Bücherregal lädt …
Kim Jiyoung, Born 1982
256 Seiten

"A howl of anger" sagt die Sunday Times auf dem Cover und ich denke das passt sehr gut. Das Buch hat als Frau - selbst ohne in Korea aufgewachsen zu sein - viele #relatable-Momente. Wenngleich es in Korea noch eine Stufe härter zu sein scheint, eine Frau zu sein. Ich mochte die gut eingewobenen Statistiken sehr und denke man kann es gut Menschen in die Hand drücken, die dumme Dinge sagen wie: "Warum brauchen wir denn Feminismus, es gibt doch Gleichberechtigung".

Invisible Women
432 Seiten

Ich musste das Buch einige Male weglegen, weil ich so wütend geworden bin. Mir war natürlich schon länger klar, dass Frauen gesellschaftlich diskriminiert werden, ich habe mich mit der Notwendigkeit des Feminismus auseinandergesetzt und dennoch war ich wütend nach diesem Buch - denn das Ausmaß der Diskriminierung war mir nicht bekannt. Ich bin schockiert. Das allererste Kapitel heißt "Can snow-cleaning be sexist?" (Spoiler: ja) und inzwischen bin ich erstaunt, wenn etwas nicht sexistisch entworfen worden ist.

Die Autorin hat am Ende eine gute Zusammenfassung für meinen Ärger: "There is one more trend I kept coming across while writing this book: the excuses. Chief amongst these is that women are just too complicated to measure. Everyone was saying this, from transport planners, to medical researchers, to tech developers: they were all knocking their heads up against Freud's riddle of femininity and coming away baffled and defeated. Female bodies are too unharmonious, too menstrual and too hormonal. Women's travel patterns are too messy, their work schedules are too aberrant, their voices are too high. (...) The consensus is clear: women are abnormal, atypical, just plain wrong. Why can't woman be more like a man?"

Die Gesellschaft von Männern für Männer kreiert hat keinen Blick für Frauen - wie auch? Wenn niemand in den Gremien der Forschung, Planung und Entscheidungen diese Sicht repräsentiert oder - hot take - mal jemanden dazu befragen würde? Denn oftmals gibt es nicht einmal Daten dazu! Es ist nicht so, dass die Bedürfnisse von Frauen ignoriert würden, sie werden schlicht nicht gefragt. Der Prototyp Mensch ist ein Mann und dieser Verzerrung unterliegen nicht nur Männer sondern auch Frauen sind es gewohnt aus diesem Blickwinkel die Dinge zu betrachten. Es ist wahrlich Zeit für eine Veränderung.

Übrigens ist die Autorin eine ausgezeichnete Wissenschaftsautorin, die ihre ausführliche Recherchen wunderbar darstellen kann. Ich denke ich werde das Buch beizeiten noch einmal lesen und sei es in zehn Jahren mit der Hoffnung, dass die Welt dann schon etwas anders organisiert ist.

tl;dr: Menschen sind Männer. Ich empfehle dieses Buch.

Alte weiße Männer
304 Seiten

Angelegt als Schlichtungsversuch, als Versuch auf Menschen zuzugehen, mit denen man sich sonst nicht umgibt und dem ominösen alten weißen Mann zu begegnen. Sophie Passmann war mir dabei leider häufig unterwürfiger (zahm, um Schlichtung bemüht - was ja das Ziel war), als ich es gern gehabt hätte, gleichsam war das Buch dennoch zumindest unterhaltsam. Ich hab aber irgendwie mehr erwartet.

Untenrum frei
256 Seiten

Dieses Buch hat das Ziel, einen zum kritischen Denken anzuregen und das macht es hervorragend.

Es ist sehr humorvoll und gut zu lesen, dabei möchte ich aber genauso wenig wie man einen Menschen (oftmals Frauen), auf ihre Schönheit reduziert, damit den Inhalt übergehen: Das Buch hat viele gute Denkanstöße und kluge Gedanken, die mich noch eine Weile beschäftigen werden. Ich bin gleichzeitig dankbar, dass die Autorin so unterhaltsam schreiben kann, weil ich hoffe, dass sich so mehr Menschen trauen sich mit dem Thema Feminismus auseinander zu setzen - ich habe zuvor auch gefremdelt, mich damit intensiver zu befassen obgleich ich geübt bin, genau deswegen wütend zu sein.

Ich bin sehr froh das Buch gelesen zu haben und werde es sicherlich wieder in die Hand nehmen und einige Passagen lesen. Dabei wünsche ich mir, dass noch viele weitere Menschen dieses Buch lesen, sich inspirieren lassen und nicht davor zurückschrecken, sich als Feminist*in zu bezeichnen.