Cleo Rocos liefert mit Der gepflegte Rausch eine Anleitung zum "stilvollen Trinken", die sich an manchen Stellen nicht ganz so ernst nimmt. Insgesamt eine nette Sammlung von Anekdoten aus der Londoner Promi-Szene, informativen Fakten über diverse Spirituosen und auf was es bei deren Wahl ankommt, sowie Rezepten für die nächste Cocktailparty.
“Beauty is rarely soft or consolatory. Quite the contrary. Genuine beauty is always quite alarming.”
Was man zu The Secret History sagen kann? Es war vollkommen anders als erwartet, aber auf eine sehr gute Art und Weise. Die Atmosphäre, die Donna Tartt schafft, ist dicht, die Dynamik, die sich im Verlauf des Romans zwischen den Charakteren entwickelt, zieht in ihren Bann und auch sprachlich wird die Balance zwischen Anspruch und guter Lesbarkeit gewahrt. Ich war ehrlich gesagt etwas traurig, als ich nach den rund 600 Seiten Abschied nehmen musste. Ich glaube, es wird nicht bei dieser einen Lektüre bleiben.
Kleine lustige und gesellschaftskritische Abhandlungen für Zwischendurch. Von Kling selbst gelesen nochmal ein Stück lustiger als in Buchform.
Weil es die Romanvorlage zu Christmas with the Kranks ist, den ich vor wenigen Tagen sah, wollte ich es nach letztem Weihnachten unbedingt nochmal lesen. Es ist zwar kurzweilig, aber irgendwie doch sehr unterhaltsam - irgendwie genau das, was in die letzten Tage vor Weihnachten passt.
Ein Krimi, der nicht rasant und unglaublich spannend ist, muss nicht per se schlecht sein. Allerdings haben diese Krimis meistens eine Sache gemeinsam: Interessante wandelbare Hauptcharaktere und einen gut-recherchierten Plot. Zwei Dinge, die mir in Das letzte Ritual gefehlt haben. Die Hauptcharaktere waren unsympathisch und flach, sie ermitteln und verhören, aber weit mehr als die Hälfte dieser Arbeit bringt keinen Mehrwert. Irgendwann verlor ich zugegebenermaßen das Interesse und irgendwie war mir der Ausgang, obwohl überraschend, dann auch fast egal. Klitzekleiner Trost: Der Teil über Hexenkulte war interessant, aber für die spärlichen Informationen hätte ich keinen Krimi hören müssen.
Fachwissen an Laien zu bringen ist nie einfach, Giulia Enders schafft es in Darm mit Charme dennoch ganz gut. Unterhaltsam und sehr anschaulich, man möchte es fast kindgerecht nennen, arbeitet sie medizinisches und biologisches Wissen zwar gut auf, bleibt dabei aber immer an der Oberfläche und zum Ende hin empfand ich es als recht langatmig und schleppend. Mir persönlich war Giulia Enders als Vorleserin außerdem zu trocken und langweilig, was schade ist, denn das Buch hatte seine Momente.
Vielleicht haben Krimis und Thriller, in denen der Ermittler offensichtlich eine Beziehung zu dem zu lösenden Fall hat, bei mir langsam schlechte Karten. Ich habe es einfach schon zu oft gelesen. Auch Jane Harper bedient sich in ihrem Debütroman The Dry diesem Model direkt in doppelter Ausführung: Der gegenwärtige Fall führt den Ermittler Aaron Falk zurück an den Ort, an dem er aufwuchs, und wirbelt ein Ereignis aus seiner Jugend wieder auf. An sich war der Plot okay, die Charaktere gut ausgearbeitet, die Logik im Ablauf vorhanden, aber wo bitte war der versprochene Thriller? Mir persönlich fehlte tatsächlich der Spannungsbogen, denn im Wesentlichen plätscherten die Ereignisse so vor sich hin. Nicht mehr als eine Geschichte über Freundschaft und damit verbundene Loyalität, die mehr sein wollte, und mir vermutlich auch nicht wirklich in Erinnerung bleiben wird.
Außerdem: Da ich die Hörbuch-Version hörte, war für mich die Trennung von Gegenwart und Rückblenden tatsächlich manchmal schwer.
Irgendwie hat man das Gefühl, in dieses Buch hinein zu gehören. Das Leben (und Aufwachsen) in der Kleinstadt, keine genaue Vorstellung von der Zukunft zu haben, das Straucheln - es kam mir bekannt vor und vielleicht war das der Grund, warum ich gerade die erste Hälfte des Buches so sehr mochte. Weil es ein Gefühl, wenngleich auf überspitzte Art und mit einer guten Prise Humor vermengt, beschreibt, das (fast) jeder Mensch kennt, vermittelt. Leider war gerade die zweite Hälfte voller Momente, bei denen ich das Gefühl hatte, sie so schon einmal gelesen zu haben. Nichtsdestrotrotz ein Debütroman, den man weiterempfehlen kann.
Eine Sache muss man Laura Lackmann lassen: Sie kann schreiben. Das war vermutlich auch der einzige Grund, weshalb ich Die Punkte nach dem Schlussstrich fertig gelesen habe, denn eigentlich war die Protagonistin unglaublich schwer zu ertragen. Da war zu viel Leid, zu viel Stagnation - in etwa so wie bei John Williams Stoner. Die Story hatte ihre Momente, aber eben auch nicht mehr. Nichts, was im Gedächtnis bleibt.
Kurz, präzise und poetisch wirft Willemsen in Wer wir waren, seinem letzten (und unvollendeten) Werk, einen kritischen Blick auf die (westliche) Gesellschaft, derer Teil wir alle sind, liefert wertvolle Denkansätze und Anregungen zur Auseinandersetzung, ohne dabei den moralischen Zeigefinger hochzuhalten. War phasenweise aufgrund der Dichtheit doch eher anspruchsvoll, am Ende ist es das aber wert.
Am Anfang plätschert es irgendwie dahin, die drei Erzählstränge stehen auf den ersten Blick für sich allein, aber ziemlich schnell merkt man doch, auf welchen finalen Ausgang das Buch hinarbeitet. Genau das war der Punkt, an dem ich merkte, dass das eigentlich eines dieser Bücher ist, die man allen Menschen, die man kennt, ans Herz legen möchte. Wegen dem, was es zu erzählen hat. Von der Vergangenheit, von der Gegenwart und gerade von der Zukunft. Ein wichtiges Buch. Ich bin gespannt auf den Rest des Klima-Quartetts.
Roger Willemsen analysiert und reflektiert in Das Hohe Haus das politische Tagesgeschehen des Jahres 2013. Statt sich lediglich großer Themen zu widmen, besucht Willemsen wöchentlich Sitzungen und gibt so ein Gesamtbild dessen, was sich in der Hauptstadt abspielt. Er liefert ein detailgetreues Bild, ordnet es teilweise in einen Kontext ein und bewertet es aus seiner persönlichen Perspektive, auf die er sich bewusst beschränkt hat. Nichtsdestotrotz ein informatives Sachbuch, das auch vier Jahre später nicht an Aktualität eingebüßt hat.
Moriarty ist - im Gegensatz zu House of Silk - kein klassischer Holmes. Angesetzt nach den Vorfällen an den Reichenbachfällen führt der Roman ein neues Duo ganz in Holmes-Watson-Manier durch das London des späten 19. Jahrhunderts. Spannend, überraschend und mit einem der besten Plottwists aller Zeiten hat mich das Buch mehr als überzeugt.
Horowitzs Experiment ist gelungen: Es ist, als würde man den Original-Sherlock von Doyle höchstpersönlich in der Hand halten. Spannender, gut durchdachter, wenn auch etwas überkonstruierter, Plot, sprachlich kaum von Doyle zu unterscheiden, die Charaktere waren gut ausgearbeitet, aber gerade Watson hängt auch ein bisschen 21. Jahrhundert an. Nicht nur für Holmes-Fans eine empfehlenswerte Lektüre!
Eine unterhaltsame Kurzgeschichte, die das Genre des Kriminalromans nicht ganz so ernst nimmt. Das Ende war ein schöner Twist, ganz im Stil von Adler-Olsen, aber insgesamt war es eben, gerade im Kontext zu seinem restlichen Werk, doch eher ernüchternd.