Ich habe den Zugang zum Buch nicht gefunden. Die vordergründige Jagd nach dem roten Diamanten, die in einem Internat der 60er Jahre spielt, hat mich nicht gepackt und den in vielen Kritiken lobend erwähnte „philosophischen Kern“ der Geschichte habe ich nicht entdeckt. Es mag vielleicht an meinen fehlenden Sinn für Humor liegen, aber Sätze wie: ‚„Er glotzte mich an, als hätte er einen Pfosten vor sich, stampfte mit dem Fuß und rief: »Auf der Zacke steckt der ganze Diamant!“‘ oder „Er grimassierte wieder und wackelte so erregt mit dem Kopf, dass er den Turban zu verlieren drohte.“ erinnern mich zu sehr an Jugendbücher früherer Tage.
Das Buch handelt von den Brüdern Jules und Edmond Goncourt, auf die der bekannte Prix Goncourt zurückgeht. Die beiden wohlhabenden Brüder tun alles gemeinsam. Sie schreiben nicht nur ihre Bücher zusammen (den ersten naturalistischen Roman), sie teilen sogar ihre Geliebten. Die dritte Hauptperson im Buch ist ihre Haushälterin Rose. Sie ist eine schlechte Köchin, umsorgt die beiden Männer aber liebevoll und fürsorglich. Was die beiden nicht wissen, Rose führt ein Doppelleben. Nachdem sie sich in einen Mann verliebt hat, verfällt sie diesem und wird von ihm in jeder Beziehung ausgenutzt. Dies geht so weit, dass Rose die Brüder Goncourt bestiehlt. Nach dem Tod von Rose, entdecken die Brüder das Geheimnis. Ihre Trauer um Rose ist jedoch grösser, als die Enttäuschung über sie. Die Geschichte von Rose verarbeiten sie schliesslich in einem Roman. Alain Claude Sulzer wiederum macht die Brüder Goncourt zum Gegenstand seines Romans. Ein sehr lesenswertes Buch, das die Leser:innen in das Paris des 19. Jahrhundert eintauchen lässt
Nat zieht aufs Land in die spanische Provinz. Alles (Menschen Hund, Garten) dort bleibt rätselhaft. Mal gibt es Annäherung, dann aber wieder offene Feindschaften. Auch die Beziehung zu Andreas (Sex gegen Handwerksarbeit) lässt mich als Leser verstört zurück. Ein atemlos und distanziert erzähltes Buch.
Zuerst beeindruckt von der fulminanten Sprache, dann etwas irritiert von der Vermengung von fiktiver Geschichte mit den realen Attentaten der ETA in Spanien (inkl. Zeitungsausschnitt). Auch wenn alle Besprechungen in den Zeitungen von einem Meisterwerk sprechen, mich hat Javiers Geschichte des Geheimdienst-Agents Nevinson, insbesondere seine Beziehung zu den Frauen, nicht überzeugt. Vielleicht klug, aber für mich ziemlich konstruiert und antiquiert.
Drei Frauen aus drei Generationen, sitzen zufällig im gleichen Theater, wo ein Stück von Samuel Beckett aufgeführt wird. Draussen wüten die Waldbrände. In diesem - sowohl auf der Bühne wie auch in der Welt draussen - apokalyptischen Setting begleiten wir die Frauen in ihren Gedankengängen im geschützten Theaterraum. In der Pause treffen die Frauen zusammen. Wie ist es möglich, als Frau einen Platz in dieser Welt zu finden? Sehr eindrücklich geschriebene Erzählung.
Der türkische Autor Ahmet Altan schrieb das Buch im Gefängnis. Das grosse Thema des Buchs ist denn auch die Freiheit. Im Zentrum der Geschichte steht Fazil, ein Literaturstudent, der gleichzeitig in zwei Frauen verliebt ist, in Hayat, die deutlich älter ist als er und in die gleichaltrige Sila, die ebenfalls Literatur studiert. Trotz der etwas „altmodischen“ Handlung, hat mich sehr beeindruckt, was Ahmet Altan über Freiheit und Literatur zu sagen hat.
Christine Diore und ihr Mann betreiben einen erfolgreichen YouTube-Kanal, mit dem sie sehr viel Geld verdienen. Stars dieses Kanals sind ihre beiden Kinder Sammy und Kimmy, die von ihrer Mutter rund um die Uhr inszeniert werden. Eines Tages verschwindet Kimmy. Christiane Diore gegenüber steht Clara, die Polizistin, die die verschwundene Kimmy suchen muss. Ein Buch, das ich fast nicht zur Seite legen konnte und verschlungen habe. Im Kern geht es im Buch um die Frage nach Freundschaft, Liebe und Anerkennung in unserer Zeit, in der die Sozialen Medien eine (zu) grossen Platz einnehmen: Zitat aus dem Buch: „Big Brother hatte es gar nicht nötig gehabt, sich durchzusetzen. Big Brother war mit offenen Armen und nach Likes dürstenden Herzen empfangen worden, und jeder war bereit gewesen, sein eigener Henker zu sein. Die Grenzen des Privaten hatten sich verschoben. Die sozialen Netze zensierten Bilder von Brüsten und Pos. Aber für einen Klick, ein Herz oder einen hochgereckten Daumen zeigte man seine Kinder und seine Familie, erzählte man sein Leben. Jeder war zum Administrator seiner Selbstdarstellung geworden und diese ein unverzichtbares Element der Selbstverwirklichung.“