Haus der Stummen
256 Seiten

"Eben weil sie in Sprache getaucht ist, wirkt die Vergangenheit so perfekt, eine Zeit der Proportion und Ordnung. Für Tiere mag Erinnerung ein Gefühl sein, eine Resonanz der Nerven, mag vom Rückgrat ausgehen, für Menschen aber gibt es die Vergangenheit nur in Worten. Sie existiert nirgendwo sonst."

Ein Wissenschaftsfanatiker führt ein fragwürdiges Experiment mit Kindern durch, um die Sprachentwicklung erklären zu können.

Sehr spannend, teilweise richtiggehend ekelerregend, packend geschrieben.

Die Stadt der Träumenden Bücher: Roman
476 Seiten

"Die Neugier ist die mächtigste Antriebskraft im Universum, weil sie die beiden grössten Bremskräfte im Universum überwinden kann: die Vernunft und die Angst."

"Lesen ist eine intelligente Methode, sich selber das Denken zu ersparen."

Eine fesselnde Geschichte über den Dichter Hildegunst von Mythenmetz, der ein Geheimnis über ein makelloses Manuskript lüften will und dabei lebensgefährliche Abenteuer erlebt.

Manchmal zwar etwas langatmig, schnell aber jeweils wieder voller Spannung. Ein herziges Buch!

Morgen kommt ein neuer Himmel
367 Seiten

"Jedes Mal holte Mama mich zu sich unter die Decke, hielt mich ganz fest, strich mir übers Haar und flüsterte: 'Morgen kommt ein neuer Himmel, mein Schatz, warts nur ab.' Und wie durch ein Wunder erwachte ich am nächsten Morgen und sah bernsteingelbe Strahlen durch die Spitzengardine fallen."

Ein sehr liebliches Buch fürs Herz, aber mir doch zu kitschig.

Untertauchen
256 Seiten

"Der Birkenwald lebt nicht mehr sein eigenes, in sich abgeschlossenes, geheimnisvolles Leben, das er nur mit dem Schnee, dem Wind, den Wolken teilt, sondern er existiert jetzt unseretwegen: um unsere Spuren im Schnee festzuhalten, sie mit Schnee zuzudecken oder mit Wasser zu füllen, um den Wind über unseren Köpfen dahinfegen zu lassen, um durch das Grau oder Blau des Himmels seine Augenfarbe zu verändern. Um uns vor der ganzen Welt abzuschirmen, damit wir einander ungestört zuhören können."

Ein Buch über eine Moskauer Autorin, die mehrere Wochen im Winter 1949 in einem Sanatorium für Künstler*innen verbringt. Die schwere Vergangenheit wird von allen verdrängt, doch sie will mehr über diese Vergangenheit, u.a. über ihren verschollenen Mann, erfahren. Sie lernt jemanden kennen, Bilibin, der im selben Arbeitslager war wie ihr Mann. Sie freunden sich an. Doch auch von ihm wird sie letztlich enttäuscht, da er - genau wie die anderen - auch nur vergessen will.

Eine sehr zarte Geschichte, still und doch sehr aufwühlend, poetisch und sehr naturbezogen.

Gerron
704 Seiten

"Ein toter Held ist auch nur eine Leiche."

"Man müsste tot sein können, ohne vorher sterben zu müssen. Das wäre eine Alternative."

Die Geschichte über Kurt Gerron, Jude, in Berlin aufgewachsen. Im ersten Weltkrieg noch als Feldsoldat im Krieg, keine 18 Jahre alt und verwundet, darf er zurück. Entdeckt die Schauspielerei, den Film. Wird berühmt und verpasst die Flucht vor den Nationalsozialisten. Mit seiner Frau verbringt er eine leidvolle Zeit in diversen Lagern. 1944 wird ihm befohlen, einen Film über die eingesperrten Juden in Theresienstadt zu drehen, völlig verfälscht soll er das Leben dort als Paradies zeigen. Um seinen Transport nach Ausschwitz zu verhindern, beginnt er mit den Dreharbeiten.

Die Geschichte lässt einem nicht mehr los. Teilweise etwas langatmig und zäh.

Stadt Der Diebe
381 Seiten

Ein Buch über die 900 Tage Belagerung in Leningrad (heutiges St.Petersburg) während des 2. Weltkrieges. Der Grossvater von Benioff lebte damals in Leningrad. Er wurde aufgrund einer Kleinigkeit festgenommen und wartete auf die Hinrichtung. Der Geheimdienstchef schlägt ihm und einem Deserteur, ebenfalls festgenommen, einen Deal vor: Innerhalb von 6 Tagen an ein Dutzend zu kommen. Im belagerten Leningrad schier unmöglich, machen sich die zwei auf den Weg und erleben tragische, aufwühlende Dinge. Sie freunden sich an. Gemeinsam erreichen sie sogar ihre Aufgabe. Trotzdem gibt es für die beiden kein Happy End.

Ich habe das Buch vor allem gelesen, um mehr über die 900 Tage Belagerung zu erfahren. Das Buch war sehr spannend zu lesen. Für mich waren die Dialoge zwischen den beiden Protagonisten aber oft etwas aufgebauscht.

Transatlantik
384 Seiten

"Wenn dein Leben in einem solchen Moment vor deinen Augen nicht vorbeizieht, alter Freund, heisst das dann, dass du gar kein Leben hattest?"

Drei historische Momente sind Teil dieses Buches: Dublin 1845, der amerikanische Abolitionist Douglass reist durch Irland, Hungersnot herrscht. Neufundland 1919, Alcock und Brown gelingt der erste Nonstopflug über den Atlantik nach Irland. New York 1998, US-Senator Mitchell führt die Friedensgespräche in Belfast.

Die Geschichten sind ineinander verwoben, das Schicksal dreier Frauen (Oma, Mutter, Tochter) werden erzählt.