Mind Control
544 Seiten

Der abschließende Band der Hodges-Trilogie. Naja. Erst einmal das obligatorische "Stephen Kings Stil ist gut", blabla, ist klar. Diesmal kann ich das nicht zu 100% unterschreiben, gegen Ende wurde es mMn sehr schludrig. Ich war froh, dass Brady Hartsfield zurückkehrte. Die Szenen mit ihm gefielen mir am meisten. Jedoch wurde mit ihm nicht gut umgegangen, es offenbarten sich sehr viele Schwächen, ich will ein paar nennen: -warum schießt er nicht zweimal in den Körper seiner ehemaligen Kollegin, wenn eines seiner Lieblingsworte "Kontrolle" ist (es steht sogar im Titel!)? -warum begeht er denselben Fehler nochmal am Ende? -wie schafft es ein abgemagerter, hypoglykämischer Hodges mit Krebs im Hardcore-Endstadium, gebrochenem Handgelenk und halb-hypnotisiertem Verstand, Brady zu überwältigen und fast bewusstlos zu schlagen? -dass Hodges und Co so schnell auf die richtige Spur kommen, ist faul vollzogen. Und dass sich so wenige suizidieren ist wahrlich nicht King-typisch, ich dachte, dass es locker ein paar hundert werden, aber beim Lesen waren es fünf und in der Auflösung im Abspann waren es dann 20. -und warum, das ist mein Hauptpunkt, gibt es ein Happy End? Normalerweise habe ich erwartet, dass Brady von irgendeinem Besitz ergreift, doch das Buch war zu Ende. Ich war verdattert und das war ich noch nie in meinem Leben. Ich fühle mich regelrecht um ein gutes Ende betrogen und bin traurig, dass mir die Trilogie trotz der schönen Stunden vergällt wird. Man merkt richtig, dass King seine "guten" Figuren zu sehr mochte, um sie abkratzen zu lassen. Schwach, einfach nur schwach. Ich war auch nicht traurig, als Hodges letztlich dem Krebs erlag, weil ich mir dachte, dass er alles viel zu jovial und selbstgerecht geschafft hat. Es hätte mich auch nicht gewundert, wenn er überlebt hätte.

Die Rabenringe - Odinskind
656 Seiten

Das war nach langer Zeit mal wieder ein Fantasy-Buch und es hat mir ziemlich gut gefallen. Die Welt, die an ein Skandinavien im Wikingerzeitalter erinnert (nur ohne Wikinger), fühlte sich harmonisch an. Die "Menschen", die dort leben, haben eine Art Magie, die mich an die Macht aus Star Wars erinnerte; man konnte das "Leben" um sich herum spüren und sich z.T. boosten. In seiner Gänze habe ich die "Gabe" (= die Macht) und das "Umarmen" (= Nutzen der Macht) aber nicht kapiert. Ich denke aber, dass das von der Autorin gewollt ist, denn der Hauptfigur Hirka, der wir folgen, ist das titelgebende Odinskind, ist also von der Gabe abgeschnitten. Sie selbst kann also nicht das verstehen, was für alle selbstverständlich ist.

Der Stil war an manchen Stellen etwas wiederholend, aber nicht ermüdend. Gegen Ende war es mir ein wenig zu verworren, als die Handlung sehr schnell wurde. Etwas mehr Beschreibung, bzw auktoriale Distanz hätte mir persönlich geholfen. Und die Entfernungen zu den Orten waren auch nicht immer ganz logisch, die Karte, die abgebildet war, war auch nicht sonderlich hilfreich (oder lesbar, da hat man wohl ganz tief in der Kalligraphie-Kiste gegraben)

Alles in allem fand ich das Buch sehr charmant und allein schon das Ersinnen des Ganzen bewundere ich. Die anderen zwei Bücher der Trilogie werde ich sicher lesen.

Finderlohn
544 Seiten

Stephen King hat ein Talent, Charaktere zu entwickeln. Und was für eines. So besteht der erste Teil mit ca. 150 Seiten nur aus "Prolog", der auch noch gut war. Der zweite Teil war dann die eigentliche Handlung, die unglaublich dicht erzählt war. Es ist etwas passiert, was ich eigentlich noch nie hatte: ich konnte es nicht aus der Hand legen und habe bis nach Mitternacht gelesen. Und das ist ein sehr gutes Zeichen. Auch der Plot hat mir sehr gut gefallen, ebenso die enge Vernetzung mit dem ersten Band der Trilogie. Ich freue mich schon auf "Mind Control"

Fire and Fury: Inside the Trump White House
322 Seiten

Als Donald Trump die Wahl gewann, hatte ich mein drittes Anatomietestat. Seitdem sah ich jeden Monolog von Stephen Colbert und es war das Ereignis, das mich politisiert hat und allgemein umsichtiger sowie interessierter an der gedanklichen Umwelt. Deshalb war es nochmal erfrischend zu sehen, wie die Anfänge waren, incl. Cheeseburger im Bett, während Fox News läuft. Am besten waren die Reden, die teilweise halbseitenweise zitiert wurden. Man muss sich mit Ferndiagnosen zwar zurückhalten, aber man kann bei den Gedankensprüngen Trumps schon von einer (leichten) formalen Denkstörung sprechen (inhaltlich, darüber lässt sich freilich streiten und manch interessante Diskussion aufkeimen).

Bedlam (Skulduggery Pleasant, Book 12)
592 Seiten

Ich war von Band elf in der Retrospektive nicht sonderlich begeistert, es geschah nicht sonderlich viel.

Dieses Buch ist dahingehend das komplette Gegenteil, es ist schnell (vor allem die zweite Hälfte), es hat eine gute Handlung und das alles ist eingebettet in einen Fanservice, wie man ihn sonst nur in seinen Träumen haben kann. Es gibt Gespräche zwischen Skulduggery und Walküre, die an die ersten Bände erinnern, es werden so viele Dinge der vergangenen Bände erwähnt und harmonisch verwoben, Walküres Vater ist so trottelig wie schon lange nicht mehr, ebenso wie Fletcher, der aber auch coole Momente hat, etc. pp. An manchen Stellen konnte man richtig fühlen, wie Landy dachte: "Hey, ich habe noch nichts mit Piraten und deren Schiffen gemacht. Let's frickin' do it!". Ich habe fast jede Seite geliebt und ich kann es kaum erwarten, den nächsten Teil zu lesen.

1Q84 (Band 3)
576 Seiten

Der dritte Teil der für Deutschland in zwei Teile aufgesplitteten Trilogie (irgendwie haben die deutschen Verleger es mit Murakami. "Die Ermordung des Commendatore", die eigentlich nur ein Buch ist, wurde in zwei Bücher aufgeteilt) ist nicht unbedingt so stark wie der Erste, doch der perfekte Schluss. Das Ende war beinahe schon rührend in seiner romantisch-kitschigen Zusammenführung. Warum es das neue "Romeo und Julia" sein soll, weiß ich nicht. Die Analogie ist nicht logisch zu erschließen, so dünkt es mir.

Unterwerfung
272 Seiten

Houellebecq hat einen ihm eigenen Stil. Es schwingt immer das leicht zynisch-depressive mit, das gefällt mir ganz gut. Die Idee, eine muslimische Partei an die Macht zu bringen und die Identitären zu beleuchten, fand ich schlüssig. Ich war erstaunt, dass man schon damals die IB quasi kannte. Mir sind die erst viel später aufgefallen. Ob Houellebecq besonders feine Fühler hat oder die Bewegung in Frankreich früher tätig war, kann ich nicht beurteilen. Letztlich bleibt zu fragen, ob man wie der Protagonist am Ende den Autoritarismus akzeptiert und sich (glücklich, da es diverse Annehmlichkeiten gibt) fügt oder ob man sich für die "Freiheit" des Laizismus entscheidet. Ich persönlich kann Stand jetzt kein wirkliches Urteil bilden. Dass man eine paneuropäische Lösung, quasi ein neues römisches Reich, hinbekommt, halte ich zwar nur für bedingt möglich; so schnell wie hier aber auf gar keinen Fall. Und antimuslimisch ist das Buch keineswegs, da haben ja diverse laute Stimmen der Medienlandschaft direkt die Rassismuskeule geschwungen.