Nach der Nuklearkatastrophe kehren einige alte Menschen in ihr altes Zuhause im Dorf Tschernowo zurück. Baba Dunja, eine betagte Dame, ist eine von ihnen. Durch ihre Augen verklärt sich das kleine Dorf, gelegen inmitten der Todeszone, in eine merkwürdige Idylle. Zumindest solang die alteingesessenen Dörfler unter sich bleiben.. Die Geschichte ist kurzweilig, Humor und Tragik reichen sich hier die Hand und es ist alles nett zu lesen, aber auf mich wirkte vieles nicht bis zum Ende ausgearbeitet, fast wie eine Art Entwurf. Ab dem Punkt, an dem die Fremden in die Dorfgemeinschaft eintreten, hatte das Buch etwas erzwungenes. Für mich war Baba Dunja an vielen Stellen zu ruhig, zu unaufgeregt, mir fehlten da Regungen, die manchmal nur vage Andeutung gefunden haben, und stellenweise fühlte ich mich der in Deutschland lebenden Tochter, über die sie berichtet, näher als ihr.
(Für mich noch ein klarer Pluspunkt: Die Wahl von Sophie Rois als Sprecherin für Baba Dunja. Passte ziemlich gut.)
Am Ende der Lektüre war ich etwas ratlos. Die Rahmenhandlung und damit die Idee des Protagonisten, eines fiktiven Autors, sich mit der Person Hitler zu befassen, um sie zu verstehen, fand ich auch leider weniger bis überhaupt nicht spannend aufgearbeitet. Die Sache, auf die er dann allerdings stößt - hier schafft Harry Mulisch eine alternative Geschichte, ohne die eigentliche anzutasten - war dermaßen gut und fesselnd, dass ich für die wenigen Kapitel das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Die philosophischen Ergüsse, die sich dem anschließen, waren dann dermaßen wirr (oder mir unverständlich), dass ich, wäre das Buch nicht so kurz, hier ausgestiegen wäre. Das Ende ist vielleicht etwas zu tragisch, aber im Kontext des Romans schlüssig. Für mich war das Buch leider nichts.
Gerade zu Beginn fand ich die Geschichte doch sehr steif, gerade auch aufgrund der Sprache, und brauchte einige Zeit, um mich in die Geschichte einzufinden. Dzaja, aufgewachsen in der Steppe, beschließt mit Erreichen der Volljährigkeit ihrem Nomadinnendasein zu entfliehen und in die Stadt zu ziehen, um dort ihr Glück zu finden. Hier ist sie die Fremde, das Mädchen aus der Steppe, und schildert ihren Alltag. Im weiteren Verlauf des Romans kommen auch Dzajas Tochter sowie ihre Mutter zu Wort und stellen deutlich den Stellenwert der Frau heraus. Petra Hůlová portraitiert mit ihrem Debütroman drei Frauen-Generationen, die sich auf den ersten Blick vielleicht stark unterscheiden, sich allerdings in dem einen Punkt einen: Sie alle stehen irgendwann zwischen Tradition und Moderne, müssen sich entscheiden und zwangsläufig auf etwas verzichten. Auf mich wirkte das phasenweise etwas befremdlich, aber auf eine Art, die mich doch zum Nachdenken angeregt hat.
Ich mag seine Romane mehr, aber das war auch ziemlich gut.
Fräulein Gold: Schatten und Licht ist der Auftakt von Anne Sterns Trilogie um die Hebamme Hulda Gold, die im Berlin der 1920er Jahre wirkt. Es ist insgesamt gut geschrieben, die Beschreibungen sind wirklich anschaulich und ich hatte einige wirklich gute Lesestunden. In vielen Aspekten erinnert der Roman sehr an Babylon Berlin - sowohl die Serie als auch die Romanvorlage von Volker Kutscher -, aber er bleibt in manchen Punkten doch sehr vage und am Ende fehlte mir ein bisschen eine Art Alleinstellungsmerkmal. Der Tod einer Prostituierten, auf dem in diesem Band der Fokus liegt, ist zu Beginn noch interessant, allerdings empfand ich die Verknüpfung der einzelnen Handlungsebenen ab einem gewissen Punkt etwas zu konstruiert als dass es glaubhaft gewesen wäre. Dabei gefielen mir die Hauptcharaktere, die Hebamme Hulda Gold sowie der Kriminalkommisar Karl North, eigentlich recht gut und allein deren Geschichte hätte einen Roman füllen können. So war es zwar ein netter Roman, mehr aber eben auch nicht.
Gefiel mir sprachlich unglaublich gut. Die Struktur, die der Roman hat, passt auch ganz gut zur Alzheimer-Thematik, mit der er sich befasst. Es ist spannend und interessant, einzig und allein die Auflösung wirkte auf mich, vielleicht der Knappheit geschuldet, zu gewollt.
Geschafft! Thematisch fand ich das Buch zu spannend, um es einfach abzubrechen, allerdings war es zu trocken, um wirklich lange Etappen am Stück zu lesen. Diese Auseinandersetzungen rund um Verschwörungstheorien gefielen mir gut, allerdings fand ich es unglaublich kompliziert, gerade aufgrund der vielen Sprünge im Mittelteil, dem wirklich ohne Probleme folgen zu können. Wer (wie ich) nicht so viel Ahnung von griechischer und römischer Mythologie hat, wird an der ein oder anderen Stelle vielleicht etwas frustriert sein, allerdings lässt sich das alles mit entsprechender Recherche doch nachvollziehen können. Größtes Problem, das ich hatte, war dann allerdings, dass ich weder Französisch noch Italienisch lesen (oder sprechen) kann, weil recht viele Passagen ohne deutsche Übersetzung dort standen. Schwere Kost, die sich aber irgendwie auch gelohnt hat.
Ich mag Detektivromane, von dem hier habe ich viel erwartet, am Ende war er in meinen Augen aber doch eher nur Durchschnitt. Der Plot erinnert irgendwo im entfernten an einen klassischen Whodunnit, vielleicht auch der gesamte Aufbau, in dem von einem Verhör zum nächsten gesprungen wird. Das ist alles unglaublich dialoglastig und so richtig spannend wurde es in meinen Augen dann leider nicht. Und sprachlich war es mir an manchen Stellen leider auch etwas zu überladen.
Handwerklich wirklich gut, für meinen Geschmack aber einfach viel zu langatmig und plotarm. Am Ende dann etwas spannender, überzeugen konnte mich Marías mit seinem Werk allerdings nicht.