"Hach ja. Sich einfach mal an einen Tisch setzen mit einer Person, die anderer Meinung ist. Einfach mal einen Tee trinken mit jemandem, der Geflüchtete ertrinken lassen will. Einfach mal feiern gehen mit Leuten, die Homos gesetzlich benachteiligen wollen. Einfach mehr miteinander reden! Heart-Emoji! Handshake-Emoji! Demokratie. So schön.
Das Gemeine ist ja, es klingt mega demokratisch. Weil »mehr miteinander reden« so freundlich und fair, ja nahezu empathisch klingt. Vor allem aber klingt es: ausgewogen. Du sagst was, ich sage was, dann verstehen wir unsere Positionen besser, und vielleicht finden wir einen Kompromiss.
Du möchtest gegen die Menschenrechtskonvention verstoßen und ich nicht? Cool, verstoßen wir doch einfach nur ein bisschen gegen die Menschenrechtskonvention. Du respektierst trans Menschen nicht und ich schon? Fantastisch, lass uns nur einen Teil der trans Menschen respektieren. Du hasst Musliminnen und ich nicht? Da gibt es ein paar prima Abstimmungen dazu.
Einfach mal miteinander reden setzt eine friedliche Ausgewogenheit voraus, die meistens nicht gegeben ist; wenn ich mit einem homofeindlichen Marsch-fürs-Läbe-Schwurbler über Homosexualität rede, macht das mit mir sehr viel mehr als mit ihm."
Die meiste Zeit über war der Protagonist einfach nur unsympathisch und anstrengend. Der Spass beim Lesen hielt sich in Grenzen. Aber das Buch war locker zu lesen und dünn, also hab ich weiter gelesen. Und am Ende hat es mir doch noch etwas besser gefallen und ich denke noch ein bisschen darüber nach.
uff. Vieles davon fand ich sehr schwierig, auch wenn man berücksichtigt, dass es von 1956 ist. Nur ein Beispiel: ständig ist die Mutter Schuld an „Neurosen“ und „Geisteskrankheiten“… und Gleichberechtigung findet er auch unnötig bzw. schädlich weil er sie als Gleichmachen interpretiert. Hab ziemlich oft „WTF“ und „bullshit“ neben meine Markierungen notiert.
Trotzdem zwei Sterne wegen ein paar Denkanstössen und Kapitalismuskritik.
Muss man nicht gelesen haben.
Ein Buch, was sich so locker leicht liest und reinzieht, dass man sich wünscht, es ginge noch weiter.