Houellebecq hat einen ihm eigenen Stil. Es schwingt immer das leicht zynisch-depressive mit, das gefällt mir ganz gut. Die Idee, eine muslimische Partei an die Macht zu bringen und die Identitären zu beleuchten, fand ich schlüssig. Ich war erstaunt, dass man schon damals die IB quasi kannte. Mir sind die erst viel später aufgefallen. Ob Houellebecq besonders feine Fühler hat oder die Bewegung in Frankreich früher tätig war, kann ich nicht beurteilen. Letztlich bleibt zu fragen, ob man wie der Protagonist am Ende den Autoritarismus akzeptiert und sich (glücklich, da es diverse Annehmlichkeiten gibt) fügt oder ob man sich für die "Freiheit" des Laizismus entscheidet. Ich persönlich kann Stand jetzt kein wirkliches Urteil bilden. Dass man eine paneuropäische Lösung, quasi ein neues römisches Reich, hinbekommt, halte ich zwar nur für bedingt möglich; so schnell wie hier aber auf gar keinen Fall. Und antimuslimisch ist das Buch keineswegs, da haben ja diverse laute Stimmen der Medienlandschaft direkt die Rassismuskeule geschwungen.

Der Protagonist ist (wie oft bei Houellebecq) ein alleinstehender Mann um die 50, der mit seinem Leben unzufrieden ist. Er setzt sich mit der Tagespolitik auseinander und lässt sich dann von anderen Leuten, die sich besser auskennen, erklären, was er die letzten dreißig Jahre offenbar nicht mitbekommen hat und warum da jetzt eine muslimische Partei im Parlament ist. Und was ist das überhaupt, der Islam? Und finde ich das nicht eigentlich gut weil ich wieder eine patriarchalische Gesellschaft haben möchte?

Französische Politik und Literatur.

Islamisierung und Rechtsradikalismus.

Versteckte Satire und Kritik.

Im Ganzen - Unglaublich sonderbar.