Denkfehler sorgen bei uns allen für dumme Entscheidungen. Selbst, wenn wir wissen, vor welchen wir uns in Acht nehmen müssen, ist es schwer, tatsächlich auf sie zu achten. Trotzdem ist es wichtig, sich ihrer bewusst zu sein, weshalb ich trotz der Tatsache, bereits einige Bücher über Denkfehler gelesen zu haben, gerne zu einem weiteren griff.

In „12 Gesetze der Dummheit“ geht Henning Beck sowohl auf bekannte Denkfehler ein (z.B. der Confirmation Bias, der dafür sorgt, dass wir gezielt nach Informationen suchen, die unser eigenes Weltbild bestätigen) als auch auf welche, die mir nicht allzu bekannt waren (z.B. der Additions-Fehlschluss, der dafür sorgt, dass wir uns das Leben unnötig schwerer machen). Es war dabei interessant, sowohl einige bekannte als auch viele unbekannte Beispiele zu den jeweiligen Denkfehlern zu sehen – und sich selbst damit zu vergleichen. Denn selbst, wenn man bereits über Denkfehler Bescheid weiß, ist das keine Garantie dafür, dass man keine begeht.

Gut fand ich auch Henning Becks verständlichen Schreibstil, der die Lektüre einfach zu lesen und gleichzeitig informativ gemacht hat. Ich liebe einfach diese Kombination aus wichtigem Wissen und einer angenehmen Weise, es zu präsentieren!

Schön ist auch, dass man hier so oder so Dinge lernt, die man zuvor noch nicht wusste; doch selbst, wenn einem die zwölf besprochenen Denkfehler bekannt sein sollten, schadet es nicht, das eigene Wissen noch einmal aufzufrischen.

Insgesamt also eine sehr gute Lektüre für alle, die sich der Denkfehler ihres Lebens bewusst sein wollen!

Ángela Vicario soll mit Bayardo San Román verheiratet werden. Doch der Bräutigam bringt die Braut entsetzt zum Elternhaus zurück; sie sei keine Jungfrau mehr und eine Ehe deshalb nicht möglich. Als ihre Brüder Pablo und Pedro sie fragen, wer dafür verantwortlich ist, nennt sie einen Namen: Santiago Nasar. Woraufhin die Brüder ankündigen, ihn zu töten …

Am faszinierendsten an diesem kurzen Roman war für mich definitiv die Art und Weise, wie es den Brüdern trotz ihrer lauten Ankündigung gelungen ist, Santiago Nasar zu töten. Der Ich-Erzähler befragt verschiedene Personen, die in das Ereignis involviert waren, um nachvollziehen zu können, wie genau der Mord zustande kommen konnte. Und genau das fand ich unglaublich interessant, weil früher oder später alle wissen, was die Brüder vorhaben, doch jeder seinen eigenen Grund hat, sich nicht einzumischen.

Der Schreibstil war leider nicht immer flüssig zu lesen; manchmal war er so anstrengend, dass ich die Sätze zweimal lesen musste, um sie zu verstehen und manchmal war er leicht genug, dass ich die Ereignisse problemlos verfolgen konnte. Insofern brilliert dieser Roman definitiv nicht durch seinen Schreibstil, sondern durch die Art und Weise, in der er seine Geschichte erzählt.

Insgesamt ein intensives Leseerlebnis, das gut aufzeigt, wie leicht es ist, nicht hinschauen zu wollen – vor allem, wenn man es sollte.

Seit Paulas kleiner Bruder Tim verstorben ist, ist sie in eine tiefe Depression versunken. Als sie sich eines Tages dazu überwindet, sein Grab zu besuchen, wird ihr Leben allerdings ordentlich auf den Kopf gestellt - denn auf dem Friedhof trifft sie auf Helmut, einen älteren Herrn, der die Asche seiner Frau in ihr Heimatdorf bringen will. Durch einige Umstände kommt es dazu, dass Paula ihn dabei begleitet - und so nicht nur Helmuts Geschichte kennenlernt, sondern auch einen Weg findet, mit ihrer eigenen Trauer umzugehen ...

Diese Geschichte ist unglaublich berührend, unglaublich witzig und unglaublich lehrreich - alles gleichzeitig. Der Erzählstil war schlicht und unglaublich packend, weil die Art und Weise, wie Petra aus der Ich-Perspektive von ihrer Trauer und ihren Erinnerungen an Tim erzählt, mir sehr nahe gegangen ist. Ihre Dynamik mit Helmut hat mir ebenfalls sehr gefallen, weil sie sowohl humorvoll als auch herzerwärmend war; ich liebe es einfach, wie die beiden miteinander agierten und sich letztendlich gegenseitig halfen :)

Auch kann ich mir gut vorstellen, dass der Roman bei eigener Trauerbewältigung sehr hilft; als jemand, der sie noch nicht braucht, habe ich die Lektüre trotzdem als wertvoll empfunden. Sie bringt einen zum Weinen und zum Lachen, zum Nachdenken und zum Dankbarsein. Es war einfach unglaublich, wie gut dieser Roman es geschafft hat, nicht nur eine fesselnde Geschichte mit einem flüssigen Schreibstil zu erzählen, sondern gleichzeitig so viel Tiefe in seine Sätze bauen konnte.

Ein absolutes Highlight!

Weil mir die beiden What-If-Teile von Randall Munroe so gut gefallen haben, beschloss ich, nun auch „How To“ zu lesen, was teils sogar nach dem selben Prinzip funktioniert (im Sinne von „Was wäre, wenn ich ein Paket aus dem All auf die Erde fallen lassen würde?“), aber insgesamt doch sehr anders ist, weil Randall Munroe den Fokus nicht nur auf die möglichen Konsequenzen legt, sondern vor allem verschiedene (absurde) Möglichkeiten beschreibt, die normalsten Tätigkeiten zu erledigen. Wie kann man auf möglichst komplizierte Weise über einen Fluss kommen, das Wetter vorhersagen oder ein Selfie machen? Diese und viele andere Fragen beantwortet Randall Munroe ausführlich und mit einer Prise Humor.

Ich war dabei erstaunt, wie viel ich tatsächlich lernte; denn obwohl die Vorschläge selbst natürlich niemals umgesetzt werden sollten, war es sehr interessant, zu erfahren, welche ähnlichen Versuche bereits unternommen wurden und warum genau diese nicht effizient waren. Mein Lieblingskapitel war wohl „Wie man's hinkriegt, eine Poolparty zu schmeißen“, weil das so absurd und herrlich wurde, dass es eine Freude war. Der Humor im Allgemeinen ist allerdings definitiv weniger vorhanden als in den What-If-Teilen; natürlich gibt es lauter witzige How Tos und Zeichnungen, aber letztendlich überwiegen die (zum Glück interessanten) Informationen, die man durch die Lektüre lernt.

In diesem Sinne würde ich das Buch vor allem den Lesern empfehlen, die guten Humor zu schätzen wissen, aber es bevorzugen, wenn sie dabei ein paar interessante Fun Facts lernen. Diejenigen allerdings, die nur die What-If-Teile gelesen haben und vor allem Randall Munroes Humor zu schätzen wissen, werden die Lektüre eventuell nicht ganz so sehr genießen. Ich persönlich mochte das Buch durchaus, mochte die beiden What-If-Teile allerdings mehr. Trotzdem würde ich ein „How To 2“ definitiv lesen!

In ihrem Sachbuch erzählt Irene Vallejo die Geschichte des Buches - was ich deshalb erwähne, weil der Untertitel "Die Geschichte der Welt in Büchern" es so klingen lässt, als würde sie sich ein paar Bücher heraussuchen, um unseren Fortschritt als Mensch zu zeigen. Ganz falsch ist das zwar nicht, weil sie durchaus darauf eingeht, wie Bücher unser Leben geprägt haben, aber der Fokus liegt eher auf den Büchern an sich.

Besonders hervorzuheben ist Irene Vallejos wunderschöner, da bildlicher Schreibstil - sie schafft es meisterhaft, mit Worten Bilder zu malen und dadurch ihr Sachbuch fast schon zu einem Abenteuerroman zu machen. Ich war sehr fasziniert davon, wie sie es schaffte, aus Geschichte Geschichten zu zaubern.

Es wird vor allem auf die Anfänge des Buches eingegangen, doch natürlich werden auch Parallelen zur Gegenwart geschlagen. Nur die Mitte habe ich ein wenig vermisst - es kam nicht wirklich heraus, wie sehr der Buchdruck die eigentliche Erfindung des Buches angetrieben hat, weil die Autorin sich vor allem auf Bücher vor dem Buchdruck konzentriert. Das soll jedoch keine Kritik sein, sondern mehr eine Anregung für Teil 2 - sehr gerne würde ich die komplette Geschichte des Buches lesen, die sich mehr auf die Zeit zwischen Gutenberg und der Gegenwart konzentriert, oder auch auf andere Kontinente, die nahezu komplett übergangen wurden.

Deshalb finde ich den Untertitel auch recht unpassend; wir lernen, wie das Buch entstand und es schaffte, über Jahrhunderte zu überleben, doch gibt es noch einiges mehr, das es zu erforschen gibt, wenn man "die Geschichte der Welt in Büchern" erzählen will.

Deshalb würde ich das Buch gerne allen Leseratten wärmstens empfehlen, jedoch darauf hinweisen, dass der Fokus auf dem Anfang liegt - was mich persönlich nicht gestört hat, ich jedoch erwähnt haben möchte. Zum Glück lohnt es sich allein wegen des schönen Schreibstils, einen Blick zu riskieren - selten las ich ein Sachbuch, das sich so romanhaft las wie dieses!

Darcy Phillips ist die anonyme Betreiberin von Spind 89: Einem Art Kummerkasten, in den man in einem Brief nach Hilfe bei Liebesproblemen fragen kann und von Darcy eine hilfreiche Antwort erhält. Der Service ist sehr beliebt, doch für Darcy ist es unheimlich wichtig, dass er weiter anonym bleibt, weil sie den Spind dazu benutzte, das Liebesleben ihrer besten Freundin und heimlichen Liebe zu beeinflussen. Doch dann kommt Alexander Brougham hinter ihr Geheimnis - und möchte unbedingt, dass Darcy ihm hilft, wieder mit seiner Exfreundin zusammenzukommen ...

Den Vorroman der Autorin, "Nur fast am Boden zerstört", fand ich gut, doch dieser hier ist sogar noch besser. Ich konnte mich sehr gut mit Darcy identifizieren und ihre wachsende Beziehung zu Brougham war unglaublich gut umgesetzt. Brougham selbst war, genau wie Darcy, ein sympathischer und dreidimensionaler Charakter und ist mir genau wie sie sehr ans Herz gewachsen. In diesem Zusammenhang fand ich es auch sehr gut, dass das Problem der internalisierten Biphobie angesprochen wurde - einem Thema, das meiner Meinung nach ruhig öfter in Romanen erwähnt werden dürfte!

Was die Nebencharaktere angeht, ist mir Darcys Schwester Ainsley besonders positiv aufgefallen, sie war definitiv mein Favorit. Aber auch Darcys beste Freundin Brooke und deren Freundin Ray habe ich sehr gemocht, ihre Reaktionen auf die verschiedenen Offenbarungen im Lauf der Handlung waren sehr realistisch. Nur fand ich, dass von diesen drei abgesehen die Nebencharaktere nicht allzu stark hervorkamen.

Dabei gibt es am Anfang eines Kapitels in der Regel sogar einen der "Spind 89"-Briefe und Darcys Antwort zu lesen, was zwar meisterlich "Show, don't tell" umgesetzt hat, sich aber auch perfekt dafür geeignet hätte, anderen Nebencharakteren mehr Raum zu geben. Nichtsdestotrotz haben mir die Briefe an sich - und die Ratschläge! - sehr gut gefallen.

Insgesamt also ein gelungener Roman mit nur kleinen Mankos, die man verschmerzen kann. Wer eine süße Liebesgeschichte lesen und speziell mehr über Bisexualität erfahren will, wird sicher begeistert sein!

Anarres und Urras sind Nachbarplaneten mit zwei grundverschiedenen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Normen. Während Urras unserer Erde ähnelt und dem Kapitalismus fröhnt, herrscht in Anarres die Anarchie, wo alles jedem gehört und alle die Gesellschaft am Laufen halten. Beide Planeten sind, auf ihre Weise, sowohl eine Utopie als auch eine Dystopie - und zeigen klar auf, wie gut und vor allem wie schlecht wir selbst leben.

Shevek, Physiker, wächst in Anarres auf, reist aber später in seinem Leben nach Urras, um die dortigen Wissenschaftlicher von seiner Theorie zu überzeugen. So lernt er eigenhändig die Licht- und Schattenseiten beider Planeten kennen ...

Science Fiction ist normalerweise nicht so mein Genre, weshalb ich mich zum Einstieg für einen absoluten Klassiker entschieden habe. "Freie Geister" brilliert nicht unbedingt durch seine Handlung, aber umso mehr von den beiden Welten, die Ursula K. Le Guin uns vorstellt. Es war - vor allem im Anbetracht der Tatsache, dass dieser Roman ursprünglich 1974 veröffentlicht wurde - unglaublich faszinierend, über zwei so unterschiedliche Gesellschaften zu lesen, die so hervorragend aufzeigen, wie kapitalistisch unsere eigene Gesellschaft ist.

Auch andere Themen wie den Unterschied der Geschlechter und die Besessenheit nach Besitz werden ausführlich angesprochen und stellen erstaunlich moderne Sichtweisen dar. Ich war jedes Mal erstaunt darüber, wie nah die Autorin unserer jetzigen Gesellschaft gekommen ist. Sie aus der Perspektive einer Person zu lesen, die unter ganz anderen Umständen aufgewachsen ist, hat umso deutlicher gezeigt, wie merkwürdig sie eigentlich ist.

Wer bereits Science-Fiction-Fan ist, diesen Roman jedoch noch nicht gelesen hat, sollte das auf jeden Fall nachholen - und wer gerne Science-Fiction-Fan werden möchte, ebenfalls!

Ich habe das Buch bereits mehrmals auf Deutsch gelesen, war aber schlussendlich neugierig darauf, wie gut es eigentlich übersetzt worden ist. Ich muss sagen: Ich bin sehr zufrieden!

Das englische Original hat natürlich seinen eigenen Flow und seinen eigenen Schreibstil, aber ich war positiv überrascht davon, wie gut letztendlich der Text von der einen in die andere Sprache übertragen wurde. Selbstverständlich gibt es im Englischen einige Formulierungen, die im Deutschen leicht verändert wurden (speziell Fluchwörter), aber letztendlich hatte ich nicht das Gefühl, durch das Lesen dieser im Original enthaltenen Formulierungen allzu viel dazugewonnen zu haben. Einige Übersetzungen wie "Todgeweihte/r" für "Decker" fand ich sogar besser als im Original!

Die Geschichte bleibt natürlich dieselbe: Zwei Jungen treffen sich an ihrem letzten Tag und beschließen beide, in diesen letzten Stunden ein ganzes Leben zu leben. Es ist eine wunderschöne, berührende Geschichte, die vor allem durch ihre Details brilliert - so viele Kleinigkeiten hängen miteinander zusammen, aber selbst die, die es nicht tun, laden zum Nachdenken ein, sodass die Geschichte noch lange nach dem Ende im Kopf herumspukt.

Ich bin froh, dass Original gelesen zu haben, werde bei zukünftigen Rereads aber wohl auf die Übersetzung zurückgreifen. Es ist immer wieder schön zu entdecken, dass der originale Text so gewürdigt wurde, wie er es verdient :)