Endlich mal eine Buffett-Biografie gelesen, beziehungsweise gehört. Die kam erst vor ein paar Monaten raus und war sehr angenehm weg zu hören.
Das Buch bietet einen guten Überblick über Warren Buffetts Leben und Handeln. Ganz nebenbei lernt man auch viel über die amerikanische Geschichte und das Aufblühen des amerikanischen Kapitalismus.
Buffett ist auf jeden Fall ein ulkiger Charakter, der außerdem zu einem der reichsten Menschen der Welt wurde und sich gerade in seiner zweiten Lebenshälfte bewusst für gute Dinge wie Bürgerrechte, Recht auf Abtreibung und universelle Krankenversicherung einsetzt.
Die Deutsche Version von Jurassic Park, in einer angenehmen und leicht von den 90ern angehauchten Übersetzung.
Spannend geschrieben. Insgesamt mag ich es, dass sich "die Katastrophe" mit wenigen Beteiligten auf einer kleinen Insel abspielt. Ein Thriller, der aber nicht plakativ "globaler Weltuntergang" schreien muss, um packend zu sein.
Was ich im Lesen manchmal verwechselt habe, waren die männlichen Charaktere. Hammond, Harding, Malcolm, Grant. Irgendwie alles mit "a". War aber nicht so wild, und kurz vor dem Ende hatte ich es dann fast komplett verstanden.
Ich zitiere aus dem Klappentext: "ein schaurig-faszinierender Technothriller mit Biss". Ja, stimmt schon.
Aus irgendeinem Bücherschrank mitgenommen, weil "man könnte ja mal was über Schach lesen". Und wenn es auch ein vergilbtes Unikum von 1978 ist. Vielleicht lernt man ja was.
Und ja, irgendwie habe ich jetzt einen Einblick in die Schachsubkultur in der UdSSR der 70er Jahren. Vor allem habe ich aber gelernt, dass Langeweile mehr als eine Dimension hat: Das hier war vielleicht prinzipiell interessant, aber null packend.
Egal, ging schnell.
Margerete Stokowski ist ungefähr so alt wie ich, und dementsprechend sind die Geschichten ihres Aufwachsens ziemlich synchron zu meinen Kindheitserinnerungen passiert. Geteiltes Kinderzimmer, im Hochbett oben schlafen, frühes Internet, das man nicht benutzen konnte ohne die Eltern zu nerven. Lauter kleine Details machen, dass ich mich an vielen Stellen wieder finden kann. Naja, also bis auf die Sache, dass ich in meinem männlichen Aufwachsen das alles anders erlebt habe und andere (weniger) Erwartungen zu erfüllen hatte. Insgesamt schreibt sie über viel, dass ich “wusste”, aber nun mit einem anderen emotionalen Zugang verbinde. Ein paar Dingen konnte ich nicht ganz folgen, vor allem der Argumentation "Feminimus weitergedacht = Anarchismus", die plötzlich im letzten Kapitel auftauchte. Insgesamt fand ich das Buch sehr gut.
Reinhard Heydrich: Der Kopf hinter dem Sicherheitsdienst “SD” der Nazis, das agierende "Hirn" von Himmler, der Organisator der Wannsee-Konferenz und der ranghöchste Nazi, bei dem je einem Attentat Erfolg hatte.
Diese Biografie liest sich sehr sachlich und erzählt vor allem die Faktenlage zu Heydrichs Leben. Es gibt ein paar Interpretationen dazu, an welcher Stelle seiner Laufbahn er welche Ziel verfolgt haben mag, aber hauptsächlich betreibt der Autor akribische und unaufgeregte Quellenarbeit. Ich fand das sehr gut zu lesen und habe das Gefühl, jetzt einen guten Überblick über Heydrichs Leben zu haben.
Was ich mitnehme: Wieder einmal ein gebildeter und musisch interessierter Mensch “aus gutem Haus”, der im Laufe seines Lebens eine entscheidende Rolle bei radikalen Entscheidungen des Holocausts spielte. Da fragt man sich doch: Wie passt das zusammen?
Und hierzu gibt es nicht wirklich eine Diskussion in der Biografie. Vielleicht ist das auch nicht die Aufgabe des Formats. Der Autor hat sich an den Lebensweg gehalten, und hat lediglich verschiedene Punkte der Radikalisierung aufgezeigt - ein paar externe Faktoren werden auch benannt. Daher also nichts, was ich dem Buch vorwerfe.
Die eigentliche Frage, die mich also interessiert, finde ich wohl eher bei Hannah Arendt und ähnlichen Werken beantwortet. Denn wie bei Adolf Eichmann sehe ich auch bei Heydrich: Ein banal “normaler” Mensch, der in einem System agiert, vor seinen Vorgesetzten Brillieren will und in dem Rahmen zu immer drastischeren Maßnahmen bereit ist, weil es in dem Kontext “normal” ist. So mal ganz grob verkürzt formuliert.
Ich werde der Frage in anderen Büchern weiter auf den Grund gehen. Aber diese Biografie hier fand ich so oder so: Gut.
Endlich mal wieder "einfach nur einen Roman" gelesen. Und es hat mir sehr gefallen!
Am Anfang war ich mir nicht sicher, ob die Geschichte sich nicht eher an jüngere Leser wendet, aber ich glaube das lag stellenweise nur an der Übersetzung, wo es hier und dort etwas altbacken formuliert war. Insgesamt aber auch in der Übersetzung sehr zitierfähig an so vielen Stellen! Und dann wurde es so explizit und auch heftig, dass ich mir sicher war, dass hier keine "jungen Leser" gemeint waren.
Im letzten Drittel hatte mich die Geschichte dann tatsächlich sehr gepackt und ich habe die letzten 200 Seiten in eins weggelesen.
Puh, schlimmer Titel und plakatives Cover. Aber ich wollte generell mal was zu Verhandlungstechniken lesen und da drückte mir jemand das Buch hier in die Hand. Why not.
Für die erste Beschäftigung mit dem Thema für mich dann doch überraschend gut. Stellenweise ist es so plakativ geschrieben, wie der Titel suggeriert, aber es insgesamt ist es doch ein breiter Überblick über das Thema.
Der Autor hat das richtig klar aufgeteilt. Welche Bedeutung hat "Macht" in einer Verhandlung. Wie funktioniert Kommunikation wenn man ein Ziel verfolgt. Wie verhandelt man miteinander statt gegeneinander. Welche konkreten Techniken gibt es, wie kann man sie selbst anwenden oder auch beim Gegenüber wahrnehmen und reagieren.
Joar. Als Einstieg war es gut und flott zu lesen. Wirklich besser wird man in dem Bereich vermutlich nur durch konkretes Üben und Trainieren. Aber war schon mal interessant. Wenn auch, naja, manchmal irgendwie etwas simpel geschrieben.
Mal wieder ein Finanzbuch. Nastascha Wegelin ist online sehr aktiv und neulich habe ich auch einen Podcast mit ihr gehört. Ich finde toll, wie sie sich allgemein für Finanzbildung einsetzt und vor allem Frauen ermutigt, etwas dagegen zu tun, dass sie sich finanziell von ihrem Partner abhängig machen, nur weil das (leider) üblich ist. Ich habe allgemein einiges gelernt und für mich auch mitgenommen, wie man Finanzen in Partnerschaften so regeln kann, dass beide motiviert sind, sich zu kümmern und trotzdem autonom bleiben können. Vom Schreibstil fand ich es persönlich ein bisschen zu Dialog-lastig (das meiste ist ein Gespräch das sie beim familiären Grillen führt), aber das ist halt Geschmack. Insgesamt sehr sympathisch geschrieben, ich find toll, was sie so macht.
Oh je, dieser Titel. Nicht nur cringy, auch unpassend. Es geht null um ein "get rich scheme". Was haben die sich im Verlag denn da gedacht, ey. Immerhin ein hübsches Cover.
Worum geht es hier dann? Kurz zur Autorin: Susan Levermann war Fondsmanagerin bei der DWS, dem größten Fondshaus in Deutschland — und mit ihren Fonds laufend außergewöhnlich erfolgreich. 2009 entscheidet sie sich aber, aus der Finanzwelt auszusteigen und als Lehrerin zu arbeiten. Diese Backstory hat mein Interesse geweckt. Und generell ist die nach ihr benannte "Levermann Strategie" mittlerweile ziemlich bekannt und viele wenden sie an. Also muss man das doch mal lesen, dachte ich mir!
In diesem Buch dokumentiert sie ihre verwendete Strategie zur Aktienauswahl. Generell startet sie mit einer Erklärung, wie Firmen finanziell funktionieren. Da habe ich schon viel gelernt! Wie liest man eine Gewinn- und Verlustrechnung, wie die Bilanz eines Unternehmens, sowas.
Dann berichtet sie über die Börse und systematische Fehler, die Menschen dort begehen. Hiermit leitet sie die Kriterien her, die sie dann als eine Checkliste zum systematischen Durchgehen zusammenfasst, um zur Einschätzung eines Unternehmens zu kommen. Diese Art des Investierens bezeichnet sie als “quantitatives” Investieren. Klingt plausibel, auch wenn das "passive" Investieren auf mich bisher immer am rationalsten erschien.
Abschließend widmet Susan Levermann sich der Frage nach der Ethik des Anlegens an der Börse überhaupt. Zwar entkräftigt sie viele typische Vorwürfe, nennt aber etwa Leerverkäufe unethisch. Sie kommt insgesamt zu dem Urteil, dass selbst bei finanziell neutralem Marktgeschehen (alle Gewinne und Verluste gleichen sich aus), es dennoch emotional zu einem insgesamt negativen Ergebnis für die Marktteilnehmer kommt. Ein Verlust werde deutlich negativer empfunden als ein gleichwertiger Gewinn. Auch wenn sie es nicht abschließend explizit so formuliert, scheint dies der Grund zu sein, dass sie selbst sich dem Börsengeschehen abgewandt hat.
Rein faktisch habe ich hier viel mitgenommen. Zwar sträubt sich in mir einiges, da ich von Kommer, Malkiel und Co eigentlich sehr dahingehend indoktriniert bin, dass aktives Investieren nicht funktionieren kann. Susan Levermann argumentiert sehr plausibel, dass es doch geht und auch sie beruft sich auf diverse Studien. Tja, ich weiß noch nicht so richtig.
Sehr hatte ich mich auf ihre Abwägungen zu Moral und Ethik gefreut. Genau da fand ich es dann doch teilweise etwas unbefriedigend. Hier und da gab es auch etwas zu viel spirituelle Andeutungen und christliche Zitate für meinen Geschmack, aber es hielt sich noch im im Rahmen.
Der Titel suggerierte bei mir eine Argumentation pro/con Kapitalismus (mit einem Kompromissvorschlag?). Das ist das Buch aber nicht wirklich. Stattdessen ist es eine Geschichte der Ökonomie mit Fokus auf Biografie und Theorien von Adam Smith, Karl Marx und John Maynard Keynes. Vor allem die Lehren Keynes scheinen sich mit denen der Autorin zu decken, sie kommen nämlich ziemlich gut weg.
Wer gar nicht gut weg kommt sind Anhänger der Neoklassik oder (noch schlimmer) des Neoliberalismus. Laut Ulrike Herrmann sind sie heute vor allem so populär, weil es nach dem 2. Weltkrieg zu einem natürlichen "Wirtschaftswunder" gekommen sei - trotz der Lehren des Neoliberalismus; nur dass es gelungen ist, den Neoliberalismus als Treiber dieses Booms zu etablieren. Sie lässt kein gutes Haar an Milton Friedman und Ludwig Erhard und ist gerade in den letzten 2 Kapiteln sehr positionsstark und kritisch. Das steht ein bisschen im Kontrast zu den ersten 80% des Buches, die sich eher historisch beschreibend lesen.
Ein bisschen unsicher bin ich noch, ob die aktuelle Wirtschaftslehre wirklich so hoffnungslos ist, wie die Autorin es klingen lässt. Die Warnung, dass sich seit den 1980ern eine "gigantische Spekulationsblase" aufbläht, klingt ungemütlich ähnlich zu der Schar der Crashpropheten der letzten Jahre. Auch an der Effizientmarkthypothese lässt sie kein grünes Haar (das ist die Grundlage meiner persönlichen Altersvorsorge, wohlgemerkt). Und gleichzeitig ist das Buch keine Brandschrift gegen den Kapitalismus, eher ein Plädoyer für eine Rückkehr zu einem Kapitalismus der Realwirtschaft, nicht einen der entkoppelten Finanzmärkte.
Ich habe sehr viel gelernt (wusste vorher eigentlich nichts über Ökonomie). Ohne Frage habe ich (noch) nicht alles aus den vielen verschiedenen Lehren verstanden, aber viel zum Nachdenken und Weiterlesen mitgenommen.