerade bei der dreizehnjährigen Arka war das beeindruckend, aber auch der erst neunzehnjährige Lastyanax wurde hervorragend charakterisiert. Ihre Beziehung, die an Geschwister erinnert, ist ebenfalls schön beschrieben.

Was die Nebencharaktere angeht, sind alle bis auf Pyrrha (eine der wenigen Magierinnen) recht eindimensional; sie erfüllen ihren Zweck, aber nicht viel mehr. Tatsächlich hat mich die Existenz mancher Charaktere sehr verwirrt - z.B. Kazik, dem Arka hilft, die Magierprüfung zu bestehen, der dann aber nur ein Klassenkamerad wird, von dem Arka ihre Hausaufgaben abschreibt und für die Handlung ansonsten irrelevant ist. Ich würde ihn nicht mal als ihren Freund bezeichnen, weil sie ausschließlich daran denkt, wie nützlich er für sie ist.

Phreton ist ein weiterer verwirrender Nebencharakter. Für die Handlung ist er wichtiger als Kazik, aber was seine Beziehung zu Arka angeht, hat mich Eléonore Devillepoix leider enttäuscht. Ich verstehe einfach nicht, warum Autor*innen es für eine gute Idee halten, unsympathische Charaktere, die die Protagonistin beleidigen, schikanieren und sogar im wichtigsten Moment im Stich lassen, als potentielle Love Interests einbauen. Zum Glück spielen Romanzen in diesem Buch eine untergeordnete Rolle, sodass Phretons Darstellung die Geschichte ein wenig versalzt, aber glücklicherweise nicht ruiniert.

Ein wenig mehr hat mich gestört, dass Arkas Plan, ihren Vater zu finden, in dem Moment an Relevanz verliert, in dem sie Lastyanax' Elevin wird. Der Mord an Lastyanax' Mentor spielt das ganze Buch über eine wichtige Rolle, aber Arkas Suche nach ihrem Vater wird für den Großteil des Buches vollkommen ignoriert, bis er am Ende schließlich offenbart wird.

Dafür gibt es währenddessen einen anderen positiven Aspekt: Das Magie-System! Ich hätte gerne noch mehr davon gesehen, weil es mich sehr begeistert hat. Es gab klare Regeln, klare Grenzen und logische Erklärungen für magische Ausnahmen. Vor allem, wie die Magie mit dem Fakt, dass Hyperborea die Stadt ohne Wind ist, verbunden ist, war genial; hier hat die Autorin sehr gute Arbeit geleistet!

Insgesamt hat das Buch also viele Stärken und Schwächen, was es schwierig macht, es richtig beurteilen. Hier kommt es wohl darauf an, was einem selbst bei einem Jugendfantasyroman wichtig ist - ich selbst fand ihn ganz gut. :)

Ein Herz so dunkel und schön
544 Seiten

Nachdem Grey herausgefunden hat, dass er als Rhens Halbbruder der wahre König von Emberfall ist, befindet er sich auf der Flucht, entschlossen, Rhen die Herrschaft zu überlassen. Nur ist das leichter gesagt als getan, denn der wahre Erbe wird nicht nur von Rhen, sondern auch von der skrupellosen Königin Karis Luran und ihren Töchtern gesucht. Als sowohl Grey als auch Karis Lurans Tochter Lia Mara in Rhens Gefangenschaft geraten, weigert Grey sich, Rhen die Wahrheit zu sagen - während Lia Mara sie herausfindet ...

Bereits der erste Teil der Trilogie, "Ein Fluch so ewig und kalt", gehörte zu den besten Jugendbüchern, die ich im letzten Jahr gelesen habe. Glücklicherweise finde ich auch den zweiten Teil sehr gelungen und habe ihn innerhalb kürzester Zeit gelesen!

Brigid Kemmerers große Stärke ist es, ihre Hauptcharaktere sympathisch und ihre Romanzen realistisch zu beschreiben. Sowohl Grey als auch Lia Mara sind mir unglaublich ans Herz gewachsen und ihre aufblühende Romanze fühlte sich wunderbar real an. Doch auch die Nebencharaktere verdienen eine Erwähnung - ich war positiv überrascht, wie schnell es Brigid Kemmerer gelang, dass mir selbst Charaktere mit wenig Screentime (z.B. Parrish, einer von Lia Maras Wachen) ans Herz wuchsen.

Trotzdem hätte ich mir gerne noch mehr Screentime für bestimmte Charaktere und Beziehungen gewünscht - hervorzuheben ist Lia Maras Schwester Nolla Verin, zu der sie eine komplizierte Beziehung hat, von der ich gerne noch mehr gelesen hätte. Es gibt durchaus ein paar wichtige Momente mit ihnen, aber da mich ihre Beziehung besonders faszinierte, hätte ich nichts gegen noch mehr Szenen gehabt!

Wer noch mehr Szenen tatsächlich gebraucht hätte, ist Rhen. Er war ein unglaublich sympathischer und vielschichtiger Charakter im ersten Teil, aber dadurch, dass man hier seine Sicht der Dinge nicht mehr liest, kam er mir stellenweise äußerst kalt und grausam vor. Deshalb hoffe ich, dass sowohl er als auch Harper im dritten Teil wieder Sichtcharaktere sein werden, damit man seine Beweggründe besser versteht.

Das sind jedoch alles keine Kritikpunkte, sondern einfach Dinge, die ich zusätzlich noch gerne gehabt hätte. Die Charaktere, die Romanze und die eigentliche Handlung haben mich rundherum begeistert und ich freue mich deshalb umso mehr auf den dritten Teil!

Scholomance – Tödliche Lektion
480 Seiten

Galadriel, genannt El, geht auf die Scholomance, eine Schule für Jugendliche mit magischen Fähigkeiten, die täglich von sogenannten Maleficaria heimgesucht wird. Hier gibt es nur eine Regel: Töten oder getötet werden. El selbst hat eine starke Affinität zu zerstörerischer Magie, weigert sich jedoch, sie einzusetzen, weil ihre Großmutter einst weissagte, dass sie Zerstörung über alles bringen wird. Orion dagegen hat das Problem nicht: Täglich rettet er zahlreichen Schülern das Leben, darunter auch das von El. Da jedoch eine Rettung als Schwäche angesehen wird und es schwierig macht, nach dem Abschluss in eine schützende Enklave aufgenommen zu werden, geraten El und Orion bald aneinander ...

Dieses Buch hat mich äußerst überrascht, und zwar im positiven Sinne. Bevor ich es las, erwartete ich einen gewöhnlichen Jugendroman, den ich schon bald wieder vergessen würde. Aber dann verzauberte mich Naomi Novik mit ihren Charakteren und dem Worldbuilding und im Nu war es um mich geschehen.

Orion ist ein äußerst sympathischer Charakter, aber mein Lob möchte ich trotzdem an die eigentlich unsympathische El aussprechen: Eigentlich mag ich zickige Protagonistinnen wie sie überhaupt nicht, doch war ihr Charakter so gut, realistisch und relatable umgesetzt, dass ich sie trotzdem ins Herz geschlossen habe, weil ich verstand, warum sie so ist, wie sie ist; zumal sie durchaus freundlich sein kann, aber nur, wenn man auch bei ihr über den ersten Eindruck hinwegsieht und freundlich zu ihr ist.

Was die Nebencharaktere betrifft, sind mir Aadhya und Chloe positiv ins Auge gefallen, weil sie sympathisch sind bzw. eine gute Entwicklung durchmachen, aber ich muss zugeben, dass mir davon abgesehen nicht viele Nebencharaktere in Erinnerung geblieben sind.

Das wird durch das Worldbuilding jedoch wieder wettgemacht. Zwar gab es hier durchaus mehrere Stellen, bei denen mir das Infodumping bzw. die inneren Monologe dann doch zu viel wurden, aber gleichzeitig fand ich es unglaublich faszinierend, etwas über die verschiedenen Maleficaria und das Magiesystem zu erfahren. Man merkt einfach, dass sich Naomi Novik hier besonders viele Gedanken gemacht hat und es zahlt sich wirklich aus, weil mir dieser Aspekt der Geschichte sehr gut gefiel.

Trotz der Schwächen wie dem Ausmaß des Infodumpings und Nachdenkens würde ich deshalb eine Empfehlung aussprechen, weil die Charaktere, die Welt und die Geschichte mich so begeistert haben :)

Tale of Magic: Die Legende der Magie 1 – Eine geheime Akademie
464 Seiten

Die vierzehnjährige Brystal Evergreen liebt es, zu lesen. Leider lebt sie in einem Land, in dem Lesen Frauen strengstens verboten ist, wodurch sie ständig in der Gefahr schwebt, erwischt zu werden. Als sie eine Anstellung in einer Bibliothek findet und dabei ein besonderes Buch entdeckt, ändert sich ihr Leben mit einem Mal - denn Brystal stellt fest, dass sie magisch ist! Und bald schon findet sie sich in einer magischen Akademie wieder, um ihre Ausbildung zur Fee zu beginnen ...

Interessanterweise handelt es sich bei diesem Buch nicht um eine Harry-Potter-ähnliche Geschichte, wie man zuerst annehmen könnte. Brystal begegnet der Rektorin der Schule erst nach 150 Seiten und der Unterricht selbst startet erst nach 250 Seiten. Grund dafür ist, dass in den ersten 150 Seiten geschildert wird, wie Brystals Leben aussieht und durch die Entdeckung des Buches schließlich durcheinandergerät, während in den 100 Seiten danach die anderen fünf Schüler der Akademie rekrutiert werden.

Jedoch haben mir gerade diese Storylines ausgesprochen gut gefallen - ich fand Brystals Dynamik mit ihrer Familie und ihren Aufenthalt in der Heil- und Besserungsanstalt sowie die Einführung der anderen Schüler ebenso interessant wie den Unterricht selbst, der zusammen mit der Aufklärung von Geheimnissen das Zentrum der zweiten Hälfte des Romans bildet. Tatsächlich fand ich es schade, dass diese anfänglichen Probleme des Romans am Ende nur halb aufgegriffen wurden; mich hätte es zum Beispiel sehr interessiert, was mit Brystals beiden Brüdern passiert ist, nachdem Brystal ihr Zuhause verließ.

Von den anderen Schülern - Mandarina, Skylene, Xanthous, Emerelda und Lucy - haben mir vor allem Lucy und Xanthous sehr gefallen, während die anderen verhältnismäßig blass blieben, weshalb ich hoffe, dass die anderen drei in späteren Bänden mehr Charakterisierung bekommen.

Die Handlung allgemein hat mir sehr gefallen und wurde durch einen Twist gegen Ende des Romans, der alles, was bis dahin geschah, in eine andere Perspektive rückt, sogar noch besser. Der flüssige Schreibstil trug zusätzlich dazu bei, dass ich das Buch in Windeseile las.

Insgesamt ein tolles Debüt von Chris Colfers neuer Serie, deren weitere Bände ich auf jeden Fall verfolgen werde!

Der Orden des geheimen Baumes - Die Magierin
544 Seiten

Ead ist die Beschützerin einer Königin, die auf der Gegenseite steht. Loth ist ein frisch erklärter Botschafter mit einer gefährlichen Aufgabe. Tané ist eine Drachenreiterin, die die Anwesenheit eines Schiffbrüchigen für sich behält. Und Niclays ist ein verstoßener Arzt, der ebenjenem Schiffbrüchigen gezwungenermaßen Zuflucht gewährt.

Die vier Erzähler dieses Buches stellen uns eine komplexe, durchdachte Fantasywelt vor, weshalb recht viel Zeit mit dem Setup verbracht wird und die Handlung nur allmählich ins Rollen kommt. Dafür begeisterte diese Handlung mich umso mehr - gerade Eads Storyline und ihre Beziehung zu ihrer Königin Sabran fesselte mich am meisten. Die anderen drei Erzähler bekommen leider nicht ganz so viel Screentime, sind aber sympathisch genug, um ihre Geschichte weiterverfolgen zu wollen.

Es ist schwierig, ohne Spoiler zu sagen, wie alle vier mit den Problemen in ihrem Leben umgehen, aber der eigentliche Fokus lag meines Erachtens ohnehin auf der Welt - Samantha Shannon ist eine Meisterin des Worldbuildings und es hat mir Spaß gemacht, mich schlicht in dieser Welt zu verlieren und zu beobachten, wie die Hauptcharaktere in ihr leben. Wer einen dichten Plot erwartet, wird enttäuscht werden, aber wer sich gerne in andere Welten fallen lässt, kommt voll auf seine Kosten.

Ein kleiner Kritikpunkt ist die Anzahl an Personen/Namen, die unweigerlich im Buch vorkommen. Bei jeder Storyline brauchte ich zuerst eine Weile, um mir alle wichtigen Figuren zu merken.

Insgesamt konnte das Buch definitiv durch seine Komplexität überzeugen - wer über eine gut ausgebaute Welt lesen will, ist hier an der richtigen Adresse!

Nocturna - Das Spiel des Fuchses
512 Seiten

Nach einer Aneinanderreihung verschiedener Ereignisse befreit Prinz Alfehr, genannt Alfie, die schwarze Magie aus ihrem Gefängnis. Sie sucht sich in einem bösen Mann namens Ignacio einen Hort, dessen oberstes Ziel es ist, seine Ziehtochter Finn, eine Gesichtsdiebin, in seine Gewalt zu bekommen. Zusammen müssen Alfie und Finn zusammenarbeiten, um die schwarze Magie wieder einzusperren - was nicht leicht ist, weil die beiden unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie sie ihr Ziel erreichen sollen ...

Alfie und Finn waren fantastische Charaktere und ihre Dynamik hat mir außerordentlich gut gefallen. Obwohl der Antagonist klassisch böse ist, war die Handlung sehr spannend und ich habe mich mehr als einmal gebannt gefragt, wie Alfie und Finn gegen ihn ankommen sollen; das Finale war in diesem Sinne perfekt und hat schön gezeigt, wie die beiden sich im Verlauf der Handlung entwickelt haben.

Nur zwei kleine Kritiken gibt es: Zum einen wäre da die Kurzbeschreibung der Charaktere im Klappteil des Umschlags, die einige wichtige Dinge vorwegnimmt (und teils sogar falsch beschreibt) und auf die man getrost verzichten könnte; zum anderen wären da die spanischen Ausdrücke im Buch, wie "sí" und "entiendes". Da die Charaktere bereits Spanisch sprechen und wir ihren Dialog quasi "übersetzt" lesen, kam es mir reichlich sinnfrei vor, trotzdem regelmäßig spanische Wörter in ihre Unterhaltungen einzubauen.

Davon abgesehen ist das Buch ein toller Fantasy-Roman, der seine Magie kreativ umsetzt und über zwei wunderbare Protagonisten verfügt. Wer auf so etwas Wert legt, ist hier genau richtig!

Hush – Verbotene Worte
416 Seiten

Nachdem ihre Mutter umgebracht wird, gibt es für Shae nur ein Ziel: Sie will herausfinden, wer der Mörder ist und warum er es getan hat. Zu diesem Zweck reist sie zum Hohen Haus, wo die Barden das schriftliche Wort bewachen. Einer von ihnen ist der Mörder. Nebenbei stellt sich heraus, dass Shae selbst eine Bardin ist ...

Das Buch hat einen sehr angenehmen, flüssigen Schreibstil und setzt die eben erwähnte Haupthandlung gut um, aber leider zieht die unnötige "Romanze" zum unnahbaren Ravod das Buch ganz schön runter. Am Anfang streiten sie sich nur, Ravod blockt Shae stets ab und wettet sogar, dass sie höchstens eine Woche in ihrer Barden-Ausbildung durchhalten wird - aber natürlich fühlt sich Shae trotzdem zu ihm hingezogen, weil er so gut aussieht. Erst ab dem Punkt, als Ravod ihr Ausbilder und etwas sanfter wird, werden ihre Gefühle einigermaßen glaubhaft.

Shaes Beziehung zu ihrem Kindheitsfreund Mads, die am Anfang behandelt wird, gefiel mir dabei um einiges mehr; er ist für Shae da, als es kein anderer ist und riskiert sogar, dass seine Familie ihren Status verliert, als er Shae einen Antrag macht. Die beiden hatten trotz der Tatsache, dass Shae ihn nicht liebt, meiner Meinung nach mehr Chemie als Shae und Ravod.

Bei Shaes Ausbildung fand ich es im Übrigen ein wenig merkwürdig, dass ihre Gabe, gestickte Dinge in der Wirklichkeit erscheinen zu lassen, nie Anwendung fand. Stattdessen beschwört sie mit Worten und das Sticken nimmt eher eine Nebenrolle ein. Das ist hierbei jedoch kein Kritikpunkt, sondern nur etwas, das mir seltsam vorkam.

Zuletzt ist mir die Darstellung von Illusionen positiv ins Auge gefallen - mehrmals zweifelt Shae, ob sie gerade wahnsinnig wird und diese Momente waren außerordentlich gut beschrieben.

Insgesamt handelt es sich um einen recht gewöhnlichen Romantasy-Roman; wer so etwas gerne liest, ist hier also bestens bedient, alle anderen sollten lieber mit etwas anderem Vorlieb nehmen.

Die Flüsse von London
480 Seiten

Die Begegnung mit einem Geist stellt das Leben von Peter Grant, Police Constable in London, auf den Kopf. Sein Polizeiinspektor Thomas Nightingale bestätigt das Unglaubliche: Magie existiert und der Mordfall, an dem er gerade arbeitet, wurde mit ihr verübt. Jetzt soll Peter Grant Zauberlehrling werden, um ihn zu lösen und nebenbei die Probleme der personifizierten Flüsse von London zu lösen ...

Auf einzigartige Weise verbindet Ben Aaronovitch einen Krimi mit einem Fantasyroman, lässt dabei den britischen Humor nicht zu kurz kommen und beeindruckte mich persönlich vor allem durch sein Worldbuilding. Der Roman spielt in unserem 21. Jahrhundert und stellt es auf sehr realistische Weise dar - die Fantasy-Elemente fügen sich nahtlos in die Handlung ein, sodass man fast glauben könnte, sie wären real.

Neben dem obigen Mordfall finden zahlreiche andere Verbrechen statt, die mehr oder minder mit ihm zu tun haben, jedoch muss ich zugeben, dass mir ihre pure Anzahl irgendwann dann doch zu viel wurde. Ich verlor bald den Überblick und wünschte mir an diesen Stellen, es hätte weniger Fälle gegeben, auf die man sich konzentrieren muss.

Die Charaktere waren in Ordnung, tragen aber noch viel Potential für Entwicklung in sich. Hier freue ich mich schon darauf, sie in den späteren Bänden zu erleben.

Insgesamt begeisterte mich vor allem die Mischung aus Fantasy und Krimi, die in dieser Form einzigartig ist und sicher jeden begeistern wird, der wie ich Fans beider Genres ist. Aber auch diejenigen, die nur Krimis oder nur Fantasy lesen, werden hier genug zufriedenstellenden Lesestoff erhalten - Ben Aaronovitch ist es wirklich hervorragend gelungen, sie zu gleichen Teilen in seinem Roman einzubauen. Wer also mal einen etwas anderen Krimi bzw. einen etwas anderen Fantasy-Roman lesen möchte, ist hier genau richtig!