Bücherregal lädt …
The Making of the Atomic Bomb
896 Seiten

Wow, was für eine Geschichte: Von den Anfängen der Atomphysik zu Beginn des 20. Jahrhunderts, über den Wandel von einer zivilen Forschungscommunity hin zum Manhattan Project - alles im Kontext der politischen Landschaft in Europa, den USA und später dem Pazifikkrieg bis 1945. So viel Inhalt und trotz teils enormer Detailtiefe fand ich jedes Kapitel durchgehen packend geschrieben (für meinen Geschmack).

Ich habe mir mit diesem Buch Zeit gelassen und es in mehreren Etappen im Laufe eines knappen Jahres gelesen.

Es hinterlässt in mir verschiedenste Gedanken: Wozu Menschen als Individuen und als Gemeinschaft doch in der Lage sind, wenn ein klares Feindbild sie eint. Was für eine aufregende technische Reise. Was für eine grausame Eröffnung, die 1945 unwiderruflich in unsere Welt gebracht wurde.

Code Girls
336 Seiten

Interesting retelling of the stories surrounding the female US code breakers of WW2. I learned some things about the war in the Pacific that I didn't know before. It was mostly straight-forward though: The stories of how (mostly) women were recruited to break ciphers for the army and the navy, some explanation on basic code breaking principles, embedded in the chronological development of the war and its effect on American society. I didn't like the audio version too much, to be honest. The narration was a little robotic and a bit slow for my taste. In retrospect, I think I would have preferred the paper version.

Reinhard Heydrich
478 Seiten

Reinhard Heydrich: Der Kopf hinter dem Sicherheitsdienst “SD” der Nazis, das agierende "Hirn" von Himmler, der Organisator der Wannsee-Konferenz und der ranghöchste Nazi, bei dem je einem Attentat Erfolg hatte.

Diese Biografie liest sich sehr sachlich und erzählt vor allem die Faktenlage zu Heydrichs Leben. Es gibt ein paar Interpretationen dazu, an welcher Stelle seiner Laufbahn er welche Ziel verfolgt haben mag, aber hauptsächlich betreibt der Autor akribische und unaufgeregte Quellenarbeit. Ich fand das sehr gut zu lesen und habe das Gefühl, jetzt einen guten Überblick über Heydrichs Leben zu haben.

Was ich mitnehme: Wieder einmal ein gebildeter und musisch interessierter Mensch “aus gutem Haus”, der im Laufe seines Lebens eine entscheidende Rolle bei radikalen Entscheidungen des Holocausts spielte. Da fragt man sich doch: Wie passt das zusammen?

Und hierzu gibt es nicht wirklich eine Diskussion in der Biografie. Vielleicht ist das auch nicht die Aufgabe des Formats. Der Autor hat sich an den Lebensweg gehalten, und hat lediglich verschiedene Punkte der Radikalisierung aufgezeigt - ein paar externe Faktoren werden auch benannt. Daher also nichts, was ich dem Buch vorwerfe.

Die eigentliche Frage, die mich also interessiert, finde ich wohl eher bei Hannah Arendt und ähnlichen Werken beantwortet. Denn wie bei Adolf Eichmann sehe ich auch bei Heydrich: Ein banal “normaler” Mensch, der in einem System agiert, vor seinen Vorgesetzten Brillieren will und in dem Rahmen zu immer drastischeren Maßnahmen bereit ist, weil es in dem Kontext “normal” ist. So mal ganz grob verkürzt formuliert.

Ich werde der Frage in anderen Büchern weiter auf den Grund gehen. Aber diese Biografie hier fand ich so oder so: Gut.

Lilac Girls
496 Seiten

The story of three women throughout the 1930s and later. One is American, one Polish and one German. Mostly based on actual characters, this books is another good read of the tragedies of WW2, in this cased based around the women concentration camp of Ravensbrück.

I've learned a lot, because I wasn't aware of the Ravensbrück camp before and the unique stories that took place there.

I only subtract one star because the motivation of the German doctor during WW2 wasn't told as convincingly as the other characters' motivations, in my mind. I understand this is the most challenging to get across, but it would also have been the most interesting one, I think.

Karl Jäger
288 Seiten

Karl Jäger, von seinen Nachbarn als feinsinniger und höflicher Mensch beschrieben, entwickelte sich vor der Kulisse des Zweiten Weltkrieges vom Musiker und Instrumentenbauer zum Mörder der Litauischen Juden. Seinen eigenen fast prahlenden Aufzeichnungen nach, hat dieser Mensch in wenigen Monaten des Jahres 1941 die jüdische Bevölkerung Litauens von über 170,000 auf 34,500 niedergemetzelt. Bei den Details eines einzelnen Mordes dreht sich einem schon der Magen um. Aber unter Aufsicht dieses SS Kommandeurs hat sich dieser Mord 137,000-fach zugetragen.

Wolfram Wette trägt hier die Biografie eines der Täter der Nazi-Aktionen in Osteuropa zusammen; einer Biografie, wie sie erschreckend, aber offensichtlich doch so typisch für diese Zeit war.

Und wie es immer wieder bei diesen Tätern vorgekommen ist, ereilte ihn nach dem Krieg keine wirkliche juristische Aufarbeitung, geschweige denn zeigte er irgendeine Art von Reue oder auch nur ein Zeichen von Mitgefühl für die Opfer. Selbstmitleid und immer noch Gedanken an angebliche soldatische Pflichterfüllung herrschen vor und werden von großen Teilen der Deutschen Öffentlichkeit der Nachkriegszeit auch noch verschwiegen und gedeckt.

Wir sind die Generation, der diese Schrecken zumindest in zeitlicher Nähe vertraut sind, und gleichzeitig haben wir den Abstand, den Täter keine nachbarschaftliche oder scheinbar gemeinschaftliche Deckung mehr zu geben. Lasst uns gemeinsam aufpassen, dass diese menschlichen Abgründe nicht wieder hervorbrechen. Denn menschlich war es anscheinend leider doch -- im schlimmsten Sinne des Wortes.

Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen
448 Seiten

Es gibt so viel aus der deutschen Geschichte, für das ich einfach kein richtiges Verständnis zu entwickeln mag, aber ich probiere es zumindest. Und so gehörte auch das Standardwerk über den Eichmann Prozess irgendwann dazu. Ich kann nicht jeder Facette von Hannah Arendts Rhetorik wirklich folgen, aber dennoch war es gut zu lesen und wirklich interessant. Inwiefern ich nun mehr "verstehe", vermag ich aber noch nicht zu beurteilen.

Das Beunruhigende an der Person Eichmann war doch gerade, dass er war wie viele und dass diese vielen weder pervers noch sadistisch, sondern schrecklich und erschreckend normal waren und sind.

Persilscheine und falsche Pässe
191 Seiten

Spannende Rechercheergebnisse, wie die deutschen Kirchen Nazis halfen - zur Flucht ins Ausland und zu frühen Entlassungen aus der Haft. Ernst Klee hat echt viel heraus gefunden, listet viele Belege auf und unterfüttert mit lauter Geschichten über Personen, die an diesem Elend beteiligt waren. Was ich vermisst habe, war die Einordnung, inwiefern diese (vielen) Einzelgeschichten mit einer Unterstützung von der Institution Kirche gleichzusetzen sind. Geschrieben war es außerdem recht nüchtern berichtend und aufzählend, aber das ist dieser Art von Buch vermutlich angemessen.

& Amon
272 Seiten

Ein Buch, von dem ich hörte und das ich zufällig am nächsten Tag in einem der öffentlichen Bücherregale entdeckte. Vom Cover blickt einem die dunkelhäutige Autorin freundlich entgegen. Ihre Geschichte: Mit 38 erfährt sie von der Familiengeschichte außerhalb ihrer Adoptivfamilie. Gebürtig ist sie die Enkelin von Amon Göth, dem berüchtigten KZ Kommandanten, der uns aus Schindler's Liste bekannt ist. Spannend erzählt sie von ihrer persönlichen Konfrontation mit der Tatsache, ihrer andauernden Suche nach ihrer eigenen Herkunft und ihren Gedanken über Erbschuld und Verantwortung. Das Buch hat Höhen und Tiefen, liest sich insgesamt aber gut, da ihre Geschichte irgendwie unwahrscheinlich und daher so packend ist.

Hans Scholl
432 Seiten

Die Geschichte der Weißen Rose fasziniert mich ja schon lange. Diese Biografie über Hans Scholl ist nun aber relativ neu - die persönlichen Briefwechsel sind erst seit ein paar Jahren einsehbar.

Mein Respekt für die Aktionen der Gruppe um die Scholl-Geschwister bleibt unvermindert und die Einblicke in Hans' Denken und seine Suche nach der Wahrheit berühren mich und sind gut nachzuvollziehen. Persönlich beschäftigt mich der tiefe christliche Glaube, der die Gruppe leitete. So sehe ich die Argumentationen teilweise anders, obwohl ich mit den Schlussfolgerungen zum Moralischen Handeln dann doch überein stimme.

Mir wird klar, dass man "mit Gott" leicht etwas "objektiv falsches" begründen kann. Möchte man diese "objektive Falschheit" ohne ein göttliches Fundament begründen, wird es schon schwieriger und man fällt leicht zurück auf Begründungen mit "irgendeiner höheren Instanz". An so etwas glaube ich aber nicht, so dass ich da noch etwas nachdenken muss.

Die Geschichte gibt an so vielen Stellen Punkte zum Überlegen, dass mich das Buch sicherlich noch länger beschäftigen wird.

Die weiße Rose
79 Seiten

Hans Scholl war 25, Sophie Scholl 22, als die Geschwister wegen ihres passiven Widerstandes gegen die Nazis hingerichtet wurden. Ihre Aufrichtigkeit, Willensstärke, Natur- und Geistesliebe und ihren friedlichen Freiheitswillen finde ich zutiefst beeindruckend. Das erste Mal habe ich jetzt auch die Flugblätter bewusst wirklich gelesen (die sind im Anhang dabei, insgesamt sind es also noch 50 Seiten mehr).