Ich habe selten so unsympathische Charaktere in einem Roman erlebt, wie hier, noch dazu mit Dialogen (und Gedankengängen), die derart unglaubwürdig waren, dass ich immer wieder versucht war, das Buch einfach abzubrechen und die Bienen Bienen sein zu lassen.
Wenn das wirklich den norwegischen Buchhandelspreis gewonnen hat, dann war das eine politische Preisvergabe, wobei ich die Ernsthaftigkeit des Themas gar nicht abstreite.
Aber handwerklich waren Teile davon unter aller Sau. Selbstzweifel der Charaktere werden nicht angedeutet oder lässt die Personen ihr Verhalten ändern, nein, stattdessen sagt jemand etwas, merkt, dass es ein Fehler war und lässt sie direkt denken: "Oh, das hätte ich nicht sagen sollen. Ich habe aber Recht. Er hat aber Unrecht, deswegen sage ich jetzt das hier." Und schon sagt die Person wieder was Blödes, worüber sie sich wieder Gedanken macht und so weiter.
Das erinnert in seiner Plumpheit teilweise so sehr an "einfache Sprache", dass man denkt, man habe ein Kinderbuch vor sich, oder die Autorin hält ihre Leser für bescheuert.
Im ganzen Buch gibt es eine einzige halbwegs gute Idee, und die wird auf den letzten zehn Seiten vorgestellt. Sehr enttäuschend.
Innerhalb von knapp drei Tagen durchgelesen, wie damals The Martian. Wer das mochte wird auch an diesem Freude haben!
Wow, dieses Buch war zwischenzeitlich so spannend und ich war so gestresst beim Hören, dass ich mich kurz spoilern musste, um mich beruhigen zu können. Das ist ein Lob!? Das war das dritte Buch der Red Rising Trilogie und insgesamt ist die Reihe wirklich sehr gut. Kurz zu den guten Sachen: gute Twists, guter Spannungsbogen, gute Bösewichte, gute Charakterentwicklung. Der einzige Grund, warum dieses Buch auch wieder keine 5 Sterne von mir bekommt, ist, dass es mir oft einfach zu hart, zu gewalttätig, zu grausam war (denkt: Red Wedding aus GoT). Darin spiegelt sich wider, dass ich ständig Angst hatte, was den Charakteren als nächstes furchtbares passiert und auch, was sie sich gegenseitig noch schreckliches antun können. Auch spiegelt sich darin wider, dass Pierce Brown ein beeindruckender Autor ist, der sehr gut darin ist, Action und Gewalt zu beschreiben. Also für Leute mit seichtem Gemüt ist diese Reihe wirklich nichts.
Ich habe sehr lange gebraucht, um dieses Buch zu lesen. Man sollte meinen, ein gigantischer Mörderhai, der eine kleine Küstenstadt heimsucht, könnte nichts anderes als spannend sein. Aber irgendwie geht es dann die ganze Zeit um Kleinstadtpolitik und die Diskussion, ob man jetzt die Strände schließen soll oder nicht (fühlt sich erstaunlich aktuell an, toll!), und irgendwie wurde noch eine unmotivierte Nebengeschichte über Ehebetrug eingestreut.
Die ganze Zeit musste ich daran denken, wie gut dieses Buch hätte sein können, wenn Stephen King es geschrieben hätte. Immer wieder fragen sich die Figuren im Buch, warum der Hai ausgerechnet sie heimsucht. Stephen King hätte hier den Dreh- und Angelpunkt (hehe) festgemacht. Dunkle Geheimnisse, böse Mächte, mysteriöse Gestalten, egal: Dieser Geschichte hätte ein übernatürlicher Unterbau so gut getan. Peter Benchley sagt nur: Zufall, wer weiß, Haie sind weird.
Genau so auch die Frage, warum der Stadtrat die Strände unbedingt offen halten will: Die Hauptfigur findet es kurz mysteriös, aber dann wird es direkt aufgeklärt und es geht halt um Geld, wer weiß, Menschen sind weird.
Den Film habe ich letzten Sommer zum ersten Mal gesehen, und der hat glücklicherweise fast alles weggelassen und sich einfach auf den Hai konzentriert. Hätte Peter Benchley auch mal machen sollen.
Nach Florians Rezension musste ich mir nun endlich selbst ein Bild davon machen, wie dieses Buch denn nun geschrieben ist. Ergebnis: Geht so! Besonders die ersten Kapitel enthalten wirklich eine beeindruckende Menge „Fuck“s, die Vergleiche und Anekdoten waren mir etwas zu einseitig, und so ganz sicher, was Mark Manson mir eigentlich sagen wollte, bin ich auch nicht.