Juli Zeh erzählt uns von Dora, Werbetexterin Mitte 30, und ihrem Umzug von Berlin in die Brandenburger Provinz Anfang 2020. Der Titel „Über Menschen“ ist in zweierlei Hinsicht sprechend für dieses Buch. Einerseits werden unterschiedliche Lebensentwürfe aus Doras Umfeld beschrieben. Sie, die Hauptperson, lernen wir über die Beziehungen und Reibungen mit diesen Menschen kennen. Andererseits stellt uns die Autorin ständig vor die Entscheidung, ob und wo zwischen zwei Menschen eine Balance herrscht oder es ein Gefälle gibt. In unterschiedlichen Situationen tritt mal der eine, mal die andere als „Übermensch“ in Aktion. Zeh überlässt es dem Leser, die beschriebenen Menschen und Situationen zu bewerten. Mit einer guten Portion Situationskomik und Humor nimmt Juli Zeh den ernsten Themen die Schwere.

"In Bracken ist man unter Leuten. Da kann man sich nicht mehr so leicht über die Menschen erheben. Wirst dich dran gewöhnen müssen."

Eine unterhaltsame, aber anfangs auch sehr anstrengende/teils angestrengte Lektüre, die mich letztendlich aber doch sehr nachdenklich gemacht hat, weil sie für mich ungewöhnliche Blickwinkel eingenommen hat und scheinbar unversöhnliche Gegensätze und Weltsichten miteinander konfrontiert hat. Dazu ein weiteres Zitat, das bei mir hängen geblieben ist:

"Sie weiß selbst nicht einmal, ob es stimmt, dass die meisten Rechten nicht gesprächsbereit sind. Weil sie selbst nicht gesprächsbereit ist."

Es geht aus meiner Sicht aber nicht um eine Verharmlosung oder Relativierung von Schrecklichem wie etwa rechtsradikalen Verbrechen, sondern um das Aushalten und Verstehen von Unterschieden – ohne dem anderen gleich gänzlich die Menschlichkeit abzusprechen, nur weil seine Meinung nicht der eigenen entspricht.

Endlich mal wieder ein Buch, das ich verschlungen habe. Extrem kurzweilig geschrieben, so viele gute Zitate, so viel, in dem ich mich wiedergefunden habe, und einfach menschliche und liebenswürdige Hauptcharaktere. Empfehlenswert!

Eine Frau zieht während der Corona-Pandemie aus Berlin aufs Dorf. Ihr Nachbar stellt sich ihr als der „Dorf-Nazi“ vor. Es entwickelt sich über alle Vorurteile und jedes Schubladendenken hinweg eine tiefe Freundschaft. Julie Zeh schreibt mit einer Klugheit und Differenziertheit und mit Herzenswärme über die Menschen. Hat mir sehr gut gefallen.

Wieder einmal ein ganz großartiger Roman von Juli Zeh. Spielt natürlich in einem Dorf. Während der Corona-Pandemie. Sehr aktuell, wieder interessante Charaktere und Entwicklungen. Pandemie, Dorfleben, Isolation, Nazis – ein kunterbunter Reigen. Erinnert ein wenig an Unterleuten, ist aber einfacher zu lesen, da nur aus der Sichtweise der Protagonistin Dora erzählt wird.