- Sol
- Das Spiel der Zehn
- Aiden Thomas
- Dragonfly
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- Wettbewerb
- Prüfungen
- Götter
- Diversität
- LGBTQ+
Alle zehn Jahre finden die Sonnenspiele statt, in denen zehn ausgewählte Halbgötter und -göttinnen in fünf Prüfungen gegeneinander antreten. Der Gewinner wird zur sonnentragenden Person gekürt, während dem Verlierer die größte Ehre zuteil wird: Diese Person wird nämlich Sol geopfert, um für weitere zehn Jahre den Frieden auf der Welt zu wahren. Die diesjährigen Spiele sind jedoch anders als die vorherigen, den unter den Teilnehmenden befindet sich Teo, der zu den Jades gehört, die im Gegensatz zu den Golds, zu denen u. a. seine beste Freundin Niya zählt, nicht für den Wettkampf ausgebildet werden. Auch Xio, ein andere Jade und damit Außenseiter, ist einer der Teilnehmenden, mit dem sich Teo und Niya verbünden. Und dann ist da noch Aurelio, mit dem Teo früher eine tiefe Freundschaft verband, die trotz des Wettbewerbs noch nicht ganz erloschen zu sein scheint … doch wie soll Teo erfolgreich alle Prüfungen bestehen, wenn das gleichzeitig bedeutet, dass er seine Freunde im Stich lassen muss?
In diesen Fantasyroman muss man sich definitiv reinlesen. Ich war am Anfang ganz schön überfordert von den vielen Charakteren, die vorgestellt werden, zumal der Anfang an sich relativ lang gezogen war. Erst, nachdem die Prüfungen losgehen (nach etwa einem Viertel des Buches) nimmt die Handlung Fahrt auf und ließ mich mit den Charakteren mitfiebern. Die Prüfungen selbst waren hervorragend umgesetzt und ich mochte Teos Beziehungen zu Aurelio, Niya und Xio ebenfalls sehr. (Vor allem Teos langsam aufblühende Romanze mit Aurelio war absolut fantastisch umgesetzt und zusammen mit den Prüfungen eins meiner persönlichen Highlights.)
Auch die Diversität war sehr willkommen; zwar musste ich mich zugegeben erst daran gewöhnen, dass einer der Wettbewerbsteilnehmer das sier/siem-Pronomen benutzt, aber letztendlich war es kein Problem, das (leider noch seltene) Pronomen im Text zu lesen.
Zuletzt gehörte auch das Ende zu meinen Highlights, weil es meine Erwartungen zugleich erfüllt und gebrochen hat. Da ist man schon gespannt auf den zweiten Teil!
Leider bestand der Fantasyroman allerdings nicht nur aus gut umgesetzten Ideen. Wie gesagt ist der Anfang mit der Namen-Lawine absolut überfordernd und ich habe mich sehr schwer damit getan, diesen Anfang zu überwinden. Menschen, die lieber möchten, dass es schnell losgeht, werden hier wahrscheinlich einen guten Grund finden, das Buch frühzeitig abzubrechen. Der Schreibstil an sich war stellenweise sehr merkwürdig, weil scheinbar ohne Grund englische Wörter eingebaut werden, wo es eine deutsche Entsprechung ebenso getan hätte. Das hat mich zwar nicht allzu sehr gestört, aber irritierend fand ich es trotzdem.
Zudem hat das Ranking-System Fragen in mir aufgeworfen. Nach jeder Prüfung werden die Teilnehmenden beurteilt, vom ersten bis zum letzten Platz. Im Buch selbst gibt es an diesen Stellen sogar extra eine Spalte an der Seite, die die Symbole der jeweiligen Götterfamilie zeigt und damit die Reihenfolge der Teilnehmenden. Aber am Ende blieb der Eindruck zurück, dass die ersten vier Prüfungen im Grunde irrelevant sind, weil nur die letztplatzierte Person der fünften Prüfung als Opfer ausgewählt wird, unabhängig davon, wie sie sich zuvor anstellte. Da es zwischen den Prüfungen möglich ist, sowohl hoch aufzusteigen als auch tief zu fallen, hätte ich es logischer gefunden, wenn der Durchschnitt aller Prüfungsergebnisse relevant gewesen wäre; das hätte nicht nur den ersten vier Prüfungen Bedeutung verliehen, sondern hätte dafür gesorgt, dass sowohl Gewinner als auch Verlierer gerecht ausgewählt werden. (Ohne zu viel zu verraten: Ich habe es tatsächlich ausgerechnet und sowohl Gewinner als auch Verlierer wären anders, als sie es im Buch sind, wenn man statt dem Ergebnis der letzten Prüfung den Durchschnitt aller Prüflinge bewertet hätte.)
Deshalb komme ich letztendlich zu dem Schluss, dass dieser Roman sowohl einige willkommene Stärken als auch einige störende Schwächen hat – und deshalb wohl nicht jedem gefallen wird. Ich fand ihn gut genug, um auch den zweiten Teil lesen zu wollen, kann aber nicht von der Hand weisen, dass es bestimmt nicht jedem so ergehen wird. Trotzdem hoffe ich, dass der Roman ein paar begeisterte Leser*innen findet!
Seit Ara ihre Schwester vor fünf Jahren an das Spiel der Unsterblichen verlor, ist sie entschlossen, sich an Zeus, der sie damals auswählte, zu rächen. Als sie unerwartet zu Hades’ ausgewählter Spielerin wird, bietet sich ihr endlich die Gelegenheit, denn sollte sie die Spiele gewinnen, wird ihr ein Wunsch erfüllt werden. Allerdings möchte Hades ihr als friedliebender Herrscher keine Waffen zur Verfügung stellen, weshalb Ara allein mit einem Seil und einer Tasche einen Weg finden muss, die zahlreichen Aufgaben zu bestehen – in Zusammenarbeit mit den anderen Spielenden, von denen allerdings nur einer gewinnen kann …
Diese Geschichte hat mich ganz schön überrascht, sowohl auf gute als auch auf nicht ganz so gute Weise. Denn zunächst einmal hat sie mir erstaunlich gut gefallen – ich fand den Schreibstil wunderschön zu lesen, die beiden Protagonisten außerordentlich sympathisch und die vielen Aufgaben absolut grandios. Es hat mir schlicht sehr viel Spaß gemacht, die Spiele und die Art und Weise, wie die Charaktere sie lösten, zu verfolgen. Letztere sind wohl die größte Stärke des Romans: Sämtliche Aufgaben waren fantastisch beschrieben, ihre Lösung sehr gut nachvollziehbar und die Szenen mit ihnen spannend erzählt. Hier mochte ich es auch, dass die Teilnehmenden zusammenarbeiten und ihre von Göttern geschenkten Gegenstände auf intelligente Weise einsetzen mussten. Wer diese Art von Geschichte speziell wegen der Aufgaben mag, wird hier also voll auf seine Kosten kommen.
Doch es gab auch einige kritische Punkte, die es mir trotz der starken Positive schwer machten, die Geschichte vollkommen zu genießen. Es fängt damit an, dass Ara und Hades zwar beides grandiose Charaktere sind, die Romanze zwischen ihnen aber recht plötzlich kommt und nicht unbedingt glaubwürdig war. Dabei waren die Szenen zwischen ihnen durchaus süß, aber ich habe einfach nicht verstanden, warum sie sich überhaupt lieben. Das liegt teils sicher an ihrer begrenzten Screentime; gefühlt verbringt Ara mehr Zeit mit ihrem anfänglichen Love Interest Theron, wodurch ich am Anfang sogar eher die beiden als Paar sah.
Betonung ist dabei „am Anfang“. Denn leider ist mit Theron genau das passiert, was ich befürchtet hatte: Er wurde schließlich zu einem Schurken degradiert, wodurch sämtliche Komplexität ihrer Beziehung verloren ging. Das war nicht nur sehr vorhersehbar, sondern auch schade, weil ich gerne das Potential eines emotionalen Konflikts gesehen hätte. Vor allem auch deshalb, weil wir die anderen Spielenden nicht allzu gut kennenlernen; diese hätten mehr Zeit gebraucht, um als richtige Charaktere wahrgenommen zu werden, denn bereits jetzt habe ich sie vergessen.
Das Ende der Geschichte war dafür sehr schön und hat ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert, auch wenn es natürlich die Kritikpunkte nicht wettmachte. Trotzdem habe ich die Geschichte sehr genossen – und hoffe, dass auch andere Leserinnen und Leser ihre Stärken zu schätzen wissen werden!