"Ich habe an meine Zukunft zu denken versucht und den Versuch gleich wieder abgebrochen. Ich habe an Vergangenes gedacht und mich sofort zurechtgewiesen. Heute nicht. [...] Heute ein wenig Hundeglück auf der Schwelle der Gegenwart. Die Gegenwart ist jetzt ein früher Abend. Sie ist die Sonne, die ins Zimmer strömt, die Insel, die im Gegenlicht sich schwärzt, sie ist der Widerschein der Sonne, der gleissend auf dem Wasser liegt und trichterförmig sich verjüngend auf mich zukommt."
"Aber jetzt zweifle ich an meinem Hass. Innerhalb weniger Wochen, seit ich wieder in diesem Haus bin, scheint er sich aufgelöst, seine scharfen Konturen verloren zu haben. Ich vermute, dass alles, was geschehen ist, kein Zufall ist, sondern zu einem Schicksal gehört, das vor meiner Geburt entworfen worden ist und dass Esteban Garcia ein Teil dieses Entwurfs ist. Er ist ein roher, krummer Strich, aber kein Strich ist nutzlos."
"Es fehlte jeder Fanatismus, er hatte sein Leben nicht hingeworfen, er hatte es abgelegt, zurückgegeben wie den Schlüssel einer Wohnung, aus der man zieht, mit nostalgischen Erinnerungen an die darin verbrachten Jahre vielleicht, doch gleichzeitig bewusst, wie überflüssig diese Schlüssel geworden sind."
"Vielleicht stand ein solches Licht jedem Menschen zu, war aber niemals und von niemandem festzuhalten, sonder irrte über Köpfen und Herzen dahin, hielt für einen unmessbaren Augenblick inne, irrte weiter. Und wer darauf hoffte, dass dieses Glimmen, dieses Leuchten für immer verbunden bliebe mit einer Geliebten, einem Liebsten, folgte in Wahrheit nur einem labyrinthischen Weg. Und was er am Ende fand, war Asche."
Eine wunderschöne, märchenhafte Geschichte aus dem chinesischen Kaiserreich. Der Autor hat eine so bildintensive Sprache, die es einem leicht macht, dem Zauber der Zeit zu folgen.
"...der Kristof mit dem stolzen Schnurrbart, der hat das auch nie so genau genommen, sagt er, der hat das nur geschätzt, più o meno, mehr oder weniger, der war halt Diskalkulant, frag mich nicht, was das genau heisst, aber was der zusammen diskalkuliert hat, da kam niemand wirklich nach, wie der das machte, das war höhere Matematica."
"Ich beschloss, Martin später zu heiraten, weil ich fand, der Richtige sei der, der einem das Hinsehen erspart wenn die Welt ihren Lauf nimmt."
"Man kann sich die Abenteuer, für die man gemacht ist, nicht immer aussuchen."
Die wunderbar erzählte, oft lustige und manchmal traurige Geschichte handelt von inneren Stimmen, die einem anrempeln, vom mehr Welt hereinlassen, von Liebe und Abschied, von unangenehmen Aufhockern und einem Hund, welcher den Schmerz repräsentiert. Ein modernes Märchen, welches verzückt, verzaubert und traurig stimmt, welches tief berührt und immer mal wieder an die fabelhafte Amélie erinnert. Die Autorin hat eine wunderbare Sprache, die direkt ins Herz zielt. Kaum fertig gelesen, würde ich es am liebsten nochmals von vorne beginnen.
" 'Makes you feel a bit unimportant, doesn't it?' they say. I suppose that is one way of looking at it - how the age of the universe somehow diminishes our lives or the events of history or Joe Di Maggio's streak. But Rosie's response was a verbal version of mine. 'Wow', she said, very quietly, looking back at the vastness of it all. Then, in this vanishingly small moment in the history of the universe, she took my hand, and hold it all the way to the subway."
" 'Mr. Hoshino?' - 'What's up?' - 'I have a question I'd like to ask.' - 'Fire away.' - 'Can nothingness increase?' Hoshino puzzled this on e over for a while. 'That's a tough one', he admitted. 'If something returns to nothing it becomes zero, but even if you add zero to zero, it's still zero.' "
"Es ist ganz simpel: Nie wird ein Konhaufen alleine dadurch, dass man ein einziges Korn wegnimmt, zu etwas, das kein Kornhaufen ist. Niemals auch wird etwas, das kein Kornhaufen ist, dadurch, dass man ein Korn dazulegt, zu einem Haufen. Und doch: Nimmt man Korn um Korn fort, ist der Haufen irgendwann kein Haufen mehr."
Ein Buch über den 30jährigen Krieg, über all das Leid und all die Fürchterlichkeiten, die in Europa passierten. Jedes Kapitel ist einer eigenen Geschichte gewidmet, alle hängen irgendwie zusammen. Gewisse Kapitel packten mich sehr, bei anderen fand ich kaum den Zugang.
"Falls man beabsichtigt, die Frau später noch zu einer 'Tasse Kaffee' zu sich nach Hause einzuladen, gilt es, gewisse Vorkehrungen zu treffen, z.B. die Heizung bis zum Anschlag aufdrehen, damit man nicht fröstelt, wenn man nackt ist (Frauen frieren sehr leicht). Auch sollte man sämtliche Uhren verdecken und erotische Kalender und Ähnliches von den Wänden abnehmen. Aber darüber brauche ich mir nun wirklich keine Gedanken zu machen, denn bei mir ginge das alleine schon wegen Mutter nicht."
Sehr unterhaltsames Buch.
" 'Glück malt man mit Punkten, Unglück mit Strichen', sagte sie. 'Du musst, wenn du unser Glück beschreiben willst, ganz viele kleine Punkte machen, wie Seurat. Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen.' "