Am Anfang war ich nur fassungslos, dass jemand so ein Buch schreiben kann, weil die Sprache ständig zwischen Übertreibung, akribischer Beschreibung, Unsinn wandelt. Tatsächlich macht es aber sehr viel Spaß zu lesen. „Ein Buch wie eine Fernsehserie, die ins Stottern geraten ist.“ (Robin Detje) trifft es ganz gut.

Der Protagonist ist (wie oft bei Houellebecq) ein alleinstehender Mann um die 50, der mit seinem Leben unzufrieden ist. Er setzt sich mit der Tagespolitik auseinander und lässt sich dann von anderen Leuten, die sich besser auskennen, erklären, was er die letzten dreißig Jahre offenbar nicht mitbekommen hat und warum da jetzt eine muslimische Partei im Parlament ist. Und was ist das überhaupt, der Islam? Und finde ich das nicht eigentlich gut weil ich wieder eine patriarchalische Gesellschaft haben möchte?

↑ 2016
2015 ↓

Natürlich hinterlässt es ein komisches Gefühl, sich die Storys eines relativ gut bezahlen Reporters durchzulesen, der "mal eben" in Hotels übernachtet, die 400$ pro Nacht kosten und quer durch Asien jettet, dabei soviel Tuchfühlung mit der normalen Bevölkerung aufnimmt wie ich mit fremder Unterwäsche. Doch gerade deswegen: Kudos ob der Ehrlichkeit mit der die Texte verfasst sind. Auch hatte ich mir öfters gewünscht, die Kapitel würden noch weiter gehen, so gut war das.

↑ 2015
2014 ↓

Tja, irgendwie ist mir erst nach der Hälfte in den Sinn gekommen, dass ich das Buch schon auf Deutsch gelesen habe und ich brauchte das Lesetagebuch, um wirklich sicher zu sein. Hatte insofern aber nur ein seltsames Déja-Vu-Gefühl bei bestimmten Stellen. Generell konnte ich mich an vieles nicht mehr erinnern. Dafür fielen mir beim Lesen einige Unterschiede zwischen Buch und den Filmen auf. Lustigerweise machte der Daniel-Craig-Film weniger dramaturgische Plotänderungen, hat aber genau an diesen Stellen ein kleines Handlungsdefizit gegenüber der schwedischen Verfilmung, die meiner Meinung nach mehr auf den Subtext eingeht.

Leider mehr ein Trilogie-Finale, als die witzig-durchdachten Kurzgeschichten des ersten oder zweiten Teils. War trotzdem ganz cool.

Zusammen mit dem "Goblet of Fire" sicherlich der schwächste Teil der Serie. Nachdem er nun lange genug im Schrank lag, konnte ich ihn aber auch mal im Original lesen, dachte ich mir.

Ein Leseerlebnis wie kein zweites. Das Buch ist, von seiner historischen Bedeutung einmal abgesehen, zweifellos eines der innovativsten und künstlerisch bedeutendsten Werke, die ich gelesen habe. Wahrscheinlich war es zu seiner Veröffentlichung fast schon zu innovativ, immerhin wurden die Ideen, die sich hier finden noch unzählige Male recycelt. Obwohl 1984 heute vermutlich kein Zukunftsroman mehr ist (und damit meine ich nicht wegen des Titels, das Szenario erscheint in unserer heutigen Welt mehr als unwahrscheinlich), so ist es doch ein Konzeptroman in seiner reinsten Form und als solcher ungemein zeitlos. Das Modell Ozeaniens ist denkbar, schlüssig und (vermutlich ist es unnötig das zu erwähnen) auf perfide Art und Weise bedrückend. Von den vielen Parallelen zu wirklichen Vorgängen will ich gar nicht erst anfangen. Leider hatte ich nur die deutsche Ausgabe zur Hand, ich bin mal gespannt, wann ich das Original in Angriff nehme. Sicher nicht allzu bald, mein Bedürfnis an Unwörtern ist für dieses Jahr jedenfalls gedeckt.

Recht spannender Schreibstil, bei dem jeder Satz nur Sinn ergibt, wenn man ihn in den Kontext der vorangegangen und folgenden Sätze setzt (klingt komisch, ich weiß). Stellenweise schwer auseinander zu halten ist, ob der Protagonist gerade wiedergibt, was tatsächlich passiert oder was er sich in der aktuellen Situation nur denkt. Auf jeden Fall ein gelungener Blick auf das Berliner Treiben. Der Klappentext sagt vermutlich alles. Ist, denke ich, heute auch noch so.