Im schwarzen Wasser
432 Seiten

Ich wollte für den Urlaub einen entspannten und leichten Krimi lesen, und das war das Buch dann auch.

Gut: Die Atmosphäre des historischen Hamburg in den 1770er Jahren, Einblicke in das Handwerk der Gerberei, gut runter zu lesen.

Mochte ich nicht so: Zu keinem der Charaktere (ob tot oder lebendig) habe ich so richtig eine Beziehung aufgebaut. Die Erkenntnisse der Ermittlungen wirkten eher zufällig. Ein Spannungsbogen hat sich für mich nicht aufgebaut.

Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung
288 Seiten

Der Titel suggerierte bei mir eine Argumentation pro/con Kapitalismus (mit einem Kompromissvorschlag?). Das ist das Buch aber nicht wirklich. Stattdessen ist es eine Geschichte der Ökonomie mit Fokus auf Biografie und Theorien von Adam Smith, Karl Marx und John Maynard Keynes. Vor allem die Lehren Keynes scheinen sich mit denen der Autorin zu decken, sie kommen nämlich ziemlich gut weg.

Wer gar nicht gut weg kommt sind Anhänger der Neoklassik oder (noch schlimmer) des Neoliberalismus. Laut Ulrike Herrmann sind sie heute vor allem so populär, weil es nach dem 2. Weltkrieg zu einem natürlichen "Wirtschaftswunder" gekommen sei - trotz der Lehren des Neoliberalismus; nur dass es gelungen ist, den Neoliberalismus als Treiber dieses Booms zu etablieren. Sie lässt kein gutes Haar an Milton Friedman und Ludwig Erhard und ist gerade in den letzten 2 Kapiteln sehr positionsstark und kritisch. Das steht ein bisschen im Kontrast zu den ersten 80% des Buches, die sich eher historisch beschreibend lesen.

Ein bisschen unsicher bin ich noch, ob die aktuelle Wirtschaftslehre wirklich so hoffnungslos ist, wie die Autorin es klingen lässt. Die Warnung, dass sich seit den 1980ern eine "gigantische Spekulationsblase" aufbläht, klingt ungemütlich ähnlich zu der Schar der Crashpropheten der letzten Jahre. Auch an der Effizientmarkthypothese lässt sie kein grünes Haar (das ist die Grundlage meiner persönlichen Altersvorsorge, wohlgemerkt). Und gleichzeitig ist das Buch keine Brandschrift gegen den Kapitalismus, eher ein Plädoyer für eine Rückkehr zu einem Kapitalismus der Realwirtschaft, nicht einen der entkoppelten Finanzmärkte.

Ich habe sehr viel gelernt (wusste vorher eigentlich nichts über Ökonomie). Ohne Frage habe ich (noch) nicht alles aus den vielen verschiedenen Lehren verstanden, aber viel zum Nachdenken und Weiterlesen mitgenommen.

Warren Buffett – Der Jahrhundertkapitalist
320 Seiten

Endlich mal eine Buffett-Biografie gelesen, beziehungsweise gehört. Die kam erst vor ein paar Monaten raus und war sehr angenehm weg zu hören.

Das Buch bietet einen guten Überblick über Warren Buffetts Leben und Handeln. Ganz nebenbei lernt man auch viel über die amerikanische Geschichte und das Aufblühen des amerikanischen Kapitalismus.

Buffett ist auf jeden Fall ein ulkiger Charakter, der außerdem zu einem der reichsten Menschen der Welt wurde und sich gerade in seiner zweiten Lebenshälfte bewusst für gute Dinge wie Bürgerrechte, Recht auf Abtreibung und universelle Krankenversicherung einsetzt.

Dino Park
533 Seiten

Die Deutsche Version von Jurassic Park, in einer angenehmen und leicht von den 90ern angehauchten Übersetzung.

Spannend geschrieben. Insgesamt mag ich es, dass sich "die Katastrophe" mit wenigen Beteiligten auf einer kleinen Insel abspielt. Ein Thriller, der aber nicht plakativ "globaler Weltuntergang" schreien muss, um packend zu sein.

Was ich im Lesen manchmal verwechselt habe, waren die männlichen Charaktere. Hammond, Harding, Malcolm, Grant. Irgendwie alles mit "a". War aber nicht so wild, und kurz vor dem Ende hatte ich es dann fast komplett verstanden.

Ich zitiere aus dem Klappentext: "ein schaurig-faszinierender Technothriller mit Biss". Ja, stimmt schon.

& Schach mit Karpov
145 Seiten

Aus irgendeinem Bücherschrank mitgenommen, weil "man könnte ja mal was über Schach lesen". Und wenn es auch ein vergilbtes Unikum von 1978 ist. Vielleicht lernt man ja was.

Und ja, irgendwie habe ich jetzt einen Einblick in die Schachsubkultur in der UdSSR der 70er Jahren. Vor allem habe ich aber gelernt, dass Langeweile mehr als eine Dimension hat: Das hier war vielleicht prinzipiell interessant, aber null packend.

Egal, ging schnell.

Untenrum frei
256 Seiten

Margerete Stokowski ist ungefähr so alt wie ich, und dementsprechend sind die Geschichten ihres Aufwachsens ziemlich synchron zu meinen Kindheitserinnerungen passiert. Geteiltes Kinderzimmer, im Hochbett oben schlafen, frühes Internet, das man nicht benutzen konnte ohne die Eltern zu nerven. Lauter kleine Details machen, dass ich mich an vielen Stellen wieder finden kann. Naja, also bis auf die Sache, dass ich in meinem männlichen Aufwachsen das alles anders erlebt habe und andere (weniger) Erwartungen zu erfüllen hatte. Insgesamt schreibt sie über viel, dass ich “wusste”, aber nun mit einem anderen emotionalen Zugang verbinde. Ein paar Dingen konnte ich nicht ganz folgen, vor allem der Argumentation "Feminimus weitergedacht = Anarchismus", die plötzlich im letzten Kapitel auftauchte. Insgesamt fand ich das Buch sehr gut.