Karl Jäger
288 Seiten

Karl Jäger, von seinen Nachbarn als feinsinniger und höflicher Mensch beschrieben, entwickelte sich vor der Kulisse des Zweiten Weltkrieges vom Musiker und Instrumentenbauer zum Mörder der Litauischen Juden. Seinen eigenen fast prahlenden Aufzeichnungen nach, hat dieser Mensch in wenigen Monaten des Jahres 1941 die jüdische Bevölkerung Litauens von über 170,000 auf 34,500 niedergemetzelt. Bei den Details eines einzelnen Mordes dreht sich einem schon der Magen um. Aber unter Aufsicht dieses SS Kommandeurs hat sich dieser Mord 137,000-fach zugetragen.

Wolfram Wette trägt hier die Biografie eines der Täter der Nazi-Aktionen in Osteuropa zusammen; einer Biografie, wie sie erschreckend, aber offensichtlich doch so typisch für diese Zeit war.

Und wie es immer wieder bei diesen Tätern vorgekommen ist, ereilte ihn nach dem Krieg keine wirkliche juristische Aufarbeitung, geschweige denn zeigte er irgendeine Art von Reue oder auch nur ein Zeichen von Mitgefühl für die Opfer. Selbstmitleid und immer noch Gedanken an angebliche soldatische Pflichterfüllung herrschen vor und werden von großen Teilen der Deutschen Öffentlichkeit der Nachkriegszeit auch noch verschwiegen und gedeckt.

Wir sind die Generation, der diese Schrecken zumindest in zeitlicher Nähe vertraut sind, und gleichzeitig haben wir den Abstand, den Täter keine nachbarschaftliche oder scheinbar gemeinschaftliche Deckung mehr zu geben. Lasst uns gemeinsam aufpassen, dass diese menschlichen Abgründe nicht wieder hervorbrechen. Denn menschlich war es anscheinend leider doch -- im schlimmsten Sinne des Wortes.

Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen
448 Seiten

Es gibt so viel aus der deutschen Geschichte, für das ich einfach kein richtiges Verständnis zu entwickeln mag, aber ich probiere es zumindest. Und so gehörte auch das Standardwerk über den Eichmann Prozess irgendwann dazu. Ich kann nicht jeder Facette von Hannah Arendts Rhetorik wirklich folgen, aber dennoch war es gut zu lesen und wirklich interessant. Inwiefern ich nun mehr "verstehe", vermag ich aber noch nicht zu beurteilen.

Das Beunruhigende an der Person Eichmann war doch gerade, dass er war wie viele und dass diese vielen weder pervers noch sadistisch, sondern schrecklich und erschreckend normal waren und sind.

Persilscheine und falsche Pässe
191 Seiten

Spannende Rechercheergebnisse, wie die deutschen Kirchen Nazis halfen - zur Flucht ins Ausland und zu frühen Entlassungen aus der Haft. Ernst Klee hat echt viel heraus gefunden, listet viele Belege auf und unterfüttert mit lauter Geschichten über Personen, die an diesem Elend beteiligt waren. Was ich vermisst habe, war die Einordnung, inwiefern diese (vielen) Einzelgeschichten mit einer Unterstützung von der Institution Kirche gleichzusetzen sind. Geschrieben war es außerdem recht nüchtern berichtend und aufzählend, aber das ist dieser Art von Buch vermutlich angemessen.

QualityLand
384 Seiten

Das war ein okay-gutes Buch, das viele Themen verarbeitet, die mich auch beschäftigen (was passiert mit unseren Daten, was passiert mit uns Menschen, wenn wir die Super-AI endlich haben, sowas). Manchmal hatte ich den Eindruck, Marc-Uwe Kling und ich haben vielleicht sogar die gleichen Blogposts und Bücher dazu gelesen. Insgesamt denkt er sich dann auch viele lustige Details aus, die ein Kapitel dann lustig machen. An manchen Stellen wirkte es mir aber doch zu plakativ gedacht (und teilweise geschrieben), zumindest für mich persönlich. Aber ich stecke ja auch bis zum Hals drin in der Tech-Suppe. Bin dankbar, dass es das Buch jetzt gibt, kann man super der Familie schenken. In Hardcover außerdem eine sehr schöne Ausgabe.

Wächter der Nacht
524 Seiten

Spannendes Universum, interessante Charaktere -- und irgendwie ein Hauch von russischer Kultur, den ich gar nicht fassen konnte, der mir aber zugesagt hat. Die Sprache war in Teilen schleppend, ich vermute das passiert einfach mit Übersetzungen. Vermutlich ist es in Russisch besser, aber halt außerhalb meines Horizonts. So hat es mich in Phasen als Leser leider verloren, dann aber wegen einer spannenden Aktion wieder gewonnen. Ein Auf und Ab, so wie diese Bewertung. Mal schauen, ob ich den nächsten Teil noch lesen werde (Tendenz ja), vorerst aber erst anderes.

How to Stop Worrying and Start Living
320 Seiten

I do worry, sometimes. When I lie in bed at night and should rather sleep, than think.

Usually, I am not in for these kind of "how fix XYZ in your life" books. A few people on hackernews rated this 5 stars however, so I gave it a go.

The book is surprisingly old (to me, at least. First edition in 1948). Still, it reads as a collection of... Buzzfeed articles? Everything is "X steps to solve this and that" and "this easy trick solved Peter's worry issues".

It's an easy read. I've come out with mixed feelings.

Pro: Some actual applicable advice. And a lot of stories of people who've had it way worse.

Con: This is clearly not a scientific approach. The presented methods are anecdotal and rarely based on studies. Sometimes it's just "the person decided not to worry anymore and they lived happily ever after". Also: Too much Christian stuff for my taste. To get rid of your worry, just... trust in God and "pray"? Meh.

As a book, this sits right in the middle of 2 and 3 stars. Despite its downsides, it still gave me a useful perspective on the topic, so I went for the 3 stars.