Schneewittchen schläft
480 Seiten

Vor seinen Augen verschwindet sie: Izzy, Gabes Tochter. Auf dem Weg nach Hause sieht er sie im Auto vor sich sitzen, schafft es aber nicht, ihr zu folgen. Doch er glaubt fest daran: Izzy ist noch am Leben. Drei Jahre lang fährt er die Autobahn auf und ab, ohne einen Hinweis auf ihren Verbleib zu finden. Bis er das Auto von damals und einen gekritzelten Hinweis darin findet: "Die Anderen". Doch wer sind "die Anderen"? Und was haben sie mit dem Verschwinden seiner Tochter zu tun? Gabe ahnt nicht, wie verstrickt das Spinnennetz ist, in das er hineingreift ...

Unglaublich spannend erzählt C. J. Tudor die Geschichte von Gabe, Fran and Katie, drei Personen, die auf die eine oder andere Weise in Izzys Verschwinden verwickelt sind. Fast jedes Kapitel endet auf eine Weise, die einen zum Weiterlesen anregt, weil die Autorin es meisterhaft schafft, uns Puzzleteil für Puzzleteil zu servieren, wobei das Gesamtbild erst zum Schluss klar wird. Das hat mir am Thriller definitiv am besten gefallen - die Spannung versiegte nie und am liebsten hätte ich das Buch in einem Stück gelesen, weil es so packend geschrieben war!

Einen Kritikpunkt habe ich allerdings: Das übernatürliche Element, das im Buch vorkommt. Immer wieder werden einige seltsame Geschehnisse angerissen, aber was ich als letztes erwartet hätte, war, dass ihre Erklärung tatsächlich übernatürlichen Ursprungs ist. Allzu tief wird darauf auch nicht eingegangen, es ist einfach so und wird nicht hinterfragt. Das hat dem Buch leider ein wenig an Glaubwürdigkeit genommen und es hätte mir besser gefallen, hätte es sich bei den seltsamen Vorkommnissen schlicht um geschickte Tricks gehandelt.

Nichtsdestotrotz ist dies ein absolut fesselnder Thriller, den man in Windeseile durchliest. Lässt man sich von der übernatürlichen Komponente nicht abschrecken, wird man mit einem wahren Pageturner belohnt!

Thirteen
544 Seiten

Strafverteidiger Eddie Flynn hat einen kniffligen neuen Fall: Schauspieler Bobby Solomon wird angeklagt, seine Frau und deren Liebhaber umgebracht zu haben. Alle Beweise deuten auf ihn hin, doch Eddie glaubt an seine Unschuld. Was er dagegen nicht vermutet: Der wahre Mörder hat sich einen Platz unter den Geschworenen ergattert und tut alles, um sie zu manipulieren - und diejenigen loszuwerden, die Bobby Solomon für unschuldig halten ...

Allein die Grundidee des Thrillers begeisterte mich sehr: Dass der Mörder nicht auf der Anklagebank, sondern in der Jury sitzt. Und auch der Thriller an sich konnte mich überzeugen, obwohl es tatsächlich eine ganze Weile dauert, ehe überhaupt der erste Gerichtstag beginnt.

So gibt Autor Steve Cavanagh uns allerdings Gelegenheit, einen guten Einblick in den Prozess der Geschworenenauswahl zu bekommen, während er gleichzeitig seinen Strafverteidiger Eddie Flynn auf wichtige Hinweise stößt: So spielt gerade der zum Schmetterling gefaltete Dollarschein, der im Mund des Liebhabers gefunden wird, eine wichtige Rolle und bringt Eddie bald auf die Idee, dass der Täter ein perfider Serienkiller ist.

Zudem hatte der Thriller eine flüssige Sprache und natürlich eine allgemein spannende Handlung, die mich ihn schnell lesen ließ.

Seine einzige Schwäche besteht wohl in den Charakteren; bis auf Eddie Flynn und den Serienmörder, die sich in ihren Sichtweisen abwechseln, bekommen wir keinen guten Einblick in die Köpfe anderer Charaktere, weshalb ich sie mir nicht so gut merken konnte. Diese Schwäche lässt sich meiner Meinung nach jedoch verschmerzen, da der Fokus eindeutig auf der Handlung liegt und diese mich umso mehr begeistert hat!

Eine ganz dumme Idee
464 Seiten

Es startet mit einer dummen Idee: Einem Banküberfall. Doch als die vom Bankräuber bedrohte Bankangestellte diesen darüber informiert, dass es sich um eine bargeldlose Bank handelt und droht, die Polizei zu rufen, gerät der Bankräuber in Panik. Er flüchtet in das erstbeste Gebäude, wo gerade eine Wohnungsbesichtigung stattfindet. Kurzerhand nimmt er die Kaufinteressenten als Geiseln. Als Stunden später die Polizei eintrifft und die Geiseln freigelassen werden, ist vom Geiselnehmer keine Spur zu finden - und schnell ist klar: Mindestens eine der Geiseln lügt ...

"Eine ganz dumme Idee" ist ein humorvoller, emotionaler und rundherum unterhaltsamer Roman. Nach und nach werden die Umstände der Geiselnahme und die Lebensumstände der Geiseln aufgeklärt. So gibt es nicht nur interessante Twists, indem durch die Auflüftung von Geheimnissen ein neuer Kontext geschaffen wird, sondern auch viele Gefühle, weil wir wirklich jede relevante Person gut kennenlernen und uns in sie hineinversetzen können.

Hier liegt auch mein einziger (zugegeben verzeihlicher) Kritikpunkt des Romans: Ich habe es geliebt, die Charaktere näher kennenzulernen, aber letztendlich hingen ihre Leben nicht so sehr zusammen, wie ich es mir gewünscht hätte. Das wäre zugegeben zu zufällig gewesen, aber dadurch wirkten manche erzählten Lebensumstände schlicht nicht relevant für die Handlung.

Andererseits trugen sie dazu bei, die Charaktere so sympathisch zu machen, weshalb ich Fredrik Backman letztendlich dankbar bin, dass er so in die Tiefe ging. Nur diejenigen, die erwarten, dass jedes Detail letztendlich Relevanz hat, könnten enttäuscht werden - die meisten tragen ausschließlich dazu bei, uns die Charaktere näher zu bringen.

Letztendlich handelt es sich um eine großartige Geschichte, die mich sowohl zum Lachen gebracht als auch zum Nachdenken angeregt hat. Von daher ist es mitnichten eine dumme Idee, dieses Buch zu lesen ;)

Das Leben ist zu kurz für irgendwann
384 Seiten

Terrys Freundin Iris leidet an Multipler Sklerose. Aus diesem Grund entschließt sie sich, von Irland nach Zürich zu reisen, um sich dort in einer Klinik das Leben zu nehmen. Als Terry früher als beabsichtigt davon erfährt, zögert sie keine Sekunde damit, zusammen mit ihrem dementen Vater ihre Freundin zu begleiten und sie umzustimmen. So machen sich die drei auf die Reise - eine Reise, die Terry von Grund auf verändern wird.

Auch wenn das Buch spannende Elemente enthält, lebt es vor allem durch seine realistischen Charaktere, mit denen ich mich gut identifizieren konnte. Terry, Iris und Eugene, Terrys Vater, fühlten sich so real an, wie ich es selten erlebt habe. Zwar treffen sie manchmal Entscheidungen, mit denen ich nicht übereinstimmte, aber gerade das machte sie umso realistischer.

Auch der Schreibstil war sehr angenehm zu lesen, sodass ich das Buch innerhalb von zwei Tagen beendete. Die Themen Sterbehilfe und Demenz sind nicht für jedermann, aber Ciara Geraghty geht respektvoll mit ihnen um und man merkt, dass sie sich ausführlich mit diesen Themen beschäftigt hat.

Insgesamt kann ich den Roman aus vollstem Herzen empfehlen!

Die Rabentochter
352 Seiten

Rachel Cunnigham hat ihre Mutter erschossen, als sie elf Jahre alt war. Sie erinnert sich deutlich daran - wie sie das Gewehr in der Hand hielt, abdrückte und ihre Mutter tot zu Boden fiel. Wie ihr Vater angerannt kam, sich das Gewehr schnappte und damit sich selbst erschoss. Seitdem lebt Rachel in einer psychiatrischen Klinik, unfähig, ihre Schuldgefühle zu überwinden.

Bis fünfzehn Jahre nach dem Ereignis ein Reporter namens Trevor Lehto sie um ein Interview bittet und ihr dabei den damaligen Polizeibericht zeigt. Und dort steht es schwarz auf weiß: Der Rechtsmediziner hat ausgeschlossen, dass sie das Gewehr abgefeuert haben kann. Rachel hat ihre Mutter nicht getötet. Sie hat fünfzehn Jahre umsonst in einer Klinik verbracht. Doch - warum erinnert sie sich dann so deutlich daran? Aus diesem Grund kehrt sie nach Hause zu ihrer Schwester Diana und ihrer Tante Charlotte zurück, um diesem Mysterium auf den Grund zu gehen ...

Insgesamt handelt es sich bei "Die Rabentochter" um einen spannenden Thriller, dem es hervorragend gelingt, verschiedene Details der Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verbinden. Karen Dionne schafft es mühelos, dem Leser Puzzleteile für Puzzleteile zu präsentieren und teils ihren Kontext zu verändern, bis am Ende ein stimmiges Bild herauskommt.

Zumindest fast. Ein kleines Detail gab es, das mir auch nach dem Ende nicht klar geworden ist: Früh wird etabliert, dass Rachel sich gerne mit Tieren unterhält und ihre Antworten hört. Offensichtlich handelt es sich dabei um ihre blühende Fantasie, aber gleichzeitig helfen vor allem die Raben Rachel dabei, Geheimnisse aufzudecken und Schwierigkeiten zu entkommen. Wie das möglich sein soll, wenn es sich bei den Unterhaltungen nur um Wahnvorstellungen handelt, war mir hierbei nicht klar.

Auch die Darstellung von Psychopathen fiel mir kritisch ins Auge. Als Rachels Schwester Diana als eine identifiziert wird, betont der zuständige Doktor, dass reale Psychopathen nicht so wie die sind, die man aus den Medien kennt ... nur, dass Diana sich genau so verhält, wie man es von einer Psychopathin in den Medien erwarten würde. Andererseits merkt man, dass Karen Dionne durchaus recherchiert hat - Diana entspricht nämlich auch dem Bild eines realen Psychopathen. Von daher ist dies wohl ein Punkt, der bei jedem anders ankommen wird.

Trotz der genannten Schwächen hat mir der Thriller gut gefallen, vor allem, weil die Kombination aus Vergangenheit und Gegenwart ein so tolles, zusammenhängendes Bild gibt. Es war toll, die Informationen stückweise zu erfahren und selbst zusammenzusetzen.

Wer mal wieder einen schönen, spannenden Thriller lesen will und sich an den erwähnten Schwächen nicht stört, ist hier gut bedient!