Wie man anhand des Autors erwarten konnte, war das Buch sehr lustig geschrieben, ich habe mehrfach wirklich lachen müssen. Gleichzeitig behandelt es ein trauriges Thema: seit 1970 ist die Hälfte aller wilden Tiere auf der Erde verschwunden und das sechste große Massensterben ist noch nicht vorbei. Das Buch erschien 1990 und endet mit einem aktuellen Nachwort von Mark Carwardine zum aktuellen Stand der dargestellten Tiere. Eine Art - der Yangtze Delfin - ist inzwischen ausgestorben, von einer andere Art existieren noch genau zwei Tiere. Beides sind Weibchen. Nach jedem Kapitel habe ich ganz besorgt die Tierart gegoogelt und mir kamen zeitweise die Tränen. Zum Glück geht es mit den Kakapos aufwärts - falls ihr noch kein Weihnachtsgeschenk habt: verschenkt doch eine Patenschaft für einen der drolligen Piepmatzis. Oder esst dieses Jahr mal keinen Braten, das Klima und damit viele Tiere werden es euch danken.
Endlich. Nachdem ich 2017 in meinen schlaflosen Nächten in Peking The Handmaid's Tale verschlungen hatte und völlig umgehauen war bin ich Atwood Fan.
Als die ersten Meinungen von Freund*innen eher gemischt ausfielen, hab ich den Nachfolger aufgeschoben, um nicht enttäuscht zu werden. Die Sorge erwies sich als unbegründet, allerdings war es - wie zu erwarten war - nicht so beeindruckend wie The Handmaid's Tale. Dennoch fand ich es spannend nun die andere Sichtweise, insbesondere von Aunt Lydia, zu erfahren.
Das Buch von Linus Giese hat mich aufgeklärt und angerührt und damit (hoffentlich) genau getan was es sollte. Empfehlenswert für die meisten cis Personen, die meisten können noch viel lernen.
Ich musste das Buch einige Male weglegen, weil ich so wütend geworden bin. Mir war natürlich schon länger klar, dass Frauen gesellschaftlich diskriminiert werden, ich habe mich mit der Notwendigkeit des Feminismus auseinandergesetzt und dennoch war ich wütend nach diesem Buch - denn das Ausmaß der Diskriminierung war mir nicht bekannt. Ich bin schockiert. Das allererste Kapitel heißt "Can snow-cleaning be sexist?" (Spoiler: ja) und inzwischen bin ich erstaunt, wenn etwas nicht sexistisch entworfen worden ist.
Die Autorin hat am Ende eine gute Zusammenfassung für meinen Ärger: "There is one more trend I kept coming across while writing this book: the excuses. Chief amongst these is that women are just too complicated to measure. Everyone was saying this, from transport planners, to medical researchers, to tech developers: they were all knocking their heads up against Freud's riddle of femininity and coming away baffled and defeated. Female bodies are too unharmonious, too menstrual and too hormonal. Women's travel patterns are too messy, their work schedules are too aberrant, their voices are too high. (...) The consensus is clear: women are abnormal, atypical, just plain wrong. Why can't woman be more like a man?"
Die Gesellschaft von Männern für Männer kreiert hat keinen Blick für Frauen - wie auch? Wenn niemand in den Gremien der Forschung, Planung und Entscheidungen diese Sicht repräsentiert oder - hot take - mal jemanden dazu befragen würde? Denn oftmals gibt es nicht einmal Daten dazu! Es ist nicht so, dass die Bedürfnisse von Frauen ignoriert würden, sie werden schlicht nicht gefragt. Der Prototyp Mensch ist ein Mann und dieser Verzerrung unterliegen nicht nur Männer sondern auch Frauen sind es gewohnt aus diesem Blickwinkel die Dinge zu betrachten. Es ist wahrlich Zeit für eine Veränderung.
Übrigens ist die Autorin eine ausgezeichnete Wissenschaftsautorin, die ihre ausführliche Recherchen wunderbar darstellen kann. Ich denke ich werde das Buch beizeiten noch einmal lesen und sei es in zehn Jahren mit der Hoffnung, dass die Welt dann schon etwas anders organisiert ist.
tl;dr: Menschen sind Männer. Ich empfehle dieses Buch.
“Her eyes fill up with tears again and she closes them. Even in memory she will find this moment unbearably intense, and she's aware of this now, while it's happening”
Das zweite Buch, das ich von Sally Rooney gelesen habe und ich frage mich, ob es der "John Green"-Effekt ist, der mich das Buch nicht so gut finden lässt, wie "Conversations With Friends". Ihre Art zu schreiben ist sehr besonders, aber eben so eigen, dass die Bücher sich sehr ähneln. Auch die Charaktere in diesem Buch sind irgendwie zwischen absurd und rührend normal, rührend hilflos in ihrer Unfähigkeit ihre Gefühle zu reden und rührend gefangen in ihren Lebensumständen. Deswegen weiß ich gar nicht, ob ich sagen kann, welches das bessere Buch ist, aber wahrscheinlich reicht es eins von beiden zu lesen. Als Teil der Millenial-Generation wird man sich in ihren Geschichten sehr wahrscheinlich wiederfinden und angerührt fühlen können.
Alles von Margarete Stokowski ist in meinen Augen lesensewert, aber natürlich kann nicht jede Kolumne genauso gut, wichtig, einschlagend sein wie die nächste. Also hat auch diese Kolumnensammlung die gleichen Vor-und Nachteile wie alle anderen Kolumnensammlungen, die Kolumnen sind aber zum Glück von Margarete Stokowski.
"Everyone’s always going through something, aren’t they? That’s life, basically. It’s just more and more things to go through"
Es ist mir fast etwas unangenehm wie gut mir das Buch gefallen hat. Die Themen des Buches, die Sprache, die Gedankenwelt hallte sehr in mir nach. Es war als hätte es einen Faden zu einer Facette meiner Person gesponnen, der ich lange keine Beachtung geschenkt habe. Wenn ich jetzt also jemandem erzähle, dass ich das Buch mag oder es mich emotional berührt hat, fürchte ich, zu viel von mir Preis zu geben und dabei fast intim hinter meine Fassade blicken zu lassen. Ähnlich dem Gefühl, wenn jemand sich die eigene Wohnung ganz genau anschaut und versucht daraus zu schließen, was für ein Mensch man ist. Es ist wirklich nicht das erste Mal, dass ich so ein Gefühl nach einem Buch hatte. Gute Bücher sind häufig Projektionsflächen oder Spiegel bzw. Identifikationsmöglichkeiten für einen. Wenn man gar keine #relatable-Momente hätte, könnte man ja kaum etwas mit dem Inhalt anfangen (und sei es nur "oh das ist ja ganz anders als bei mir, wie spannend"). Ich erwähne es in diesem Zusammenhang, weil dieses Buch sich eigentlich genau damit beschäftigt: wer bin ich? Wen will ich hinter die Fassade blicken lassen?
Das Buch lebt nicht von der Story sondern von den ungelenken Charakteren die irgendwo zwischen skurril und echt sind. Deswegen glaube ich, dass das Buch damit steht und fällt, ob man sich auf den etwas gewöhnungsbedürftigen Schreibstil einlassen kann. Und wahrscheinlich hilft es, wenn man Millennial ist. (Ich las eine Rezension, die sich darüber aufregte, dass die Protagonistin kein Interesse an Arbeit und Geld hat und damit dem Buch 1 Stern gab - ich war selbstverständlich auch so empört, mir ist glatt mein Avocado-Toast auf die Immobilienangebote gefallen, die ich mir nie werde leisten können)
Angelegt als Schlichtungsversuch, als Versuch auf Menschen zuzugehen, mit denen man sich sonst nicht umgibt und dem ominösen alten weißen Mann zu begegnen. Sophie Passmann war mir dabei leider häufig unterwürfiger (zahm, um Schlichtung bemüht - was ja das Ziel war), als ich es gern gehabt hätte, gleichsam war das Buch dennoch zumindest unterhaltsam. Ich hab aber irgendwie mehr erwartet.
Wunderschön geschrieben und wirklich empfehlenswert. Wie man sich denken kann, ist es ein Buch, das einem zum Weinen bringt (wenn man es lässt). Gleichzeitig ist es aber auch lebensbejahend und anregend, zu reflektieren, was für Werte und Ziele man im Leben verfolgen möchte.
Ich bin jemand, der wirklich kein Fan von Lohnarbeit ist (wer ist das schon, sagt ihr zurecht). Die Vorstellung, dass ich noch viele Jahre meines Lebens einen Großteil meiner Zeit mit arbeiten verbringen werde, um dann gebrechlich und mit einer mickrigen Rente meinen Lebensabend verbringen zu können, ist gruselig und lässt mich eher wünschen entweder noch reich zu heiraten oder früh zu sterben. Immer wenn ich darüber nachdenke, wie der "klassische" Verlauf eines Erwachsenenlebens ist, bin ich enttäuscht und frustriert und denke mir: das kann's doch echt nicht sein? (#millenial)
Turns out, muss es offenbar nicht. Darum geht es in diesem Buch, um FIRE - Financial Independence, Retire Early. Das Konzept ist fast etwas zu simpel um wahr zu sein finde ich (immer noch), aber offenbar sagt die Mathematik folgendes: Wenn man es schafft, das 25-fache seiner jährlichen Ausgaben anzusparen und anzulegen, kann man frühzeitig in Rente gehen, weil durch die 4-Prozent-Regel dein Geld reichen sollte, wenn du jährlich nicht mehr als eben diese 4% aus dem angesparten Topf herausnimmt. Doch schon sehr simpel. Natürlich muss man es erstmal schaffen in einer angemessenen Zeit (z.B. 10 Jahre) eine entsprechende Menge an Geld (~50% des Einkommens) zu sparen, aber wenn man das schafft, ist man theoretisch befreit von der Lohnarbeit - financially independent.
Das Buch ist gut geschrieben - fast wie Blogeinträge, also gut für die Aufmerksamkeitsspanne von uns Internetkidzz - und wirkt authentisch, weil es die einjährige Reise einer Familie begleitet, die dieses FIRE ausprobiert. Jemand der Lust hat, sich mit dem Themen "Flucht aus der Lohnarbeit", "7 Schritte wie der Kapitalismus für mich arbeiten kann" und "Finanzen machen mir Angst, aber verhungern will ich auch nicht" beschäftigen möchte, würde ich dieses Buch empfehlen. Ich denke es ist auch eine gute Möglichkeit, überhaupt einmal in das Thema "Finanzen (Geist-Emoji)" einzusteigen. Dann kann man immer noch überlegen, ob man zu dem "reich-heiraten-Plan" zurückkehren will oder sich doch mal wie so ein "Erwachsener" mit seiner finanziellen Lage und Zukunft auseinander setzt.
Dieses Buch hat das Ziel, einen zum kritischen Denken anzuregen und das macht es hervorragend.
Es ist sehr humorvoll und gut zu lesen, dabei möchte ich aber genauso wenig wie man einen Menschen (oftmals Frauen), auf ihre Schönheit reduziert, damit den Inhalt übergehen: Das Buch hat viele gute Denkanstöße und kluge Gedanken, die mich noch eine Weile beschäftigen werden. Ich bin gleichzeitig dankbar, dass die Autorin so unterhaltsam schreiben kann, weil ich hoffe, dass sich so mehr Menschen trauen sich mit dem Thema Feminismus auseinander zu setzen - ich habe zuvor auch gefremdelt, mich damit intensiver zu befassen obgleich ich geübt bin, genau deswegen wütend zu sein.
Ich bin sehr froh das Buch gelesen zu haben und werde es sicherlich wieder in die Hand nehmen und einige Passagen lesen. Dabei wünsche ich mir, dass noch viele weitere Menschen dieses Buch lesen, sich inspirieren lassen und nicht davor zurückschrecken, sich als Feminist*in zu bezeichnen.
Ich kann bis heute nicht verstehen, wie ein Land diese vergammelte Orange ins höchste Amt wählen konnte. Für uns alle war das Wahlergebnis in 2016 schlimm, aber für niemanden war es so schlimm wie für Hillary Rodham Clinton. Noch nie war jemand so qualifiziert für einen Job und hat ihn nicht bekommen, weil sie eine Frau ist. Unfassbar. Schon als das Buch erschien, hatte es mich interessiert, allerdings schmerzte die Realität noch zu sehr und ich wollte nicht auch noch all den Frust von HRC mit(er)tragen. Nun - nachdem der Wahlausgang dieses Jahr positiver ausfiel - wollte ich es aber doch mal lesen. Naja, ich hörte es dann, weil HRC es auch selber liest. Erwartungsgemäß macht sie das sehr gut.
Was soll ich sagen, ich mag sie. Sie ist schlau und würdevoll. Ich fand das Buch entgegen meiner Erwartungen nicht deprimierend sondern inspirierend. Wenn HRC es schafft weiterzumachen nachdem sie gegen die rassistisch-sexistische Orange verloren hat, dann kann ich alles schaffen. "Losing is hard for everyone, but losing a race you thought you would win is devastating." Das Buch ist auch voller guter Zitate, sowohl von ihr selbst als auch von Zitaten, die sie anführt. Auch wenn ich es nicht mag, wenn Menschen die Stärke von Frauen exzessiv betonen (es erscheint sexistisch, so als wäre es unglaublich und besonders herausragend, dass eine Frau stark sein könnte), finde ich es beeindruckend wie sie damit umgeht. “My mistakes burn me up inside. But as one of my favorite poets, Mary Oliver, says, while our mistakes make us want to cry, the world doesn’t need more of that.”
Besonders gut gefallen hat mir der Einblick in ihr Leben, ihre Erfahrungen, Gedanken und ihre Beziehungen zu (bekannten) Personen. Auch hat sie gut herausgearbeitet, welche Rolle ihr Geschlecht bei der Wahl gespielt hat - traurigerweise eine beachtliche (siehe auch: Invisible Women). Sie scheut sich aber auch nicht, ihre eigenen Fehler hervorzuheben. Ich war aber schon vor dem Lesen davon überzeugt, dass sie im Wahlkampf unfair behandelt worden ist und stimme daher auch mit ihrer Konklusion überein: Sicher hat sie Fehler gemacht, aber die erklären nur einen geringen Teil an dem Endergebnis.
Den einzigen Kritikpunkt, den ich habe, ist, dass einige Punkte in meinen Augen sehr redundant auftreten (“But her emails! —the internet, 2017”) - aber hey, HRC, wenn du meinst, dass das wichtig die Dinge so zu betonen, steh ich hinter dir.
Am Ende kann ich nachvollziehen, warum 2016 passiert ist, aber fassen kann ich es immer noch nicht.