Spare
410 Seiten

Ja, ich habe einen Soft Spot für die britische Monarchie und genau aus dem Grund musste ich dieses Buch lesen. Hätte ich was verpasst, wenn ich dieses Buch nicht gelesen hätte? Auf keinen Fall.

Das Buch an sich ist nicht schlecht geschrieben, aber - und die Kritik muss schlichtweg erlaubt sein - springen einem doch einige sachliche Fehler ins Auge. Ob beabsichtigt oder nicht sei dahingestellt, aber bei einem Buch, dass eine solche Brisanz besitzt, hat sowas eben auch ein gewisses Geschmäckle.

Was mich persönlich berührt hat, waren die Teile, in denen er über seine Kindheit und Jugend spricht. Gerade die Kapitel um den Unfalltod seiner Mutter, Lady Di, und die Art und Weise wie er den Tod wahrgenommen und letztlich verarbeitet hat, waren mir neu. Und es war unfassbar traurig, das von ihm selbst erzählt zu bekommen. Die Kapitel über seine militärische Ausbildung, seine Kriegseinsätze, fand ich tatsächlich in manchen Punkten unfassbar unreflektiert und abstoßend. Ein letzter Teil, vergleichsweise kurz, widmet sich dann seiner Beziehung zu Meghan, der psychischen Belastung durch die mediale Hetze und schließlich dem Rücktritt von den royalen Pflichten; quasi die Netflix-Dokumentation Harry & Meghan in Schriftform.

In diesen Memoiren stecken so unglaubliche viele ausgesprochene wie unausgesprochene Vorwürfe. Bei manchen konnte ich nicht anders, als mit dem Kopf zu schütteln; es ist schlichtweg Meckern auf hohem Niveau. An anderen Stellen habe ich mich tatsächlich gefragt, wo die Empathie, die Reflektiertheit steckt, die er von den Menschen um ihn herum, insbesondere aber von den engsten Familienmitgliedern, erwartet.

Der größte Kritikpunkt, den ich persönlich habe, ist dieser: Der Duke bedient sich über weite Teile genau den Mustern und Konventionen, die er gerade der Boulevardpresse vorwirft. Hätte man nicht einen besseren, angemesseneren Weg finden können, diese Geschichte zu erzählen? Eine, die nicht an einen billigen Groschenroman erinnert? Ich glaube, diese Meinung muss sich jede:r Leser:in selbst bilden. Ich für meinen Teil denke, es hätte einen besseren Weg gegeben und er hätte sich damit vielleicht einen größeren Gefallen getan.

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