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Der Wal und das Ende der Welt
476 Seiten

St. Piran ist ein kleines Dorf mit dreihundertsieben Einwohnern, in dem alle ihren Alltag leben. Bis Joe Haak an die Küste gespült wird, dessen Leben von einem Wal gerettet wurde. Er revanchiert sich kurz darauf, indem er mithilfe der anderen Bewohner das Leben des Wals rettet, woraufhin sich eine Geschichte entspannt, die das ganze Dorf aufrüttelt. Denn Joe Haak, Analyst, hat mithilfe seines Programms den Kollaps der Weltwirtschaft vorausgesehen – und ist entschlossen, St. Pirans Bewohner bestmöglich auf den Moment vorzubereiten ...

Es ist wirklich erstaunlich, dass diese Geschichte bereits 2015 geschrieben wurde, weil sie so vieles, das während der Corona-Pandemie passiert ist, erstaunlich akkurat vorhergesagt hat. Ich war mehr als einmal überrascht, wie sehr John Ironmongers Vorstellungen mit der Wirklichkeit übereingestimmt haben! Allein deshalb war die Lektüre unglaublich faszinierend und sehr empfehlenswert.

Was die eigentliche Geschichte angeht, war ich überrascht davon, wie sehr ich mit Joes Vergangenheit mitfieberte (in Kontrast zu der St.-Piran-Gegenwart). Zwar gab es auch in der Gegenwart einige packende Szenen (wie die Rettung des Wals, Joes Quarantäne und das Weihnachtsfest), aber insgesamt fand ich die vergangenen Szenen um einiges interessanter als die gegenwärtigen.

Das könnte auch daran liegen, dass es bei den gegenwärtigen Ereignissen ab und an Längen in der Handlung gab; nicht so sehr, dass sie mich vom Weiterlesen abgehalten hätten, aber genug, dass ich ein wenig mehr mit den vergangenen Geschehnissen mitfieberte.

Insgesamt habe ich das Buch als Wohlfühlroman empfunden, weil er zeigt, dass es auch in schlimmen Zeiten Hoffnung gibt. In diesem Sinne kann ich trotz der erwähnten Kritik eine Empfehlung aussprechen!

The Age of Darkness – Das Ende der Welt
560 Seiten

"The Age of Darkness - Das Ende der Welt" ist der dritte und letzte Band der Age-of-Darkness-Trilogie, den ich bereits auf Englisch las, aber natürlich wissen wollte, wie gut er übersetzt worden ist.

Was die Handlung und die Charaktere angeht, war beides sogar noch besser, als ich es in Erinnerung hatte! Die Tatsache, dass ich bereits wusste, was passieren und wie es enden würde, hat meine Freude am Lesen keinesfalls geschmälert, weil es einfach Spaß machte, die Charaktere ein weiteres Mal auf ihrer Mission, die Welt zu retten, zu verfolgen. Die Charakter-Interaktionen, die uns in den vorigen zwei Bänden größtenteils verwehrt blieben, bilden zusammen mit Antons und Judes Beziehung das Highlight.

Was die Übersetzung angeht, bestand schnell ein Anlass zur Sorge: Im Gegenteil zu Band 1 und 2 wurde der dritte Band nicht von Anja Galić übersetzt, sondern von Heide Horn und Christa Prummer-Lehmair. Diesen Wechsel hat man ziemlich deutlich gemerkt, weil vor allem in Dialogen, aber auch im Text plötzlich umgangssprachliche Formulierungen verwendet wurden, die Anja Galić bewusst mied und durch archaischere Ausdrücke ersetzte. Deshalb mochte ich ihre Übersetzung der ersten zwei Bände auch so sehr - die Charaktere drückten sich nie modern aus, sondern für ihre Zeitperiode angemessen.

Im dritten Band ist dem nicht mehr der Fall. Das war vor allem am Anfang recht abschreckend und ich stolperte immer wieder über Sätze, die sich nicht richtig anhörten. Im Lauf des Buches wurde das zum Glück besser, aber ein paar besonders grenzwertige Ausdrücke sind mir dennoch negativ aufgefallen: "Peanuts", "Inselhopping", "Torschlusspanik", "Insider-Informationen" oder auch Sätze wie "allmählich machte es Klick bei ihr", die meinen Lesefluss sehr störten, weil es solche modernen Wörter in den ersten zwei Bänden schlichtweg nicht gab und die Übersetzung selbst davon abgesehen mir stellenweise zu umgangssprachlich war.

Letzten Endes handelt es sich um verhältnismäßig wenige Stellen, aber gerade deshalb fielen sie mir umso mehr auf. Tatsächlich würde ich mir am liebsten eine zweite Übersetzung von Anja Galić wünschen, obwohl ein Großteil des Buches immer noch neutral übersetzt worden ist. Wem es missfällt, in seinen Fantasybüchern moderne Ausdrücke zu lesen, sei hier gewarnt, da diese das eigentlich wunderbare Finale der Trilogie ein wenig schmälern.

Die Telefonzelle am Ende der Welt
352 Seiten

Nachdem Yui bei der Nuklearkatastrophe von Fukushima am 11. März 2011 ihre Mutter und ihre Tochter verloren hat, sucht sie nach einem Weg, ihre Trauer zu bewältigen. In der Radiosendung, die sie moderiert, wird sie dabei auf das sogenannte Telefon des Windes aufmerksam: Eine nicht angeschlossene Telefonzelle in einem Garten am Meer, die Menschen benutzen, um mit ihren verstorbenen und verlorenen Angehörigen zu sprechen. Sie macht sich auf den Weg dahin, kann sich jedoch nicht überwinden, die Telefonzelle zu betreten. Dafür begegnet sie Takeshi, der ebenfalls einen schweren Verlust erlitten hat - und bald schon beginnt nicht nur eine Freundschaft, sondern auch eine Liebe.

"Die Telefonzelle am Ende der Welt" ist ein sehr ruhiges Buch, das vor allem durch seine Details brilliert - den kurzen Blick auf Menschen, Gegenstände und Situationen, die sonst niemand bewusst wahrnimmt und die hier hervorgehoben werden. Meistens geschieht das durch ein Zwischenkapitel, in dem ein Detail, das im vorigen Kapitel nur angeschnitten wurde, beschrieben wird: Zum Beispiel die Playlist von Yuis Radiosendung, Dinge, die sie für ihre Tochter gekauft hat und was sie und ihre Mutter am Tag ihres Todes trugen. Diese vielen plastischen Details haben mir sehr gefallen, weil sich die Geschichte dadurch sehr realistisch angefühlt hat.

Auch mitten in der eigentlichen Geschichte werden Einzelschicksale beschrieben, aber natürlich auch auf Yuis und Takeshis eingegangen. Interessanterweise fand ich die Einzelschicksale meist sehr viel interessanter als die Haupthandlung - die, wie ich zugeben muss, mich stellenweise durchaus langweilte, weil einfach nicht viel passiert.

Insofern ist das definitiv keine Geschichte, die durch ihre Handlung lebt, sondern eher durch die Empfindungen der Charaktere. Diesen wird viel Platz eingeräumt und brachte sie mir so nahe, aber letztendlich gab es mir ein bisschen zu viel Gefühle und ein bisschen zu wenig Handlung.

Der Schreibstil war angenehm zu lesen und die Botschaft des Romans schön. Wer also ruhige Lektüre mag, in denen man sich ganz in Details und Gefühlen vertiefen kann, ist hier goldrichtig, während alle anderen lieber zu einem anderen Roman greifen sollten.

Insgesamt bin ich Laura Imai Messina jedoch sehr dankbar, dass sie diese Geschichte geschrieben hat!