Der große Sommer
316 Seiten

So ein tolles tolles Buch. Ich habe es in einem Rutsch an einem regnerischen Herbsttag durchgelesen und mich im Sommer gefühlt. Es ist berührend und melancholisch und witzig und beschreibt einen besonderen Sommer so wunderschön. Jede und jeder wird ein Stück von sich, einen Teil eigener Erinnerungen an andere Sommer darin finden. Schade, dass es schon zu Ende ist.

The Vanishing of Audrey Wilde
400 Seiten

[Tsundoku-Stash] Gekauft in der tollsten Buchhandlung Wiens, Shakespeare & Company und dann immer wieder in die Hand genommen, aber dann durch die lobenden Kommentare am Anfang geflogen, nur von weiblichen Namen, von Katie Fforde (und wahrscheinlich anderen Kitschautorinnen, die ich nicht am Namen erkannte), von „Good Housekeeping“ und „Woman & Home“. Uff. Wird so ein Kitschschinken sein. Und dann gab es schon im Vorwort Blut.

Vermutlich ist alles, was weibliche Figuren in einen (großen) Cottage mit traumhaften Garten, in den Cotswolds, setzt, automatisch 40+ Ladies-Bookclub-Literatur, weil toxic maskulinity, aber dafür hat es mich sehr positiv überascht. Es erzählt in zwei Strängen am gleichen Ort, Applecote Manor, jedes Kapitel wird gewechset. 1959 verbringen die 16-jährige Margot und ihre drei Schwestern den Sommer eher unfreiwillig dort, bei ihrer Tante - fünf Jahre, nachdem ihre Cousine Audrey verschwunden ist. Und „heute“ kauft eine Patchworkfamilie aus London das Haus. Zentral Jessie, zweite Ehefrau von Witwer, ein gemeinsames Kleinkind, Witwers Tochter von Frau 1, Teenager die allea kacke findet. Klassisches „alle Einheimischen meiden dieses Haus 😱“ und so weiter.

Am Ende werden alle Mysteries aufgeräumt. Ich mochte durchaus English Countryside kombiniert mit Spannung (durch die Perspektivenwechsel auch öfter Cliffhanger). Wahrscheinlich guckt deshalt meine Mama auch gerne Inspektor Barnaby, aber trotzdem: es ist nicht verstaubt und hat mindestens einen guten Plottwist.

Vom Ende der Einsamkeit
354 Seiten

Dieses Buch hat mich inhaltlich und sprachlich auf so vielen Ebenen berührt, dass ich das noch nicht ganz in Worte fassen kann. An vielen Stellen musste ich kurz inne halten, weil ich so zum Nachdenken angeregt wurde… die Themen und Gedanken werden mich wahrscheinlich weiterhin begleiten. Ein sehr schönes Buch. Traurig. Aber sehr schön.

Schnelles Denken, langsames Denken
624 Seiten

"Schnelles Denken, langsames Denken" - diese beiden Denkarten, die Daniel Kahneman mit System 1 und System 2 abkürzt, bilden das Zentrum dieses Sachbuchs. Ausführlich legt Kahneman dar, wie richtig - und vor allem: wie falsch - unser intuitives Denken ist und wie es unser bewusstes Denken beeinflusst.

Von Heuristiken, Selbstüberschätzung und Entscheidungen ist alles dabei: Es war sowohl faszinierend als auch erschreckend, wie leicht wir uns durch bestimmte Formulierungen und viele andere Dinge beeinflussen lassen, ohne, dass wir es infrage stellen. Allein deshalb ist dieses Buch ein Must-Read für alle, die sich für den Bereich Psychologie interessieren, weil es alle Fehler abdeckt, die wir, ob wir es wollen oder nicht, begehen.

Nur die beiden Essays im Anhang fand ich etwas unnötig, weil sie die wichtigsten Aspekte des Buches im Grunde zusammengefasst wiedergeben, ohne uns neue Informationen zu liefern. Dafür sind sie zugegeben gut geeignet, um einen schnellen Überblick über das Buch zu bekommen, ohne alle 500 Textseiten zu lesen.

Am faszinierendsten fand ich zum Einen die ersten beide Teile des Buches (in der Kahneman unsere beiden Denksysteme beschreibt und anhand praktischer Beispiele zeigt, wie sehr unsere Intuition uns beeinflusst), zum Anderen den fünften Teil, in dem das erlebende Ich mit dem erinnernden Ich kontrastriert wird. Aber natürlich waren auch der dritte und der vierte Teil äußerst lesenswert ;) Thematisch haben mich schlicht die anderen drei Teile mehr angesprochen.

Wer einen umfassenden Überblick über unser Denken - und die Fehler unseres Denkens - haben möchte, ist hier bestens bedient! Ich persönlich habe das Gefühl, durch die Lektüre dieses Sachbuchs um einiges bewusster in meinem Denken geworden zu sein :)

Vom Ende der Einsamkeit
354 Seiten

Es fällt mir schwer, geeignete Worte für dieses Buch zu finden, weil es einfach so schön und emotional war, dass ich bereits jetzt weiß, dass es mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Im Grunde geht es um das Leben und die Liebe von Jules, der als Kind seine Eltern verliert, daraufhin von seinen Geschwistern getrennt wird und im Internat die bezaubernde Alva kennenlernt. Die Handlung selbst war schon ergreifend; Jules' Beziehung zu Alva war hervorragend beschrieben und mir gefiel es auch, zu erfahren, wie sich die Beziehung zu seinen Geschwistern entwickelte.

Und dann ist da noch die Sprache! Die Bilder, die Benedict Wells mir in den Kopf pflanzte, waren so plastisch und greifbar, dass ich regelmäßig für einige Sekunden Halt machen musste, weil ich sie noch ein wenig länger genießen wollte.

Zudem regt das Buch zum Nachdenken über das eigene Leben an - wie man es gestalten will, wie viele verpasste Gelegenheiten es gibt und wie man zweite Chancen nutzt. Allgemein beinhaltet das Buch so viel, dass es schwer in Worte zu fassen ist.

Absolut phänomenal!

Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit
368 Seiten

Durch ihren YouTube-Kanal maiLab habe ich Mai Thi Nguyen-Kim zum ersten Mal kennengelernt und war schnell gefesselt von der Art und Weise, wie sie Informationen verständnisvoll und wissenschaftlich aufarbeitet. Zwar habe ich nicht alle Videos von ihr geschaut, aber doch die meisten, weswegen ich mich darauf freute, die wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnisse hier noch mal im Ganzen zu lesen.

Ob es um Drogen, Videospiele, Männer und Frauen, alternative Medizin, Impfungen, Erblichkeit von Intelligenz oder Tierversuche geht - zu jedem der Themen erklärt Mai Thi Nguyen-Kim anschaulich, welche Streitfragen es gibt und was die "kleinste gemeinsame Wirklichkeit" bei jedem Thema ist.

Zusätzlich dazu gibt es regelmäßig Boxen, in denen vertieft auf ein im eigentlichen Text nur angeschnittenes Thema eingegangen wird. Während diese Boxen meinen Lesefluss manchmal störten, weil sie oft mitten im Text kamen, war der Inhalt der Boxen an sich sehr interessant und größtenteils Wissen, das in maiLabs Videos ebenfalls nur angeschnitten war und jetzt hier ausführlich(er) erläutert wird.

Hier kommen wir dann auch zum einzigen Schwachpunkt des Buches: maiLabs Videos. Da sie größtenteils die Dinge beschrieben hat, zu denen sie auch Videos veröffentlichte, ist das Buch zwar durchaus für diejenigen interessant, die ihre wichtigsten Themen gerne gebündelt lesen wollen, aber dafür weniger für die Menschen, die ihre Videos bereits sehr gut kennen und erwarten, eine Vielzahl an neuen Erkenntnissen zu sammeln. Mit Ausnahme der Boxen erfährt man relativ wenig Neues, sondern liest im Grunde eine Verschriftlichung ihrer Videos. Was an sich nicht schlecht ist, weil ich persönlich es liebe, einen übersichtlichen Text vor mir zu haben, mir aber sehr gut vorstellen kann, dass das nicht für alle wichtig ist.

Aber natürlich kann man das Buch allein deswegen kaufen, um die wundervolle maiLab zu unterstützen - verdient hat sie es allemal!

Das Ungeheuer
688 Seiten

Zugegeben, Terézia Moras Stil ist gewöhnungsbedürftig, und ja, phasenweise war dieses Buch auch anstrengend. Und das ist nicht einmal negativ gemeint. Ausgangspunkt dieses zweiten Bandes der Trilogie um Darius Kopp ist der Suizid seiner Frau Flora. Auf zwei Ebenen erzählt Mora die Geschichte eines Paares, die ihr Leben vielleicht miteinander verbracht, aber nur in Bruchstücken miteinander geteilt haben. Die Erzählung ist unglaublich intensiv, gewohnt sprachgewaltig und alles andere als lebensbejahend: Die Seiten stecken voller Trauer und Verzweiflung, Mora setzt sich in diesem Roman tief mit dem Thema Depressionen auseinander – darauf muss man sich einlassen (wollen) – und so skurril die Reise des Trauernden Darius‘ auch sein mag, der Grundton bleibt derselbe.
Am Ende bleibt der Roman mehr Momentaufnahme als abgeschlossenes Gesamtwerk. Viele der Fragen, die Mora im Verlauf aufwirft, bleiben offen, das Finden von Antworten liegt bei den Leser/innen und zumindest ich fand Gefallen daran. Ein äußerst gelungener Roman.

Freiwillig nach Auschwitz
256 Seiten

In diesem Fall keine Bewertung aber diesen Bericht eines mutigen Widerstandskämpfers sollte jeder gelesen haben. Er eröffnet - wie so gut wie jede Literatur über den Holocaust - neue Einblicke in etwas was nur schwer zu fassen ist.