Tatjana König, eine Psychologin mittleren Alters, ist ganz schön überrascht, als eine Édith mit ihr Kontakt aufnimmt. Kürzlich ist Édiths Vater Simon gestorben, hat aber kurz davor herausgefunden, dass er adoptiert worden ist – und seine eigentliche Familie ist die Tatjanas. Tatjana selbst ist überrascht darüber – ihre Großmutter Lilo betrauerte immer, dass Simon als Kind gestorben wäre und redete sonst nicht von ihrer Krakauer Vergangenheit, ganz zu schweigen von Helene, ihrer Schwester und Simons Mutter. Tatjana ist fest entschlossen, herauszufinden, was damals geschah und damit die letzten Geheimnisse ihrer Familie zu lüften …
Ich brauchte eine Weile, um in diesen schönen Roman reinzukommen, weil mich die schiere Menge an Charakteren und Beziehungen am Anfang etwas überfordert hat. Zwar gibt es am Anfang eine Liste der wichtigsten Charaktere, aber ich habe mir vorsichtshalber selbst einen kleinen Stammbaum erstellt, um auch die Beziehungen zwischen ihnen im Blick zu behalten. Das hat tatsächlich sehr geholfen, betont aber auch, dass es nicht ganz leicht ist, seinen Weg in den Roman zu finden.
Hat man es dann allerdings geschafft, erwartet einen eine schöne, berührende Geschichte über Tatjana, die in Krakau die Geschichte ihrer Großmutter Lilo untersucht und sich dabei verliebt, und über Lilo selbst, die damals beim Apotheker Pankiewicz angestellt war und auf ihre Weise versucht hat, einen Beitrag zu leisten. Besonders letztere Geschichte hat mich sehr bewegt, weil sie so spannend, emotional und allgemein interessant zu lesen war. Die Tatsache, dass Pankiewicz und Gusta, mit denen die fiktive Figur Lilo sich anfreundet, tatsächliche Widerstandskämpfer waren, hat die Handlung noch mehr aufgewertet. Allgemein ist die Mischung zwischen fiktiver und realer Handlung sehr gelungen.
Das einzige, was mich überraschte, war, was für eine kleine Rolle Édith und ihr Vater Simon letztendlich einnahmen. Dadurch, dass Simons Verbindung zu Tatjanas Familie der eigentliche Aufhänger der Geschichte war, hatte ich erwartet, noch mehr von ihm und Édith zu lesen, doch letztendlich liegt der Fokus hauptsächlich auf Tatjana und Lilo. Zwar erfahren wir natürlich, was es genau mit Simons Adoption auf sich hat (was ein großartig gelüftetes Geheimnis war!), aber ich hätte nichts dagegen gehabt, hätte seine Handlung noch mehr Fokus erhalten.
Insgesamt also ein spannender, schön geschriebener Roman, der am Anfang zwar etwas vertrackt, aber letztendlich ein angenehmes Leseerlebnis war.
Friederike Otto verschiebt den Blick von der technischen auf die menschliche Ebene und zeigt anhand ihrer und der Forschung anderer die konkreten Folgen und die schreckliche soziale Ungerechtigkeit, die durch den menschengemachten Klimawandel entsteht. Ein wichtiger Beitrag zur Diskussion!
Spannend, das alles nochmal zu erleben und ihre Perspektive und Hintergründe in aller Ruhe zu erfahren. Auch die rückblickende Analyse manch ihrer Entscheidungen und Einschätzungen. Mir war es manchmal dann aber doch zu detailliert und trocken.
Die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn ist manchmal sehr dünn, was Dan Schreiber in seiner humorvollen Sammlung „Geister, die ihre Rezepte teilen“ gut zeigt. Ob es nun um Medien geht, die im Namen toter Autoren deren Romane schreiben, Verschwörungstheorien um den Untergang der Titanic, Gedanken über das Leben im Universum oder Nostradamus’ Prophezeiungen: Zu allen Zeiten haben verschiedene Menschen an verschiedene, heutzutage absurde Theorien geglaubt, die ihnen manchmal sogar dabei halfen, wissenschaftliche Tatsachen aufzudecken.
Wichtig dabei ist zu wissen, dass diese absurden Theorien genau das sind: Absurd. Was Dan Schreiber in seiner Einleitung betont, ist, dass er über keine Tatsachen berichtet, sondern über die (für uns offensichtlich falschen) Vorstellungen früherer Zeiten. Was dabei faszinierend war, ist, wie wahrscheinlich gewisse Erklärungen aus der Perspektive von jemanden, der es nicht besser wusste, klangen. Natürlich klangen bei weitem nicht alle Ideen logisch, aber teilweise konnte ich schon verstehen, warum man an manche geglaubt hat.
Das Sachbuch bietet eine lockere Lektüre für zwischendurch, die kurz und bündig über alle möglichen Kuriositäten berichtet. Für mich war sie zusätzlich eine Inspiration für Geschichtsideen, weil es überraschend viel Spaß macht, sich zu überlegen, wie eine Welt aussehen würde, in der unmögliche Sachen möglich sind.
Dennoch möchte ich betonen, dass man wissen sollte, worauf man sich einlässt. Das ist kein Sachbuch, das die Vorstellungen über die Jahrhunderte und Jahrzehnte hinweg ausführlich beleuchtet, sondern sich spezielle aussucht, kurz vorstellt und gleich zum nächsten Punkt übergeht. Sehr gut für kurzweilige Lektüren, worauf ich gerade große Lust hatte, aber nicht unbedingt für alles andere. Trotzdem habe ich Interesse daran, das andere Buch des Autors über seltsame Glaubensvorstellungen zu lesen, einfach, weil die Lektüre Spaß gemacht hat!
Speziell in der Homöopathie werden gerne Scheinargumente verwendet, um ihre Wirksamkeit zu zeigen und gleichzeitig die Wissenschaft zu diskreditieren. Welche Methoden es gibt, um genau das zu tun, wie man sie erkennt und was man gegen sie tun kann, zeigen Maximilian Doeckel und Jonathan Focke in ihrem Sachbuch.
Als jemand, die bereits so einige Bücher zu Denkfehlern, Voreingenommenheiten und bewusstem In-die-Irre-führen gelesen hat, bot mir dieses Sachbuch zugegeben nicht allzu viele neue Informationen. Ich fand die Kapitel zu Studien und den Tricks, die Pseudoexperten anwenden, ganz interessant, wobei hier vor allem die Zusammenfassung am Ende sehr hilfreich war.
Aber davon abgesehen muss ich zugeben, dass sich die Lektüre hauptsächlich für Neueinsteiger eignet, die gerne mehr zu den Methoden der Heilpraktiker etc. erfahren wollen, weil sie sich noch nicht gut genug informiert fühlen. Dafür spricht auch der lockere, humorvolle Schreibstil der beiden Autoren, der das Buch sehr zugänglich macht.
Sollte man wie ich allerdings andere Bücher zum Thema kennen, ist die Lektüre nicht zwingend notwendig – eignet sich aber gut zur Auffrischung.