Thinking, Fast and Slow
512 Seiten

Das Buch fängt extrem vielversprechend an, haut einen guten Fakt nach dem anderen raus, erklärt extrem spannende Sachen, und dann im hinteren Mittelteil rutscht es plötzlich in so eine komische Ökonomie-Richtung ab und gammelt dort ein bisschen vor sich hin, bis es wieder die Kurve bekommt.

Dieser Eindruck kann aber auch damit zu tun haben, dass ich das Buch als Hörbuch konsumiert habe, was seinen eigenen Teil in dieser Rezension verdient: Das Hörbuch ist nämlich zwanzig Stunden lang. Das ist, mir, bei allem Respekt, einfach zu lang – andererseits bin ich nicht sicher, ob ich das Buch überhaupt abgeschlossen hätte, wenn es kein Hörbuch gewesen wäre.

Solche generischen Sachbücher konsumiere ich in letzter Zeit eigentlich am liebsten im Hörbuchformat, aber bei diesem hier haben sich ein paar Schwachstellen eingeschlichen, die man durch ausgiebigere redaktionelle Arbeit hätte abfangen können.

Es ist zum Beispiel sehr ermüdend, dass Tabellen einfach nur vorgelesen werden, und man dann dreißig Sekunden eine Auflistung im Stil von „Probability Percent 10: 5, Probability Percent 15: 8, Probability Percent 20: 12“ hört, mit einer Menge Zahlen, die man obviously nicht im Kurzzeitgedächtnis behalten kann, und über die man sich darum gar keine Meinung bilden kann, wobei genau diese Meinungsbildung eigentlich vom Autor erwartet wird. Das passiert an mehreren Stellen, und das ist bestimmt auch ein relevanter Grund, warum mir der Ökonomie-Teil, der von Zahlen nur so triefte, am wenigsten gefallen hat.

Dieser Umstand ist doppelt frustrierend, wo es im Buch doch genau darum geht, wie man Informationen darstellt, damit das Gehirn sie gut verarbeiten kann! Ugh!

Wie so oft bei Sachbüchern wird auch in diesem Buch wieder die Methode angewendet, einen Sachverhalt zu erklären und ihn dann mit literally einer Trilliarde quasi identischer Beispiele zu untermauern. Gerade bei einem Hörbuch das zwanzig Stunden dauert, hätte man bestimmt einiges kürzen können, und es hätte mein Enjoyment erhöht und meinen Erkenntnisgewinn kaum geschmälert.

Insgesamt ist es trotzdem ein gutes Buch, man kann viel lernen, aber vielleicht wäre diesmal die Papierversion mit echten Buchstaben (und vor allem Zahlen) dann doch besser gewesen.