Bücherregal lädt …

Durchaus nachvollziehbare Argumentation, leider streckenweise sehr redundant. Welche Schlussfolgerung man daraus zieht, sollte der Leser nach wie vor selbst entscheiden.

Trotz seiner Melancholie ein sehr heiterer Roman, der mir viel Spaß gemacht hat. Besonders gefallen haben mir die vielen kleinen Details, mit denen Uhlmann zeigt, dass er jemand ist, der genau hinsieht und -hört. Schön. Schönschönschön.

Ich habe selten so unsympathische Charaktere in einem Roman erlebt, wie hier, noch dazu mit Dialogen (und Gedankengängen), die derart unglaubwürdig waren, dass ich immer wieder versucht war, das Buch einfach abzubrechen und die Bienen Bienen sein zu lassen.

Wenn das wirklich den norwegischen Buchhandelspreis gewonnen hat, dann war das eine politische Preisvergabe, wobei ich die Ernsthaftigkeit des Themas gar nicht abstreite.

Aber handwerklich waren Teile davon unter aller Sau. Selbstzweifel der Charaktere werden nicht angedeutet oder lässt die Personen ihr Verhalten ändern, nein, stattdessen sagt jemand etwas, merkt, dass es ein Fehler war und lässt sie direkt denken: "Oh, das hätte ich nicht sagen sollen. Ich habe aber Recht. Er hat aber Unrecht, deswegen sage ich jetzt das hier." Und schon sagt die Person wieder was Blödes, worüber sie sich wieder Gedanken macht und so weiter.

Das erinnert in seiner Plumpheit teilweise so sehr an "einfache Sprache", dass man denkt, man habe ein Kinderbuch vor sich, oder die Autorin hält ihre Leser für bescheuert.

Im ganzen Buch gibt es eine einzige halbwegs gute Idee, und die wird auf den letzten zehn Seiten vorgestellt. Sehr enttäuschend.

Hat mich leider nicht wirklich überzeugt. Einzelne Passagen sind sprachlich und atmosphärisch hervorragend, zum Beispiel die Szene, in der Proska innerlich fleht, dass der Zivilist, auf den er angelegt hat, bitte nicht weitergehen möge, um nicht schießen zu müssen.Andere Stellen waren mir persönlich zu wirr und auch die Motivation der handelnden Personen nicht immer nachvollziehbar - das mag aber durchaus gewollt sein, bewegen sich die Soldaten der "Festung" ohnehin zum Teil am Rande des Wahnsinns. Nichtsdestotrotz: Die Beziehung zu Wanda bleibt oberflächlich, die Dialoge zwischen Proska und ihr unglaubwürdig, vor allem im direkten Vergleich mit den Gesprächen unter den Soldaten, welche wesentlich authentischer wirken.Dass Lenz besser, packender und dichter schreiben konnte, hat er in seinen späteren Werken (z.B. [b:Deutschstunde|1423957|Deutschstunde|Siegfried Lenz|https://images.gr-assets.com/books/1183481432s/1423957.jpg|278937]) bewiesen. Hier bleiben leider nur drei Sterne.

↑ 2018
2017 ↓

Grandioses Buch, voll mit glaubwürdigen Charakteren, die alle auf ihre eigene Art verschroben sind. Eine Geschichte eines auseinanderbrechenden Familienpuzzles, dessen Einzelteile sich vermischen, neu zusammensetzen, nicht so richtig zusammenpassen und am Ende doch ein stimmiges Bild ergeben.

Und alles ohne Kitsch, sondern immer mit feinem, trockenem Humor.

Wer schnörkellose, moderne Literatur mag, die sich nicht mit Nebensächlichkeiten aufhält, wird dieses Buch mögen.

Wer noch dazu das Land und die Leute im Norden Deutschlands mag, wird es lieben.

Die erste Assoziation ist natürlich "Und täglich grüßt das Murmeltier", aber dadurch, dass sich bei Harry August nicht nur ein Tag sondern ein ganzes Leben wiederholt und er noch dazu Mitstreiter unterschiedlicher Generationen hat, denen es genau so ergeht, ergeben sich wilde Möglichkeiten der Interaktion mit Vergangenheit und Zukunft, bei denen sich so mancher Knoten im Hirn bildet, den man erstmal wieder auflösen muss.

Kritikpunkte:
Zum Schluss hätte die Autorin (die für jedes ihrer Genres ein anderes Pseudonym zu verwenden scheint) die eine oder andere Episode aus Harrys Leben weglassen können, ohne dass es der Story geschadet hätte. Auch das Projekt und Lebenswerk seines Widersachers erinnert ein wenig zu sehr an Technik aus der Science-Fiction-Zauberkiste.

Alles in allem aber sehr gute Unterhaltungslektüre, mit viel schwarzem Humor und einigen abgefahrenen Plotideen. Vier von fünf.

In seiner Sprache beeindruckend und brutal, aber der Autor schafft es (zumindest bei mir) nicht, echtes Mitgefühl mit den Protagonisten zu erzeugen. Zu Cora entwickelt man keine wirkliche Beziehung, und auch andere - eigentlich zentrale - Charaktere werden nicht auserzählt.

Die Underground Railroad als real existierendes Schienennetz zu schildern, ist eine Entscheidung, die ich nur schwer nachvollziehen kann, außer damit, dass Whitehead schon auf seine Hauptpersonen keine echte Lust hatte und nicht auch noch lange an der Charakterentwicklung etwaiger Fluchthelfer arbeiten wollte.

Zudem wiederholt er ein und dasselbe Stilmittel immer wieder. So beginnt er Kapitel, indem er das (zumeist tragische) Hauptereignis vorwegnimmt, um dann im Nachhinein zu beschreiben, wie es dazu gekommen ist. Das klingt dann (sinngemäß, ohne zu spoilern) ungefähr so: "Der Tag, an dem Darth Vader die Hand Luke Skywalkers abschlug, war zugleich der Tag, an dem er ihm offenbarte, dass er sein Vater war. Nichts deutete darauf hin, dass an diesem Tag etwas Besonderes geschehen würde, bis auf ..."

Nichtsdestotrotz: So ganz unberührt beendet wohl niemand diesen Roman. Aber wirklich mitgerissen hat er mich nicht.

Ich habe selten ein so bedrückendes und grausames Buch gelesen und muss es dennoch unbedingt weiterempfehlen. "Jeder stirbt für sich allein" führt deutlich vor Augen, dass sich niemand, aber auch wirklich niemand in einer Diktatur vor Verfolgung sicher fühlen kann.

Es zeigt auch, dass man kein glühender Verehrer des Regimes sein muss, um zum Denunzianten zu werden, sondern dass Angst, Angepasstheit oder auch einfach nur Habgier dafür völlig ausreichen.

Und umso klarer muss die Erkenntnis lauten, dass es zum Antifaschismus keine Alternative gibt.