Ich fand es phasenweise sehr anstrengend zu lesen und gleichzeitig aber auch sehr gut und interessant geschrieben. Es hat mich jedenfalls immer wieder emotional mitgerissen, sei es positiv oder negativ, und das macht schon mal viel aus.
It‘s cold at the wall.
Boah, das Buch hat mich richtig in seine dystopische Welt hineingezogen und am Ende ziemlich gerädert wieder ausgespuckt. Klimawandel, Migration, soziale Ungerechtigkeit… in Lanchesters Zukunftsentwurf stecken viele große Themen drin.
"Der Vogel kämpft sich aus dem Ei. Das Ei ist die Welt. Wer geboren werden will, muss eine Welt zerstören."
Wie kaum ein zweiter vermag es Hesse, Gedanken zu Bildern werden zu lassen und mich mit seinen Worten in seine Welten zu ziehen. Über 100 Jahre alt und doch wahnsinnig aktuell.
Das Buch handelt von dem ruhigen, unaufgeregten Leben zweier Freunde, Anfang dreißig, die noch in ihren Elternhäusern leben, und die mit den großen und kleinen Herausforderungen des Alltags und des Erwachsenwerdens zu kämpfen haben. Hession widmet sich liebevoll den Eigenheiten seiner Charaktere und erschafft um sie herum eine Insel der Achtsamkeit, der Wertschätzung, der Genügsamkeit, der Friedlichkeit und der Liebe. Die Geschichte ist so wunderbar unaufgeregt und ehrlich geschrieben, dass mir geradezu das Herz aufgegangen ist. Ich konnte richtig in dieser kleinen Welt versinken. Auf diese Art schafft das für mich nur Literatur.
Das Buch hat mich emotional auf eine ganz schöne Achterbahnfahrt mitgenommen. Die Beziehung zweier Freund:innen, Sadie und Sam, steht im Mittelpunkt der Geschichte und wird über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg begleitet. Die beiden machen zusammen Computerspiele, verbringen unglaublich viel Zeit miteinander, aber haben aus unterschiedlichen Gründen Schwierigkeiten, miteinander offen zu kommunizieren. Daraus erwachsen zahlreiche Konflikte, die frustrieren, die aber dennoch nicht Story-, sondern Character driven wirken, da sich die Figuren mit ihren Schwächen sehr greifbar anfühlen. Ich wurde jedenfalls sehr stark in diese Gaming-Welt hineingezogen und war bis zur letzten Seite an das Buch gefesselt.
Die Charaktere, der abwechslungsreiche Erzählfluss und die faszinierenden Naturbeschreibungen haben mich mitgenommen und in die sumpfige Welt der Marsch entführt. Das Buch hat mich gefesselt und sehr berührt.