Gastrophysics
336 Seiten

Ich dachte, es wäre ein Buch voller funfacts über Essen aber irgendwie ist es das nicht. Es ist eher ein Buch, das verschiedene Aspekte des Essen (-gehens) betrachtet und erläutert, wie viele verschiedene Faktoren bestimmen, wie sehr uns ein Essen schmeckt. Das war zwar auch irgendwie interessant, aber irgendwann auch relativ repetitiv und vorhersehbar. Auch hat der Autor meiner Meinung nach manche Studien sehr vereinfacht interpretiert ohne den Kontext oder den Unterschied von Korrelation und Kausalität zu berücksichtigen. Dazu kommt, dass er selten über die Methodik der Studien geredet hat, oder darüber, dass vieles einfach nicht eindeutig nachzuweisen ist aber „eh it depends“ ist natürlich leider nicht so eindrucksvoll wie viele seiner Aussagen. Die Tatsache, dass er da nicht transparent war und Studien nicht genau erklärt und ausgewertet hat, hat ihn definitiv mein Vertrauen gekostet, was viele seiner „fun facts“ anbelangt. Am nervigsten fand ich jedoch, dass das Buch relativ diety ist und immer wieder „Tipps“ gegeben hat, wie man weniger essen kann. Das Buch endete sogar mit einer Liste von Ratschlägen, denen man folgen sollte, um weniger zu essen (was wir natürlich alle wollen…), u.a. kleinere Teller zu benutzen…. Als leidenschaftliche Hörerin des Podcasts „Maintenance Phase“ kann ich bei sowas nur mit den Augen rollen.

Rachel's Holiday
685 Seiten

In "Rachel's Holiday" geht es um eine junge Frau, die drogensüchtig ist und sich (unfreiwillig) in Therapie begibt und beginnt, langsam ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen. Das Buch ist lustig geschrieben, auch wenn es es in der Mitte etwas durchhängt, wie ich fand. Die gleichen Erkenntnisse wiederholen sich öfters, so dass man als Leserin schon lange weiß, was Rachel noch abstreitet. Allerdings hat Keyes dieses Thema, soweit ich weiß, umfassend recherchiert, also wird es wahrscheinlich seine Gründe haben, warum die Geschichte sich so langsam entfaltet wie sie es tut. Zum Ende hin nimmt sie dann Fahrt auf und wird sehr emotional und auch traurig, wenn Rachel realisiert, was sie alles verloren hat. Ich persönlich hätte auf den Epilog verzichten können, aber das ist wahrscheinlich Geschmacksache. Alles in Allem fand ich das Buch unterhaltsam und fesselnd. Außerdem ist es gut, mal ein Buch über Drogen zu lesen, das nicht von Männern handelt. Dieses kam mir doch sehr viel aufrichtiger und näher an der Realität dran vor als Trainspotting, Strobo and the likes.

This is London
423 Seiten

Dieses Buch ist sehr gut und interessant. Jedes Kapitel ist eine eigene kleine Reportage über verschiedene Menschen in London, von denen man normalerweise nicht hört und die kein Teil des typisch pittoresken London-Bildes sind, das einem über Serien und Bücher vermittelt wird. Alle Menschen, die Judah interviewt, sind Migranten und es geht immer darum, wie sie in dieser großen Stadt leben. Er spricht mit Obdachlosen, Sexworkern, Drogendealern und vielen mehr. Auch wenn er mal ein paar Nächte mit unter der Brücke schläft oder sich in ein "dosshouse" einschleust, so haben seine Berichte jedoch nichts Sensationsheischendes, im Mittelpunkt stehen die Interviewpartner*innen, sich selbst nimmt er meist völlig raus. Das ist sehr eindrücklich und an dieses Buch werde ich bestimmt viel denken, wenn ich nächsten Monat selbst in London bin.

Unterleuten
640 Seiten

Ein guter Roman, sehr gut geschrieben. Bisschen schwer reinzukommen und eine sympathische Figur hätte auch nicht geschadet aber alles in allem top. Am besten fand ich, dass selbst bei den Kapiteln, die aus der Sicht der verrücktesten Figuren geschrieben sind, man ihre Sicht der Dinge irgendwie nachvollziehen kann. Zeh hat sehr gut dargestellt, dass sich eigentlich jeder Mensch im Recht wähnt und für jeden die anderen die Verrückten sind.