Kann absolut mithalten mit „alte Sorten“. Ein wunderbares Sommer (und auch sonst) Buch!
Bin auf das Buch aufmerksam geworden, weil die Autorin im Nachbarschaftsfernsehen meiner Wahl auftauchte und sympathisch wirkte.
Gut: Hamburger Umgebung einer Hamburger Autorin. Als Krimi entspannt weg zu lesen. Sprachlich war ab und zu mal was cleveres dabei.
Nicht so meins: Ich wurde irgendwie nicht krimimäßig gepackt. Die authentische St. Pauli Atmosphäre war mir auf Dauer etwas zu viel (rauchen ist noch cool & Kaputtsein hat seinen Charme).
In „Die Kunst des digitalen Lebens“ listet Rolf Dobelli mehrere Argumente dafür auf, warum man auf News verzichten sollte. Als jemand, der selbst kaum News konsumiert, bestärkte er mich damit in meinem Entschluss, das weiter so zu halten (und allgemein den Konsum Sozialer Medien einzuschränken).
Einige der Argumente, die er anbrachte, nutzte ich bereits selbst (vor allem, dass News im Grunde Zeitverschwendung sind, die für das eigene Leben nichts nützen), aber davon abgesehen gab es noch viele, viele weitere gute Gründe, auf News zu verzichten, die mir bisher gar nicht so bewusst waren und die nur umso mehr verdeutlichten, wie schädlich News und wie viel besser lange, ausführliche Artikel zu einem Thema sind.
Insofern war die Lektüre für mich vielleicht nicht unbedingt notwendig, aber dennoch sehr bereichernd, wenn es darum geht, meinen News-Verzicht vor anderen zu verteidigen. Ob News-Junkies sich von Dobellis Argumenten überzeugen lassen, ist dagegen schwerer zu sagen – schließlich gehört es zu unseren Denkfehlern, konsequent alles auszublenden, was gegen die eigene Meinung spricht.
An der Qualität seiner Argumente ändert das natürlich nichts, weshalb ich letztendlich eine Leseempfehlung ausspreche – sowohl an diejenigen, die bereits auf News verzichten (weil es gut ist, sich regelmäßig in Erinnerung zu rufen, warum man es tut) als auch an diejenigen, die diesen Weg erst noch beschreiten müssen. Ich hoffe, es funktioniert.
Dieses Buch hat viele Triggerwarnungen: sexueller Missbrauch, selbstverletztendes Verhalten, Suizid, Pädophilie. Ich hab es daher immer aufgeschoben, es zu lesen. „Zu schwer gerade“, dachte ich, wenn ich es irgendwo sah oder wieder davon hörte. Sowohl die Thematik als auch die Länge. Ich könnte es gerade wahrscheinlich nicht verkraften. Aber als ich dann die Möglichkeit hatte, es als Hörbuch nun zu hören, tat ich es einfach. Und dann konnte ich kaum mehr damit aufhören. Ich habe es, seit ich es begonnen habe, jeden Tag gehört. Und obwohl es eine wirklich schwere Thematik war, hat es der Schreibstil meiner Meinung nach geschafft, daraus keinen „trauma porn“ zu machen. Das Buch ist nämlich vor allem ein Buch über Liebe oder besser gesagt übers Lieben. Ich würde sagen, es ist eines der besten Bücher übers Lieben, die ich bisher gelesen habe. Über Liebe und Lieben in einer bedingungslosen, sorgenden, aufrichtigen Art und Weise, die einen tief ergreift und berührt. Die dargestellten Freundschaften, die Wahlfamilie und generell Beziehungen - tatsächlich größtenteils platonisch - sind so komplex und einfühlsam beschrieben, dass ich wirklich jeder Person, die mit den Triggerwarnungen umgehen kann, dieses Buch ans Herz lege. Insbesondere aber (cis) Männern, weil es auch nochmal besonders ist, diese Emotionalität so ausgeschrieben zu sehen und die Protagonisten alle männlich sind, was die Erzählperspektiven auch nochmal anders spannend dabei machten.