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Einträge mit dem Tag nonfiction.

Ich hab das Buch ehrlich gesagt nur zur Hälfte wirklich gelesen und die andere Hälfte überflogen. Ich hatte ein professionelles Interesse an dem Buch und gleichzeitig war es zu sehr wie Arbeit für mich. Deswegen hatte ich irgendwann keine Lust mehr es weiter zu lesen. Das sagt aber mehr etwas über mich als über das Buch aus.

Ich glaube es ist ein authentischer Bericht eines Therapieprozesses und ich bin beeindruckt vom Mut der Autorin diese sehr intimen Gedanken und Prozesse so offen zu teilen. Das macht den Charme des Buchs aus, denke ich. Vielleicht hilft es Menschen, die sich fragen was Therapie ist, ob das helfen kann, vielleicht können sie so erkennen, dass es in Ordnung ist zu struggeln, Gedanken nicht automatisch wahr sind und es okay ist, sich Hilfe zu holen. Das wäre schön.

↑ 2024
2023 ↓

Ein gutes Buch wenn man wirklich alles über die Erfindung der Atombombe wissen will. Falls ihr (wie ich) nicht Physik LK hattet, lest es lieber. Als Hörbuch versteht man (ich) einiges nämlich nicht, weil man über viele Erklärungen nochmal nachdenken müsste, um sie zu verstehen.

Was brachte mich dazu dieses Buch zu hören? Voyeurismus, sicherlich. Das Buch gliedert sich in drei Teile: das erste Drittel beschäftigt sich mit Harrys Leben nach dem Tod seiner Mutter und der Schulzeit, das zweite Drittel mit seinem Militärdienst und das letzte Drittel mit seiner Ehefrau und dem Terror durch die Paparazzi. Wenn man die Netflix Serie geschaut hat, erhält man im letzten Drittel keine neuen Informationen.

Ich fand schade, dass alle Ereignisse für mich sehr oberflächlich erzählt worden, es schien mir als wäre Harry nicht in der Lage oder nicht bereit, zu reflektieren, was einige Sache eigentlich bedeuten - zum Beispiel lässt er durchblicken, dass er seinen Vater und seine Bruder verdächtigt, mit den Paparazzi gemeinsame Sache zu machen, beschreibt aber meiner Ansicht nach nicht genau, was dieser innere Konflikt, diese Ambivalenz zwischen Zuneigung zur Familie und Verdacht bis Misstrauen ihnen gegenüber mit ihm macht und wie er versucht damit umzugehen. Er scheint viel zu verdrängen und von sich abzuspalten. Das ist per se total nachvollziehbar, gibt mir aber nicht ein Bild von ihm als Person, vielmehr bleibt er so blass als Charakter, fast wie ein Statist in dieser Geschichte, die eigentlich sein Leben ist. Vielleicht bin das nur ich, aber wenn ein Buch, eine Geschichte vor allem die Geschichte eines Menschen ist, interessiere mich weniger die Fakten als die Sichtweise, die Bewertung, die Gedanken und Gefühle, die eine Person dazu hat, wie sie Geschehnisse in ihr Narrativ integriert. Ich behaupte nicht, dass dies gar nicht Bestandteil des Buches ist, aber es blieb mir einfach zu oberflächlich.

Auch war es irgendwie schräg, ihn das Buch - was von einem Ghostwriter geschrieben wurde - lesen zu hören. Es war an einigen Stellen sehr offensichtlich, dass die Wörter und die Formulierungen viel zu poetisch waren und er das niemals selbst so beschrieben hätte.

↑ 2023
2022 ↓

Ein empathisches, lehrreiches Buch über Beziehungen - eigentlich zwischen Eltern und Kindern, aber man kann die Ansätze eigentlich auf alle Beziehungen übertragen. Ich überlege nun wie ich dieses Buch jeder Person, die Kinder hat oder überlegt welche zu bekommen, andrehen kann, ohne übergriffig zu sein.

↑ 2022
2021 ↓

Trotz der unglaublichen Geschichte ("welcher Idiot ist eigentlich Schuld an der Impf-Skepsis") habe ich das Buch nun offiziell zurück ins Regal gestellt. Ich fand es schlecht geschrieben und nachdem ich gut die Hälfte gelesen hatte: gefühlt hätte das Buch ein Zeitungsartikel sein können.

Dieses Buch erzählt die Geschichte der Galvin Familie. Mimi und Don haben zwölf Kinder bekommen - was alleine schon ein Buch wäre - wovon sechs eine Schizophrenie entwickelt haben. Darin verwoben erzählt der Autor jeweils den aktuellen Forschungsstand zur Erkrankung und Behandlungsmöglichkeiten. Ein gutes Buch, welches deutlich macht wie schwerwiegend diese psychische Störung für das ganze Umfeld ist.

Ich mach's kurz: Factfulness hat mir deutlich besser gefallen. Falls ihr trotzdem dieses Buch lesen wollt: macht es nicht als Hörbuch weil es teilweise schwer ist ohne Grafiken zu folgen, was er sagt (es gibt ein PDF dafür aber wer schaut sich das schon parallel an?).

Das ist eins der Bücher wo ich vorher dachte, dass es mir etwas ganz anderes erzählen würde. Ich hatte gehofft, dass mir das Buch sagt "Dicksein ist gar nicht so schlimm, weil.." (So wie man sagt "Du bist doch gar nicht dick!"). Stattdessen hat es mir erzählt: "Dicksein ist schlimm und der Kapitalismus ist Schuld." (stark vereinfacht). Und das hat mich die erste Hälfte des Buches etwas empört, schließlich wurde ich gut erzogen vom Kapitalismus usw. und dazu gehört, dass meine vielleicht größte Angst im Leben ist, eines Tages aufzuwachen und dick zu sein ("unfickbar" wie Sofie so eindrücklich schrieb und das gehört sich nun wirklich nicht als weiblich gelesene Person!). Ich musste also viel über mich und mein thin privilege nachdenken und hoffe, langfristig etwas gelernt zu haben. Ich habe das also auch alles sehr internalisiert und versuche auch schon eine Weile meine negativen Gedanken in Bezug auf das Thema zu bearbeiten - allerdings glaube ich der Groschen ist erst jetzt gefallen. Ich folge schon einigen nicht-normschönen Menschen auf verschiedenen Kanälen, die ich alle sehr schätze. Habe mir aber vorgenommen das weiter auszubauen. Deswegen habe ich auch die eingestreuten Interviews geschätzt! Auch will ich zukünftig versuchen nicht wie die normschönen, dünnen Influencer_innen zu sein, die etwas für sich beanspruchen obwohl sie nun überhaupt nicht marginalisiert sind, sondern tatsächlich solidarisch den Mund aufzumachen.

Sehr empfehlenswert. Sofie Hagen ist dazu noch unerhört sympathisch (und benutzt viele reizende Fußnoten, so wie ich gerne Klammern, als Bonus Gedanken).

Ich habe es als Hörbuch gehört und es ist ein Genuss Obamas besonnene Stimme zu hören in Zeiten starker Verunsicherung. Auch sonst ist es ein tolles Buch, um die letzten Jahre mit einem anständigen amerikanischen Präsidenten Revue passieren zu lassen. Obama reflektiert sich und seine Entscheidungen kritisch und man merkt, was es für ein ätzender Job es sein muss, wenn man doch eigentlich nur das Beste für alle will und dann republikanische Echsenmenschen um die Ecke kommen, einen sabotieren, blockieren und einem sagen (sinngemäß): "Sorry Bro, je schlechter es der Bevölkerung geht, desto besser ist es für uns! 🌚"

Ich freue mich auf die zweite Hälfte!

"My life was narrated for me by others. Their voices were forceful, emphatic, absolute. It had never occurred to me that my voice might be as strong as theirs."

Ein beeindruckendes Buch über Familie, Fanatiker, Bildung, Emanzipation, Realitätszweifel, Erwachsenwerden und sich-selbst-finden. Ich war an vielen Stellen geschockt über das, was die Autorin durchstehen musste und konnte aber auch nachfühlen wie wichtig es für sie war, sich selbst im eigenen Narrativ nicht als Opfer zu sehen.

↑ 2021
2020 ↓

Ein informatives von wissenschaftlich Studien (davon gibt es nicht so viele) getragenes Buch über Katzen. Allerdings passt es an einigen Punkten nicht zu meiner Katze, da es viel auf Freigänger-Mischlings-Katzen bezieht und Rassekatzen häufig von ihm ausgenommen werden - letzteres fand ich nicht ganz nachvollziehbar. Bei der Beantwortung meiner Frage ("Will meine Wohnungskatze mit Stammbaum einen Kumpel?") konnte mir das Buch also nicht so wirklich helfen.

Ich kann bis heute nicht verstehen, wie ein Land diese vergammelte Orange ins höchste Amt wählen konnte. Für uns alle war das Wahlergebnis in 2016 schlimm, aber für niemanden war es so schlimm wie für Hillary Rodham Clinton. Noch nie war jemand so qualifiziert für einen Job und hat ihn nicht bekommen, weil sie eine Frau ist. Unfassbar. Schon als das Buch erschien, hatte es mich interessiert, allerdings schmerzte die Realität noch zu sehr und ich wollte nicht auch noch all den Frust von HRC mit(er)tragen. Nun - nachdem der Wahlausgang dieses Jahr positiver ausfiel - wollte ich es aber doch mal lesen. Naja, ich hörte es dann, weil HRC es auch selber liest. Erwartungsgemäß macht sie das sehr gut.

Was soll ich sagen, ich mag sie. Sie ist schlau und würdevoll. Ich fand das Buch entgegen meiner Erwartungen nicht deprimierend sondern inspirierend. Wenn HRC es schafft weiterzumachen nachdem sie gegen die rassistisch-sexistische Orange verloren hat, dann kann ich alles schaffen. "Losing is hard for everyone, but losing a race you thought you would win is devastating." Das Buch ist auch voller guter Zitate, sowohl von ihr selbst als auch von Zitaten, die sie anführt. Auch wenn ich es nicht mag, wenn Menschen die Stärke von Frauen exzessiv betonen (es erscheint sexistisch, so als wäre es unglaublich und besonders herausragend, dass eine Frau stark sein könnte), finde ich es beeindruckend wie sie damit umgeht. “My mistakes burn me up inside. But as one of my favorite poets, Mary Oliver, says, while our mistakes make us want to cry, the world doesn’t need more of that.”

Besonders gut gefallen hat mir der Einblick in ihr Leben, ihre Erfahrungen, Gedanken und ihre Beziehungen zu (bekannten) Personen. Auch hat sie gut herausgearbeitet, welche Rolle ihr Geschlecht bei der Wahl gespielt hat - traurigerweise eine beachtliche (siehe auch: Invisible Women). Sie scheut sich aber auch nicht, ihre eigenen Fehler hervorzuheben. Ich war aber schon vor dem Lesen davon überzeugt, dass sie im Wahlkampf unfair behandelt worden ist und stimme daher auch mit ihrer Konklusion überein: Sicher hat sie Fehler gemacht, aber die erklären nur einen geringen Teil an dem Endergebnis.

Den einzigen Kritikpunkt, den ich habe, ist, dass einige Punkte in meinen Augen sehr redundant auftreten (“But her emails! —the internet, 2017”) - aber hey, HRC, wenn du meinst, dass das wichtig die Dinge so zu betonen, steh ich hinter dir.

Am Ende kann ich nachvollziehen, warum 2016 passiert ist, aber fassen kann ich es immer noch nicht.

Wie man anhand des Autors erwarten konnte, war das Buch sehr lustig geschrieben, ich habe mehrfach wirklich lachen müssen. Gleichzeitig behandelt es ein trauriges Thema: seit 1970 ist die Hälfte aller wilden Tiere auf der Erde verschwunden und das sechste große Massensterben ist noch nicht vorbei. Das Buch erschien 1990 und endet mit einem aktuellen Nachwort von Mark Carwardine zum aktuellen Stand der dargestellten Tiere. Eine Art - der Yangtze Delfin - ist inzwischen ausgestorben, von einer andere Art existieren noch genau zwei Tiere. Beides sind Weibchen. Nach jedem Kapitel habe ich ganz besorgt die Tierart gegoogelt und mir kamen zeitweise die Tränen. Zum Glück geht es mit den Kakapos aufwärts - falls ihr noch kein Weihnachtsgeschenk habt: verschenkt doch eine Patenschaft für einen der drolligen Piepmatzis. Oder esst dieses Jahr mal keinen Braten, das Klima und damit viele Tiere werden es euch danken.

Ich musste das Buch einige Male weglegen, weil ich so wütend geworden bin. Mir war natürlich schon länger klar, dass Frauen gesellschaftlich diskriminiert werden, ich habe mich mit der Notwendigkeit des Feminismus auseinandergesetzt und dennoch war ich wütend nach diesem Buch - denn das Ausmaß der Diskriminierung war mir nicht bekannt. Ich bin schockiert. Das allererste Kapitel heißt "Can snow-cleaning be sexist?" (Spoiler: ja) und inzwischen bin ich erstaunt, wenn etwas nicht sexistisch entworfen worden ist.

Die Autorin hat am Ende eine gute Zusammenfassung für meinen Ärger: "There is one more trend I kept coming across while writing this book: the excuses. Chief amongst these is that women are just too complicated to measure. Everyone was saying this, from transport planners, to medical researchers, to tech developers: they were all knocking their heads up against Freud's riddle of femininity and coming away baffled and defeated. Female bodies are too unharmonious, too menstrual and too hormonal. Women's travel patterns are too messy, their work schedules are too aberrant, their voices are too high. (...) The consensus is clear: women are abnormal, atypical, just plain wrong. Why can't woman be more like a man?"

Die Gesellschaft von Männern für Männer kreiert hat keinen Blick für Frauen - wie auch? Wenn niemand in den Gremien der Forschung, Planung und Entscheidungen diese Sicht repräsentiert oder - hot take - mal jemanden dazu befragen würde? Denn oftmals gibt es nicht einmal Daten dazu! Es ist nicht so, dass die Bedürfnisse von Frauen ignoriert würden, sie werden schlicht nicht gefragt. Der Prototyp Mensch ist ein Mann und dieser Verzerrung unterliegen nicht nur Männer sondern auch Frauen sind es gewohnt aus diesem Blickwinkel die Dinge zu betrachten. Es ist wahrlich Zeit für eine Veränderung.

Übrigens ist die Autorin eine ausgezeichnete Wissenschaftsautorin, die ihre ausführliche Recherchen wunderbar darstellen kann. Ich denke ich werde das Buch beizeiten noch einmal lesen und sei es in zehn Jahren mit der Hoffnung, dass die Welt dann schon etwas anders organisiert ist.

tl;dr: Menschen sind Männer. Ich empfehle dieses Buch.

Alles von Margarete Stokowski ist in meinen Augen lesensewert, aber natürlich kann nicht jede Kolumne genauso gut, wichtig, einschlagend sein wie die nächste. Also hat auch diese Kolumnensammlung die gleichen Vor-und Nachteile wie alle anderen Kolumnensammlungen, die Kolumnen sind aber zum Glück von Margarete Stokowski.