Verstand und Gefühl
288 Seiten

Nachdem ich jetzt alle Jane-Austen-Romane nochmal als Hörbuch gehört habe, bin ich in meiner früheren Annahme bestätigt, dass Verstand und Gefühl mein am wenigsten liebstes der Bücher ist. Also, es ist immer noch sehr gut, aber da gefallen mir die anderen Werke dann doch besser. Das liegt vor allem daran, dass mir beide Hauptfiguren nicht so wirklich sympathisch sind und es mir somit schwer fällt, mich wirklich in die Geschichte einzufühlen. Auch ist die Auflösung, die sich am Ende für Eleanor ergibt, ein bisschen zu plötzlich und perfekt, als dass es einem wirklich glaubhaft vorkommt. Trotzdem hatte ich beim Hören dieses Hörbuches viel Freude, was auch der Sprecherin (Eva Mattes) zu verdanken ist, die ihre Sache wirklich großartig macht und jedem einzelnen Charakter eine unverwechselbare und passende Stimme (und Intonation) gibt. Die komischen Elemente sind hier in diesem Roman besonders prägnant. Die Szene am Anfang, bei der John und Fanny darüber diskutieren, wie viel er den Dashwoods jetzt schuldig ist, ist meiner Meinung nach das witzigste, was Jane Austen je geschrieben hat

Northanger Abbey
320 Seiten

Ich bin extrem entzückt von Northanger Abbey. Ich dachte schon, dass es mir gefallen würde, denn ich hatte gute Erinnerungen an diesen im Vergleich eher schmalen Roman von Jane Austen. Aber auch diese positiven Erwartungen wurden mal wieder übertroffen. Es ist so gut geschrieben: es ist witzig und eine Satire auf die Schauerromane der damaligen Zeit. Es reißt einen mit und man fühlt mit mir der jungen Heldin mit. Ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass Henry Tilney der sympathischste und attraktivste Held des Austen-Universums ist. Man könnte ihn 1:1 in die heutige Zeit verpflanzen und ihm würden immer noch alle Herzen zufliegen. Katherine ist keine klassische Romanheldin, was die Autorin selbst auch immer wieder betont (Austen kommentiert teilweise die Handlung, was tatsächlich gut funktioniert). Aber sie ist sehr liebenswert und man kann sich mit ihr identifizieren auch wenn man sich manchmal über ihre Naivität aufregt. Was ich sehr interessant finde: in diesem Roman findet man nicht nur die beste aller Austen Figuren, sondern auch die, meiner Meinung nach, schlimmste. John Thorpe ist so derart unangenehm, gegen ihn sind die Mrs. Norris und Mr. Elton und Lady De Burgh und wie sie alles heißen, gar nichts. Man kann ihn richtig gut hassen und fiebert deshalb umso mehr für Katherines Glück mit. Dieses Hörbuch war rundum ein Genuss — auch hier wieder Anerkennung für Eva Mattes’ Interpretation.

Überredung
348 Seiten

Mein Jane Auste re-listen geht weiter. Ich hatte kurz überlegt, zum Semesterstart damit aufzuhören, aber habe dann doch gemerkt, dass ich die Ablenkung brauche und dass Corona-Podcasts, so informativ wie sie doch sein mögen, nicht die perfekte Spaziergangbegleitung für mich sind. Zu Überredung hatte ich wahrscheinlich die wenigste Verbindung von allen Jane Austen Werken (zusammen mit Northanger Abbey), weil es zu den Büchern gehört, die ich nur einmal gelesen habe und wovon ich auch nie eine Verfilmung gesehen habe. Das einzige, woran ich mich erinnern konnte, ist dass die Liebeserklärung in Überredung die schönste ist, die ich je gelesen habe, und mein kleines Herz damals sehr berührt hat. Das trifft heute immer noch zu. Ansonsten hatte ich gar nicht so große Erwartungen an das Werk. Zu Unrecht! Auch hier wieder wurde ich ein bisschen überrascht, wie interessant und mitreißend die Geschichte ist. Man kann in Überredung sehr gut mit der Heldin mitfühlen, mehr als in anderen Werken eigentlich. Und auch, wenn ich ja immer wusste, dass sie und der Herr am Ende zusammenfinden würden, kam mir das zeitweise so abwegig vor, weil das Buch so gut geschrieben ist und einen in die Irre leitet. Dafür ist die Auflösung am Ende umso schöner und herzerwärmender. Selten hat man es einer Austen-Heldin mehr gegönnt.

Mansfield Park
565 Seiten

Das ist jetzt schon das zweite Hörbuch von Jane Austen, das ich auf ausgedehnten Spaziergängen anhöre. Mit Mansfield Park war ich weniger vertraut, da ich es erst ein mal gelesen habe. Dadurch war es sogar relativ spannend, da ich mich nicht mehr an Einzelheiten der Handlung erinnern konnte. Die Hauptfiguren in diesem Buch sind weniger sympathisch als in anderen Austen-Werken und man kann bei der Haupt-Liebesgeschichte auch nicht wirklich mitfühlen, da sie erst auf den letzten Seiten zustande kommt. Dafür sind die Charaktere jedoch sehr amüsant und es gibt viele Verstrickungen und grade am Ende geht es Schlag auf Schlag. Was dieses Buch von Emma oder Stolz und Vorurteil z.B. unterscheidet, ist, dass man nicht nur auf die Perspektive der Heldin beschränkt ist. So erfährt man auch von den (niederen) Beweggründen der anderen Figuren, was sehr interessant und abwechslungsreich ist. Die Beziehungsgeflechte in dieser Geschichte sind sehr ausgedehnt und die Personen alle so unterschiedlich, dass für viel Dynamik und Spannung gesorgt ist. Alles in Allem hat mir dieses Buch sogar noch besser gefallen als erwartet, wenn auch auf eine andere Weise. Ein nicht zu unterschätzendes Austen-Werk!

Der Ursprung der Liebe
136 Seiten

Der Ursprung der Liebe ist ein sehr schön gezeichneter und interessanter Comic. Man lernt viel Neues dabei und es ist sehr aufschlussreich––ich hatte mehrere Aha!-Momente. Teilweise war es auch etwas unangenehm, da es ja um ein Thema geht, dass uns alle in unserem Alltag viel beschäftigt. Das hat dazu geführt, dass ich mich selbst und meine Beziehungen hinterfragt habe. Was ja gut ist, wenn ein Buch das schafft, aber wirklich angenehm ist es halt nicht. Aber das war nur ein kleiner Teil; vor allem bin ich froh, es gelesen zu haben und kann es von ganzem Herzen weiterempfehlen. Komplizierte Zusammenhänge werden sehr eindrucksvoll dargestellt aber das immer mit einer Prise Humor. Es ist sehr erfrischend zu lesen, da Liv Strömquist so gar nichts vom Patriarchat hält und sich nicht davor scheut, allgemein anerkannte Konzepte zu hinterfragen. Das Buch regt auf jeden Fall zum Nachdenken an und zeigt, dass die Dinge nicht schon immer so waren, wie sie jetzt sind, und dass es vielleicht auch nicht die einzig wahre Art zu l(i)eben gibt.

Emma
514 Seiten

Eigentlich hatte ich mich schon seit Anfang März sehr darauf gefreut, die neue Verfilmung von Emma im Kino zu sehen. Daraus ist aus den bekannten Gründen leider nichts geworden. Als ich dann nach einer Ablenkung von allem grade suchte und nach etwas, das mich auf Spaziergängen begleiten könnte, kam mir der Gedanke, dass ich mir Emma zumindest als Hörbuch zu Gemüte führen könnte. Als Teenager habe ich es zuerst gelesen und im Ranking der Jane Austen Bücher war es für mich immer dicht hinter Stolz und Vorurteil. Die Geschichte hat mir auch jetzt wieder viel Freude bereitet. Jane Austen kann einfach gut sehr schreiben (duh!) und zeichnet mit ihren Worten treffende Porträts der Gesellschaft und der einzelnen (kauzigen) Figuren.

Es war jetzt das zweite Hörbuch, das ich, gelesen von Eva Mattes, gehört habe und ich muss sagen, dass mir ihre Vertonung sehr gut gefällt. Bei Stolz und Vorurteil fand ich es schon gut, aber bei Emma, das noch viel mehr witzige Elemente hat, ist mir das noch mehr aufgefallen. Es kommt sehr gut durch, dass das eine Komödie ist und die vielen unterschiedlichen komischen Charaktere werden in ihren Eigenartigkeiten sehr gut porträtiert. Ich habe eben gesehen, dass sie auch alle anderen Austen-Werke eingelesen hat und freue mich schon darauf, die nächste Geschichte durch ihre Stimme neu zu entdecken.

Die Wilden Hühner
95 Seiten

Was man halt so hört, wenn man krank ist und zu matschig, um sich groß auf irgendwas zu konzentrieren ¯_(ツ)_/¯ Aber Die Wilden Hühner waren ein großer Teil meiner Kindheit, also ist es eigentlich auch immer schön, ein bisschen in Erinnerungen zu schwelgen. Dafür lohnt es sich auch, dass mir Spotify jetzt die nächsten Wochen erstmal weitere Hörbuch Kapitel shufflen wird.

Dead Men's Trousers
432 Seiten

Die Trainspotting-Reihe hat einen besonderen Platz in meinem Herzen, da ich mit ihr zum ersten Mal in Berührung gekommen bin, als ich mein Auslandssemester in Schottland gemacht habe. In "Dead Men's Trousers" hat sie einen würdigen Abschluss gefunden. Die Geschichten der vier Hauptcharaktere wurden wieder gut miteinander verwoben. Das Spud da immer so ein bisschen hinten runter fällt, ist schade, ich hätte ihn gerne in einer aktiveren Rolle gesehen. Auch wünscht man sich, dass Sick Boy mal für irgendetwas Konsequenzen spürt, aber das macht halt seinen Charakter aus, dass er sich überall rauswinden kann. Rentons Geschichte ist rund und von allem am befriedigsten, vielleicht ein wenig zu gut sogar, aber das muss ja auch mal sein. Ich weiß nicht, was ich mit Begbie anfangen soll, es wirkt alles sehr unglaubhaft mit ihm. Auch haben mich manche Kapitel mit ihm sehr an "American Psycho" erinnert und damit kann ich überhaupt nichts anfangen. Aber Alles in Allem war es ein gutes und mitreißendes Buch. Am besten fand ich die Stellen, wo alle vier zusammen waren und miteinander agiert haben. Auch Rentons und Sick Boys Dynamik wurde wieder gut illustriert. Ich hatte Spaß, das Buch zu lesen und wurde direkt wieder in den Leith Sumpf reingesogen. Jetzt habe ich glatt Lust, die ganze Reihe nochmal von vorne zu lesen und die Filme zu gucken – es lässt einen irgendwie nicht los.

Der Ursprung der Welt
144 Seiten

Lieber Daniel, du hast mir dieses Buch ja schon vor einem Jahr ausgeliehen und ich habe es leider heute erst gelesen. Aber endlich! Denn du hattest absolut recht, es ist absolut nach meinem Geschmack. Danke fürs Leihen! Sehr informativ und schockierend aber auch lustig (am liebsten mochte ich die Aliens, die die Erde nicht besuchen wollen, weil sie nur dieses komische Bild von den Menschen bekommen haben, wo die Frau keine Vulva drauf hat––da musste ich sehr lachen). Jedenfalls finde ich, dass dieses Buch Pflichtlektüre in der Schule sein sollte. Ich werde von jetzt an auch so eine sein, die bei jeder passenden Gelegenheit sagt "kennst du eigentlich 'Der Ursprung der Welt'? Solltest du unbedingt mal lesen!"

The Goldfinch
771 Seiten

Das Wichtigste zuerst: das hier ist ein sehr gutes Buch, keine Frage. Wer sich danach sehnt, mal wieder in eine Geschichte gefangen zu sein, ist hier richtig. Was es für mich ab der zweiten Hälfte dann doch ein bisschen anstrengender zu lesen gemacht hat, ist, das die Hauptperson nicht besonders sympathisch ist. Nun kann man auch mit unsympathischen Hauptfiguren mitfiebern, wenn man ihre Motive nachvollziehen kann. Das war für mich hier nicht der Fall. Am Anfang kann man darüber hinweg sehen, da er da noch ein Kind ist. Doch irgendwann ist er erwachsen und scheint nur schlechte Entscheidungen zu treffen und man weiß nicht genau wieso, weil das wichtigste eh "off screen" zu passieren scheint. Dann findet ein Zeitsprung statt und man erfährt nebenbei, was alles passiert ist. Oder eine andere Figur erzählt davon aber wir waren nicht dabei. Das ist schade, weil das Buch wirklich gut geschrieben ist und mich schon lange keine Geschichte mehr so gefesselt hat. Ich hätte gerne mehr mit Theo mitgefühlt aber da uns immer nur seine schlechten Entscheidungen präsentiert werden und nie die Entwicklung dahin, fiel mir das schwer. Nichtsdestotrotz, bin ich froh, es gelesen zu haben und hatte viel Freude dabei.

Stolz und Vorurteil
496 Seiten

„Stolz und Vorurteil“ ist so ein Buch, dass ich vor zehn Jahren das erste Mal gelesen habe und das mir heute noch genauso viel Freude wie damals bereitet. Es ist einfach ein zeitloser Klassiker und wer es bis heute nicht gelesen hat, dem möchte ich es dringend ans Herz legen. Finde es auch schön, wie man verschiedene Sachen aus dem Buch zieht, je nachdem, wann man es liest. Jane Austen ist die einzige Autorin, von der ich wirklich alles gelesen habe und es immer wieder machen würde.

Salt
496 Seiten

Bevor ich das Buch gelesen habe, dachte ich, Salz wäre einfach nur lecker. Aber jetzt weiß ich, dass es einen großen Anteil daran hatte, die Welt zu formen, in der wir heute leben.

Ich bin ein bisschen bekannt, als jemand, der gerne drei mal nachsalzt. Das Salz-Kapitel aus Samin Nosrats "Salt Fat Acid Heat" kommt für mich einer Bibel am nächsten. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass @danjel, als er auf dieses Buch aufmerksam wurde, es mir weiterleitete mit den Worten "haha, hier das perfekte Buch für dich". Denn recht hatte er. Wer denkt, ein 400-seitiges Buch über Salz kann doch nur langweilig sein, der irrt sich gewaltig. Denn die Geschichte von Salz ist auch die Geschichte der Menschheit. Deshalb liest sich das Buch eher wie eine Weltgeschichte, die sich am Salz orientiert. Es beginnt 6000 B.C. in China und nimmt uns mit durch alle Zeiten und über alle Kontinente bis in die Moderne. Dabei wird nicht streng linear vorgegangen, auch wenn man sich langsam nach heute vorarbeitet. Vielmehr wird assoziativ erzählt und auch, wenn manche Zeit- und Ortswechsel einen ein bisschen überrumpeln, sorgt das doch für eine flüssige und abwechslungsreiche Geschichte. Da Salz so universell ist, wird auch jeder einen Aspekt finden, den er besonders interessant findet. Mir hat am besten der erste Teil gefallen, wo es um den Handel mit Salz und Fisch ging. Das geht nämlich Hand in Hand, wie ich gelernt habe. Den Teil in der Mitte, der Nordamerika behandelt, fand ich persönlich nicht so spannend. Dafür aber wieder das Kapitel am Schluss, das davon handelte, wie verschiedene Küchen Salz verwenden.

Das Buch war nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam geschrieben mit leichtem Humor, was es zu einem extrem vergnüglichen Leseerlebnis machte. Und ich habe jetzt genug kuriose Fakten, auf die ich das Thema lenken kann, wenn es mal wieder um meinen Salzkonsum geht.