Fatherland
424 Seiten

Halb politischer Krimi, halb Gedankenexperiment: Was wäre, wenn die Nazis den zweiten Weltkrieg gewonnen hätten? Das Buch spielt im April 1964, kurz vor Hitlers 75ten Geburtstag. An sich hat mir das Hörbuch gut gefallen und ich fand es spannend und bedrückend geschrieben und gelesen.

Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Harris sich noch größere Sprünge hätte erlauben können, was für Auswirkungen weitere 20 Jahre Naziherrschaft auf Deutschland, Europa und die Welt gehabt hätte. Hin und wieder wirkte es, als ob die Zeit eigentlich nach 1945 stehengeblieben wäre, und nur noch ein paar Gebäude fertiggebaut wurden, die dann beschrieben werden konnten.

Totalbeton
144 Seiten

Im Hochhaus 840 lebt ein Kind mit seinen Eltern – in einer winzigen, grauen Betonwohnung in der 5969. Etage. Das Kind hat keinen Namen, weil die Eltern beschlossen haben, dass es keinen braucht. Das Leben ist eintönig und jeden Tag gleich: Mutter schluckt die Traurigkeit herunter, der Vater ist wütend und schlägt das Kind. Das Kind stellt sich schlafend und schaut sich den Beton an. Die Eintönigkeit wird durchbrochen von Mahlzeiten mit Nährmittel und einem gemeinsamen Starren auf einen Bildschirm, der die Gräue zeigt, wo die Ausgestoßenen "leben" und sich gegenseitig zerfleischen. Das Kind aber hat einen Fehler: Es wird neugierig und will den Totalbeton, aus dem das GEBÄUDE besteht, genauer verstehen...

Es war seltsam, aber schön. Für Fans von Ballard und Bradbury.

Shelter
432 Seiten

Ein wirklich gut durchdachter, rundum schlüssiger und sehr spannender Roman. Es geht um eine auf einer Geburtstagsparty ausgedachte „Verschwörungstheorie“, die -einmal in die Welt (=das Internet) gesetzt- zunehmend bedrohlichere Kreise zieht. Aktuell, glaubhaft und spannend; typisch Poznanski.

Barbara stirbt nicht
255 Seiten

Nach 52 Ehejahren mit sehr traditioneller Rollenverteilung steht Barbara eines Morgens nicht mehr auf. Und Walter, der weder Kaffee noch sonst irgendetwas kochen kann, ist plötzlich mit für ihn vollkommen neuen Herausforderungen konfrontiert. Hinter seiner schlecht gelaunten, missmutigen Fassade verbirgt sich ein liebenswerter Kern, der mehr und mehr zeigt, als er zum Beispiel die Verkäuferin mit den blauen Haaren aus der Bäckerei als Haushaltshilfe einstellt, nachdem sie ihren Job verloren hat ( und: er -natürlich!- in dieser Bäckerei keine Brötchen mehr kauft!). Komik und Tragik sind in dieser Geschichte auf gekonnte warmherzige Art verbunden.

Bevor ich jetzt gehe
208 Seiten

Ich finde es immer schwer, für Autobiographien die richtigen Worte zu finden, gerade wenn sie wie hier unvollendet geblieben sind. Gerade die Art und Weise wie Paul Kalanithi Leben und Sterben einmal aus seiner Perspektive als Neurochirurg, dann aus seiner Perspektive als Krebspatient beleuchtet, konnten mich sehr berühren. Selbst, wenn einige Stellen nüchtern wirkten, hatte es insgesamt auch etwas poetisches. Vor allem aber war er sehr reflektiert in dem, was er schrieb. Zumindest bei mir hallt dieses Buch noch nach.

Vincent und das Großartigste Hotel der Welt
240 Seiten

„Vincent und das großartigste Hotel der Welt“habe ich dieses Jahr als Adventsgeschichte in 24 Abschnitten vorgelesen. Und es eignet sich wirklich gut für diese Zeit. Die Geschichte ist voller sprühender Fantasie; das Hotel wie eine Wundertüte: es gibt tolle Zimmer und jeder Gast bekommt genau das Zimmer, das er/sie gerade braucht, vom Achterbahnzimmer über das Glitzerzimmer zum essbaren Zimmer oder weisstDunoch?Zimmer. Es gibt türkisfarbene Stiefel, die beim Gehen Musik machen, Giraffen, die beim Frühstück die Köpfe ins Zimmer strecken, kleine Hunde, die in jede Tasche passen usw. manchmal geht der rote Faden in all den phantastischen Ideen ein bisschen verloren; aber das macht nichts. Es ist eine ungewöhnliche, lustige und spannende Geschichte mit Tiefe.

What We Don't Talk About When We Talk About Fat
216 Seiten

Ich bin großer Fan von Aubrey Gordon und liebe vor allem „Maintenance Phase“, den Podcast, den sie zusammen mit Michael Hobbes hat. Deshalb konnte ich es kaum erwarten, dieses Buch zu lesen, als es rauskam. Ähnlich wie im Podcast geht es darum, wie dicke Menschen in unserer Gesellschaft benachteiligt werden. Das ist alles extrem umfangreich recherchiert und mit Quellen belegt und taugt von daher ziemlich gut dazu, Menschen eines besseren zu belehren, die denken, dass dicke Menschen alle ungesund ist, denn „das weiß man doch“. Zusätzlich zu den Fakten erzählt Gordon auch noch persönliche Geschichten aus ihrem eigenen Leben, was es abwechslungsreich zu lesen macht. Mit hat dieses Buch sehr gut gefallen und ich finde, alle sollten es lesen.

Der Trafikant
256 Seiten

Jetzt habe ich endlich diese ( gefühlte) Bildungslücke geschlossen. Seethaler beschreibt mit seiner besonderen, klaren Sprache die Jahre 1937/38 in Wien aus der Sicht des jungen Franz Huchel vom Land, der Sigmund Freud begegnet und seiner ersten Liebe und den Nazis. Eine berührende und besondere Geschichte.