Detransition, Baby
368 Seiten

In dem Buch geht es um drei Personen, die überlegen, ob sie eine unkonventionelle Familie sein können und zusammen ein Kind bekommen können. Diese ungewöhnliche Prämisse macht für ein interessantes Buch, dass zusätzlich gut geschrieben und auch witzig ist. Leider war mir eine der drei Hauptfiguren relativ unsympathisch und manchmal waren mir die Sprünge in den Perspektiven auch zu abrupt. Dazu kommt, dass ich kein Fan von einem offenen Ende bin, aber das ist wohl Geschmacksache. Aber alles in allem hat mir dieses Buch doch sehr gut gefallen und mich zum Nachdenken angeregt.

A Thousand Acres
384 Seiten

Ich bin auf „A Thousand Acres“ aufmerksam geworden, weil es in einem Artikel erwähnt wurde, den ich für die Uni gelesen habe. Es handelt sich um eine moderne Adaption von „King Lear“, die Ende des 20. Jahrhundert auf einer Farm im Nirgendwo von Amerika spielt. Das setting wird sehr anschaulich aufgebaut, man spürt die Weite und Ödnis und Hoffnungslosigkeit. Es ist wirklich sehr gut geschrieben aber unglaublich dark und traurig. Viele dieser toxischen Familiendynamiken kamen mir sehr bekannt vor, was das Leseerlebnis nochmal eindrücklicher gemacht hat. Ein sehr gutes Buch.

Gastrophysics
336 Seiten

Ich dachte, es wäre ein Buch voller funfacts über Essen aber irgendwie ist es das nicht. Es ist eher ein Buch, das verschiedene Aspekte des Essen (-gehens) betrachtet und erläutert, wie viele verschiedene Faktoren bestimmen, wie sehr uns ein Essen schmeckt. Das war zwar auch irgendwie interessant, aber irgendwann auch relativ repetitiv und vorhersehbar. Auch hat der Autor meiner Meinung nach manche Studien sehr vereinfacht interpretiert ohne den Kontext oder den Unterschied von Korrelation und Kausalität zu berücksichtigen. Dazu kommt, dass er selten über die Methodik der Studien geredet hat, oder darüber, dass vieles einfach nicht eindeutig nachzuweisen ist aber „eh it depends“ ist natürlich leider nicht so eindrucksvoll wie viele seiner Aussagen. Die Tatsache, dass er da nicht transparent war und Studien nicht genau erklärt und ausgewertet hat, hat ihn definitiv mein Vertrauen gekostet, was viele seiner „fun facts“ anbelangt. Am nervigsten fand ich jedoch, dass das Buch relativ diety ist und immer wieder „Tipps“ gegeben hat, wie man weniger essen kann. Das Buch endete sogar mit einer Liste von Ratschlägen, denen man folgen sollte, um weniger zu essen (was wir natürlich alle wollen…), u.a. kleinere Teller zu benutzen…. Als leidenschaftliche Hörerin des Podcasts „Maintenance Phase“ kann ich bei sowas nur mit den Augen rollen.

Rachel's Holiday
685 Seiten

In "Rachel's Holiday" geht es um eine junge Frau, die drogensüchtig ist und sich (unfreiwillig) in Therapie begibt und beginnt, langsam ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen. Das Buch ist lustig geschrieben, auch wenn es es in der Mitte etwas durchhängt, wie ich fand. Die gleichen Erkenntnisse wiederholen sich öfters, so dass man als Leserin schon lange weiß, was Rachel noch abstreitet. Allerdings hat Keyes dieses Thema, soweit ich weiß, umfassend recherchiert, also wird es wahrscheinlich seine Gründe haben, warum die Geschichte sich so langsam entfaltet wie sie es tut. Zum Ende hin nimmt sie dann Fahrt auf und wird sehr emotional und auch traurig, wenn Rachel realisiert, was sie alles verloren hat. Ich persönlich hätte auf den Epilog verzichten können, aber das ist wahrscheinlich Geschmacksache. Alles in Allem fand ich das Buch unterhaltsam und fesselnd. Außerdem ist es gut, mal ein Buch über Drogen zu lesen, das nicht von Männern handelt. Dieses kam mir doch sehr viel aufrichtiger und näher an der Realität dran vor als Trainspotting, Strobo and the likes.

This is London
423 Seiten

Dieses Buch ist sehr gut und interessant. Jedes Kapitel ist eine eigene kleine Reportage über verschiedene Menschen in London, von denen man normalerweise nicht hört und die kein Teil des typisch pittoresken London-Bildes sind, das einem über Serien und Bücher vermittelt wird. Alle Menschen, die Judah interviewt, sind Migranten und es geht immer darum, wie sie in dieser großen Stadt leben. Er spricht mit Obdachlosen, Sexworkern, Drogendealern und vielen mehr. Auch wenn er mal ein paar Nächte mit unter der Brücke schläft oder sich in ein "dosshouse" einschleust, so haben seine Berichte jedoch nichts Sensationsheischendes, im Mittelpunkt stehen die Interviewpartner*innen, sich selbst nimmt er meist völlig raus. Das ist sehr eindrücklich und an dieses Buch werde ich bestimmt viel denken, wenn ich nächsten Monat selbst in London bin.