Ja, ich habe einen Soft Spot für die britische Monarchie und genau aus dem Grund musste ich dieses Buch lesen. Hätte ich was verpasst, wenn ich dieses Buch nicht gelesen hätte? Auf keinen Fall.
Das Buch an sich ist nicht schlecht geschrieben, aber - und die Kritik muss schlichtweg erlaubt sein - springen einem doch einige sachliche Fehler ins Auge. Ob beabsichtigt oder nicht sei dahingestellt, aber bei einem Buch, dass eine solche Brisanz besitzt, hat sowas eben auch ein gewisses Geschmäckle.
Was mich persönlich berührt hat, waren die Teile, in denen er über seine Kindheit und Jugend spricht. Gerade die Kapitel um den Unfalltod seiner Mutter, Lady Di, und die Art und Weise wie er den Tod wahrgenommen und letztlich verarbeitet hat, waren mir neu. Und es war unfassbar traurig, das von ihm selbst erzählt zu bekommen. Die Kapitel über seine militärische Ausbildung, seine Kriegseinsätze, fand ich tatsächlich in manchen Punkten unfassbar unreflektiert und abstoßend. Ein letzter Teil, vergleichsweise kurz, widmet sich dann seiner Beziehung zu Meghan, der psychischen Belastung durch die mediale Hetze und schließlich dem Rücktritt von den royalen Pflichten; quasi die Netflix-Dokumentation Harry & Meghan in Schriftform.
In diesen Memoiren stecken so unglaubliche viele ausgesprochene wie unausgesprochene Vorwürfe. Bei manchen konnte ich nicht anders, als mit dem Kopf zu schütteln; es ist schlichtweg Meckern auf hohem Niveau. An anderen Stellen habe ich mich tatsächlich gefragt, wo die Empathie, die Reflektiertheit steckt, die er von den Menschen um ihn herum, insbesondere aber von den engsten Familienmitgliedern, erwartet.
Der größte Kritikpunkt, den ich persönlich habe, ist dieser: Der Duke bedient sich über weite Teile genau den Mustern und Konventionen, die er gerade der Boulevardpresse vorwirft. Hätte man nicht einen besseren, angemesseneren Weg finden können, diese Geschichte zu erzählen? Eine, die nicht an einen billigen Groschenroman erinnert? Ich glaube, diese Meinung muss sich jede:r Leser:in selbst bilden. Ich für meinen Teil denke, es hätte einen besseren Weg gegeben und er hätte sich damit vielleicht einen größeren Gefallen getan.
Sehr unterhaltsames Buch, wenn man auf royal stuff und gossip steht, which I do. Gut geschrieben auch (vom ghostwriter natürlich). Jetzt würde ich das gleich Buch gerne auch noch aus Williams Sicht lesen. Richtig absurd aber einfach, dass Harry nach all dem immer noch die Monarchie verteidigt but oh well.
Ghostwriter soll J. R. Moehringer gewesen sein. Das war auch der Hauptgrund, aus dem ich es gelesen habe. Im Schreibstil ist das tatsächlich zu spüren und ist entsprechend auch sehr gut zu lesen und sehr fesselnd. Ansonsten ist es interessant einmal einen so tiefen Einblick zu bekommen. Allerdings ist es natürlich immer noch vor allem ein einzelner Blickpunkt auf eine wahrscheinlich komplexe Situation. Allerdings merkt man auch die ganze Zeit diesen einen Blickpunkt sehr stark, der sich auch (teilweise bestimmt auch verständlich) stark um die eigene Person dreht. Der Brexit wird in einem Satz mal am Rande erwähnt. Genauso kommen auch viele der gesellschaftlichen Probleme außerhalb der eigenen Situation nicht in einer großen Tiefe vor. Hat mein Bild von Prince Harry insofern zumindest erweitert. Ist aber gerade im Hinblick auf die Medienkritik und die starke Distanz zwischen den Royals (wie schwierig es bspw. sein kann einen Termin mit der eigenen Oma zu vereinbaren) sehr interessant.
Was brachte mich dazu dieses Buch zu hören? Voyeurismus, sicherlich. Das Buch gliedert sich in drei Teile: das erste Drittel beschäftigt sich mit Harrys Leben nach dem Tod seiner Mutter und der Schulzeit, das zweite Drittel mit seinem Militärdienst und das letzte Drittel mit seiner Ehefrau und dem Terror durch die Paparazzi. Wenn man die Netflix Serie geschaut hat, erhält man im letzten Drittel keine neuen Informationen.
Ich fand schade, dass alle Ereignisse für mich sehr oberflächlich erzählt worden, es schien mir als wäre Harry nicht in der Lage oder nicht bereit, zu reflektieren, was einige Sache eigentlich bedeuten - zum Beispiel lässt er durchblicken, dass er seinen Vater und seine Bruder verdächtigt, mit den Paparazzi gemeinsame Sache zu machen, beschreibt aber meiner Ansicht nach nicht genau, was dieser innere Konflikt, diese Ambivalenz zwischen Zuneigung zur Familie und Verdacht bis Misstrauen ihnen gegenüber mit ihm macht und wie er versucht damit umzugehen. Er scheint viel zu verdrängen und von sich abzuspalten. Das ist per se total nachvollziehbar, gibt mir aber nicht ein Bild von ihm als Person, vielmehr bleibt er so blass als Charakter, fast wie ein Statist in dieser Geschichte, die eigentlich sein Leben ist. Vielleicht bin das nur ich, aber wenn ein Buch, eine Geschichte vor allem die Geschichte eines Menschen ist, interessiere mich weniger die Fakten als die Sichtweise, die Bewertung, die Gedanken und Gefühle, die eine Person dazu hat, wie sie Geschehnisse in ihr Narrativ integriert. Ich behaupte nicht, dass dies gar nicht Bestandteil des Buches ist, aber es blieb mir einfach zu oberflächlich.
Auch war es irgendwie schräg, ihn das Buch - was von einem Ghostwriter geschrieben wurde - lesen zu hören. Es war an einigen Stellen sehr offensichtlich, dass die Wörter und die Formulierungen viel zu poetisch waren und er das niemals selbst so beschrieben hätte.
Im Grunde eine 400-seitige Medienschelte – und wenn man sich die britische Presse mal in Ruhe anschaut, dann muss man sagen: Absolut zurecht.
Durchaus unterhaltsam geschrieben und lesenswert – aber auch keine Weltliteratur. Was aber auch nicht der Anspruch des Buchs ist.