Ich wünschte, dieses Buch hätte es vor drei Jahren schon gegeben und ich hätte es damals gelesen.
Eine absolute, und ich benutze diese Worte nicht leichtfertig, Pflichtlektüre für alle Menschen, die etwas designen. (Und das ist, das lernt man in dem Buch, quasi jeder, der irgendetwas mit Dingen zu tun hat, die später von Menschen benutzt werden. Also auch ich.)
Dieses Buch wurde mal von Gary Bernhardt empfohlen, und weil ich großes Vertrauen in ihn habe, habe ich es schließlich gekauft.
Es ist ein recht kurzes Buch, das sich mit einem Thema beschäftigt, das mir sehr am Herzen liegt: Wie schreibt man Software, die dauerhaft einfach und verständlich bleibt, obwohl man neue Features hinzufügt.
Im Prinzip habe ich dadurch wenig komplett Neues erfahren, weil es großteils Ideen sind, die ich schon mal gehört habe. Aber es ist auch mal schön, sie alle so gesammelt auf einem Haufen zu haben, zusammen mit guten Argumentationen für jede davon.
Das Buch fängt extrem vielversprechend an, haut einen guten Fakt nach dem anderen raus, erklärt extrem spannende Sachen, und dann im hinteren Mittelteil rutscht es plötzlich in so eine komische Ökonomie-Richtung ab und gammelt dort ein bisschen vor sich hin, bis es wieder die Kurve bekommt.
Dieser Eindruck kann aber auch damit zu tun haben, dass ich das Buch als Hörbuch konsumiert habe, was seinen eigenen Teil in dieser Rezension verdient: Das Hörbuch ist nämlich zwanzig Stunden lang. Das ist, mir, bei allem Respekt, einfach zu lang – andererseits bin ich nicht sicher, ob ich das Buch überhaupt abgeschlossen hätte, wenn es kein Hörbuch gewesen wäre.
Solche generischen Sachbücher konsumiere ich in letzter Zeit eigentlich am liebsten im Hörbuchformat, aber bei diesem hier haben sich ein paar Schwachstellen eingeschlichen, die man durch ausgiebigere redaktionelle Arbeit hätte abfangen können.
Es ist zum Beispiel sehr ermüdend, dass Tabellen einfach nur vorgelesen werden, und man dann dreißig Sekunden eine Auflistung im Stil von „Probability Percent 10: 5, Probability Percent 15: 8, Probability Percent 20: 12“ hört, mit einer Menge Zahlen, die man obviously nicht im Kurzzeitgedächtnis behalten kann, und über die man sich darum gar keine Meinung bilden kann, wobei genau diese Meinungsbildung eigentlich vom Autor erwartet wird. Das passiert an mehreren Stellen, und das ist bestimmt auch ein relevanter Grund, warum mir der Ökonomie-Teil, der von Zahlen nur so triefte, am wenigsten gefallen hat.
Dieser Umstand ist doppelt frustrierend, wo es im Buch doch genau darum geht, wie man Informationen darstellt, damit das Gehirn sie gut verarbeiten kann! Ugh!
Wie so oft bei Sachbüchern wird auch in diesem Buch wieder die Methode angewendet, einen Sachverhalt zu erklären und ihn dann mit literally einer Trilliarde quasi identischer Beispiele zu untermauern. Gerade bei einem Hörbuch das zwanzig Stunden dauert, hätte man bestimmt einiges kürzen können, und es hätte mein Enjoyment erhöht und meinen Erkenntnisgewinn kaum geschmälert.
Insgesamt ist es trotzdem ein gutes Buch, man kann viel lernen, aber vielleicht wäre diesmal die Papierversion mit echten Buchstaben (und vor allem Zahlen) dann doch besser gewesen.
Schon wieder ein neues Buch aus dem Hause Basecamp, diesmal aber von Ryan Singer statt von den beiden Geschäftsführern! Es geht sehr spezifisch darum, wie Basecamp (die Firma) an Projekten und Features arbeitet: Wie sie ihre Zeit einteilen, wie sie Freiheit und Kreativität ermöglichen, und wie sie ihr eigenes Produkt dafür nutzen, ihr eigenes Produkt zu entwickeln.
Während des Lesens hatte ich immer wieder Momente, in denen ich mich richtig inspiriert gefühlt habe und wo ich große Lust bekommen habe, Ideen und Impulse aus dem Buch auszuprobieren und zu adaptieren. Vielleicht irgendwann!
Das Buch kann kostenlos online gelesen werden und ich kann es nur jedem empfehlen: Shape Up
Irgendwie hatte ich ganz verpasst, dass es ein neues Buch von David Thorne gibt. Es setzt die Transformation der letzten Bücher fort und enthält noch mehr längere Geschichten, die aber wieder sehr gut sind. Das Füllmaterial dazwischen ist ebenfalls gut, aber irgendwie würde ich mir da auch etwas Abwechslung von dem gewohnten Stil wünschen.
Irgendwann wurde dieses Buch irgendwo empfohlen. Ich habe es angeschafft und eigentlich ein paar amüsante Essays über Fehleinschätzungen bei Programmierprojekten erwartet. Mir war dabei nicht klar, dass dieses Buch aus dem Jahr 1975 ist.
Ich habe immerhin die erweiterte 20 Jahre Jubiläumsausgabe von 1995, die um ein paar Kapitel erweitert wurde, aber alle alten Kapitel wurden unverändert gedruckt. Die meiste Erfahrung von Brooks kommt von seiner leitenden Rolle bei der Entwicklung des IBM OS/360 (vorgestellt noch früher, nämlich 1964), und darum geht es auch hauptsächlich im Buch.
Und Leute, es war vielleicht noch nicht klar, aber 1975 ist so lange her, wenn es um Computer geht! 1975 gab es quasi keine Personal Computers, keine E-Mails (im Buch wird immer wieder empfohlen, man solle mit seinen Kollegen telefonieren!), keine Webseiten (im Buch gibt es eine Stelle, wo er beschreibt, dass das Handbuch während der Entwicklung des OS/360 mehrere Fuß breit war und sie irgendwann auf Mikrofilm umgestiegen sind, weil sonst jemand jeden Tag 150 neue Seiten Dokumentation einheften musste!), strukturiertes Programmieren mit Loops statt GOTO war noch umstritten, C war gerade brandneu (wurde aber im Buch nicht erwähnt). An einer Stelle erzählt er, wie sie durch schlechte Nutzung von Systemressourcen einen Compiler hatten, der fünf FORTRAN-Statements pro Minute kompiliert hat. ALTER.
Irgendwann habe ich mich damit abgefunden, dass das Buch eher ein historisches Dokument ist als etwas, das ich in meinem täglichen Leben anwenden kann – und von da an ging es eigentlich. Klar, ein paar Sachen kann man bestimmt mitnehmen oder hat man schon irgendwoanders gehört, aber als „modernen“ Überblick über Softwareentwicklung würde ich es nicht empfehlen.
Sidebar: Ja, ich weiß, es handelt sich hier literally um einen alten weißen Mann, aber ich schwöre, in diesem Buch kommt keine einzige Frau vor, außer, in der Widmung, seine Ehefrau Nancy. Alle Teams bestehen aus Männern, alle Chefs sind Männer, die Architekten sind Männer, einfach alle Arbeitskräfte sind Männer, die Mann-Tage und Mann-Monate und Mann-Jahre an Arbeit in etwas reinstecken.
Auch den zweiten Teil der Heldentage-Saga gibt es nur noch gebraucht (zu akzeptablen Preisen), ist aber trotzdem gut!
Gefühlt war der erste Teil „authenthischer“ (gigantische Anführungszeichen), weil er einfach nur Tagebuch war, aber hier wurden die Comics in eine neue Reihenfolge gebracht und es gab auch ein paar kurze „Geschichten“, die sich über mehrere „Tage“ erstrecken. (Was ist heute nur mit den Anführungszeichen los.)
Es fällt mir ein bisschen schwierig, dieses Buch zu bewerten.
Grundsätzlich handelt es davon, welche Eigenschaften und Gewohnheiten die beiden Autoren in sich selbst und anderen Softwareentwickler/innen sehen, die „Pragmatische Programmierer“ ausmachen. Ich halte mich selbst auch für pragmatisch, darum dachte ich, ich schaue mir dieses Buch mal an!
Mein Problem ist, dass das Buch halt, da kann man nicht drumherum reden, aus dem Jahr 2000 ist. An den Stellen, an denen es um allgemeine, übergreifende oder zwischenmenschliche (will sagen: zeitlose) Themen ging, war es interessant und gut.
Aber an den Stellen, an denen es darum ging, wie man Software, die vor 20 Jahren populär war, dazu benutzt, eine vor 20 Jahren populäre Programmiersprache besser zu benutzen, zog es sich ein bisschen. Wenn plötzlich empfohlen wird, dass man eine Makefile nutzen soll, um ein Perl-Script auszuführen, um damit wiederum eine Java-Klasse zu erstellen, dann muss ich mich doch fragen, ob es sich nicht langsam lohnen würde, eine aktualisierte Version dieses Buchs rauszubringen. (Außerdem haben sich die Best Practices in den letzten 20 Jahren hoffentlich etwas gebessert. (Das sage ich so einfach, aber wie oft arbeite ich auch heute noch in Teams, in denen es kein Testing und/oder keine Dokumentation gibt? Ständig. Also Nevermind.))
Und das ist es, was ich so schade finde: So viele der angesprochenen Themen sind auch heute noch gut und wichtig und Leute sollten von ihnen hören und sie anwenden: Orthoginality, Prototypes, Tracer Bullets, The Power of Plain Text, Refactoring, Testing, Automatisierung. Fuck yes! Aber ich weiß nicht, ob ich dieses Buch heute einfach so, ohne viele Fußnoten, einem Anfänger in die Hand geben würde – Ich müsste immer in Angst leben, morgen eine Makefile in meinem Node-Projekt zu haben oder dass sie plötzlich anfangen, die Programmiersprache Eiffel zu lernen – was im Buch mehrmals empfohlen wird!
Ich bin nicht sicher, ob dieser Comic mich enttäuscht hat. Er ist gut, schlau, interessant, witzig und ich habe ihn gerne gelesen. Also eigentlich keine Enttäuschung. Aber er ist auch extrem ähnlich zu „Der Ursprung der Welt”: Die Pointen sind ähnlich, das Aufbereiten von Büchern und Studien in Comicform ist ähnlich, die Themen sind … zumindest verwandt? Bisschen enttäuschend, Liv Strömquist, du One Trick Pony!
Ich weiß auch nicht! Es ist sowohl genau das, was ich erhofft und erwartet hatte, auf der anderen Seite hätte ich mir auch irgendeine innovative Kleinigkeit gewünscht? Es ist vertrackt!
Trotzdem empfehle ich, diesen Comic zu lesen. Er ist sehr gut.
Ich möchte gar nicht zu viel sagen und mich versehentlich in irgendwas verheddern, aber dieses Buch ist ein gutes, wichtiges Buch und ich glaube, ungefähr jeder kann etwas wertvolles daraus lernen.
Das Buch ist sehr kurz, aber spricht viele Themen an und ist dabei, wie auf dem Cover steht, practical and inclusive. Es geht nicht darum, konkrete Tipps zu geben, was man beim Sex machen soll, sondern darum, wie man mit seine/n Partner/n und vor allem sich selbst im Einklang ist. Dazu gibt es praktische Übungen und Denkanstöße, bei denen ich das Buch zwischendurch immer wieder weggelegt habe, um in Ruhe etwas drüber nachdenken zu können.
Flix’ Heldentage auf seiner Webseite waren damals eine große Inspiration und haben mich dazu gebracht, selbst Tagebuchcomics zu zeichnen und mich mehr mit Webentwicklung auseinanderzusetzen, was dann schließlich zu meinem Studium und meinem Beruf geführt hat.
Umso besser, dass dieses Buch (das ich auf eBay gekauft habe, weil es nicht mehr so richtig verfügbar ist? Voll schade!) so gut gealtert ist und auch 2019 immer noch sehr viel Freude bereitet.
Hat mir sehr gut gefallen! Das Buch ist eine Sammlung von kurzen Comics, eingepackt in einen Pro- und Epilog. Schön gezeichnet, lustig, herzlich, kann man selber lesen oder bestimmt auch gut verschenken!
Durch einen glücklichen Zufall letzten Mittwoch nachts bei Dussmann gekauft und über die letzten Tage gelesen.
Das Buch ist großartig geschrieben und ich kann es nur empfehlen. Es springt (bis auf wenige Ausnahmen) zwischen zwei Schauplätzen hin und her, offenbart in einer guten, spannenden Reihenfolge immer neue Informationen und auch wenn man irgendwann verstanden hat, worauf es hinauslaufen muss, ist es doch bis zur letzten Seite spannend.
In meinem Freundeskreis wurde dieses Buch immer mal wieder angesprochen. Als dann mein neues Audible-Guthaben verfügbar wurde, griff ich also logischerweise zu.
Cal Newport schreibt diesmal etwas abwechslungsreicher und mit weniger Wiederholungen als noch in So Good They Can't Ignore You. (Diesmal auch ohne Glossar am Ende eines Hörbuchs, Gott sei Dank.) Vielleicht lag es auch am Thema, das mich doch noch ein Stück mehr interessiert als die Wahl einer Karriere.
Der Inhalt des Buchs hat mich jedenfalls sehr überzeugt. Insgesamt geht es um die These, dass man die Qualität seines Lebens verbessern kann, indem man mehr auf sich selbst und sein Sozialleben achtet, und weniger auf rote Kreise mit Zahlen drin. Sehr einleuchtend, und auch durchaus etwas, das ich alle paar Monate merke, woraufhin ich (etwas ziellos) Apps deinstalliere oder Notifications deaktiviere. (Ich habe zum Beispiel schon seit Jahren keine Notifications für E-Mails, auf keinem Gerät – verrückterweise sind die Mails trotzdem noch da, wenn ich nach ihnen schaue. Ich hatte auch das letzte halbe Jahr nur die Twitter Webapp auf meinem iPhone und ich lebe immer noch.)
Aber dieses Buch fasst die ganzen Probleme, Hintergründe und Lösungsansätze gut zusammen, so dass es hoffentlich leichter ist, gezielte und nachhaltige Veränderungen durchzuführen.
So gibt es zum Beispiel ein Kapitel über Solitude, also positive, erholsame Einsamkeit, das mich so überrascht und überzeugt hat, dass ich das Hörbuch für über eine Woche nicht weiterhören konnte, weil ich mein iPhone entweder in meinem Rucksack hatte oder es gar nicht mitnahm, wenn ich das Haus verließ.
Durch Zufall passen dieses Buch und Ruined by Design, was ich zuletzt las, sehr gut zusammen und ergänzen sich gegenseitig. Während es in Ruined by Design darum geht, dass jeder Designer eine ethische Verantwortung hat, Dinge nicht so zu designen, dass sie Menschen schaden, geht es in Digital Minimalism darum, wie genau man diese schädlichen Teile von Social Networks erkennt und für sich unschädlich macht. Trotzdem finde ich Ruined by Designs Aussage noch wichtiger und stärker, aber vielleicht muss man damit anfangen, sich erst selbst die Atemmaske überzuziehen, bis man sich um seine Nachbarn kümmert. Oder so.
Oh, eine Sache noch: Hier könnte jetzt noch dieser offensichtliche „Haha, wie ironisch, dass ich ausgerechnet dieses Buch auf einer INTERNETSEITE im INTERNET eintrage!“-Witz kommen, aber er kommt nicht! Ich habe die Vor- und Nachteile, eine Webseite zu benutzen, die ich selbst programmiert habe, gründlich abgewogen, und bin zu dem Schluss gekommen, dass das Lesetagebuch vermutlich keine Demokratien zum Fall bringen wird!