Bücherregal lädt …
Die verborgene Tochter
368 Seiten

Eigentlich will Georgia mit der kleinen Schachtel, die ihrer verstorbenen Großmutter vererbt werden sollte, nichts zu tun haben. Zu groß ist der Schmerz darüber, dass ihre Großmutter sie nach dem Tod von Georgias Eltern komplett allein ließ. Als sie sich Monate später wieder an die Schachtel erinnert, wird sie aber doch neugierig: Was hat es mit dem rosafarbenen Saphir auf sich, der sich im Inneren befindet? Sie nimmt Kontakt zu dem Sammler Luca auf, der feststellt, dass der Saphir das seit langem fehlende Stück eines Diadems ist. Doch wie kam es dazu, dass der Saphir seinen Weg in Georgias Hände fand? Georgia sucht nach ihrer Familiengeschichte, in der Hoffnung, damit auch ihre Zukunft zu finden ...

Manchmal brauche ich einfach etwas Leichtes zum Runterlesen und Wohlfühlen, weshalb ich die "Verlorene Töchter"-Reihe so mag. Obwohl es auch hier die eine oder andere dramatische Szene gibt, besteht der Fokus auf den zwei Liebesgeschichten, die in der Vergangenheit und Gegenwart spielen: Georgia mit Luca und Delphine mit Florian. Beide Romanzen muten fast schon disneyhaft an, aber gerade das fand ich so einnehmend an ihnen: Sie waren wunderbar kitschig und kamen mir trotz der kurzen Zeit, in denen sich beide Paare kannten, überraschend glaubhaft vor.

Besonders die Gegenwart mit Georgia hat mich sehr gefesselt. Ihre Trauer um ihre vor langer Zeit verstorbenen Eltern und ihre Enttäuschung über das distanzierte Verhalten ihrer Großmutter waren über den ganzen Roman hinweg spürbar, während wir gleichzeitig einen Einblick in ihre Wahlfamilie bekommen haben, von denen speziell ihre beste Freundin/Schwesterfigur Sam hervorgestochen ist. Gleichzeitig bekommen wir die süße Romanze mit Luca, der zugegeben ein relativ flacher Love Interest ist, der seine Rolle zwar perfekt erfüllt, für mich aber nicht ganz so einnehmend war wie Georgias Beziehung zu ihrer Familie.

Tatsächlich hätte es mir sehr gefallen, wenn speziell die komplizierte Beziehung zu ihrer Großmutter in den Fokus gerückt worden wäre. Wir erfahren zwar die Gründe für ihre Distanziertheit, aber mir persönlich hätte es besser gefallen, wäre sie noch am Leben gewesen und hätte sich mit Georgia aussprechen können. Gerade, nachdem Delphines Geschichte sie nach Hope's House bringt, wäre meiner Meinung nach eine gute Gelegenheit gewesen, auch Georgias Großmutter eine aktive Stimme zu geben.

Was mir dafür aber immer noch gefällt, ist die Art und Weise, auf die Soraya Lane eine ähnliche Storystruktur nimmt und in jedem Band neue Wege findet, sie erfrischend und gleichzeitig vertraut zu gestalten. Vom Prinzip her ähnelt dieser Band natürlich den anderen, für manche Leser:innen vielleicht sogar zu sehr. Aber für mich fühlte er sich immer noch neu an – und ich hoffe, dass die Autorin in zukünftigen Bänden weitere Wege finden wird, die Handlung frisch zu halten!

Jenseits des Ozeans
496 Seiten

Arthur und Linus sind miteinander glücklich und freuen sich, ihren sechs Kindern bald ein siebtes vorzustellen, das vielleicht ebenfalls ein permanentes Mitglied ihrer Familie wird. Doch das BBMM hat andere Pläne. Während einer Anhörung verwandelt Arthur sich in einen Phönix und löst bei der nichtmagischen Bevölkerung Angst aus. Jetzt soll eine Inspekteurin ihr Zuhause untersuchen, um zu überprüfen, ob die Kinder in Sicherheit sind. Doch hat diese nicht mit Lucy, Talia, Chauncey, Phee, Sal, Theodore und David gerechnet, die zusammen mit Arthur und Linus entschlossen sind, sich ihr Glück nicht nehmen zu lassen …

Ich war zugegeben zögerlich, als ich von dieser Fortsetzung zu „Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte“ hörte, weil solche Fortsetzungen für Romane, die als Einzelband gedacht waren, nur selten gut und fast immer unnötig sind. Umso erleichternder war ich, dass „Jenseits des Ozeans“ es schaffte, ein würdiger Nachfolger des ersten Teils zu werden!

Es war so wunderschön, in diese Welt zurückzukehren, dem Wachstum der Kinder zuzusehen und das Ende von Arthurs und Linus’ Geschichte zu erleben. Das langsame Pacing der Geschichte, die schönen Szenen und wichtigen Charaktermomenten genug Zeit lässt, zu atmen, war dabei sehr passend. Zwar könnten es andere Leser:innen eventuell als ZU langsam empfinden, aber für mich war es genau richtig, weil ich die beschriebenen Momente so genoss.

Ob es nun die Anhörung, Davids Einführung, die Inspektion, das großartige Ende oder die vielen Momente dazwischen sind: Arthur zeigt seine großartigen Qualitäten als Vater und Protagonist, während die Geschichte selbst Akzeptanz und Toleranz in den Fokus rückt. Die Art und Weise, wie sowohl Arthur als auch die Kinder sich weiterentwickeln, war einfach großartig. Von den Kindern gefiel mir Sals Entwicklung am meisten, weil er sich für seine eigenen Überzeugungen einsetzte, statt auf die anderer zu hören. Aber auch die anderen Kinder (speziell Lucy und David) konnten ihre Qualitäten zeigen, was mir sehr gefiel. Zu meiner Überraschung rückte dafür Linus, der Protagonist des ersten Bandes, leicht in den Hintergrund; natürlich hatte er immer noch wichtige Szenen, aber der Fokus liegt definitiv auf Arthur und den Kindern.

Zusammengefasst haben wir hier eine cozy Fantasy, bei der man sich einfach wohl fühlt und die eine wunderschöne Fortsetzung zum ersten Teil bildet. Die Charaktere entwickeln sich weiter und bleiben gleichzeitig sympathisch. Eine Empfehlung für alle, die bereits den ersten Teil liebten!

Der Wal und das Ende der Welt
476 Seiten

St. Piran ist ein kleines Dorf mit dreihundertsieben Einwohnern, in dem alle ihren Alltag leben. Bis Joe Haak an die Küste gespült wird, dessen Leben von einem Wal gerettet wurde. Er revanchiert sich kurz darauf, indem er mithilfe der anderen Bewohner das Leben des Wals rettet, woraufhin sich eine Geschichte entspannt, die das ganze Dorf aufrüttelt. Denn Joe Haak, Analyst, hat mithilfe seines Programms den Kollaps der Weltwirtschaft vorausgesehen – und ist entschlossen, St. Pirans Bewohner bestmöglich auf den Moment vorzubereiten ...

Es ist wirklich erstaunlich, dass diese Geschichte bereits 2015 geschrieben wurde, weil sie so vieles, das während der Corona-Pandemie passiert ist, erstaunlich akkurat vorhergesagt hat. Ich war mehr als einmal überrascht, wie sehr John Ironmongers Vorstellungen mit der Wirklichkeit übereingestimmt haben! Allein deshalb war die Lektüre unglaublich faszinierend und sehr empfehlenswert.

Was die eigentliche Geschichte angeht, war ich überrascht davon, wie sehr ich mit Joes Vergangenheit mitfieberte (in Kontrast zu der St.-Piran-Gegenwart). Zwar gab es auch in der Gegenwart einige packende Szenen (wie die Rettung des Wals, Joes Quarantäne und das Weihnachtsfest), aber insgesamt fand ich die vergangenen Szenen um einiges interessanter als die gegenwärtigen.

Das könnte auch daran liegen, dass es bei den gegenwärtigen Ereignissen ab und an Längen in der Handlung gab; nicht so sehr, dass sie mich vom Weiterlesen abgehalten hätten, aber genug, dass ich ein wenig mehr mit den vergangenen Geschehnissen mitfieberte.

Insgesamt habe ich das Buch als Wohlfühlroman empfunden, weil er zeigt, dass es auch in schlimmen Zeiten Hoffnung gibt. In diesem Sinne kann ich trotz der erwähnten Kritik eine Empfehlung aussprechen!