Das Reich der Asche - Realm Breaker 1
608 Seiten

Nachdem Cortael, ein sogenannter Spindelberührter, durch die Hand seines Zwillingsbruders Taristan stirbt, ist die ganze Welt Allwacht in Gefahr, denn Taristan gedenkt, eine "Spindel", ein Portal zu einer anderen Welt, aufzureißen, auf diese Weise Allwacht zu schwächen und seine eigene Macht zu stärken.

Sieben Gefährten obliegt es, einen Weg zu finden, die Spindel wieder zu verschließen: Corayne, Tochter von Cortael, in deren Blut es liegt, genau das zu bewerkstelligen; Andry, ein Knappe, der vor seinem Tod Cortaels Spindelklinge in Sicherheit bringen konnte; Domacridhan, genannt Dom, ein Unsterblicher, der der beste Freund Cortaels war; Sorasa, eine Meuchelmörderin, die ihre eigenen Wege hat, ans Ziel zu gelangen; Valtik, eine Hexe, die in Reimen spricht und die Zukunft vorhersehen kann; Charlon, ein Fälscher mit einer geheimnisvollen Vergangenheit; und Siegel, eine Kopfgeldjägerin, die selbst in ihrem Gefilde gefürchtet ist.

Tatsächlich dauert es den Großteil des Buches, bis alle Protagonisten sich zusammengefunden haben, sodass es auch nicht verwundert, dass aus dieser Gruppe nur Corayne, Andry, Dom und Sorasa Sichtcharaktere sind. Die anderen drei lernt man hier im ersten Band nur grob kennen, weshalb ich mich jetzt schon freue, in Zukunft mehr zu ihnen zu erfahren.

Dafür haben wir zwei andere Sichtcharaktere: Erida, eine Königin, die die notwendige Macht hat, um die Protagonisten bei ihrer Aufgabe zu unterstützen, sowie Ridha, eine Prinzessin und Cousine Domacridhans, die im Norden weitere Verbündete schaffen will. Was unsere Protagonisten (zuerst) allerdings nicht wissen: Eine*r von ihnen ist mit Taristan verbündet ...

Ich habe es sehr genossen, diese charakterfokussierte Fantasy zu lesen, die sich perfekt für Fans von Leigh Bardugo and Game of Thrones eignet, aber auch für Fans von Fantasy ohne Romanzen - zwar gibt es durchaus Andeutungen, was spezielle Charakterpaare betrifft, aber die meiste Anziehungskraft verspürt man tatsächlich bei den Antagonisten. Es war sehr erfrischend, eine Handlung zu verfolgen, die sich auf Beziehungen im Allgemeinen fokussiert.

Die Handlung selbst war spannend und bot einige Überraschungen, wird größtenteils jedoch nicht zwingend von den Ereignissen getragen, sondern von den gut durchdachten Charakteren. Mein persönlicher Liebling war die Meuchelmörderin Sorasa, doch so gut, wie die Charaktere ausgebaut sind, fällt es leicht, so ziemlich jeden der Sichtcharaktere zu seinem persönlichen Liebling zu erklären.

Ein weiteres Highlight ist der Schreibstil, in dem Victoria Aveyard kreative Vergleiche und Metaphern findet. Auf diese Weise schaffte sie es, dass die Handlung sich nicht nur auf dem Papier, sondern auch in meinem Kopf abspielte - ich war sehr beeindruckt davon, was für einprägsame Bilder sie findet, um ihre Charaktere, Orte und Geschichte im Allgemeinen zu beschreiben.

Insgesamt ein wundervoller Fantasyroman, bei dem ich schon jetzt auf die Fortsetzung brenne!

Ministerium der Träume
384 Seiten

Nas' Schwester Nushin kommt bei einem Autounglück ums Leben. Die Polizei vermutet, dass es sich um einen Unfall handelt, weil ihr Auto kurz zuvor stümperhaft repariert wurde, während Nas überzeugt davon ist, dass ihre Schwester Selbstmord begangen hat. In ihrem Testament hinterlässt Nushin ihr das Sorgerecht für Parvin, ihre Tochter in Teenagerjahren. Bald schon beschäftigt Nas nicht nur die Frage, welche Geheimnisse ihre Schwester vor ihr hatte, sondern auch das Problem, mit Parvin auszukommen, die sich vor ihr verschließt ...

Dieses Buch hat einen sehr modernen Schreibstil, im mehreren Sinne. Die Ich-Perspektive Nas' enthält nicht nur regelmäßige Flüche und kreative, bildhafte Metaphern, sondern auch Gender-Doppelpunkte, die sich schön in den Text einfügen und zeigen, dass ihre Schreibweise mitnichten so störend für den Lesefluss ist, wie man vermuten könnte.

Die Geschichte selbst erzählt einerseits von Nas' problematischer Beziehung mit ihrer Nichte Parvin, aber auch die Vergangenheit, die sie mit ihrer Schwester Nushin durchlebte. Sehr gut hat mir gefallen, dass einige Punkte der Vergangenheit in der Gegenwart noch mal aufgegriffen und so offene Fragen geklärt wurden; leider trifft das nicht auf die Gegenwartsfragen zu. An sich finde ich es in Ordnung, gewisse Plotpunkte im Offenen zu lassen, aber in diesem Fall ist auch das Ende überraschend offen und lässt einen mit dem Gefühl zurück, dass etwas fehlt, um der Geschichte einen endgültigen Abschluss zu geben. Zwar werden die Umstände von Nushins Tod glücklicherweise geklärt, aber die Konsequenzen der Wahrheit bleiben leider unerforscht.

Die Charaktere haben sich alle sehr realistisch angefühlt und gerade Nas war eine wunderbare Protagonistin, in die ich mich hervorragend hineinversetzen konnte, weil Hengameh Yaghoobifarah es meisterhaft beherrschte, sie zu einer fehlerbehafteten und sympathischen Figur zu machen.

Die Nebencharaktere bleiben größtenteils blass, allerdings meine ich das im positiven Sinn - sie wirken wie Personen aus dem eigenen Bekanntenkreis, den man nicht allzu gut kennt und der deshalb relativ fremd auf einen wirkt.

Der Titel hat mich etwas verwirrt, weil weder Ministerien noch Träume eine große Rolle in der Handlung spielen, ist aber nur eine Kleinigkeit.

Insgesamt eine schöne Geschichte über menschliche Zwischenbeziehungen, bei der mich nur das Ende nicht zufriedengestellt hat. Die Reise war es imho durchaus wert, aber wer gerne möchte, dass seine Bücher einen guten Schlusspunkt finden, wird ihn hier leider nicht bekommen.

Das Gold der Krähen
592 Seiten

Nachdem Inej am Ende des ersten Bandes von Jan Van Eck entführt wurde, sind Kaz, Nina, Matthias, Jesper und Wylan entschlossen, sie zu retten. Zu diesem Zweck erstellen sie einen komplexen Plan, der mit einem Zusammenspiel von Einbrüchen, Betrügereien und Lügen für Inejs Freiheit sorgen soll. Zudem sucht Kaz weiterhin nach einem Weg, Rache an dem Mann zu üben, der ihm seinen Bruder genommen hat ...

Auch der zweite Band der Duologie begeisterte mich durch eine wunderbare Charakterisierung, eine spannende Handlung und mehreren Schichten eines absolut genialen Plans. Während mich im ersten Band vor allem Kaz, Nina und Matthias begeisterten, sind es hier Inej, Jesper und Wylan, deren Sichtweisen ich besonders gern verfolgte - wobei die anderen drei aber mitnichten zu kurz kommen. Tatsächlich sind die Rollen der einzelnen Charaktere sogar ausgewogener als im ersten Teil.

Sehr schön fand ich es auch, dass die romantischen Beziehungen zwischen den Charakteren eine größere Rolle bekamen, die Romanzen selbst aber weiterhin eine Nebenhandlung blieben. So hat die Romanze den Plot angenehm gewürzt, statt im Weg zu stehen.

Das einzige, was mir nicht ganz so gut gefiel, war das Schicksal von einem der Hauptcharaktere - in meinen Augen mutete es leicht unnötig an und hätte ebenso gut durch ein glücklicheres ersetzt werden können. Natürlich erwarte ich nicht, dass jeder Charakter sein Happy End bekommt, aber in diesem Fall hätte ich es gegenüber dem eigentlichen Ende bevorzugt.

Insgesamt genauso empfehlenswert wie der erste Band und ein schöner Abschluss der Duologie!

Das Lied der Krähen
576 Seiten

Für dreißig Millionen Kruge bekommt Kaz Brekker einen unmöglichen Auftrag: Er soll in das Eistribunal, ein ausbruchssicheres Gefängnis, einbrechen und einen gefährlichen Wissenschaftler daraus befreien. Zu diesem Zweck stellt er sich eine Truppe zusammen: Inej, das "Phantom" und seine rechte Hand; Nina, eine Magierin aus den Slums; Matthias, ein Verurteilter mit dem Verlangen nach Rache; Jesper, ein Scharfschütze und einer seiner treuesten Begleiter; und Wylan, ein Ausreißer mit einem Händchen für Sprengstoff. Zu sechst stellen sie einen Plan zusammen, um dieses unmögliche Ziel zu erreichen - nur, dass oft sie selbst es sind, die sich im Weg stehen ...

Ich habe diese wundervolle Duologie schon mehrmals gelesen und jedes Mal begeistert sie mich wieder. Die Charaktere, die zuerst durch ihre obengenannte Position vorgestellt werden, bekommen während des Romans unglaublich viel Tiefe und jeden einzelnen von ihnen schließt man früher oder später ins Herz. In diesem ersten Band der Duologie mochte ich vor allem Kaz und die Beziehung zwischen Nina und Matthias, aber auch Inej, Jesper und Wylan glänzten durch ihren dreidimensionalen Charakter.

Nicht zuletzt ist auch die Handlung unglaublich spannend, sodass man konstant mitfiebert und es genießt, die Charaktere mit verschiedenen Problemen umgehen zu sehen. Die eigentliche Handlung um den Einbruch ins Eistribunal beginnt zwar recht spät, gibt einem dafür aber genügend Zeit, die Charaktere kennenzulernen.

Den einzigen Wermutstropfen kann man verschmerzen: Das Alter der Charaktere in Zusammenhang mit ihrem Verhalten und ihrer Vergangenheit. Sie sind alle um die siebzehn, doch würde man als Leser niemals darauf kommen, weil sie alle viel erwachsener wirken, sodass ich es realistischer gefunden hätte, ihr tatsächliches Alter wenigstens um ein paar Jahre anzuheben.

Insgesamt absolut empfehlenswert für alle, die eine spannende Handlung, vielschichtige Charaktere und eine gut ausgebaute Welt lieben - mit anderen Worten: Für alle, die gerne Bücher lesen!

Pretty Dead. Wenn zwei sich lieben, stirbt die Dritte
384 Seiten

Mitten auf einer Halloween-Party bricht Sarah Matthews plötzlich in den Armen ihres Freundes Chase zusammen und stirbt. Schnell wird klar: Sie wurde ermordet. Mehrere Jugendliche aus ihren Bekanntenkreis sind verdächtig: Chase, ihr Freund; Brooke, ihre beste Freundin; Devin, ihr Stiefbruder; Piper, ihre Erzfeindin; und Jam, Chases ehemaliger Freund. Sie alle waren circa ein Jahr vor Handlungsbeginn direkt oder indirekt in einen Autounfall verwickelt, der danach geheim gehalten wurde und der jetzt ans Licht zu kommen droht. Zudem finden Chase und Brooke, die heimlich ineinander verliebt sind, rote Kraninche, in denen ihnen gedroht wird, ihre Geheimnisse ans Tageslicht zu bringen ...

Was die Charaktere angeht, hatte ich ein merkwürdiges Leseerlebnis: Einerseits habe ich mich für die Charaktere an sich nicht sonderlich interessiert, andererseits waren es ihre Geheimnisse und ihre teils geheimen Beziehungen zueinander, die mich am meisten zum Weiterlesen antrieben. Gerade die Beziehung zwischen Brooke und Chase ist wundervoll beschrieben, aber auch andere Freund- und Liebschaften kommen nicht zu kurz.

Drei Kernfragen bilden die Basis des Romans: Wer hat Sarah Matthews vergiftet? Wer schickt den beiden Hauptcharakteren Brooke und Chase die roten Kraninche? Und was genau ist damals beim Autounfall passiert? Es hat sehr viel Spaß gemacht, diese Fragen zusammen mit den Charakteren zu lösen, wobei ich eine von ihnen sogar richtig beantwortet habe, während ich bei den anderen beiden total falsch lag XD

Insgesamt ein schöner Jugendthriller mit einer liebevoll beschriebenen Romanze, der imho zwar nicht ganz so tiefgründige Charaktere enthält, dafür seine Handlung mit Fragen und Geheimnissen füllt, die man als Leser unbedingt aufdecken will. Insgesamt empfehlenswert!