Mit den Worten „Lies mal das erste Kapitel! Ich habe es gerade gelesen. Es ist so gut!“, wurde mir dieses Buch in die Hand gedrückt. Also las ich das erste Kapitel, und es war so gut, dass ich mir das Buch ausleihen musste, obwohl die andere Person es eigentlich weiterlesen wollte. Direkt im ersten Kapitel gibt es nämlich eine Stelle, an der Joachim Meyerhoffs Großeltern laut die Tagesschau schauen, und diese Stelle berührte irgendetwas tief in mir, so dass ich ungefähr zehn Minuten lang lachte und fast keine Luft mehr bekam, während ich versuchte, die Stelle vorzulesen.
Der Rest des Buchs hat ebenfalls extrem gute Stellen, ist aber auch etwas wechselhaft. Da das Buch wohl sehr autobiografisch ist, ist das vielleicht nicht so einfach, aber ich sage es trotzdem: Manchmal war ich genervt und enttäuscht, dass die Hauptfigur nicht endlich sein Leben auf die Reihe bekommt. Erst ganz am Ende scheint sich, ohne dass genauer darauf eingegangen wird, der Knoten zu lösen, und dann ist das Buch auch schon vorbei.
Es hat mich trotzdem mitgenommen, auf eine Reise durch drei seltsame Jahre mit seltsamen Großeltern, und es hat mich auch mitgenommen, so dass ich leise im RegionalExpress eine Träne verdrücken musste. Leseempfehlung von mir!
Genau wie viele andere Ratgeber wirkt „So Good They Can't Ignore You“ unnötig aufgeblasen. Ich habe das Hörbuch gehört, und die Menge der Wiederholungen war so extrem, dass ich irgendwann abwaschend in meiner Küche stand und „Ja OKAY, ich habe es verstanden!“ gerufen habe, als zum zwanzigsten Mal erklärt wurde, was Career Capital ist.
Besonders toll: Am „Ende“ des Hörbuchs sind noch 30 Minuten Audio übrig. „Was kommt jetzt?“, fragt man sich da vielleicht. Was kommt nach dem Ende eines Audiobuchs? Das Glossar. Ja, richtig gehört. Ein vorgelesenes Stichwortverzeichnis, in dem all die Worte, die innerhalb des Buchs schon hundertfach erklärt werden, erneut vorgestellt werden. Den Glossar habe ich dann schnell übersprungen, als der Vorleser mir gerade zum einundzwanzigsten Mal die Definition von Career Capital liefern wollte.
Die Ideen in diesem Buch sind trotzdem gut, teilweise etwas pompös formuliert, teilweise etwas „Turns out!“, aber insgesamt, mit der richtigen Menge Vorbehalt, kann man sich das schon zu Herzen nehmen.
Ich würde das Buch insbesondere Jungen Leuten™ empfehlen, die sich Sorgen um ihre Berufswahl machen. Gefühlt habe ich die meisten Sachen unabsichtlich schon einigermaßen „richtig“ gemacht, aber ein paar Impulse für die Zukunft konnte ich trotzdem mitnehmen.
Insgesamt: Schwer, eine Sternebewertung zu geben, weil die Message schon gut ist, aber die Präsentation etwas langatmig.
Man hat das Gefühl, ein Buch über das Schreiben zu lesen, das von jemandem verfasst wurde, der wirklich gut schreiben kann.
Klinkenborg kehrt immer wieder zu einer einfachen Anleitung zurück: Denke lange nach, so lange wie möglich. Denke über den Satz nach, den du schreiben willst. Nein, im Ernst, denke noch ein bisschen länger über den Satz nach. Wenn der Satz gut ist, schreib ihn auf. Ändere ihn, bis er wirklich gut ist. Wiederhole das für den nächsten Satz. Und dann für den danach.
Ich wollte dieses Buch wirklich mögen. Es war Teil von „Our favorite science fiction and fantasy books of 2018“ auf The Verge, und das Cover war badass genug, dass ich es mir gekauft habe.
Aber irgendwie wurden das Buch und ich dann keine Freunde. Rebecca Roanhorse konstruiert eine etwas zu schwerfällige postpokalyptische Welt (die nie so richtig erklärt, sondern immer in Nebensätzen beschrieben wird), in der unsterbliche, gottartige Wesen auf die Erde zurückkommen. Also eine gute, alte Urban Fantasy, nicht unähnlich zu beispielsweise American Gods von Neil Gaiman. Allgemein bietet sich der Vergleich mit American Gods immer wieder an, aber er ist auch ein bisschen unfair, denn American Gods ist halt American Gods.
Was mich übrigens in Büchern mit Ich-Perspektive richtig nervt: Wenn der Erzähler beiläufig Namen von Personen, Orten und Ereignissen erwähnt, ohne, dass erklärt wird, wer diese Personen sind, was an diesen Orten passiert ist, oder was das besondere an den Ereignissen war. Das ist die billigste und langweiligste Art, Spannung zu erzeugen, denn die Spannung existiert nur für mich, weil ich nicht alles erzählt bekomme, aber die Hauptfigur weiß eigentlich Bescheid und könnte die Spannung auflösen, und sagt es einfach nicht. Ich will mit der Hauptfigur zusammen Rätsel lösen, Geheimnisse lüften und Entdeckungen machen, und nicht auf Seite 240 gesagt bekommen, dass klar war, dass Figur X irgendwas tun würde, denn das passe ja genau zu dem, was vor vier Jahren schon mal passiert sei.
So wird auch in diesem Buch erstmal sehr viel Information zurückgehalten, und dann nach und nach in Flashbacks aufgedeckt, wobei das meistens so unglaublich offensichtlich ist, dass man sich nicht davon einfangen lassen kann.
Insgesamt war ich enttäuscht davon, dass das Buch gefühlt viel mehr hätte sein können, aber mit den eher unsympathischen Hauptfiguren, den etwas zu offensichtlichen Wendungen, die den Plot voranbringen müssen („Oh, er geht kurz alleine fort, um etwas zu machen. Oh, jetzt ist er in einer gefährlichen Prügelei und muss gerettet werden, damit der Plot weitergeht! Sowas verrücktes!“), und dann dem plötzlichen, etwas verwirrenden Ende, waren es dann vielleicht ein paar verpasste Chancen zu viel.
Manchmal unterbricht einen das Leben dabei, ein gutes Buch zu lesen, dann trägt man es ein paar Wochen in seiner Wohnung von Ort zu Ort, und an einem kalten Sonntag liest man dann die verbleibenden 300 Seiten einfach noch fertig.
Mir war bislang nicht klar, dass ich eine Schwäche für Krimis haben könnte („Krimi“ ist ein ganz schön schlimmes Wort, fällt mir gerade auf), aber vielleicht verbirgt sich da ja noch was.
Das Buch, jedenfalls: Spannend, gut, mitreißend. Vielleicht ist es ein bisschen störend, wenn man zwischendurch ein paar Wochen aufhört und halb vergisst, wer die Figuren sind und was sie genau gemacht haben, aber während des Lesens fiel mir das meiste wieder ein.
Was mir ein bisschen gefehlt hat: Beim ersten Cormoran Strike-Roman hatte ich das Gefühl, ich hätte genau gleich viele Informationen wie die Hauptfigur selbst, aber diesmal gab es ein paar Stellen à la „Strike hatte die Lösung. Er sagte Robin die Lösung, und sie sagte, dass das wohl die Lösung ist.“, an denen ich mich außenvorgelassen gefühlt habe. Aber die nächsten Teile lese ich zweifellos trotzdem.
Immerhin konnte ich meine am Wochenende wiedergekehrte Erkältung dazu nutzen, endlich (bei meinem mittlerweile dritten Anlauf) dieses Buch zu lesen. Ich vergebe absichtlich keine Sterne, denn für eine einfache „Irgendwas von Fünf“-Bewertung habe ich zu widersprüchliche Gedanken zu diesem Buch. (Und, das sei vorweggenommen: Nach 72 von Eric Pfeil und Aspirin Komplex durchzogenen Stunden kann ich nicht anders, als diese Rezension genau im Stil des Buches zu verfassen. Ich trage auch ein bisschen Sorge, mein ganzes Leben bis auf weiteres nur in diesem Stil weiterführen zu können.)
Jedenfalls. Eric Pfeil kann schreiben. Er kann es einfach. Er reiht Sätze aneinander, und die Sätze sind sehr gut, und man liest die Sätze und denkt: Wow, Eric Pfeil kann schreiben! Aber dann rutscht er (Jahrgang 1969) in pseudo-dadaistische Kapitel ab, in denen er erzählt, dass er in der Zeit und Nähe des originalen Woodstock-Festivals Bootsbauerei studiert hätte, oder dass er auch mal der fünfte Beatle gewesen sei. Das war mir einfach zu gewollt „abgedreht“, zu sehr „Oh, ich war heute auf keinem nervigen Konzert, von dem ich erzählen kann, aber Woodstock ist 50 Jahre her, hm hm hm“.
Insgesamt hätte das Buch von etwas mehr Lektorat profitieren können. Wenn jemand (und nicht erst ich, wenn ich das eigentlich seit zehn Jahren fertige Objekt in der Hand halte) mal mit einem dicken roten Stift durchs Manuskript geklettert wäre und „Nein, Eric, einfach nein“ gesagt hätte, und vielleicht auch direkt alle (vermutlich dem Ursprungsformat als regelmäßige Veröffentlichung geschuldete) Wiederholungen von Anekdoten, Aussagen, Vergleichen und geflügelten Worten entfernt hätte (wenn ich noch einmal „Nerven wie Drahtseile“ lesen muss, ist aber was los), hätte das das Buch schon mal ein gutes Stück aufbessern können. Insbesondere an Stellen, wo sowas steht wie „Wie ich vor ein paar Tagen schon geschrieben habe, [Anekdote, die er vor ein paar Tagen schon fast im gleichen Wortlaut geschrieben hatte]“, und ich denke „Äh, ja, danke Eric, an der Stelle war ich vor 15 Minuten, das hier ist EIN BUCH!!!, kannst du bitte mal für DEIN BUCH!!! noch mal jemanden über deine Kolumnen schauen lassen.“
Am besten ist dieses Buch, wenn man die Musiker kennt, um die es geht (passierte mir leider nicht so oft) oder wenn Eric Pfeil gute Anekdoten über Alltagskrempel erzählt (passierte ein paar Mal), aber häufig las ich mich durch einen Haufen Konzertreviews mir eigentlich unbekannter Bands, in denen Eric Pfeil zeigte, wie viele Adjektive er eigentlich kennt. (Spoiler: Viele.)
Dass ich die letzten 150 Seiten dann doch an einem Tag durchrödelte lag nicht zuletzt daran, dass mir vom Band-Glossar noch eine Erwähnung von Thees Uhlmann versprochen wurde, die erst auf der neuntletzten Seite stattfinden sollte. Tat sie auch, und sie war freundlich und versöhnlich. Also nicht alles schlecht.
Kann man ruhig immer mal wieder lesen, wenn man hin und wieder Webapps baut. (Oder, wenn man, wie ich, eigentlich nie was anderes macht.)
Teilweise merkt man dem Buch an, dass es von 2006 ist („Vergesst nicht, einen RSS-Feed einzubauen!“, „Bietet euren Nutzern ein Forum an, in dem sie sich austauschen können!“), aber die meisten Ratschläge sind zeitlos. Gefühlt setze ich auch die meisten Sachen bei meinen Projekten schon so um, wie sie im Buch empfohlen werden und bin damit auch sehr glücklich.
Manchmal war ich darum nicht sicher, ob sich aus den Tipps jetzt direkt eine Handlungsempfehlung für mich ableiten lässt, oder ob ich die schon umgesetzt habe. Wenn es zum Beispiel heißt, dass man darauf achten soll, Software zu schreiben, die weniger kann und einfacher geschrieben sein soll, frage ich mich: Kann ich meine Software reduzieren und vereinfachen, oder sind die Tipps an Leute gerichtet, die sonst Java Enterprise Applications schreiben, und mal probieren sollen, einen Server-Endpoint ohne fünf Factories zu bauen? Denn zum einen habe ich manchmal schon das Gefühl, vom Umfang meiner Projekte etwas überwältigt zu werden, auf der anderen Seite müssen auch Webapps ja irgendwas machen, und dafür muss halt häufig Code existieren?
Naja, ich melde mich wieder, wenn ich das Buch in einem Jahr oder so noch mal lese.