1984
328 Seiten

Ein Leseerlebnis wie kein zweites. Das Buch ist, von seiner historischen Bedeutung einmal abgesehen, zweifellos eines der innovativsten und künstlerisch bedeutendsten Werke, die ich gelesen habe. Wahrscheinlich war es zu seiner Veröffentlichung fast schon zu innovativ, immerhin wurden die Ideen, die sich hier finden noch unzählige Male recycelt. Obwohl 1984 heute vermutlich kein Zukunftsroman mehr ist (und damit meine ich nicht wegen des Titels, das Szenario erscheint in unserer heutigen Welt mehr als unwahrscheinlich), so ist es doch ein Konzeptroman in seiner reinsten Form und als solcher ungemein zeitlos. Das Modell Ozeaniens ist denkbar, schlüssig und (vermutlich ist es unnötig das zu erwähnen) auf perfide Art und Weise bedrückend. Von den vielen Parallelen zu wirklichen Vorgängen will ich gar nicht erst anfangen. Leider hatte ich nur die deutsche Ausgabe zur Hand, ich bin mal gespannt, wann ich das Original in Angriff nehme. Sicher nicht allzu bald, mein Bedürfnis an Unwörtern ist für dieses Jahr jedenfalls gedeckt.

Die Berliner Simulation
137 Seiten

Recht spannender Schreibstil, bei dem jeder Satz nur Sinn ergibt, wenn man ihn in den Kontext der vorangegangen und folgenden Sätze setzt (klingt komisch, ich weiß). Stellenweise schwer auseinander zu halten ist, ob der Protagonist gerade wiedergibt, was tatsächlich passiert oder was er sich in der aktuellen Situation nur denkt. Auf jeden Fall ein gelungener Blick auf das Berliner Treiben. Der Klappentext sagt vermutlich alles. Ist, denke ich, heute auch noch so.

Let’s Explore Diabetes With Owls
275 Seiten

Ganz nett, aber wie Erwin treffend sagte: »Normalerweise schreibt David Sedaris coole satirisch-ironische Bücher aus der Sicht fiktiver Personen, dieses ist aus seiner eigenen Sicht geschrieben. Und die ist nun mal die eines homosexuellen Mannes Mitte fünfzig, der gerade in einer Midlife-Crisis steckt.«

Der Herr der Ringe: Die zwei Türme
406 Seiten

Tja. Hier bin ich sogar teilweise überrascht gewesen, wie genau der Jackson-Film versucht, manche Figuren und Schauplätze korrekt wieder zu geben. Mir wurden manche Änderungen im Plot bewusst, die zwar nicht unbedingt schlecht sind, aber ich konnte teilweise nicht ganz nachvollziehen, weshalb genau man überhaupt die Romanhandlung ändern musste. Den zweiten Band des Herrn der Ringe fand ich tatsächlich viel, viel spannender als den sehr langatmigen ersten. Besonders bemerkenswert ist die Erzählweise, die im Film leider verloren geht. Im ersten Band gab es nie einen Schauplatz-/Perspektivwechsel, Jetzt sind die Gefährten getrennt und während die erste Hälfte des Buches nur von Aragorn, Gandalf, Merry und Pippin erzählt, erzählt die zweite Hälfte nur von Frodo und Sam. Ich finde das ehrlich gesagt wesentlich angenehmer, als der bei vielen Autoren übliche Schauplatzwechsel nach jedem Kapitel, sodass der Spannungsbogen einer Geschichte nie aufgelöst wird und man keine wirklichen Höhen und Tiefen mehr erlebt. Das ist wohl der Loudness War der Literatur.

Macbeth
224 Seiten

Zweisprachige Reclam-Ausgaben sind gar nicht mal so schlecht, erst wird einem beim genauen Vergleich der Texte und dem Lesen der Fußnoten bewusst, wie genial manche Passagen sind. Wer es schafft, bei der Form des Textes die Bühnenhandlung vor dem inneren Auge nachzuvollziehen, ist auf jeden Fall verdammt gut unterhalten.

Stiller
536 Seiten

Sehr ermüdend und unglaublich nüchtern geschrieben, außerdem hatte ich stellenweise das Gefühl, Max Frisch wollte mit diesem Buch eigentlich nur mal mit der Schweiz und dem typischen schweizer Weltbild abrechnen.