"Ich promovierte sogar, und mein Mann sagte immer, er sei stolz auf mich. Das ist gar nicht wenig. Liebe kann man auf viele Arten in Worte kleiden, und Stolz auf den anderen auszudrücken ist vielleicht eine von ihnen."
Ein sehr schönes, auch trauriges und bedrückendes Buch, das mit den verschiedenen Perspektivenwechseln zur Hauptprotagonistin richtig an Tiefe gewinnt. Unbedingt empfehlenswert!
Geschichtlich gesehen sehr interessant, sprachlich jedoch nicht überzeugend, langatmig, holprig.
"Wir werden immer mehr Menschen auf der Welt, und wir werden immer älter, aber wir verlieren schneller an Farbe, und Ton in Ton kann man uns nur schwer einzeln erkennen, schlecht voneinander unterscheiden."
"As all historians know, the past is a great darkness, and filled with echoes voices may reach us from it; but what they say to us is imbuel with the obscurity of the matrix out of which they come; and, try as we may, we cannot always decipher them precisely in the clearer light of our own day."
Grossartiges Buch. Die Serie mochte ich aber noch etwas mehr.
"Ich habe immer geglaubt, das Leben sei eine Einladung mit Tischkärtchen. Als müsse man sich, schon aus Gründen der Höflichkeit, auf den Stuhl setzen, der einem zugewiesen wird, auch wenn es am anderen Ende des Tisches viel lebhafter zugeht. Ich möchte Ihnen sagen: Das ist ein Irrtum. Es ist eine Einladung mit freier Platzwahl." (S. 207)
"[...]und hörten zu, wie Winston über Fotografie referierte - mit ungewohnt ruhiger Stimme, Platz lassend für Fragen, Platz lassend für eigenes Nachdenken: dass die Fotografie uns stets in der Vergangenheitsform erreiche, sie somit die traurigste aller Künste sei, weil sie von einem Augenblick erzähle, der nie wiederkehrt; "die Malerei sagt, es ist; die Fotografie, es war"; [...]" (S. 127)
"Das Schweigen, was Bravsein genannt wurde. Die Angst vor dem Unbekannten, was Fremdeln genannt wurde. Das Zurückhalten von Tränen, was Starksein genannt wurde. Die Angst vor dem Schlafengehen, die Angst, nie mehr aufzuwachen, und die Angst, im Dunkeln das Augenlicht zu verlieren, ohne es zu merken (denn mensch sieht ja nichts). Dies wurde mühsam genannt." (S.29)
Mitreissend, intensiv, provozierend, tief, verletzlich, zart, feinfühlig. Voller Liebe. Reich an Spiel mit der Sprache, erfrischend, oft auch anstrengend.
"Ich habe nie über den Tod nachgedacht. Nicht einmal am offenen Grab vom Vater. Eine Schaufel Erde hinuntergeworfen und - ja, ich war unter Schock. Aber ich dachte nicht über den Tod nach, sondern über mich. Der Tod ist für einen Lebenden immer der Tod von anderen."
"Letztlich ist der Tod auch nur der Beginn von Folgeerscheinungen."