Schwindel
240 Seiten

Wonach schmeckt das Paradies? Ava sucht auf ihrer Zunge. Fährt mit ihr langsam durch den Mund. Blue Gelato und Pussy. (S.9)

ava sucht die nähe ehrgeizig rastlos unermüdlich bis sie sie findet und vergisst warum sie überhaupt danach gestrebt hat diesem drückenden ding (S. 178)

Ava hat ihr Date Robin zuhause, es ist Freitagabend. Plötzlich klingelt es, Delia und kurz darauf Silvia treffen ein. Delia, um ihr vergessenes Handy abzuholen und Silvia, um Ava wegen ihres Ghostings zur Rede zu stellen. Ava wird es zu viel mit ihren drei Liebhaber:innen, die sich zum ersten Mal sehen, und sie flüchtet kopflos aufs Dach des Hochhauses, wo sie wohnt. Die drei anderen folgen ihr, die Tür zum Dach fällt zu sie sind ausgesperrt. Und niemand hat ein akkugeladenes Handy dabei... Genug Zeit also, um sich auszusprechen und klärende Gespräche zu führen bzw. mit Anschuldigungen um sich zu werfen. Im Buch geht es sehr fest um queeres Begehren. Hengameh Yaghoobifarah spielt dabei immer wieder mit der Sprache, mit den gedruckten Zeichen, denen Hengameh teilweise sehr viel Platz schenkt auf dem Papier, unkonventionell in Szene setzt. Ich sah immer wieder Parallelen zum Blutbuch von Kim de l'Horizon, was mich teilweise etwas ärgerte, weil ich Hengameh Nachahmung unterstellte - zu dem ich aber sicherlich kein Recht habe. Die Geschichte ist explosiv, aufgeladen, teilweise gar schwindelerregend, amüsant, erfrischend. Manchmal empfand ich den Plott etwas zu fest hergeholt und wieso am Ende auch noch Avas Vater auftauchen muss, habe ich nicht verstanden bzw. fand ich überflüssig.