Der letzte Teil der Neapolitanischen Saga. War sehr viel dunkler als die anderen, trotzdem toll zu lesen und eine wunderbare Urlaubslektüre, die mich wieder gefesselt hat. Das Ende fand ich sehr überraschend.

Dieser Teil hat mir aus der ganzen Reihe am besten gefallen. Zwar ist die erste Hälfte ein bisschen frustrierend, weil Elena immer wieder auf Nino reinfällt, aber wenigstens macht sie endlich mal nicht das richtige. Und ab der Mitte geht die Geschichte sehr schnell voran, immerhin muss ein Zeitraum von über 30 Jahren abgedeckt werden. Teilweise ist es auch wirklich traurig, vor allem die Geschichte um Alfonso und natürlich das mit den verlorenen Kind. Aber es endet auch hoffnungsvoll und ist, wie ich finde, ein gelungener Abschluss der Reihe.

Dieses Buch im Einzelnen: zu Beginn sperrig, doch rasant besser. Der (literarische wie für mich gefühlte) Höhepunkt war das Erdbeben mit der Auflösungs-Beschreibung Lilas. Alles Andere danach fühlte sich an, als wäre es unter einem solchen Einfluss geschrieben worden. Das Ende von "Alter" sowie "Restitution" waren für mich wie ein Hammer, der auf einen 4 Bücher perfekt zurechtgelegten Nagel schlägt. Ich bin kein Freund von offenen Enden, doch in diesem Fall finde ich es wesentlich besser als ein Erklären aller möglichen Details. Das und die vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten, die sich hier und an beinahe jeder anderen Stelle in allen 4 Romanen bieten, machen den Reiz dieser Saga aus.

Mein Ranking: 4&2 > 1 > 3. Meiner Meinung nach sind die Figuren in 4&2 am stärksten gezeichnet und am farbigsten (und die Handlung ist so schön sinnestrunken wie zB bei Albert Camus), in 1 naturgemäß zwar auch, doch da noch unbekannt und 3 ist wegen der Eheprobleme uvm. enervierend und bietet einzig mit der aufstrebenden Computer- und Informationstechnologie etwas Interessantes

Diese Buchreihe! <3
Band 1 und 2 haben mich unglaublich gefesselt, Band 3 und 4 hatten leider ein paar Längen. Ich bin sehr froh, dass ich diese vier Bücher alle in wenigen Wochen gelesen habe, und bedanke mich bei den tollen Zufällen, dass ich nie lange warten musste, bis sie in der Onleihe verfügbar waren, hehe

Großartiges Finale der neapolitanischen Familiensaga. Schade, dass sie nun zu Ende ist. Ich hätte gern noch mehr von Lina und Lila gelesen.

Lila und Lenu, die Ich-Erzählerin, sind nun beide in den Dreißigern und treffen sich im Rione wieder, dem Ort ihrer Kindheit. Lila hat sich gemeinsam mit Enzo, einem Freund ihrer Kindheitstage, ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut, während Lenu nach ihrem Studium eine erfolgreiche Autorin wurde. Für ihre große Jugendliebe Nino hat sie ihren Mann verlassen und ist gemeinsam mit ihren beiden Töchtern zurück nach Neapel gezogen. Noch immer verbindet die beiden Frauen ihre Freundschaft aus Kindertagen und als sie zeitgleich schwanger sind, kommen sie sich fast so nahe wie früher. Doch das Leben Beider erfährt jeweils eine dramatische Wendung, die Alles verändert.
So, wie sich die beiden Protagonistinnen im Laufe der Zeit verändern, wandelt sich auch der Stil des Buches. Während in den vorhergehenden Bänden das 'Außenleben' eine wichtige Rolle spielte, sind es nunmehr die Reflexionen der Ich-Erzählerin über sich selbst und ihre Freundin Lila, die überdies zunehmend komplexer werden. Obwohl Lenu mittlerweile gebildet und erfolgreich ist und Lila gerade einmal die fünfte Klasse Grundschule abgeschlossen hat, verspürt Lenu noch immer Minderwertigkeitskomplexe gegenüber ihrer Freundin. Doch man spürt auch, welchen Einfluss der Rione, ihre neue alte Heimat, auf sie hat. Noch immer ist es ein Ort der Gewalt und der Unterdrückung, obendrein ist mit dem Drogenhandel ein neues Geschäftsfeld aufgetaucht. Die gebildete, erfolgreiche Autorin realisiert, dass ihr diese Welt fremd geworden, während ihre Freundin, die den Rione nie verlassen hat, noch immer ein Teil davon ist. Zunehmend fühlt sich Lenu von Lila manipuliert und benutzt, damit diese ihre eigenen Interessen durchsetzt.
Beim Lesen war ich immer wieder auf's Neue hin- und hergerissen: Ist Lila tatsächlich so ein Biest, wie Lenu sie gelegentlich beschreibt? Oder ist sie nicht vielmehr eine Art Lichtgestalt, einer der wenigen Menschen, die ihre Werte und Überzeugungen auch dann vertreten, wenn sie ihnen zum Nachteil gereichen? Jemand, die sich der Konsequenz ihrer (eventuellen) Handlungen bewusst ist und entsprechend verstandesmäßig entscheidet? Ihren Verstand stets über ihre Gefühle stellt? Und Lenu nur aufgrund ihrer Komplexe Lila alles Mögliche unterstellt? Ich bin mir sicher, diese vier Bände werden künftigen GermanistikstudentInnen eine Menge Material für Interpretationen und Erörterungen bieten ;-)
Ich habe die Figuren dieser Neapel-Saga während des Lesens der vier Bände lieb gewonnen und hatte das Gefühl, mich tatsächlich im Rione ein bisschen auszukennen. Vielleicht sollte ich nun, nachdem ich von dort nichts mehr zu Lesen bekomme, mal selber nach Neapel fahren ;-)