Bücherregal lädt …
Hinter dem Zeitenspiegel
300 Seiten

Yuki ist unglücklich. Seit ihr Vater gestorben und sie mit ihrer Mutter und deren neuem Freund nach Santa Dolores umgezogen ist, scheint alles den Bach runterzugehen. Ihr bester Freund Julio schreibt ihr kaum noch und in der Schule läuft auch alles schlecht. Als sie wegen eines Aufsatzes ins Rising Sun Emporium gerät, zeigt ihr die Besitzerin einen besonderen Spiegel, der der Schriftstellerin Sei Shōnagon gehört haben soll. Alle hundert Jahre soll er einen Weg ins alte Japan öffnen. Als dies tatsächlich geschieht, kann Yuki nicht widerstehen und verschwindet im Spiegel. Dort trifft sie nicht nur Sei Shōnagon, sondern muss sich auch in einem Gedichtwettbewerb behaupten …

Dieses Buch erzählt ein unterhaltsames Abenteuer, das sich gut für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren eignet. Am besten gefielen mir dabei definitiv die Gedichtwettbewerbe; sie waren nicht nur ausgesprochen spannend beschrieben, sondern enthielten tatsächlich sehr schöne Gedichte. Zusätzlich gab es auch ein paar Rätsel und Witze, die mir überraschend gut gefallen haben und sich gut in die Handlung einfügten.

Die japanische Kultur wird recht akkurat porträtiert, auch wenn es aufgrund der Tatsache, dass es sich nicht um die Vergangenheit, sondern eine andere Welt handelt, ein paar Freiheiten bezüglich der auftretenden Personen gibt. Besonders möchte ich allerdings die Personen, die hier auftauchen, loben; Izumi und Nobu, die schnell zu Yukis Freunden werden, waren dabei meine persönlichen Lieblinge.

Dafür hätte ich mir gerne mehr Screentime für die Charaktere der Gegenwart gewünscht, weil sie zwar lange genug auftauchen, um einen Eindruck zu hinterlassen, aber bei weitem nicht so lange wie die Charaktere der Vergangenheit. Als Protagonistin denkt Yuki leider nicht so oft wie gewünscht an die Menschen, die sie verlassen hat, unter der Annahme, dass sie sie nicht vermissen würden. Yuki selbst wuchs mir im Lauf der Handlung zwar ans Herz, aber ich fand es trotzdem traurig, dass sie ihre Welt so bereitwillig verlassen hat.

Was eher für ein Kinder- als für ein Jugendbuch spricht, ist die Tatsache, dass der Weltübergang überhaupt nicht infrage gestellt wird. Yuki akzeptiert bereitwillig die Magie dahinter und ihre neue Rolle im antiken Japan, ohne dass ihr Weltbild dabei erschüttert wird. Das hat mich persönlich zwar nicht gestört, aber wie gesagt spricht diese Tatsache eher für ein jüngeres Publikum.

Beim Ende bin ich ein wenig zwiegespalten: Einerseits fand ich das Ende für die Gegenwart wunderbar und sehr zufriedenstellend, andererseits hat mir dafür in der Vergangenheit ein finaler Abschluss gefehlt. Dadurch, dass Yuki am Ende wieder in der Gegenwart ist, bekommen wir nicht mit, was genau nach ihrer Abreise geschah, was ich sehr schade fand. Hier hätte ich mir gewünscht, dass Yuki noch länger in der Vergangenheit geblieben wäre, um sie zu einem guten Ende zu führen, bevor sie wieder zurückgekehrt wäre.

Insgesamt also ein unterhaltsamer Abenteuerroman für Fantasy- und Japan-Fans, das zwar seine Schwächen hat – aber definitiv auch seine Stärken.

& Spiegelstadt. Tränen aus Gold und Silber
352 Seiten

Max' Großmutter ist vor kurzem verstorben, weshalb seine beste Freundin Robin ihn auf andere Gedanken bringen will und ihn auf eine Party im Stil der 20er Jahre mitschleift. Dort trifft er auf Lenyo, von dem Max sich sofort angezogen fühlt. Doch als die Party unerwartet von einem unangenehmen Typen unterbrochen wird, rennt Lenyo zusammen mit den beiden anderen davon – und bringt sie in die Spiegelstadt, einem Berlin der 20er Jahre. Sie ist die Heimat mehrerer Feenwesen und wird von Tamyra, einem Mitglied der Herrscherfamilie, terrorisiert. Max muss bald feststellen, dass er enger mit den Ereignissen zusammenhängt als angenommen, als er ein Bild der Herrscherfamilie sieht und darauf in der totgeglaubten Thronfolgerin, Tamyras Schwester, seine Großmutter erkennt …

Am Anfang war ich erst mal noch zögerlich, weil alles sehr schnell hintereinander passiert und ich kaum mit den Geschehnissen hinterher kam. Doch nach und nach lebte ich mich in den Roman ein und genoss es, aus verschiedenen Perspektiven die Handlung zu verfolgen. Gerade die Sichtweisen der Antagonisten fand ich besonders interessant, aber auch Max und Lenyo, die die beiden Hauptperspektiven einnehmen, waren angenehm zu lesen. Ihre Chemie hat mich dabei positiv überrascht; ich fand nämlich, dass sie sich ein wenig zu schnell ineinander verliebten, aber nichtsdestotrotz war ihre Romanze echt süß beschrieben.

Die anderen Charaktere (vor allem Robin, Janus und Kalinda) fand ich ebenfalls sehr cool, doch das, was den Roman meiner Meinung nach richtig episch gemacht hat, waren die vielen Twists, die er enthielt. Es gab keinen einzigen, den ich vorhergesehen habe, aber jeder war im Nachhinein verständlich. Speziell die Twists, die sehr nah am Ende enthüllt werden – als sich die Ereignisse ohnehin überschlagen und klar wird, dass kein Charakter sicher vor dem Tod ist – waren sehr schockierend und das Ende lässt mich mit dem Wunsch nach einem zweiten Teil zurück.

Insgesamt also ein packender Fantasyroman, der für meinen Geschmack zwar einen etwas zu schnellen Anfang und eine etwas zu schnelle Romanze hat, aber dafür eine spannende Geschichte mit unterhaltsamen Charakteren erzählt!

Die chinesische Spiegelfalle
255 Seiten

Als Fridolin sich in einem Kunst- und Kuriositätenladen, den er mit seiner Mutter besucht, umschaut, stößt er auf einen alten Spiegel und berührt ihn. Unerwartet holt er dadurch einen Goblin aus dem Spiegel, an den er nun gefesselt ist. Gemeinsam müssen sie sich im Kuriositätenladen umschauen, um einen Weg zu finden, die Fessel zu lösen - und das ohne, dass Fridolins Mutter auf sie aufmerksam wird ...

Nach "Das Dämonen-Labyrinth" ist "Die chinesische Spiegelfalle" Corinna Rindlisbachers bereits zweite interaktive Geschichte, die dem Leser die Entscheidung überlässt, wie er vorgehen soll und ihm dabei so einige Rätsel stellt. Mir persönlich hat es sehr viel Spaß gemacht, mich von Entscheidung zu Entscheidung zu hangeln. Insgesamt habe ich das Buch zweimal durchgelesen und erfreut festgestellt, dass beide Male auf unterschiedlichen Wegen zum Ziel führen.

Die Rätsel selbst sind kindgerecht gehalten, aber lustigerweise gab es tatsächlich ein Rätsel im Bezug auf Klopfzeichen, das mir Kopfzerbrechen bereitete und deren richtige Antwort ich sogar zuletzt auswählte, weil ich einfach nicht darauf kam, was die richtige Lösung ist ... bis sie mir offenbart wurde und ich mein viel zu kompliziertes Denken verflucht habe :D

Apropos richtige Antwort: Im Vergleich zum Vorgänger gibt es hier mehrere Kapitel, bei denen die Wahl zwischen einer richtigen und vielen falschen Antworten besteht. Dadurch wird die eigentliche Reise linearer, was ich beim Lesen selbst zwar nicht merkte, aber dafür beim Analysieren des Kapitelaufbaus.

Eine Gemeinsamkeit gibt es jedoch: Man kommt so oder so irgendwann am Ziel an. Zwar gibt es hier zwei Enden, bei denen sich Fridolins Beziehung zu seiner Mutter unterscheidet, aber bei der eigentlichen Hauptaufgabe kann man nicht scheitern. Was für Kinder vielleicht gut ist, mich jedoch hat wünschen lassen, dass es mehrere Enden gäbe.

Insgesamt ein schöner interaktiver Spaß und ich hoffe, dass Corinna Rindlisbacher noch mehr Escape-Abenteuer schreiben wird!

Der durch den Spiegel kommt
272 Seiten

Als Anna auf dem Weg zum Einkaufen einem Kaninchen und einem magischen Spiegel begegnet, gerät ihre Welt schnell durcheinander. Mithilfe des zweiseitigen Spiegels kann sie zwischen ihrer Welt und dem Land-auf-der-anderen-Seite hin und her wechseln - einem Land, das von Evil dem Fürchterlichen bedroht wird und nur vom Kühnen Kämpfer - demjenigen, der durch den Spiegel kommt - besiegt werden kann.

Die ängstliche Anna stimmt zunächst nur zu, das Land zu retten, weil sie mithilfe des Spiegels jederzeit in ihre eigene Welt kann. Doch dann verliert sie ihn und muss von nun an selbst beweisen, was in ihr steckt - was besonders schwierig wird, als sie erfährt, dass ein Irrtum vorliegt und sie gar nicht die Auserwählte ist ...

Ursprünglich ist dieses Kinderbuch von Kirsten Boie im Jahr 2001 erschienen. Es nach so vielen Jahren wieder zu lesen, zeigte mir, was für eine wunderbare Autorin Kirsten Boie doch ist: Ihr Schreibstil und ihre Figuren wachsen einem sofort ans Herz und die Geschichte ist trotz klischeehafter Schwarzweißmalerei ein wunderbares Leseerlebnis. Jedem Kirsten-Boie-Fan, aber auch jedem Kinderbuch-Fan, würde ich diesen Roman deshalb wärmstens ans Herz legen!