Jaws
330 Seiten

Ich habe sehr lange gebraucht, um dieses Buch zu lesen. Man sollte meinen, ein gigantischer Mörderhai, der eine kleine Küstenstadt heimsucht, könnte nichts anderes als spannend sein. Aber irgendwie geht es dann die ganze Zeit um Kleinstadtpolitik und die Diskussion, ob man jetzt die Strände schließen soll oder nicht (fühlt sich erstaunlich aktuell an, toll!), und irgendwie wurde noch eine unmotivierte Nebengeschichte über Ehebetrug eingestreut.

Die ganze Zeit musste ich daran denken, wie gut dieses Buch hätte sein können, wenn Stephen King es geschrieben hätte. Immer wieder fragen sich die Figuren im Buch, warum der Hai ausgerechnet sie heimsucht. Stephen King hätte hier den Dreh- und Angelpunkt (hehe) festgemacht. Dunkle Geheimnisse, böse Mächte, mysteriöse Gestalten, egal: Dieser Geschichte hätte ein übernatürlicher Unterbau so gut getan. Peter Benchley sagt nur: Zufall, wer weiß, Haie sind weird.

Genau so auch die Frage, warum der Stadtrat die Strände unbedingt offen halten will: Die Hauptfigur findet es kurz mysteriös, aber dann wird es direkt aufgeklärt und es geht halt um Geld, wer weiß, Menschen sind weird.

Den Film habe ich letzten Sommer zum ersten Mal gesehen, und der hat glücklicherweise fast alles weggelassen und sich einfach auf den Hai konzentriert. Hätte Peter Benchley auch mal machen sollen.

Gedichte
70 Seiten

Die ersten (wahrscheinlich auch frühen) Gedichte sind formal ziemlich streng gehalten, was ich an sich respektieren kann. Sie enthalten auch sehr schöne melancholische Naturbilder und Schweifreime, über die ich mich immer freue. Sie reimen aber auch recht oft dasselbe Wort auf genau ebenjenes Wort und das fand ich sehr störend (wusstet ihr, dass sich "störend" auf "störend" reimt?). Allerdings bricht die Form im Laufe der Sammlung auf und eskaliert zunehmend und die späteren Gedichte sind sehr interessant und angenehm beunruhigend. Wenn ich drei Gedichte empfehlen sollte, wären das "Drei Blicke in einen Opal", "Die Sonne" und natürlich "Grodek".

Proxima
672 Seiten

Meine Ausgabe war die englische Taschenbuchausgabe von ROC (2015).

Wir schreiben das Jahr 2166. Nach dem Klimawandel beraten drei AIs die Menschheit bei den Entscheidungen. Gleichzeitig ist die Welt zwischen dem Westen und den Chinesen aufgeteilt worden. Australien gehört jetzt zu China.

Dasselbe auch im Weltall. Der Westen hat die Mondbasis, China hat den Mars.

Die eigentliche Geschichte dreht sich um eine Reihe Menschen, die auf Proxima Centauri's bewohnbaren Planeten verfrachtet worden sind, leider nicht freiwillig. Das Ziel war dabei, dass die Kolonisten Kinder bekommen sollen, damit die Chinesen den Planeten nicht annektieren können.

Nur - das verläuft nicht so, wie sich es die Westmächte vorgestellt hatten. Auf Merkur wird ein "Hatch" entdeckt, durch den sich die Zeitline ändert und plötzlich hat eine der Charaktere eine Zwillingsschwester.

Mir gefiel das Buch gut, auch wenn es hier und da gleichförmig war - was vielleicht auch die Zeitsprünge in der Handlung erklärt (siehe Jahreszahlen). Es ist auf jeden Fall was für Menschen, die SF mögen und alternative Zeitlinien. Toll fand ich auch die intelligenten Lebewesen auf Proxima - denn da der Planet nicht genug erforscht worden war, waren die von den Westmächten übersehen worden.

Lesenswert!

Verlorene Welten
464 Seiten

Die Geschichte der Indianer Nordamerikas zwischen 1600 bis ins 20. Jahrhundert hinein eindrücklich erzählt. Mattioli schafft es, diese für die native Americans verheerende Episode die beinahe ihren Untergang bedeutete, schonungslos, wissenschaftlich und gleichzeitig einfühlsam zu erzählen. Besonders wird deutlich welch umfassenden Akt der Verdrängung die amerikanische und europäische Gesellschaft beging und immer noch begeht indem sie dem vielfachen Ethnozid und in Teilen Genozid der Natives in ihrer Geschichtsschreibung marginalisiert. (Von Wiederherstellung alter Rechte oder Reparationen kann erst recht nicht die Rede sein.) Kurz: Viele sollten dieses Buch lesen und das Thema in der Öffentlichkeit - vor allem der Amerikanischen - mehr Raum einnehmen.