Ich fühl's nicht
169 Seiten

Irgendwie hat mir dieses Buch leider nicht so gut gefallen. Ich fand es weder besonders pointiert noch lustig, und eins von beidem sollte so ein Liv Strömquist Comic dann doch sein. Außerdem hatte ich manchmal das Gefühl, dass sie lieber hätte, dass wir wieder Beziehungen wie vor 200 Jahren haben, das fand ich dann auch etwas seltsam.

Sexarbeit
343 Seiten

Dieses Buch bietet umfassende Einblicke in den Bereich der Sexarbeit und lässt eigentlich alle Beteiligten zu Wort kommen, allen voran die Sexarbeiter*innen selbst. Im Mittelpunkt stehen die Berichte der Akteur*innen aber denen werden auch Erläuterungen vorangestellt und vor allem die rechtliche Seite der Prostitution in Deutschland wird umfassend erklärt. Mir hat das Buch gut gefallen, die Menschen sprechen darin für sich selbst und werden nie verurteilt.

Invisible Women
432 Seiten

Uff, was für ein Buch. Ich dachte, ich könnte das Patriarchat nicht noch mehr hassen, aber nach diesem Buch hasse ich es noch so viel mehr. Dieses Buch zeigt so umfangreich und detailliert auf, wie Frauen in dieser Welt systematisch benachteiligt werden, dass man es immer nur in kleinen Portionen lesen kann, da es sonst ZU deprimierend ist. Jeder und jede sollte dieses Buch lesen, ich kann es wirklich nur empfehlen.

Der Sieg des Kapitals
288 Seiten

Das war ein sehr interessantes Buch und ich habe Einiges gelernt. Doch obwohl es für Einsteiger*innen sein sollte, bin ich manchmal etwas schwer mitgekommen und hätte mir ausführlichere Erklärungen oder mal eine Grafik gewünscht. Mein Finanzwissen beschränkte sich bisher auf "Money can be exchanged for goods and service", da fiel es mir teilweise schwer, komplexere Sachverhalte nachzuvollziehen, vor allem, wenn es um den Börsenhandel ging. Dafür fand ich die Kapitel, in denen die Finanzkrisen der letzten Jahre erklärt wurden, besonders gut, da sie relativ anschaulich waren und ich förmlich merkte, wie sich bei mir die Wissenslücken verkleinerten . Auch die geschichtlichen Hintergründe des Geldes und die Anfänge des Kapitalismus fand ich sehr interessant. Es wurde auch sehr gut dargelegt, was Deutschland falsch macht in der Finanzpolitik. Die Autorin kann gut erklären, wo was schief läuft und an welchen Stellschrauben man drehen müsste, um den Kurs zu korrigieren. Kleiner Nachteil: jetzt gibt es eine neue Sache in der Politik, mit der ich unzufrieden sein kann (ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich vorher noch nicht genug verstanden habe um finanzpolitisch unzufrieden zu sein). Alles in Allem, bin ich sehr froh, dieses Buch gelesen zu haben. Es liest sich flüssig und bereitet das Thema "Kapitalismus" umfangreich auf, ohne langweilig zu sein.

Nerds retten die Welt
336 Seiten

Sibylle Berg interviewt in diesem Buch Wissenschaftler*innen aus den verschiedensten Fachbereichen und das ist so unterhaltsam wie lehrreich. Dabei wird ein gutes Spektrum an Themen abgedeckt, sodass eigentlich für jeden etwas dabei ist. Am besten haben mir die Kapitel zu sozialer Ungerechtigkeit gefallen, auch wenn sie manchmal ein bisschen schockierend waren. Aber es ist irgendwie ein bisschen beruhigend zu wissen, dass so korrekte Menschen in der Forschung daran arbeiten, unsere Welt zu verbessern.

Normal People
304 Seiten

Ich habe dieses Buch mit in den Urlaub genommen, weil ich dachte, ich kann es entspannt die Woche über lesen. Stattdessen habe ich es jetzt mehr oder weniger in einem Rutsch durchgelesen, weil es mich so mitgerissen hat. Ich kann mich nicht wirklich erinnern, wann ein Buch zuletzt diesen Effekt auf mich hatte. Die erste Hälfte dachte ich nur, wie gut es ist und wie sehr ich es liebe. Von der zweiten Hälfte habe ich mich dann ein bisschen... betrogen gefühlt? Es geht irgendwie in eine andere Richtung, als man am Anfang dachte, und ich habe mich die ganze Zeit während des Lesens relativ schlecht gefühlt. Es ist sehr traurig aber teilweise sind die Konflikte nicht sonderlich "sinnvoll" sondern basieren auf schlechter Kommunikation und das stresst dann einfach sehr. Viele Szenen in der zweiten Hälfte des Buches haben auch großes Unbehagen in mir ausgelöst und ich habe das Gefühl, dass viele problematische Aussagen und Szenen zu sehr hingenommen werden, vor allem von Marianne. Das ist Teil ihres Charakters aber ich habe das Gefühl, es macht nicht so richtig Sinn und wie sie beschrieben wurde, trägt nicht dazu bei, sie zu verstehen. Das lässt einen als Leserin irgendwie sehr aufgewühlt zurück und auch das Ende hat mich gestört. SPOILER –––––––Dass sie quasi sagt, dass er jetzt sein Leben in der großen weiten Welt beginnen kann und sie für immer zurück bleiben wird, fand ich einfach nur extrem traurig. Ich hätte mir einfach für sie auch eine Art Emanzipation gewünscht, in Bezug auf ihn aber auch in Bezug auf ihr ganzes Leben dort und wie sie sich selbst sieht und was sie denkt, was sie verdient. Marianne deserved more.

Das klingt jetzt alles so negativ. Dabei fand ich das Buch trotzdem mega gut und würde es sofort weiterempfehlen (vor allem, weil ich gerne mit Freunden darüber diskutieren würde). Die Dialoge sind sehr on point und es hat auf jeden Fall starke Gefühle in mir ausgelöst, was ja auch schon Einiges über ein Buch aussagt.

Die Stadt der Träumenden Bücher
480 Seiten

Ein sehr guter Zamonien-Roman! Sehr packend und mit einer runden Geschichte. Walter Moers ist sehr kreativ, nur leider vernachlässigt er zeitweise zugunsten phantasievoller Beschreibungen ein bisschen die Handlung. Die zweite Hälfte des Buches hat sich daher für mich ein bisschen gezogen. Dafür ging das Ende dann wieder Schlag auf Schlag, was irgendwie nicht ganz gepasst hat, da vorher ziemlich lange nichts passiert ist. Aber die ganzen Einfälle und diese Welt sind schon ziemlich cool, vor allem Buchhaim (ich hätte gerne noch mehr Zeit in der Stadt verbracht)! Ich fand es nur manchmal etwas albern, welche Sachen die Hauptfigur dann doch unglaubwürdig fand, obwohl sie literally in dieser Welt lebt, in der es allerhand Phantastisches gibt. Er ist schon eine ganze Weile in den Katakomben und hat schon alles Mögliche gesehen, aber als ihm dann jemand sagt, da gäbe es einen Riesen, ist ihm das dann doch zu abgedroschen. Das ist ein wenig nervig, da es öfters vorkommt. Aber Alles in Allem ist das ein sehr guter Fantasy-Roman mit tollen Einfällen, den man wirklich gut lesen kann. Es ist auch immer sehr schön zu sehen, wie die Zamonien-Romane miteinander verbunden sind und einzelne Charaktere erwähnt werden, die man schon aus anderen Geschichten kennt.

»Darling Jane«: Jane Austen – eine Biographie
256 Seiten

Das war eine sehr lesenswerte Biographie - vor allem für Austen-Fans eigentlich ein Muss, aber nicht nur! Der Autor ist Literaturwissenschaftler und hat auch zusammen mit seiner Frau alle Austen-Romane übersetzt, daher ist die Biographie sehr fundiert. Sie erzählt Jane Austens Leben chronologisch nach, jedes Kapitel bezieht sich auf einen Abschnitt ihres Lebens und damit einen Ort, an dem sie gewohnt hat, da sie oft umgezogen ist. Aber es geht noch um viel mehr: Grawe beleuchtet die Familienverhältnisse, die gesellschaftlichen Umstände und politischen Verhältnisse und ordnet das Werk literaturwissenschaftlich ein (als Fontane-Forscher vergleicht er Austen auch mit ihm, was ich sehr interessant fand). Generell sind die ganzen zusätzlichen Informationen sehr aufschlussreich und notwendig, um Austens Werk besser zu verstehen (und zu würdigen!). Leider leider ist von ihr sehr wenig überliefert, da ihre Familie viele Briefe (besonders die Interessanten) vernichtet hat, was aus heutiger Sicht einfach ein Jammer ist. Es ist von daher sehr schwer, sich ein Bild von Jane Austen als Person zu machen, da ihr Bild stark von den idealisierten Überlieferungen ihrer Familie geprägt ist. Vor allem über ihr Liebesleben kann man einfach keine verlässliche Aussage treffen (außer, dass sie nie geheiratet hat) und der Autor lässt sich auch nicht dazu hinreißen. Als Literaturwissenschaftler betont er auch mehrmals, dass man von Austens Figuren nicht auf sie selbst schließen kann. Dafür, dass man eigentlich so wenig über Jane Austen weiß, gibt es dann doch Einiges, was den wenigen Briefen zu verdanken ist, die überlebt haben, sowie ihren Nichten und Neffen, die ihre Erinnerungen an die schon damals berühmte Tante niedergeschrieben haben. Es klingt ein bisschen zynisch, da ihr früher Tod menschlich ein großer Verlust für die Familie war, aber man wünscht sich auch einfach, sie hätte mehr Zeit zum Schreiben gehabt.

Verstand und Gefühl
288 Seiten

Nachdem ich jetzt alle Jane-Austen-Romane nochmal als Hörbuch gehört habe, bin ich in meiner früheren Annahme bestätigt, dass Verstand und Gefühl mein am wenigsten liebstes der Bücher ist. Also, es ist immer noch sehr gut, aber da gefallen mir die anderen Werke dann doch besser. Das liegt vor allem daran, dass mir beide Hauptfiguren nicht so wirklich sympathisch sind und es mir somit schwer fällt, mich wirklich in die Geschichte einzufühlen. Auch ist die Auflösung, die sich am Ende für Eleanor ergibt, ein bisschen zu plötzlich und perfekt, als dass es einem wirklich glaubhaft vorkommt. Trotzdem hatte ich beim Hören dieses Hörbuches viel Freude, was auch der Sprecherin (Eva Mattes) zu verdanken ist, die ihre Sache wirklich großartig macht und jedem einzelnen Charakter eine unverwechselbare und passende Stimme (und Intonation) gibt. Die komischen Elemente sind hier in diesem Roman besonders prägnant. Die Szene am Anfang, bei der John und Fanny darüber diskutieren, wie viel er den Dashwoods jetzt schuldig ist, ist meiner Meinung nach das witzigste, was Jane Austen je geschrieben hat

Northanger Abbey
320 Seiten

Ich bin extrem entzückt von Northanger Abbey. Ich dachte schon, dass es mir gefallen würde, denn ich hatte gute Erinnerungen an diesen im Vergleich eher schmalen Roman von Jane Austen. Aber auch diese positiven Erwartungen wurden mal wieder übertroffen. Es ist so gut geschrieben: es ist witzig und eine Satire auf die Schauerromane der damaligen Zeit. Es reißt einen mit und man fühlt mit mir der jungen Heldin mit. Ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass Henry Tilney der sympathischste und attraktivste Held des Austen-Universums ist. Man könnte ihn 1:1 in die heutige Zeit verpflanzen und ihm würden immer noch alle Herzen zufliegen. Katherine ist keine klassische Romanheldin, was die Autorin selbst auch immer wieder betont (Austen kommentiert teilweise die Handlung, was tatsächlich gut funktioniert). Aber sie ist sehr liebenswert und man kann sich mit ihr identifizieren auch wenn man sich manchmal über ihre Naivität aufregt. Was ich sehr interessant finde: in diesem Roman findet man nicht nur die beste aller Austen Figuren, sondern auch die, meiner Meinung nach, schlimmste. John Thorpe ist so derart unangenehm, gegen ihn sind die Mrs. Norris und Mr. Elton und Lady De Burgh und wie sie alles heißen, gar nichts. Man kann ihn richtig gut hassen und fiebert deshalb umso mehr für Katherines Glück mit. Dieses Hörbuch war rundum ein Genuss — auch hier wieder Anerkennung für Eva Mattes’ Interpretation.

Überredung
348 Seiten

Mein Jane Auste re-listen geht weiter. Ich hatte kurz überlegt, zum Semesterstart damit aufzuhören, aber habe dann doch gemerkt, dass ich die Ablenkung brauche und dass Corona-Podcasts, so informativ wie sie doch sein mögen, nicht die perfekte Spaziergangbegleitung für mich sind. Zu Überredung hatte ich wahrscheinlich die wenigste Verbindung von allen Jane Austen Werken (zusammen mit Northanger Abbey), weil es zu den Büchern gehört, die ich nur einmal gelesen habe und wovon ich auch nie eine Verfilmung gesehen habe. Das einzige, woran ich mich erinnern konnte, ist dass die Liebeserklärung in Überredung die schönste ist, die ich je gelesen habe, und mein kleines Herz damals sehr berührt hat. Das trifft heute immer noch zu. Ansonsten hatte ich gar nicht so große Erwartungen an das Werk. Zu Unrecht! Auch hier wieder wurde ich ein bisschen überrascht, wie interessant und mitreißend die Geschichte ist. Man kann in Überredung sehr gut mit der Heldin mitfühlen, mehr als in anderen Werken eigentlich. Und auch, wenn ich ja immer wusste, dass sie und der Herr am Ende zusammenfinden würden, kam mir das zeitweise so abwegig vor, weil das Buch so gut geschrieben ist und einen in die Irre leitet. Dafür ist die Auflösung am Ende umso schöner und herzerwärmender. Selten hat man es einer Austen-Heldin mehr gegönnt.

Mansfield Park
565 Seiten

Das ist jetzt schon das zweite Hörbuch von Jane Austen, das ich auf ausgedehnten Spaziergängen anhöre. Mit Mansfield Park war ich weniger vertraut, da ich es erst ein mal gelesen habe. Dadurch war es sogar relativ spannend, da ich mich nicht mehr an Einzelheiten der Handlung erinnern konnte. Die Hauptfiguren in diesem Buch sind weniger sympathisch als in anderen Austen-Werken und man kann bei der Haupt-Liebesgeschichte auch nicht wirklich mitfühlen, da sie erst auf den letzten Seiten zustande kommt. Dafür sind die Charaktere jedoch sehr amüsant und es gibt viele Verstrickungen und grade am Ende geht es Schlag auf Schlag. Was dieses Buch von Emma oder Stolz und Vorurteil z.B. unterscheidet, ist, dass man nicht nur auf die Perspektive der Heldin beschränkt ist. So erfährt man auch von den (niederen) Beweggründen der anderen Figuren, was sehr interessant und abwechslungsreich ist. Die Beziehungsgeflechte in dieser Geschichte sind sehr ausgedehnt und die Personen alle so unterschiedlich, dass für viel Dynamik und Spannung gesorgt ist. Alles in Allem hat mir dieses Buch sogar noch besser gefallen als erwartet, wenn auch auf eine andere Weise. Ein nicht zu unterschätzendes Austen-Werk!

Der Ursprung der Liebe
136 Seiten

Der Ursprung der Liebe ist ein sehr schön gezeichneter und interessanter Comic. Man lernt viel Neues dabei und es ist sehr aufschlussreich––ich hatte mehrere Aha!-Momente. Teilweise war es auch etwas unangenehm, da es ja um ein Thema geht, dass uns alle in unserem Alltag viel beschäftigt. Das hat dazu geführt, dass ich mich selbst und meine Beziehungen hinterfragt habe. Was ja gut ist, wenn ein Buch das schafft, aber wirklich angenehm ist es halt nicht. Aber das war nur ein kleiner Teil; vor allem bin ich froh, es gelesen zu haben und kann es von ganzem Herzen weiterempfehlen. Komplizierte Zusammenhänge werden sehr eindrucksvoll dargestellt aber das immer mit einer Prise Humor. Es ist sehr erfrischend zu lesen, da Liv Strömquist so gar nichts vom Patriarchat hält und sich nicht davor scheut, allgemein anerkannte Konzepte zu hinterfragen. Das Buch regt auf jeden Fall zum Nachdenken an und zeigt, dass die Dinge nicht schon immer so waren, wie sie jetzt sind, und dass es vielleicht auch nicht die einzig wahre Art zu l(i)eben gibt.