Die Stadt der Träumenden Bücher
480 Seiten

Ein sehr guter Zamonien-Roman! Sehr packend und mit einer runden Geschichte. Walter Moers ist sehr kreativ, nur leider vernachlässigt er zeitweise zugunsten phantasievoller Beschreibungen ein bisschen die Handlung. Die zweite Hälfte des Buches hat sich daher für mich ein bisschen gezogen. Dafür ging das Ende dann wieder Schlag auf Schlag, was irgendwie nicht ganz gepasst hat, da vorher ziemlich lange nichts passiert ist. Aber die ganzen Einfälle und diese Welt sind schon ziemlich cool, vor allem Buchhaim (ich hätte gerne noch mehr Zeit in der Stadt verbracht)! Ich fand es nur manchmal etwas albern, welche Sachen die Hauptfigur dann doch unglaubwürdig fand, obwohl sie literally in dieser Welt lebt, in der es allerhand Phantastisches gibt. Er ist schon eine ganze Weile in den Katakomben und hat schon alles Mögliche gesehen, aber als ihm dann jemand sagt, da gäbe es einen Riesen, ist ihm das dann doch zu abgedroschen. Das ist ein wenig nervig, da es öfters vorkommt. Aber Alles in Allem ist das ein sehr guter Fantasy-Roman mit tollen Einfällen, den man wirklich gut lesen kann. Es ist auch immer sehr schön zu sehen, wie die Zamonien-Romane miteinander verbunden sind und einzelne Charaktere erwähnt werden, die man schon aus anderen Geschichten kennt.

»Darling Jane«: Jane Austen – eine Biographie
256 Seiten

Das war eine sehr lesenswerte Biographie - vor allem für Austen-Fans eigentlich ein Muss, aber nicht nur! Der Autor ist Literaturwissenschaftler und hat auch zusammen mit seiner Frau alle Austen-Romane übersetzt, daher ist die Biographie sehr fundiert. Sie erzählt Jane Austens Leben chronologisch nach, jedes Kapitel bezieht sich auf einen Abschnitt ihres Lebens und damit einen Ort, an dem sie gewohnt hat, da sie oft umgezogen ist. Aber es geht noch um viel mehr: Grawe beleuchtet die Familienverhältnisse, die gesellschaftlichen Umstände und politischen Verhältnisse und ordnet das Werk literaturwissenschaftlich ein (als Fontane-Forscher vergleicht er Austen auch mit ihm, was ich sehr interessant fand). Generell sind die ganzen zusätzlichen Informationen sehr aufschlussreich und notwendig, um Austens Werk besser zu verstehen (und zu würdigen!). Leider leider ist von ihr sehr wenig überliefert, da ihre Familie viele Briefe (besonders die Interessanten) vernichtet hat, was aus heutiger Sicht einfach ein Jammer ist. Es ist von daher sehr schwer, sich ein Bild von Jane Austen als Person zu machen, da ihr Bild stark von den idealisierten Überlieferungen ihrer Familie geprägt ist. Vor allem über ihr Liebesleben kann man einfach keine verlässliche Aussage treffen (außer, dass sie nie geheiratet hat) und der Autor lässt sich auch nicht dazu hinreißen. Als Literaturwissenschaftler betont er auch mehrmals, dass man von Austens Figuren nicht auf sie selbst schließen kann. Dafür, dass man eigentlich so wenig über Jane Austen weiß, gibt es dann doch Einiges, was den wenigen Briefen zu verdanken ist, die überlebt haben, sowie ihren Nichten und Neffen, die ihre Erinnerungen an die schon damals berühmte Tante niedergeschrieben haben. Es klingt ein bisschen zynisch, da ihr früher Tod menschlich ein großer Verlust für die Familie war, aber man wünscht sich auch einfach, sie hätte mehr Zeit zum Schreiben gehabt.

Verstand und Gefühl
288 Seiten

Nachdem ich jetzt alle Jane-Austen-Romane nochmal als Hörbuch gehört habe, bin ich in meiner früheren Annahme bestätigt, dass Verstand und Gefühl mein am wenigsten liebstes der Bücher ist. Also, es ist immer noch sehr gut, aber da gefallen mir die anderen Werke dann doch besser. Das liegt vor allem daran, dass mir beide Hauptfiguren nicht so wirklich sympathisch sind und es mir somit schwer fällt, mich wirklich in die Geschichte einzufühlen. Auch ist die Auflösung, die sich am Ende für Eleanor ergibt, ein bisschen zu plötzlich und perfekt, als dass es einem wirklich glaubhaft vorkommt. Trotzdem hatte ich beim Hören dieses Hörbuches viel Freude, was auch der Sprecherin (Eva Mattes) zu verdanken ist, die ihre Sache wirklich großartig macht und jedem einzelnen Charakter eine unverwechselbare und passende Stimme (und Intonation) gibt. Die komischen Elemente sind hier in diesem Roman besonders prägnant. Die Szene am Anfang, bei der John und Fanny darüber diskutieren, wie viel er den Dashwoods jetzt schuldig ist, ist meiner Meinung nach das witzigste, was Jane Austen je geschrieben hat

Northanger Abbey
320 Seiten

Ich bin extrem entzückt von Northanger Abbey. Ich dachte schon, dass es mir gefallen würde, denn ich hatte gute Erinnerungen an diesen im Vergleich eher schmalen Roman von Jane Austen. Aber auch diese positiven Erwartungen wurden mal wieder übertroffen. Es ist so gut geschrieben: es ist witzig und eine Satire auf die Schauerromane der damaligen Zeit. Es reißt einen mit und man fühlt mit mir der jungen Heldin mit. Ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass Henry Tilney der sympathischste und attraktivste Held des Austen-Universums ist. Man könnte ihn 1:1 in die heutige Zeit verpflanzen und ihm würden immer noch alle Herzen zufliegen. Katherine ist keine klassische Romanheldin, was die Autorin selbst auch immer wieder betont (Austen kommentiert teilweise die Handlung, was tatsächlich gut funktioniert). Aber sie ist sehr liebenswert und man kann sich mit ihr identifizieren auch wenn man sich manchmal über ihre Naivität aufregt. Was ich sehr interessant finde: in diesem Roman findet man nicht nur die beste aller Austen Figuren, sondern auch die, meiner Meinung nach, schlimmste. John Thorpe ist so derart unangenehm, gegen ihn sind die Mrs. Norris und Mr. Elton und Lady De Burgh und wie sie alles heißen, gar nichts. Man kann ihn richtig gut hassen und fiebert deshalb umso mehr für Katherines Glück mit. Dieses Hörbuch war rundum ein Genuss — auch hier wieder Anerkennung für Eva Mattes’ Interpretation.

Überredung
348 Seiten

Mein Jane Auste re-listen geht weiter. Ich hatte kurz überlegt, zum Semesterstart damit aufzuhören, aber habe dann doch gemerkt, dass ich die Ablenkung brauche und dass Corona-Podcasts, so informativ wie sie doch sein mögen, nicht die perfekte Spaziergangbegleitung für mich sind. Zu Überredung hatte ich wahrscheinlich die wenigste Verbindung von allen Jane Austen Werken (zusammen mit Northanger Abbey), weil es zu den Büchern gehört, die ich nur einmal gelesen habe und wovon ich auch nie eine Verfilmung gesehen habe. Das einzige, woran ich mich erinnern konnte, ist dass die Liebeserklärung in Überredung die schönste ist, die ich je gelesen habe, und mein kleines Herz damals sehr berührt hat. Das trifft heute immer noch zu. Ansonsten hatte ich gar nicht so große Erwartungen an das Werk. Zu Unrecht! Auch hier wieder wurde ich ein bisschen überrascht, wie interessant und mitreißend die Geschichte ist. Man kann in Überredung sehr gut mit der Heldin mitfühlen, mehr als in anderen Werken eigentlich. Und auch, wenn ich ja immer wusste, dass sie und der Herr am Ende zusammenfinden würden, kam mir das zeitweise so abwegig vor, weil das Buch so gut geschrieben ist und einen in die Irre leitet. Dafür ist die Auflösung am Ende umso schöner und herzerwärmender. Selten hat man es einer Austen-Heldin mehr gegönnt.

Mansfield Park
565 Seiten

Das ist jetzt schon das zweite Hörbuch von Jane Austen, das ich auf ausgedehnten Spaziergängen anhöre. Mit Mansfield Park war ich weniger vertraut, da ich es erst ein mal gelesen habe. Dadurch war es sogar relativ spannend, da ich mich nicht mehr an Einzelheiten der Handlung erinnern konnte. Die Hauptfiguren in diesem Buch sind weniger sympathisch als in anderen Austen-Werken und man kann bei der Haupt-Liebesgeschichte auch nicht wirklich mitfühlen, da sie erst auf den letzten Seiten zustande kommt. Dafür sind die Charaktere jedoch sehr amüsant und es gibt viele Verstrickungen und grade am Ende geht es Schlag auf Schlag. Was dieses Buch von Emma oder Stolz und Vorurteil z.B. unterscheidet, ist, dass man nicht nur auf die Perspektive der Heldin beschränkt ist. So erfährt man auch von den (niederen) Beweggründen der anderen Figuren, was sehr interessant und abwechslungsreich ist. Die Beziehungsgeflechte in dieser Geschichte sind sehr ausgedehnt und die Personen alle so unterschiedlich, dass für viel Dynamik und Spannung gesorgt ist. Alles in Allem hat mir dieses Buch sogar noch besser gefallen als erwartet, wenn auch auf eine andere Weise. Ein nicht zu unterschätzendes Austen-Werk!

Der Ursprung der Liebe
136 Seiten

Der Ursprung der Liebe ist ein sehr schön gezeichneter und interessanter Comic. Man lernt viel Neues dabei und es ist sehr aufschlussreich––ich hatte mehrere Aha!-Momente. Teilweise war es auch etwas unangenehm, da es ja um ein Thema geht, dass uns alle in unserem Alltag viel beschäftigt. Das hat dazu geführt, dass ich mich selbst und meine Beziehungen hinterfragt habe. Was ja gut ist, wenn ein Buch das schafft, aber wirklich angenehm ist es halt nicht. Aber das war nur ein kleiner Teil; vor allem bin ich froh, es gelesen zu haben und kann es von ganzem Herzen weiterempfehlen. Komplizierte Zusammenhänge werden sehr eindrucksvoll dargestellt aber das immer mit einer Prise Humor. Es ist sehr erfrischend zu lesen, da Liv Strömquist so gar nichts vom Patriarchat hält und sich nicht davor scheut, allgemein anerkannte Konzepte zu hinterfragen. Das Buch regt auf jeden Fall zum Nachdenken an und zeigt, dass die Dinge nicht schon immer so waren, wie sie jetzt sind, und dass es vielleicht auch nicht die einzig wahre Art zu l(i)eben gibt.

Emma
514 Seiten

Eigentlich hatte ich mich schon seit Anfang März sehr darauf gefreut, die neue Verfilmung von Emma im Kino zu sehen. Daraus ist aus den bekannten Gründen leider nichts geworden. Als ich dann nach einer Ablenkung von allem grade suchte und nach etwas, das mich auf Spaziergängen begleiten könnte, kam mir der Gedanke, dass ich mir Emma zumindest als Hörbuch zu Gemüte führen könnte. Als Teenager habe ich es zuerst gelesen und im Ranking der Jane Austen Bücher war es für mich immer dicht hinter Stolz und Vorurteil. Die Geschichte hat mir auch jetzt wieder viel Freude bereitet. Jane Austen kann einfach gut sehr schreiben (duh!) und zeichnet mit ihren Worten treffende Porträts der Gesellschaft und der einzelnen (kauzigen) Figuren.

Es war jetzt das zweite Hörbuch, das ich, gelesen von Eva Mattes, gehört habe und ich muss sagen, dass mir ihre Vertonung sehr gut gefällt. Bei Stolz und Vorurteil fand ich es schon gut, aber bei Emma, das noch viel mehr witzige Elemente hat, ist mir das noch mehr aufgefallen. Es kommt sehr gut durch, dass das eine Komödie ist und die vielen unterschiedlichen komischen Charaktere werden in ihren Eigenartigkeiten sehr gut porträtiert. Ich habe eben gesehen, dass sie auch alle anderen Austen-Werke eingelesen hat und freue mich schon darauf, die nächste Geschichte durch ihre Stimme neu zu entdecken.

Die Wilden Hühner
95 Seiten

Was man halt so hört, wenn man krank ist und zu matschig, um sich groß auf irgendwas zu konzentrieren ¯_(ツ)_/¯ Aber Die Wilden Hühner waren ein großer Teil meiner Kindheit, also ist es eigentlich auch immer schön, ein bisschen in Erinnerungen zu schwelgen. Dafür lohnt es sich auch, dass mir Spotify jetzt die nächsten Wochen erstmal weitere Hörbuch Kapitel shufflen wird.

Dead Men's Trousers
432 Seiten

Die Trainspotting-Reihe hat einen besonderen Platz in meinem Herzen, da ich mit ihr zum ersten Mal in Berührung gekommen bin, als ich mein Auslandssemester in Schottland gemacht habe. In "Dead Men's Trousers" hat sie einen würdigen Abschluss gefunden. Die Geschichten der vier Hauptcharaktere wurden wieder gut miteinander verwoben. Das Spud da immer so ein bisschen hinten runter fällt, ist schade, ich hätte ihn gerne in einer aktiveren Rolle gesehen. Auch wünscht man sich, dass Sick Boy mal für irgendetwas Konsequenzen spürt, aber das macht halt seinen Charakter aus, dass er sich überall rauswinden kann. Rentons Geschichte ist rund und von allem am befriedigsten, vielleicht ein wenig zu gut sogar, aber das muss ja auch mal sein. Ich weiß nicht, was ich mit Begbie anfangen soll, es wirkt alles sehr unglaubhaft mit ihm. Auch haben mich manche Kapitel mit ihm sehr an "American Psycho" erinnert und damit kann ich überhaupt nichts anfangen. Aber Alles in Allem war es ein gutes und mitreißendes Buch. Am besten fand ich die Stellen, wo alle vier zusammen waren und miteinander agiert haben. Auch Rentons und Sick Boys Dynamik wurde wieder gut illustriert. Ich hatte Spaß, das Buch zu lesen und wurde direkt wieder in den Leith Sumpf reingesogen. Jetzt habe ich glatt Lust, die ganze Reihe nochmal von vorne zu lesen und die Filme zu gucken – es lässt einen irgendwie nicht los.

Der Ursprung der Welt
144 Seiten

Lieber Daniel, du hast mir dieses Buch ja schon vor einem Jahr ausgeliehen und ich habe es leider heute erst gelesen. Aber endlich! Denn du hattest absolut recht, es ist absolut nach meinem Geschmack. Danke fürs Leihen! Sehr informativ und schockierend aber auch lustig (am liebsten mochte ich die Aliens, die die Erde nicht besuchen wollen, weil sie nur dieses komische Bild von den Menschen bekommen haben, wo die Frau keine Vulva drauf hat––da musste ich sehr lachen). Jedenfalls finde ich, dass dieses Buch Pflichtlektüre in der Schule sein sollte. Ich werde von jetzt an auch so eine sein, die bei jeder passenden Gelegenheit sagt "kennst du eigentlich 'Der Ursprung der Welt'? Solltest du unbedingt mal lesen!"

The Goldfinch
771 Seiten

Das Wichtigste zuerst: das hier ist ein sehr gutes Buch, keine Frage. Wer sich danach sehnt, mal wieder in eine Geschichte gefangen zu sein, ist hier richtig. Was es für mich ab der zweiten Hälfte dann doch ein bisschen anstrengender zu lesen gemacht hat, ist, das die Hauptperson nicht besonders sympathisch ist. Nun kann man auch mit unsympathischen Hauptfiguren mitfiebern, wenn man ihre Motive nachvollziehen kann. Das war für mich hier nicht der Fall. Am Anfang kann man darüber hinweg sehen, da er da noch ein Kind ist. Doch irgendwann ist er erwachsen und scheint nur schlechte Entscheidungen zu treffen und man weiß nicht genau wieso, weil das wichtigste eh "off screen" zu passieren scheint. Dann findet ein Zeitsprung statt und man erfährt nebenbei, was alles passiert ist. Oder eine andere Figur erzählt davon aber wir waren nicht dabei. Das ist schade, weil das Buch wirklich gut geschrieben ist und mich schon lange keine Geschichte mehr so gefesselt hat. Ich hätte gerne mehr mit Theo mitgefühlt aber da uns immer nur seine schlechten Entscheidungen präsentiert werden und nie die Entwicklung dahin, fiel mir das schwer. Nichtsdestotrotz, bin ich froh, es gelesen zu haben und hatte viel Freude dabei.