Ich las schon einige Bücher aus Grubers Feder, habe entsprechend (vielleicht etwas zu) hohe Erwartungen, aber das hier war der erste seiner Thriller, bei denen ich dachte: "Ja, das kann er doch eigentlich besser." Sprachlich nach wie vor überzeugend, die Rahmenhandlung war gut, aber insbesondere der Mittelteil war, im Gegensatz zur gewohnten Gruber-Manier, doch eher lahm. Wäre es kein Thriller von Gruber, hätte ich vermutlich einen Stern mehr gegeben.
Interessante Grundidee, starker Beginn, aber je weiter die Geschichte fortschritt, desto unglaubwürdiger und konstruierter erschien mir Julia Corbins Debüt Die Bestimmung des Bösen. Nach dem ersten Viertel war vieles langatmig, einiges wirkte gar redundant, der Hauptplot geriet sehr in den Hintergrund, schien phasenweise nicht einmal mehr präsent. Die Hauptfigur, Ermittlerin Alexis Hall, war ein Widerspruch in sich, Darstellung und Handeln passten nicht wirklich zusammen, was mir schlicht den Zugang zum Ganzen verwehrte. Die Spannungskurve fehlte fast gänzlich, ebenso wirkliche Überraschungsmomente, von denen Bücher dieses Genres leben, und die Auflösung war ab einem gewissen Punkt vorhersehbar. Leider nicht meins.
Im Gegenteil zu den beiden Bänden, die ich bisher gelesen habe, empfand ich Im Wald doch als sehr überladen. Es waren zu viele Charaktere, zu viele Handlungsstränge, zu viel von Bodenstein, der sich in Selbstmitleid badet, und irgendwie machte das alles teilweise doch recht zäh. Ich persönlich fand den Fall aus 1972 interessanter als den, der eigentlich im Zentrum des Romans stand. Die Auflösung kam zwar überraschend, befriedigte mich aber am Ende nicht. Mittelmäßig.
Gute Mischung aus Kriminalgeschichte und historischem Roman. Volker Kutscher siedelt die Reihe um Kriminalkommissar Gereon Rath, dessen Auftakt Der nasse Fisch bildet, im Berlin der späten 1920er Jahre an. Das wilde Nachtleben, Menschen und Architektur der Stadt, die Auseinandersetzungen der linken Parteien, das Aufkeimen des Faschismus - das alles wird thematisiert und bildet den Rahmen für einen Kriminalfall, der anfangs noch authentisch, zum Ende hin aber leider sehr überkonstruiert erscheint. Die Charaktere sind allesamt keine wirklichen Sympathieträger, aber dennoch auf ihre Art und Weise faszinierend und machten den Roman für mich persönlich so nur noch ein stückweit interessanter. Insgesamt lesenswert und jetzt bin ich noch ein bisschen gespannter auf Babylon Berlin, das auf diesem Buch basiert.
Gefiel mir besser als Böser Wolf. Das Thema ist wieder brisant: Es geht um Organtransplantationen und widmet sich hier aufgrund des Plots eher der Schattenseite. (Was allerdings meiner Meinung nach etwas weit hergeholt ist, ist den Roman als Plädoyer gegen Organspenden zu lesen.) Der Aufbau ist ähnlich wie beim Vorgänger: Mehrere Einzelstränge setzen sich nach und nach zu einem Gesamtbild zusammen. Im Gegenteil zu Böser Wolf empfand ich die Auflösung nicht als vollständig, was mir aber im Kontext tatsächlich gefiel. Einziger Kritikpunkt: Einige der (Neben-)Charaktere waren phasenweise absolut unerträglich, insbesondere dann, wenn die Geschehnisse nichts zum Plot beitragen konnten. Hier hätte man die ein oder andere Länge sparen können. Insgesamt aber ein solider Krimi mit einem tollen Ermittlerteam.
Ich las vor Jahren Schokolade zum Frühstück und Am Rande des Wahnsinns und mochte zugegeben beide. Ich wusste, auf welche leichte Unterhaltung ich mich mit Bridget Jones' Baby einließ, aber irgendwie lag es dann doch weit unter meinen niedrigen Erwartungen. Ja, Bridget Jones war wie immer chaotisch und tollpatschig, manche Dialoge hatten den gewohnten Witz, es war eine gute Portion Mark-Daniel-Rivalität zu spüren, aber irgendwie wirkte es letzten Endes doch viel zu konstruiert. Da konnte die Verfilmung tatsächlich mehr.
Murder on the Orient Express war mein erster Kriminalroman von Agatha Christie - und es wird bestimmt nicht mein letzter sein. Eine Detektiv-Geschichte genau so wie ich sie mag. Es passte einfach alles: Ein cleverer Ermittler, ein spannender Fall in interessantem Setting und ein Handlungsverlauf, der mich das ein oder andere Mal komplett in die Irre geführt hat. Nachdem ich zwischendurch dachte, ich hätte eine Idee vom Ausgang, hat mich dieser letztlich komplett überrascht. Irgendwie passte alles. Absolute Leseempfehlung für Fans von Krimis und Detektivgeschichten.
Ein Krimi, der in meiner Heimat spielt. Die Schauplätze sind authentisch, gerade wenn man die Region und Orte kennt, entdeckt man vieles Bekanntes, aber weder der Schreibstil noch der Plot konnten irgendwie überzeugen. Für mich hatte es mehr von einem Groschenroman als von einem guten Krimi, was eventuell der Länge geschuldet ist.
Es passiert nicht oft, aber Swing Time hat es geschafft: Ich bin ratlos. Ich habe viele Lobeshymnen auf Zadie Smith gehört und gelesen, entsprechend waren meine Erwartungen relativ hoch und vielleicht ist gerade das auch der Grund, warum ich jetzt, nach der Lektüre, nicht so genau weiß, was ich mit dem Roman anfangen soll. Es ist nicht so, dass Zadie Smith nicht schreiben könnte. Es gab viele Passagen, in denen ich mich von ihrem Schreibstil sehr habe unterhalten gefühlt, aber letztlich war für mein Empfinden einiges auf den knapp 450 Seiten überflüssig, fast sogar inhaltsleer. Es gab viele gute Ansätze, vielleicht ist der Stoff, aus dem Swing Time gemacht wurde, einfach zu viel für einen einzelnen Roman, und die Perspektive, aus der Zadie Smith schreibt, ist eine, die gehört werden sollte. Mit Swing Time ist bei mir der Funke nicht übergesprungen - vielleicht schafft es eines ihrer anderen Werke.
Nachdem von der Sneijder-Reihe mehr als angetan war, habe ich mich endlich auch einmal an die (ältere) Pulaski-Reihe herangewagt. Es ist irgendwie anders, gerade die Ermittler unterscheiden sich stark in ihrem Habitus, aber es machte trotzdem aufgrund des gewohnten Aufbaus - viele kurze Kapitel, Perspektivenwechsel - Spaß. Der Spannungsbogen war da, das Ende war mir persönlich zu abrupt und teilweise auch zu vereinfacht dargestellt, aber hat dem Ganzen kaum merklich geschadet. Ich bleibe dann wohl dabei: Andreas Gruber kann was - und ich behalte die Reihe auf jeden Fall im Auge.
Es zog sich. Im Gegensatz zu Panikherz tat ich mich phasenweise doch relativ schwer mit Ich glaub, mir geht's nicht so gut, ich muss mich mal irgendwo hinlegen, weil ich das Geschilderte, sei es jetzt die Person oder die Vorkommnisse, doch teils uninteressant fand. (Hätte ich das Buch nicht gehört, hätte ich die entsprechenden Kapitel vermutlich ganz gut überspringen können.) Allerdings ist Stuckrad-Barres Stil nach wie vor überzeugend und dem ein oder anderen Fragment - insbesondere Christian Ulmen und Boris Becker - konnte ich schon einiges abgewinnen, weshalb ich unter'm Strich doch ziemlich gut unterhalten wurde.
"Und wenn ich meine eigene Geschichte sowieso nur als Fiktion erzählen kann, dann ist das hier vielleicht der Roman, den ich die ganze Zeit schreiben wollte."
Der Abfall der Herzen bewegt sich zwischen Autobiographie und Fiktion und ist der Versuch des Autors, sich an den Sommer 1999 zu erinnern. Er erzählt von seinem Leben in Rheine, von Freundschaften, der Liebe und dem interessanten Entstehungsprozess dieses Buches, das er anhand von Tagebucheinträgen und Gesprächen mit seiner damaligen Clique schreibt.
Es war nett, diese Geschichte zu hören, aber eben auch nicht mehr. Was das Buch allerdings mehr als nett werden ließ, war die Tatsache, dass es zeigt, wie selektiv Wahrnehmungen an unterschiedliche Ereignisse sein können, wie viel man nach fast zwei Jahrzehnten vergisst und auch, welche Widersprüche sich in Erinnerungsprozessen auftun können, wenn man sie mit anderen Menschen, die dabei waren, vergleicht.
Ähnlich gut wie Magpie Murders! Die Chronologie hatte einige Unstimmigkeiten, die allerdings nicht weiter störten. Der Twist kam nicht ganz unerwartet, machte aber dennoch Spaß. Und Anthony Horowitz kann einfach schreiben.
Jede__r Weiße sollte sich diese kurze Einführung zum Thema (struktureller) Rassismus in Deutschland zu Herzen nehmen und im Anschluss das eigene Verhalten kritisch reflektieren. Vielleicht gerade in Zeiten wie diesen aktueller denn je.